Review: Manhattan Nocturne – Tödliches Spiel (Film)

Heute ist es schon regelrecht spät geworden für meine Verhältnisse, aber eine neue Film-Kritik soll es natürlich trotzdem noch geben und die kommt jetzt!

Manhattan Nocturne
Tödliches Spiel

Manhattan Nocturne, USA 2016, 113 Min.

Manhattan Nocturne - Tödliches Spiel | © Concorde
© Concorde

Regisseur:
Brian DeCubellis
Autoren:
Brian DeCubellis (Drehbuch)
Colin Harrison (Buch-Vorlage)

Main-Cast:
Adrien Brody (Porter Wren)
Yvonne Strahovski (Caroline Crowley)
Campbell Scott (Simon Crowley)
Jennifer Beals (Lisa Wren)
in weiteren Rollen:
Linda Lavin (Norma)
Steven Berkoff (Hobbs)

Genre:
Krimi | Mystery | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Manhattan Nocturne - Tödliches Spiel | © Concorde
© Concorde

Porter Wren hat sich als Journalist in New York einen gewissen Ruf erarbeitet und so ist es kaum verwunderlich, als die attraktive Caroline Crowley an ihn herantritt, um ihn um Hilfe zu bitten, den Mord an ihrem Simon Crowley Mann aufzuklären. Wren denkt sich zunächst nicht allzu viel bei der Sache, erliegt aber dem Charme der hübschen Blondine, ungeachtet dessen, dass daheim seine ihn liebende Ehefrau und die gemeinsamen Kinder auf ihn warten. Porter Wren beginnt, Nachforschungen anzustellen und taucht immer tiefer in das Leben der Crowleys, nicht ahnend, dass bald eine weitere Partei an ihn herantreten wird, um seinen Kontakt zu Caroline für ihre Zwecke auszunutzen. Vor allem aber kommt er dadurch erst langsam dahinter, was für ein perfides Spiel mit ihm gespielt wird…

Rezension:

Wie so oft ohne großes Vorwissen und damit einhergehende Erwartungshaltung habe ich mich jüngst an die Sichtung von Manhattan Nocturne – Tödliches Spiel begeben und wurde doch positiv überrascht, haben wir es hier schließlich mit einem sich am Film Noir orientierenden Thriller zu tun, dessen Geschichte zwar zunächst etwas schleppend in Fahrt kommt, der aber insbesondere in der zweiten Hälfte einerseits gehörig zulegt, andererseits einige tatsächlich erfrischend unvorhersehbare Wendungen bietet, die das Geschehen in einem neuen Licht erscheinen lassen. Bis dahin, in etwa der ersten Dreiviertelstunde, muss man sich allerdings damit begnügen, dass hier die altbekannte Geschichte neu aufgerollt wird, wie ein Mann, in diesem Fall ein Reporter, von einer Femme fatale eingelullt und für ihre nicht minder undurchsichtigen Zwecke eingesetzt wird. Aber natürlich auch klassische Geschichten können funktionieren und unterhalten und dank einer großartig charismatischen Yvonne Strahovski (Dexter), die in Gestalt der aufreizenden Caroline Crowley den von Adrien Brody (Midnight in Paris) verkörperten Porter Wren um den Finger wickelt, stellt sich auch in der ersten Hälfte kaum so etwas wie Langeweile ein.

Szenenbild aus Manhattan Nocturne - Tödliches Spiel | © Concorde
© Concorde

Nichtsdestotrotz, nicht nur aufgrund der doch oft zu gewollt leierhaften Off-Kommentierung seitens Brodys Figur wirkt Manhattan Nocturne zunächst reichlich getragen und auch der Aufhänger für den Plot mag nicht vom Hocker hauen, doch kratzt man eben zu diesem Zeitpunkt gerade einmal an der Oberfläche dessen, was sich in den rund zwei Stunden Spielzeit dramaturgisch noch entfalten wird, wobei es hier einige wirklich unangenehme Szenen gibt, die atmosphärisch extrem gelungen sind, was wiederum oftmals Campbell Scott (The Amazing Spider-Man) zu verdanken ist, der hier Carolines unlängst verstorbenen Ehemann Simon verkörpert, den man lediglich mittels Rückblenden nach und nach kennen lernt, wofür sich hier des Kniffs von allerhand Video-Aufnahmen bedient wird, für die Simon ein ausgewachsenes Faible zu haben schien. Das mag auf den ersten Blick wie Anbiederei an das Found-Footage-Genre wirken und ist in seiner Herangehensweise ebenfalls nicht gänzlich neu, wird aber souverän in die Handlung gewoben und hat im Kontext auch durchaus seinen Daseinszweck, würden sich anders einige Plot-Stränge gar nicht weitergehend verfolgen, geschweige denn auflösen lassen.

Während also die Handlung nach einem gemächlichen Auftakt in Fahrt kommt, verlässt nicht nur Brodys Figur, sondern auch er selbst nach und nach seine Wohlfühlzone, was damit zusammenhängt, dass er nicht länger als unbeteiligter Ermittler an dem Fall arbeitet, sondern auch auf persönlicher Ebene ins Fadenkreuz gerät, wohingegen sich Strahovski im Mittelteil zunächst merklich zurücknimmt, was aber wiederum den vielen Schlenkern in der Handlung geschuldet ist, gestaltet sich die Aufklärung des Mordes schließlich erwartungsgemäß schwieriger, als man das zunächst annehmen würde, derweil dieser Part der Handlung zunehmend von einem weit drängenderem Auftrag überschattet wird. Dabei revolutioniert Manhattan Nocturne zwar mitnichten das Genre, punktet aber mit einer gleichermaßen reduzierten wie undurchsichtigen Geschichte, die bis zuletzt zu fesseln versteht. Im wahrsten Wortsinne actionreich mag es dabei zu kaum einem Zeitpunkt werden, doch bedarf es dieser inszenatorischen Effekthascherei auch gar nicht, wenn sich Schicht um Schicht die Fassade jeder einzelnen Figur abschält und die ihr innewohnende Tragik zu erkennen gibt.

Szenenbild aus Manhattan Nocturne - Tödliches Spiel | © Concorde
© Concorde

Abgerundet wird der Cast ansonsten von Jennifer Beals (The Book of Eli) als Porter Wrens zunächst ahnungslose Ehefrau, bei der es zwar schön war, sie nach langer Zeit mal wieder auf der Leinwand zu sehen, deren Rolle und Bedeutung in der Geschichte sich aber vergleichsweise stark zurücknimmt. Weitaus mehr Bedeutung kommt da dem von Steven Berkoff (Verblendung) verkörperten Hobbs zu, aber das müssen wir gar nicht weiter vertiefen, denn auch hier ginge es schon in Richtung Plot-Details, die ich tunlichst auszusparen gedenke, da auch Manhattan Nocturne meines Erachtens zu der Sorte Film gehört, die man am besten unvoreingenommen für sich entdeckt, derweil eine Zweitsichtung sich hier zugegebenermaßen nicht unbedingt empfiehlt, denn gerade unter Berücksichtigung späterer Entwicklungen würde sich der Einstieg wahrscheinlich noch um einiges zäher gestalten. Nichtsdestotrotz ein Film, den man sich als Freund vom Flair des Film Noir angehauchter Streifen durchaus mal merken sollte, denn abgesehen seinen zwar vorhandenen, aber nicht Überhand nehmenden Längen weiß er eine erstaunlich dicht inszenierte und abwechslungsreich dargebrachte Geschichte zu erzählen, woran sicherlich die literarische Vorlage seitens Colin Harrison (hierzulande 1997 als Manhattan, nachts erschienen) nicht ganz unschuldig sein dürfte, doch aus Unkenntnis des Buches stelle ich dahingehend keine weiteren Vergleiche oder Vermutungen an.

Fazit & Wertung:

Brian DeCubellis‘ Manhattan Nocturne – Tödliches Spiel bedient sich unverhohlen zahlreicher Anleihen des Film Noir und setzt zunächst eine klassische Femme fatale in den Mittelpunkt der Handlung, nur um sich von dort ausgehend zunehmend von dem anfänglich eher getragenen Geschehen zu emanzipieren und mit allerhand überraschenden Twists und Schwenks zu punkten, die eine auf den ersten Blick eher unscheinbare Geschichte nachhaltig aufwerten.

7 von 10 zwielichtigen Fährten

Manhattan Nocturne – Tödliches Spiel

  • Zwielichtige Fährten - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Brian DeCubellis‘ Manhattan Nocturne – Tödliches Spiel bedient sich unverhohlen zahlreicher Anleihen des Film Noir und setzt zunächst eine klassische Femme fatale in den Mittelpunkt der Handlung, nur um sich von dort ausgehend zunehmend von dem anfänglich eher getragenen Geschehen zu emanzipieren und mit allerhand überraschenden Twists und Schwenks zu punkten, die eine auf den ersten Blick eher unscheinbare Geschichte nachhaltig aufwerten.

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vgw

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