Review: Orphan Black | Staffel 1 (Serie)

Das schöne Wetter gilt es zu nutzen, gar keine Frage, doch ist das natürlich noch längst kein Grund, den Serien-Samstag ausfallen zu lassen, zumal ich lange keine mehr vom ersten Moment an so lohnenswerte Serie "entdeckt" habe wie diese hier, deren fünf Staffeln ich mir sicherlich mit Passion in gefühlter Windeseile einverleiben werde.

Orphan Black
Staffel 1

Orphan Black, CA 2013-2017, ca. 44 Min. je Folge

Orphan Black | © polyband
© polyband

Serienschöpfer:
Graeme Manson
John Fawcett
Ausführende Produzenten:
Ivan Schneeberg
David Fortier
Graeme Manson
John Fawcett
Kerry Appleyard

Main-Cast:
Tatiana Maslany (Sarah Manning / Alison Hendrix / Cosima Niehaus / Helena / Rachel Duncan / Beth Childs / Katja Obinger)
Dylan Bruce (Paul Dierden)
Jordan Gavaris (Felix Dawkins)
Kevin Hanchard (Art Bell)
Michael Mando (Vic)
Maria Doyle Kennedy (Siobhan Sadler)
in weiteren Rollen:
Matt Frewer (Dr. Aldous Leekie)
Evelyne Brochu (Delphine Cormier)
Inga Cadranel (Angela DeAngelis)
Ron Lea (Lieutenant Hardcastle)
Skyler Wexler (Kira Manning)
Kristian Bruun (Donnie Hendrix)
David Richmond-Peck (Olivier Duval)
Natalie Lisinska (Aynsley Norris)
Daniel Kash (Tomas)

Genre:
Mystery | Drama | Science-Fiction | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Orphan Black | © BBC
© BBC

Sarah Manning, die als Pflegekind aufwuchs, wurde früh selbst Mutter und geriet noch früher auf die schiefe Bahn. Nachdem Sarah zehn Monate zuvor Tochter Kira bei ihrer Pflegemutter Siobhan Sadler gelassen hat, ist sie nun zurückgekehrt und befindet sich auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Exfreund, dem sie Drogen mit einem Verkehrswert im fünfstelligen Bereich entwendet hat. Doch kaum wieder im Land, beobachtet Sarah am Bahnsteig den Selbstmord einer jungen Frau, die – und das ist die für sie noch weitaus schockierendere Tatsache – Sarah wie aus dem Gesicht ist. Kurzerhand flieht Sarah mit der Tasche der Unbekannten und beschließt letztlich, deren Identität anzunehmen. Dumm nur, dass die Beth Childs – die Selbstmörderin – bei der Polizei gearbeitet hat und ihrerseits einen Freund hatte, der schnell ersten Verdacht schöpft. Nachdem Sarah nun aber mithilfe von Beth ihren eigenen Tod vorgetäuscht und somit auch ihren Ex Vic hinters Licht geführt hat, beginnen die Probleme für sie erst richtig, als sie erkennt, dass noch weitere Frauen existieren, die ihr im Grunde wie aufs Haar gleichen. Eine dieser Frauen – Katja Obinger – wird noch dazu vor Sarahs Augen ermordet und schneller als gedacht findet sie sich inmitten eines Strudels aus Geheimnissen und Intrigen, Rätseln und Lügen wieder…

Rezension:

Manchmal ist es ja auch durchaus von Vorteil, eine Serie erst spät für sich zu entdecken, den so habe ich erst kürzlich der ersten Staffel Orphan Black eine Chance gegeben, nachdem diese im vergangenen Jahr und nach fünf erfolgreichen Staffeln geplant zu Ende gegangen ist, was mich nun in die glückliche Lage versetzt, es einerseits mit einem abgeschlossenen Serien-Geschehen zu tun zu haben, andererseits nicht Monate und Jahre auf die nächste Staffel warten zu müssen. Das ist insofern besonders hilfreich, dass die kanadische Serienproduktion mich bereits mit der ersten Episode Natürliche Selektion (1.01) in ihren Bann zu ziehen wusste und ich gemeinsam mit meiner besseren Hälfte in Windeseile auch die verbleibenden neun Episoden regelrecht inhalieren "musste", denn abgesehen von einem nur marginalen Durchhänger in der zweiten Folge hält die von Graeme Manson und John Fawcett ersonnene Serie das hohe Tempo in der gesamten Staffel stabil und wartet mit mehr als nur ein paar wenigen, durch die Bank weg konsequenten und stimmigen Überraschungsmomenten und Wendungen auf, die nach der jeweils nächsten Folge lechzen lassen, zumal so ziemlich jede Episode mit einem oft mehr als fiesen Cliffhanger endet.

Szenenbild aus Orphan Black | © BBC
© BBC

Dabei ist die Serie in ihrer Ausgestaltung und Dramaturgie überraschend konsequent und in den meisten Fällen durchaus glaubhaft konzipiert, was insbesondere den Umstand angeht, dass Hauptfigur Sarah Manning hier bereits nach wenigen Minuten in die Rolle von Polizistin Beth Childs schlüpft, denn wenn man der Meinung ist, dass dieses zunehmend ins Wanken geratende Kartenhaus aus Lügen unweigerlich zum Einsturz kommen muss, liegt man damit in diesem Fall goldrichtig, was sicherlich nicht bei jeder Serie der Fall gewesen wäre. Ihren besonderen Reiz entfaltet die Produktion aber natürlich durch die immer neuen Rätsel und Mysterien sowie das Konzept der Klone an sich, das noch nie stimmiger in ein spannungsgeladenes Charakter-Drama transferiert worden ist, als es hier der Fall ist. Das wiederum liegt natürlich zu großen Teilen an Tatiana Maslany, die eine regelrechte schauspielerische Offenbarung darstellt und für diese bahnbrechende Leistung mit Preisen überschüttet gehört (von denen sie im Laufe der Jahre auch durchaus einige abstauben konnte). So muss man sich ein ums andere Mal vor Augen halten, das dort, egal ob es sich um die punkige Sarah, die etwas biedere Alison oder die blitzgescheite Cosima handelt, ein und dieselbe Frau agiert und mit einer vermeintlichen Leichtigkeit quasi sämtliche Hauptrollen ausfüllt.

Szenenbild aus Orphan Black | © BBC
© BBC

Vor allem aber geht der Clou sogar so weit, dass im Verlauf der Handlung auch mal Klone gezwungen sein werden, sich als eine der Anderen auszugeben, was man als Zuschauer tatsächlich anhand kleinster Nuancen wunderbar differenzieren kann, ganz davon zu schweigen, dass die unterschiedlichen Klone nicht nur oftmals ihren ganz eigenen Dialekt, sondern gar ein ganz eigenes Repertoire an Mimik, Gestik, Spleens und Marotten mit sich bringen. Besonders beeindruckend wird dieser inszenatorische Kniff aber natürlich auch immer gerade dann, wenn mehrere der Klone zeitgleich im Bild zu sehen sind und miteinander interagieren, was Filmproduktionen wie Legend – um nur ein Beispiel zu nennen – tatsächlich spielend in den Schatten stellt. Fernab dessen also, dass Orphan Black für mich eine großartige "Entdeckung" darstellt, war es insbesondere Maslany, die mir gehörig zu imponieren wusste. Das soll im Umkehrschluss aber nicht heißen, dass der Rest der Besetzung sich nicht ebenfalls sehen lassen könnte und von Sarahs Pflegebruder Felix (Jordan Gavaris) über Beth‘ Freund Paul (Dylan Bruce) bis hin zu der von Maria Doyle Kennedy (Die Tudors) verkörperten Siobhan Sadler wissen die angenehm vielschichtig und differenziert gezeichneten Charaktere (ebenso wie die an dieser Stelle nicht explizit genannten Figuren) allesamt zu überzeugen und bilden ein stimmungsvolles Ensemble für eine Geschichte, die spürbar noch am Anfang dessen steht, was sie zu erzählen trachtet.

Szenenbild aus Orphan Black | © BBC
© BBC

So liegt der Fokus in den ersten Episoden spürbar bei Sarah Manning, während sich bereits im weiteren Verlauf der Staffel ein Trend abzeichnet, der immer mehr und öfter auch Alison Hendrix und Cosima Niehaus ins Zentrum der Erzählung rückt, während Helena, ebenfalls einer der Klone, quasi eine Sonderstellung einnimmt, zu der ich mich aus Spoilergründen aber ausschweigen möchte, denn natürlich entdeckt man auch und gerade Orphan Black bestmöglich unvorbelastet und ohne Wissen darum, wohin die Reise geht. Durch die sich die Klinke in die Hand gebenden Hauptfiguren derweil gelingt hier auch das seltene Kunststück, eine auf den ersten Blick ziemlich wilde Genre-Mixtur zu kredenzen, die von dem obligatorischen Thriller mit Mystery-Elementen ausgehend sich auch immer wieder stark in Richtung klassisches Drama neigt, derweil sowohl um actionreichere wie auch humorigere Passagen nicht verlegen ist und entsprechend abwechslungsreich und unvorhersehbar daherkommt. Entsprechend hoch ist auch das Niveau, das sich hier recht früh einstellt und tatsächlich bis zum Finale gehalten wird, das mit Rätselhafte Muster (1.10) zudem einen weiteren, garstigen Cliffhanger parat hält, der es mir reichlich schwergemacht hat, mit der Sichtung der Serie zu pausieren, bis dieser Artikel zumindest geschrieben ist, da sich sonst womöglich Eindrücke und Erinnerungen vermischen könnten.

Fazit & Wertung:

Die erste Staffel der kanadischen Hit-Serie Orphan Black hätte gelungener kaum sein können und schlägt mit ihrer ungewöhnlichen Prämisse vom ersten Moment an in ihren Bann, derweil man den jeweiligen Episoden durchaus anmerkt, dass sich hinter den Geschehnissen eine Art Masterplan verbirgt, so dass man nie das Gefühl bekommt, hier würde auf Biegen und Brechen eine unerwartete Wendung konzipiert werden, die es hier gleichwohl zuhauf gibt und entsprechend die Spannungskurve nach oben treiben. Unbestrittenes Highlight der Serie ist einzig und allein Tatiana Maslany, die mit ihrer Verkörperung sämtlicher in Erscheinung tretender Klone regelrecht neue Maßstäbe setzt und in buchstäblich jeder Szene brilliert.

9 von 10 optisch identischen, charakterlich differierenden Klonen

Orphan Black | Staffel 1

  • Optisch identische, charakterlich differierende Klone - 9/10
    9/10

Fazit & Wertung:

Die erste Staffel der kanadischen Hit-Serie Orphan Black hätte gelungener kaum sein können und schlägt mit ihrer ungewöhnlichen Prämisse vom ersten Moment an in ihren Bann, derweil man den jeweiligen Episoden durchaus anmerkt, dass sich hinter den Geschehnissen eine Art Masterplan verbirgt, so dass man nie das Gefühl bekommt, hier würde auf Biegen und Brechen eine unerwartete Wendung konzipiert werden, die es hier gleichwohl zuhauf gibt und entsprechend die Spannungskurve nach oben treiben. Unbestrittenes Highlight der Serie ist einzig und allein Tatiana Maslany, die mit ihrer Verkörperung sämtlicher in Erscheinung tretender Klone regelrecht neue Maßstäbe setzt und in buchstäblich jeder Szene brilliert.

9.0/10
Leser-Wertung 6.78/10 (9 Stimmen)
Sende

Episodenübersicht: Staffel 1

01. Natürliche Selektion (8,5/10)
02. Instinkt (8/10)
03. Die Vielfalt der Natur (8,5/10)
04. Der Einfluss äußerer Bedingungen (8,5/10)
05. Existenzbedingungen (9/10)
06. Unter Beobachtung (9/10)
07. Am Haken (9/10)
08. Verschlungene Wege (9/10)
09. Auslese (9/10)
10. Rätselhafte Muster (9/10)

 
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Orphan Black | Staffel 1 ist am 30.05.14 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von polyband/WVG Medien erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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Kommentare (2)

  1. mwj 8. April 2018
  2. geekgermany 10. April 2018

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