Review: Klaus: Die wahre Geschichte von Santa Claus (Graphic Novel)

Heute habe ich ausnahmsweise keine Buch-Kritik für euch, denn ich habe jüngst eine Graphic Novel gelesen, die mich einerseits schwer begeistert hat und die zu rezensieren an kaum einem Tag besser passen würde als heute, weshalb ich dann doch einmal kurz mit Traditionen brechen muss und mich statt eines Buches heute der Neunten Kunst widme.

Klaus
Die wahre Geschichte von Santa Claus

Klaus #1-7, USA 2015/2016, 212 Seiten

Klaus: Die wahre Geschichte von Santa Claus | © Panini
© Panini

Autor:
Grant Morrison
Zeichner:
Dan Mora

Verlag (D):
Panini Verlag
ISBN:
978-3-741-60524-6

Genre:
Fantasy | Action | Abenteuer

 

Inhalt:

Als der einsiedlerische Klaus nach Jahren das erste Mal wieder in seiner einstigen Heimat Grimsvig einkehrt, um dort Pelze zu verkaufen, traut er seinen Augen kaum, denn die Straßen sind wie leergefegt und kein Kinderlachen schlägt ihm entgegen, obwohl doch bald das Julfest naht. Von den Wachen muss Klaus erfahren, dass Baron Magnus die Bewohner tagein tagaus in den Minen schuften lässt und keine Art von Freude duldet, während die Spielsachen der Kinder unlängst konfisziert und allesamt dem Sohn des Barons – Jonas – ausgehändigt worden sind. Doch damit nicht genug beginnen die Wachen Klaus zu schikanieren und zu bedrohen, so dass er nur mit Mühe mit dem Leben davonkommt. Und obschon Klaus darum weiß, dass ihn das Schicksal von Grimsvig längst nichts mehr angehen sollte, will er die Sache nicht auf sich beruhen lassen und im Schlaf besuchen ihn die Nordlicht-Geister, auf das er am nächsten Morgen verdattert vor einem ganzen Haufen eiligst hergestellten Spielzeugs steht, dass mit magischen Kräften versehen zu sein scheint. In dem festen Willen, den Bewohnern von Grimsvig ihr Lachen zurückzubringen und ihnen Hoffnung zu schenken, begibt er sich erneut über die Stadtmauer und lädt vor jedem Haus ein Geschenk ab. Als der Baron davon erfährt, ist er selbstredend alles andere als begeistert und brennt darauf, den Unruhestifter alsbald möglich dingfest zu machen, während er erneut alles Spielzeug konfiszieren lässt. So leicht allerdings will sich Klaus nicht geschlagen geben…

Rezension:

Passend zu Nikolaus wollte ich euch heute von Klaus: Die wahre Geschichte von Santa Claus erzählen, denn vor rund zwei Jahren hat der schottische Autor Grant Morrison, der mir seinerzeit bereits mit Happy! vergnügliche Lesestunden beschert hat, sich angeschickt, die Geschichte von Santa Claus zu erzählen, wobei er sich herzlich wenig darum schert, welche Sagen und Geschichten zu der Figur hingeführt haben, denn ihm schwebte etwas gänzlich anderes vor, inszeniert er den weithin als Weihnachtsmann bekannten Kerl mit Rauschebart hier schließlich als bärbeißig-grimmigen, gleichermaßen mutigen Superhelden, dessen Origin sich nun in dem vorliegenden, insgesamt sieben Hefte umfassenden Hardcover-Band findet, der stilecht und standesgemäß Mitte November erschienen ist und so auf die Weihnachtszeit einzustimmen einlädt, nur dass es im vorliegenden Fall weit actionreicher zur Sache geht, als man das gemeinhin von Geschichten um Santa Claus gewohnt ist.

Ausschnitt aus Klaus: Die wahre Geschichte von Santa Claus | © Panini
© Panini

Dessen ungeachtet merkt man aber deutlich, dass Morrison Klaus mit dem gebührenden Respekt begegnet und ihm nichts ferner liegt, als eine Verballhornung der Figur zum Besten zu geben, auch wenn es auf den ersten Seiten noch recht befremdlich anmutet, Klaus als muskelbepackten Einzelgänger vorgestellt zu bekommen, der allerdings das Herz am rechten Fleck trägt. Das wird nicht nur deutlich bei seinem Besuch in Grimsvig, wo sich ein Großteil der Geschichte abspielen wird, sondern auch im Umgang mit seiner einzigen Weggefährtin, einer weißen Wölfin namens Lilli, die ihm treu ergeben ist. Ausgangspunkt der Geschichte ist nun, dass Klaus als Pelzhändler in Grimsvig vorstellig wird und schnell ahnt, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, denn selbst in der Zeit um das Julfest – also das spätere Weihnachten -müssen die Bewohner des Ortes ohne Unterlass in den Minen schuften, während Freude, Gelächter und Spielzeug verboten und einzig Jonas, dem Sprössling der Herrscherfamilie vorbehalten sind, der sich zunächst als ausgemacht verzogenes Gör darstellt. Klaus, der nur knapp mit dem Leben davonkommt, wird fortan von der Frage umgetrieben, wie er den Bewohnern von Grimsvig helfen könnte, handelt es sich schließlich um seine frühere Heimat, wie man später erfahren wird und mit diesem Gedanken sinkt Klaus in den Schlaf, um von den Nordlicht-Geistern besucht zu werden, die ihn in die Lage versetzen, magisches Spielzeug zu fertigen, dass er in einer sprichwörtlichen Nacht- und Nebel-Aktion unter den Kindern von Grimsvig verteilt, um ihnen ein wenig Hoffnung und Lachen zu schenken.

Als Baron Magnus wiederum von der Sache Wind bekommt, lässt er das verhasste Spielzeug beschlagnahmen und Wachen vor den Häusern aufstellen, was Klaus dazu nötigt, ein wenig Einfallsreichtum zu beweisen, woraufhin er durch die Schornsteine seine nächste Ladung Geschenke unters Volk bringt. Ohne jetzt in eine Nacherzählung der Geschichte ausarten zu wollen, sollte spätestens hier klar sein, in welche Richtung sich Klaus: Die wahre Geschichte von Santa Claus bewegt, derweil man dank wohlplatzierter – und zweifelsohne obligatorischer – Rückblenden noch mehr über ihn und seine Verbindung zu Baron Magnus und vor allem dessen Frau Dagmar, die ihren Glauben an Lachen und Magie längst verloren zu haben scheint. Speziell die Szenen zwischen ihr und Sohn Jonas sind dabei regelrecht herzerwärmend gestaltet, wenn der anfänglich so unsympathische Junge langsam begreift, was es bedeutet, zu spielen, womit auch die Kernaussage des Bandes, dass es keine von Natur aus bösen Kinder gibt, schön unterstrichen wird. So ist Klaus also fernab der Aufmachung als Superhelden-Geschichte immer erstaunlich warmherzig geraten und lädt zum Mitfiebern ein, auch wenn kaum ein Zweifel am Happy-End bestehen dürfte, doch bis es soweit kommt, hat Klaus noch einige Prüfungen zu bestehen und Monster zu besiegen, einen bösen Baron in seine Schranken zu weisen und sich mit seiner neuen Rolle zu arrangieren, die ihm schlussendlich auch einen fliegenden Schlitten beschert, der hier allerdings standesgemäß von einem Rudel weißer Wölfe gezogen wird, was zugegebenermaßen absolut cool aussieht.

Ausschnitt aus Klaus: Die wahre Geschichte von Santa Claus | © Panini
© Panini

Apropos Coolness-Faktor und Look der Story, entpuppt sich der mir bis dato unbekannte Dan Mora als echter Glücksgriff, denn auch wenn seine Figuren in ihren Proportionen den üblichen Superhelden-Geschichten entsprechen, ist es natürlich auch exakt dieses Flair, was Morrison mit seiner Interpretation der Geschichte transportieren wollte und davon abgesehen beweist Mora in mehr als einer Hinsicht ein glückliches Händchen, sei es dabei, die Stadt Grimsvig in all ihrer Tristesse zu inszenieren oder auch bei der Mimik der einzelnen Figuren, die in jedem Panel zu überzeugen weiß, so dass Klaus: Die wahre Geschichte von Santa Claus nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch ein absoluter Genuss ist. Kein Wunder also, dass man sich seitens Panini für die Variante als edel aufgemachtes Hardcover mit immerhin knapp über 200 Seiten entschieden hat, denn welche Geschichte, wenn nicht die Geschichte von Santa Claus hätte es verdient, in der bestmöglichen Aufmachung unters Volk gebracht zu werden. In diesem Sinne kann ich auch kaum mehr tun, als eine klare Leseempfehlung auszusprechen, verbunden mit dem dezenten Wink, dass sich ein solch opulenter Sammelband auch für jedwede Comic-gegeisterte Person im Freundes- und Bekanntenkreis eignet, die man eventuell zu beschenken gedenkt. Bleibt für mich persönlich nur noch die Frage offen, ob man sich denn auch anschicken wird, baldmöglichst eine deutsche Variante zu der im Dezember 2016 begonnenen Fortsetzung Klaus and the Witch of Winter zu realisieren, denn Lust auf ein Wiedersehen mit dieser Art Weihnachtsmann hätte ich auf alle Fälle!

Fazit & Wertung:

Grant Morrison liefert mit Klaus: Die wahre Geschichte von Santa Claus seine höchst eigene Interpretation der Entstehung des Weihnachtsmannes und schert sich dabei wenig um die einschlägigen Geschichten, sondern baut stattdessen Klaus‘ Geschichte als Superhelden-Origin in einem düsteren Märchen-Setting aus, wobei es nicht zuletzt dem Zeichner Dan Mora zu verdanken ist, dass dies mehr als trefflich gelingt, denn hier gehen wieder einmal eine durchdacht und mitreißend dargebrachte Geschichte und eine optisch fulminante Inszenierung Hand in Hand, was sich nicht zuletzt in der hochwertigen Aufmachung des gesamten Bandes widerspiegelt.

9 von 10 nächtlichen Streifzügen von Klaus

Klaus: Die wahre Geschichte von Santa Claus

  • Nächtliche Streifzüge von Klaus - 9/10
    9/10

Fazit & Wertung:

Grant Morrison liefert mit Klaus: Die wahre Geschichte von Santa Claus seine höchst eigene Interpretation der Entstehung des Weihnachtsmannes und schert sich dabei wenig um die einschlägigen Geschichten, sondern baut stattdessen Klaus‘ Geschichte als Superhelden-Origin in einem düsteren Märchen-Setting aus, wobei es nicht zuletzt dem Zeichner Dan Mora zu verdanken ist, dass dies mehr als trefflich gelingt, denn hier gehen wieder einmal eine durchdacht und mitreißend dargebrachte Geschichte und eine optisch fulminante Inszenierung Hand in Hand, was sich nicht zuletzt in der hochwertigen Aufmachung des gesamten Bandes widerspiegelt.

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Klaus: Die wahre Geschichte von Santa Claus ist am 14.11.17 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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