Review: Assassin’s Creed (Film)

Da wäre ich also mit dem ersten, am Dienstag ja bereits angekündigten Fassbender-Film, auch wenn der mich ziemlich enttäuscht hat.

Assassin’s Creed

Assassin’s Creed, USA/FR/UK/HK/TW/MT 2016, 115 Min.

Assassin's Creed | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Regisseur:
Justin Kurzel
Autoren:
Michael Lesslie
Adam Cooper
Bill Collage

Main-Cast:
Michael Fassbender (Cal Lynch / Aguilar)
Marion Cotillard (Sofia)
Jeremy Irons (Rikkin)
in weiteren Rollen:
Brendan Gleeson (Joseph Lynch)
Charlotte Rampling (Ellen Kaye)
Michael Kenneth Williams (Moussa)

Genre:
Science-Fiction | Action | Abenteuer | Fantasy

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Assassin's Creed | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Cal Lynch wartet als verurteilter Mörder im Todestrakt auf seine Hinrichtung. Als der Tag kommt und Cal bereits seinen Frieden gemacht hat, schließt er seine Augen – nur um unvermittelt in einer Einrichtung in Madrid zu erwachen, die das erklärte Ziel hat, Patienten mit erhöhter Gewaltbereitschaft zu "heilen". Cal bleibt zwar zunächst skeptisch gegenüber dem, was ihm die Wissenschaftlerin Sophia Rikkin erzählt, doch lässt er sich dennoch darauf ein, mithilfe des von ihr entwickelten Animus die Erinnerungen seines Vorfahren Aguilar de Nerha zu durchleben, der zur Zeit der Spanischen Inquisition gelebt hat. Dabei wird Cal schnell klar, dass es mitnichten um seine Gewaltbereitschaft geht, sondern vielmehr darum, den Aufenthaltsort eines uralten Artefakts – des Apfels aus dem Garten Eden – zu bestimmen, den Aguilar seinerzeit versteckt haben soll. Während Cal noch versucht, sich darauf einen Reim zu machen, eignet er sich zunehmend die Talente und Fähigkeiten seines Vorfahren an…

Rezension:

Bereits vor geraumer Zeit habe ich läuten hören, dass die Videospiel-Verfilmung Assassin’s Creed bei vielen durchgefallen ist, doch – so dachte ich mir – vielleicht bezieht sich das ja nur darauf, wie das Spiel adaptiert worden ist, so dass ich als Nicht-Kenner der Vorlage vielleicht ja doch meinen Spaß haben könnte, zumal ich ja nun ausgewiesener Fan von Michael Fassbender bin, der es sich in diesem Fall nicht hat nehmen lassen, neben seinem Posten als Hauptdarsteller auch als Co-Produzent in Erscheinung zu treten und in dieser Funktion gleich sowohl Marion Cotillard als auch Justin Kurzel als Regisseur ins Boot zu holen mit denen er ein Jahr zuvor bereits Macbeth realisiert hatte. Wo mich aber die shakespearesche Adaption bestens abzuholen wusste, ist das bei diesem Film nun leider Fehlanzeige, wie ich zu meinem Bedauern feststellen muss. Dabei war ich zunächst durchaus angetan von der vielversprechenden Inszenierung und dem, was bereits in den ersten Minuten angeteasert wird, bevor sich Protagonist Cal Lynch nach seiner drohenden Hinrichtung unvermittelt in einem wissenschaftlichen Institut wiederfindet, wo man ihn prompt in den Animus verfrachtet, der es ihm ermöglicht, in den Körper seines Vorfahren Aguilar de Nerha zur Zeit der Spanischen Inquisition zu schlüpfen.

Szenenbild aus Assassin's Creed | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Das Erzähltempo mag hier – gerade in den ersten zwanzig Minuten – extrem hoch sein, lässt dafür aber auch keine Langeweile aufkommen, zumal die Geschichte ansonsten recht überschaubar bleibt, wenn man die ganze Zeitreise-Prämisse oder die Notwendigkeit der Synchronisierung mit den Taten des Vorfahren bereitwillig akzeptiert. Entsprechend ließ mich das hohe Tempo auf einen action- und spannungsgeladenen Film hoffen, doch je mehr Zeit verstrich, umso größer wurde die Ernüchterung, denn während die Fragmente der Erlebnisse des Assassinen Aguilar häppchenweise eingeworfen werden und zweifelsohne die inszenatorischen Höhepunkte von Assassin’s Creed ausmachen, bleibt der Zusammenhang der einzelnen Episoden reichlich auf der Strecke, während es sich im Grunde beinahe ausschließlich um Montagen ausufernder Action-Szenen handelt, die zwar toll aussehen, aber sowohl Aguilar als auch dessen Gefährtin Maria (Ariane Labed) charakterlich ausnehmend blass bleiben lassen, so dass ich kaum behaupten könnte, mich den Figuren oder ihrer Mission je wirklich verbunden gefühlt zu haben. Das ist im Übrigen ein Problem, das ich gerade mit Michael Fassbender (Slow West) hier zum ersten Mal gehabt zu haben meine, denn statt in einer Doppelrolle brillieren zu können, bleibt Aguilar ein gesichtsloser Actionheld, während Cal Lynch die meiste Zeit ziellos durch den Film stolpert und nicht recht weiß, wie ihm geschieht.

Ähnlich fragmentarisch wie die Ausflüge in die Vergangenheit gestaltet sich nämlich auch der Part in der Gegenwart, der sich nun nicht eben vielschichtiger präsentiert und ebenso schnell durchscheinen lässt, dass es sich bei dem Institut um eine Einrichtung der Templer handelt. Auch hier wirkt zumindest das Set-Design sehr ansprechend und insbesondere der Animus als riesiger Roboterarm nebst 360-Grad-Kameras hat mir sehr gut gefallen, zumal man es sich bei den Ausflügen in die Vergangenheit des Öfteren nicht nehmen lässt, zurück in das Institut zu blenden, wo man sieht, wie der in Aguilar gefahrene Cal sprichwörtlich in der Luft hängt. Fernab der großartigen Optik aber ist eben die eigentliche Story reichlich dünn gehalten – und wird ihrerseits ebenso durch die Ausflüge in die Vergangenheit ausgebremst –, derweil die ständige Rede von dem ach so mystischen und mächtigen Apfel oft unfreiwillig komisch wirkt und das Artefakt vom ersten Moment an wie ein typisches Macguffin (Objekt, das die Handlung auslöst/antreibt, ohne selbst von besonderem Nutzen zu sein) wirken lässt. Da helfen dann auch Charakter-Mimen wie Jeremy Irons (High-Rise) als Generaldirektor Alan Rikkin oder Brendan Gleeson (Am Sonntag bist du tot), der einen gefühlt zweiminütigen Gastauftritt absolvieren darf, nicht mehr viel, um das Geschehen aufzuwerten, zumal die Dialoge allgemein doch reichlich pathetisch geraten sind.

Szenenbild aus Assassin's Creed | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Während Darsteller wie Michael Kenneth Williams (Hap and Leonard) regelrecht verschenkt werden, weil sie als Figur eingeführt, vermeintlich eine Bewandtnis für den Fortgang der Handlung haben, am Ende aber genauso gut nicht in Erscheinung hätten treten können, trifft es aber ausgerechnet die sonst so fähige Marion Cotillard (Midnight in Paris) hier besonders hart, was natürlich mitnichten an ihr, sondern an der völlig unsteten, wankelmütigen Rolle liegt, der spätestens zum Ende jedwede Glaubwürdigkeit abhandenkommt. Apropos Ende, habe ich lange keinen Film mehr so unspektakulär und gleichzeitig überhastet zu Ende gehen sehen wie Assassin’s Creed, denn während ich so bei mir dachte, dass jetzt noch ein eindrucksvoller Kampf, eine packende Auseinandersetzung folgen würden, gab es stattdessen einen bedeutungsschwangeren Blick in die Kamera und unvermittelt flimmerte der Abspann über den Bildschirm. Hatte ich bis dahin noch Sympathiepunkte für Optik und Tempo zu vergeben und hoffte zumindest auf eine stimmige wie schlüssige Auflösung, wurde dieser Wunsch dann natürlich gleichsam mitbegraben, während hier zweifelsohne schon auf etwaige Fortsetzungen geschielt worden ist, doch für die hätte man gerne zunächst einmal den ersten Film überzeugend gestalten sollen, was hier in meinen Augen leider nicht geschehen ist, denn actionreiche Kämpfe und Verfolgungsjagden – die in ihrer Art der Darbietung sicherlich auch einiges an Fan-Service beinhalten – reichen leider nicht aus, wenn das eigentliche Skript, in den diese Passagen gebetet sind, einzig aus Plattitüden und vergleichsweise einfallslosen Twists besteht und die Figuren einem samt und sonders ziemlich egal bleiben, weil man schlichtweg keine Chance bekommt, sie kennenzulernen.

Fazit & Wertung:

Die von Justin Kurzel inszenierte Computerspiel-Verfilmung Assassin’s Creed hat fernab einer zugegebenermaßen imposanten Optik und eindrucksvoll inszenierter Action-Einlagen leider wenig zu bieten, denn das anfänglich vielversprechend hohe Tempo verhindert im weiteren Verlauf zunehmend die Identifikation mit den einzelnen Figuren, die ohnehin überwiegend wenig zu der dünnen und oft sehr konstruiert wirkenden Story beizutragen haben, deren finale Auseinandersetzung sich gar als absolute Nullnummer entpuppt, die viel zu sehr auf eine mögliche Fortsetzung baut, statt die Geschichte zunächst zu einem adäquaten Abschluss zu bringen.

5,5 von 10 "Reisen" mit dem Animus

Assassin’s Creed

  • "Reisen" mit dem Animus - 5.5/10
    5.5/10

Kurzfassung

Die von Justin Kurzel inszenierte Computerspiel-Verfilmung Assassin’s Creed hat fernab einer zugegebenermaßen imposanten Optik und eindrucksvoll inszenierter Action-Einlagen leider wenig zu bieten, denn das anfänglich vielversprechend hohe Tempo verhindert im weiteren Verlauf zunehmend die Identifikation mit den einzelnen Figuren, die ohnehin überwiegend wenig zu der dünnen und oft sehr konstruiert wirkenden Story beizutragen haben, deren finale Auseinandersetzung sich gar als absolute Nullnummer entpuppt, die viel zu sehr auf eine mögliche Fortsetzung baut, statt die Geschichte zunächst zu einem adäquaten Abschluss zu bringen.

5.5/10
Leser-Wertung 5.5/10 (2 Stimmen)
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Assassin’s Creed ist am 11.05.17 auf DVD, Blu-ray und 3D Blu-ray bei Twentieth Century Fox erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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Eine Reaktion

  1. Franziska-T 9. Mai 2018

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