Review: Shanghai (Film)

Dieser Film ist für mich leider eher enttäuschend geraten, gerade weil man so viel mehr daraus hätte machen können und ich John Cusack sonst eigentlich immer sehr gern sehe, aber manchmal soll es halt nicht sein und wenn ihr mögt, erzähle ich euch jetzt gern ausführlich, was mich so gestört hat.

Shanghai

Shanghai, USA/CN 2010, 105 Min.

Shanghai | © Senator Home Entertainment
© Senator Home Entertainment

Regisseur:
Mikael Håfström
Autor:
Hossein Amini

Main-Cast:

John Cusack (Paul Soames)
Gong Li (Anna Lan-Ting)
Chow Yun-Fat (Anthony Lan-Ting)
Ken Watanabe (Tanaka)
Franka Potente (Leni Müller)
Jeffrey Dean Morgan (Conner)
Rinko Kikuchi (Sumiko)
Benedict Wong (Juso Kita)
Hugh Bonneville (Ben Sanger)
David Morse (Richard Astor)

Genre:
Drama | Mystery | Romantik

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Shanghai | © Senator Home Entertainment
© Senator Home Entertainment

Kaum in Shanghai eingetroffen, um dort den befreundeten Agenten Conner zu treffen, muss der amerikanische Spion Paul Soames erfahren, dass dieser ermordet worden ist. Auf seine Berliner Tarnidentität zurückgreifend, begibt sich Soames auf einen Empfang der deutschen Botschaft und gibt sich als Nazi-Sympathisant aus, lernt dort sowohl den einflussreichen Gangster-Boss Anthony Lan-Ting kennen als auch den Geheimdienstchef Captain Tanaka, der ihm recht bald bei seinen Nachforschungen erneut begegnen wird, denn Paul findet heraus, dass Conner eine Affäre mit einer Japanerin namens Sumiko hatte, zu der auch Tanaka anscheinend in Verbindung stand. Weitaus prekärer wird die Lage allerdings, als Soames erkennen muss, dass die Frau von Anthony – auf die der Spion längst ein Auge geworfen hat – anscheinend zum chinesischen Widerstand gehört. Der Mord an Conner wiederum scheint in Verbindung mit geheimen militärischen Plänen der Japaner zu stehen und das falsche Spiel in Shanghai wird zunehmend undurchschaubarer…

Rezension:

Auch Shanghai musste lange Zeit bei mir im Schrank verstauben, bevor ich ihn nun schlussendlich in Augenschein genommen habe und das, obwohl mir die letzte Zusammenarbeit von Mikael Håfström und John Cusack bei Zimmer 1408 tatsächlich – entgegen des allgemeinen Tenors – in guter Erinnerung geblieben ist. Hier nun geht aber Håfström freilich in eine gänzlich andere Richtung und inszeniert einen – wer hätte es geahnt – in Shanghai angesiedelten Spionagethriller, der sich zeitlich eine gute Woche vor dem Angriff auf Pearl Harbour verorten lässt und damit sozusagen einen Nebenkriegsschauplatz in den Fokus seiner Erzählung rückt, was für sich genommen ja durchaus ein interessanter Ansatz ist. Optisch weiß sein Film auch vom ersten Moment an zu überzeugen und erinnert sicherlich nicht von ungefähr an die Klassiker des Noir-Genres, wobei es speziell die Ausstattung und das eigenwillige Flair sein dürften, die gesondertes Lob verdient haben, zumal Håfström sich mitnichten auf seine Schauwerte verlässt, obwohl sich diese nicht zu verstecken brauchen, und stattdessen lieber eine zunehmend verworrener und undurchsichtiger werdende Geschichte erzählt, die ebenfalls ganz in der Tradition klassischer Spionagefilme verhaftet ist. Dummerweise aber weiß er diesem Sujet nicht wirklich neue Seiten abzugewinnen und so wirkt sein geschichtlicher Exkurs leider in weiten Teilen doch eher wie eine Fingerübung, die sich routiniert an den weithin bekannten Allgemeinplätzen abarbeitet.

Szenenbild aus Shanghai | © Senator Home Entertainment
© Senator Home Entertainment

So hat es den in Gestalt von John Cusack (Love & Mercy) in Erscheinung tretenden Spion Paul Soames, der auch standesgemäß aus dem Off das Geschehen zuweilen kommentiert (wobei man in der deutschen Synchronisation diesmal tatsächlich auf Andreas Fröhlichs prägnante Stimme verzichten und stattdessen mit dem ungemein ungewohnt klingenden Torsten Sense vorliebnehmen muss), der – just in Shanghai eingetroffen – mit dem Mord an seinem besten Freund Conner (Jeffrey Dean Morgan) konfrontiert wird, den es aufzuklären gilt und der ihn immer tiefer in Verschwörungen und Intrigen sondergleichen verwickelt. So weit, so vorhersehbar, verguckt sich Soames aber natürlich auch in die unnahbare Anna Lan-Ting (Gong Li), die ihrerseits eine verbotene Frucht darstellt und eigentlich mit Anthony Lan-Ting (Chow Yun-Fat) liiert ist. Last but not least hätten wir aber auch noch den misstrauischen Captain Tanaka, der Soames auf die Schliche zu kommen versucht und die Vermutung hat, es gäbe ein Mitglied der chinesischen Widerstandsbewegung in den eigenen Reihen, wobei es sich hierbei – wenig überraschend und früh im Film offenbart – ausgerechnet um Anna handelt, wie Soames erfährt.

Das mag alles stilvoll und stilsicher inszeniert sein, unterlegt von einigen Rückblenden die Figur Conners betreffend – damit Jeffrey Dean Morgan (The Salvation) auch ein wenig was zu tun bekommt – , gestaltet sich aber auch überwiegend wenig innovativ oder überraschend, weil es sich eben samt und sonders um weithin bekannte Versatzstücke ähnlich gearteter Filme handelt, denen sich Håfström zwar mit handwerklichem Geschick, aber wenig spürbarem Enthusiasmus widmet, was leider auch für John Cusack und dessen Figur gilt, denn so sehr ich ihn als Darsteller grundsätzlich schätze, bleibt Soames – nicht unbedingt seinem Hintergrund als Spion geschuldet – doch auffallend blass und schablonenhaft, weshalb es auch schwerfällt, hinsichtlich der verbotenen Romanze zwischen ihm und Anna wirklich mitzufiebern. Eine weitaus bessere Figur in Shanghai machen da schon der gewohnt charismatische Ken Watanabe (The Sea of Trees) als Captain Tanaka oder auch David Morse (True Detective) als Kontaktmann für Soames auf Seiten der Amerikaner, doch sind ihre Rollen eben auch vergleichsweise klein und taugen nicht annähernd, um den Film zu tragen, der eigentlich von Cusack hätte geschultert werden müssen.

Szenenbild aus Shanghai | © Senator Home Entertainment
© Senator Home Entertainment

Immerhin vermag Shanghai des Öfteren an Fahrt aufzunehmen und überrascht mit tatsächlich unerwarteten, regelrecht eruptiven Gewaltausbrüchen, die natürlich nicht so sehr mit blutigen Details, sondern vielmehr einer Unmittelbarkeit zu punkten verstehen, die man sonst selten findet. Das allein, selbst mit dem imposant inszenierten und vergleichsweise temporeichen Finale nebst einiger unvorhergesehener Wendungen reicht aber nicht aus, um den Film über solides Mittelmaß hinauszuheben, so dass ich zwar behaupten kann, den Film mit Interesse verfolgt zu haben und mich auch kaum zu je einem Zeitpunkt wirklich gelangweilt habe, aber wirklich erreicht hat mich das Wenigste von dem undurchsichtigen Treiben, das in meiner Erinnerung schon langsam zu verblassen beginnt, was natürlich nicht eben ein gutes Zeichen für einen Film darstellt, mich aber immerhin in meinem Gefühl bestärkt, zwar einen grundsoliden, aber in kaum einem Belang überraschenden oder außergewöhnlichen Film gesehen zu haben, bei dem man zwar nicht wirklich etwas falsch macht, den man sich aber auch ohne Bedenken sparen kann.

Fazit & Wertung:

Mikael Håfström mag voller Ambitionen an Shanghai herangegangen sein, doch vermag er aus dem vielversprechenden Ansatz, dem durchweg fähigen Schauspieler-Ensemble und selbst der durchweg überzeugenden Ausstattung nicht so viel zu machen, wie es wünschenswert gewesen wäre, weil er sich die meiste Zeit an Allgemeinplätze generischer Spionagefilme hält und ausgerechnet die erzählende Hauptfigur reichlich blass bleibt. Als solider Genre-Vertreter durchaus akzeptabel, aber leider auch nicht annähernd so gut, wie die inspirierte Prämisse hätte erwarten lassen können.

5,5 von 10 falschen Fährten in einem undurchsichtigen Spiel

Shanghai

  • Falsche Fährten in einem undurchsichtigen Spiel - 5.5/10
    5.5/10

Fazit & Wertung:

Mikael Håfström mag voller Ambitionen an Shanghai herangegangen sein, doch vermag er aus dem vielversprechenden Ansatz, dem durchweg fähigen Schauspieler-Ensemble und selbst der durchweg überzeugenden Ausstattung nicht so viel zu machen, wie es wünschenswert gewesen wäre, weil er sich die meiste Zeit an Allgemeinplätze generischer Spionagefilme hält und ausgerechnet die erzählende Hauptfigur reichlich blass bleibt. Als solider Genre-Vertreter durchaus akzeptabel, aber leider auch nicht annähernd so gut, wie die inspirierte Prämisse hätte erwarten lassen können.

5.5/10
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vgw

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