Review: Victoria | Staffel 2 (Serie)

So, Serien-Samstag und folglich auch die nächste Serien-Kritik, die ich gerne schon viel früher veröffentlicht hätte, doch in Anbetracht der gerade einmal acht Episoden der Staffel habe ich irritierend lange für die Sichtung gebraucht. Warum das so ist, konnte ich letztlich aber auch erkennen und die Antwort darauf findet sich folglich auch in der nachfolgenden Rezension.

Victoria
Staffel 2

Victoria, UK 2016-, , ca. 47 Min. je Folge

Victoria | © Edel Germany GmbH
© Edel Germany GmbH

Serienschöpfer:
Daisy Goodwin
Ausführende Produzenten:
Daisy Goodwin
Dan McCulloch
Damien Timmer

Main-Cast:

Jenna Coleman (Victoria)
Tom Hughes (Prince Albert)
Peter Bowles (Duke of Wellington)
Catherine Flemming (Duchess of Kent)
Daniela Holtz (Baroness Lehzen)
Nell Hudson (Skerrett)
Ferdinand Kingsley (Francatelli)
Tommy Knight (Brodie)
Nigel Lindsay (Sir Robert Peel)
David Oakes (Prince Ernest)
Adrian Schiller (Penge)
Peter Firth (Duke of Cumberland)
Alex Jennings (King Leopold)
Rufus Sewell (Lord Melbourne)
Bebe Cave (Wilhelmina Coke)
Margaret Clunie (Harriet, Duchess of Sutherland)
Tilly Steele (Cleary)
Leo Suter (Drummond)
Jordan Waller (Lord Alfred Paget)
Anna Wilson-Jones (Lady Emma Portman)
Diana Rigg (Duchess of Buccleuch)

Genre:
Biografie | Historie | Drama

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Victoria | © Edel Germany GmbH
© Edel Germany GmbH

Noch immer ringt die junge Königin Victoria mit sich selbst, wenn es gilt, einerseits die Erwartungen des Volkes und des Parlaments, andererseits die Ansprüche ihres Gemahls Prinz Albert zu erfüllen und sowohl ihrer Rolle als Regentin als auch Mutter gerecht zu werden. Dabei sieht sich die Königin mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert wie etwa der grassierenden Hungersnot in Irland oder der wachsenden Krise in Afghanistan, während auch die nächste Schwangerschaft nicht lange auf sich warten lässt. Nicht zuletzt dank der Vermittlung durch Prinz Albert allerdings weiß sie Premierminister Robert Peel zunehmend zu schätzen, derweil auch dessen Vorgänger Lord Melbourne zeitweilig erneut seine Aufwartung am Hof macht…

Rezension:

Nun hat es zwar eine Weile gedauert, bis ich mich der zweiten Staffel Victoria gewidmet habe, doch war ich immerhin erneut sehr angetan von den wieder acht Episoden, die das Leben der jungen Königin skizzieren, was auch hier wieder nicht zuletzt an Jenna Coleman gelegen haben dürfte, wobei sich auch Tom Hughes als deren Gemahl Prinz Albert hier weitaus mehr profiliert als noch in der ersten Staffel, womit mir die Figur deutlich sympathischer geworden ist. Leider aber schwächelt diese Staffel nun dramaturgisch teils spürbar, wie ich einräumen muss, wobei das gar nicht mal an den einzelnen Episoden liegt, die samt und sonders stimmig gestaltet sind, sondern vielmehr daran, dass ein übergeordneter roter Faden nur schwer auszumachen ist, womit die Summe der Teile tatsächlich etwas weniger überzeugend wirkt als ihre einzelnen Teile.

Szenenbild aus Victoria | © Edel Germany GmbH
© Edel Germany GmbH

So picken sich die Macher und Autoren der Serie – erneut von Serienschöpferin Daisy Goodwin angeführt – zumeist einzelne Episoden und Themen für jede einzelne Folge heraus, ob es sich dabei um die aufkeimenden wissenschaftlichen Interessen Prinz Alberts und eine daraus resultierende Eifersucht seitens Victoria handelt wie in der Folge Das grünäugige Monster (2.02), oder die Hungersnot in Irland in der Episode Glaube, Liebe, Hoffnung (2.06), um nur zwei Beispiele zu nennen. Diese Themen werden dann gekonnt in der jeweiligen Folge durchexerziert und wissen durchaus gut zu unterhalten, doch halten sich eben die daraus resultierenden Konsequenzen so dermaßen in Grenzen, dass es ein echtes Ärgernis ist, denn allein die Hungersnot findet nach besagter Folge selbstredend niemals wieder irgendwo Erwähnung. Ähnlich problematisch sind die sich vollziehenden Zeitsprünge, so dass Victoria in gefühlt jeder zweiten Folge ein neues Kind ihr Eigen nennt, während ich persönlich jedwedes Gefühl dafür verloren habe, wie lange Victoria nun schon regiert haben soll und wo in etwa wir uns in der Geschichte befinden.

Das ist insofern schade, da man – künstlerische Freiheiten mal unberücksichtigt lassend – mit der Biografie einer historischen Person natürlich auch die Möglichkeit hätte, sich entsprechend an deren Vita entlang zu hangeln, was man bei der zweiten Staffel Victoria aber eben nur dahingehend umgesetzt bekommen hat, die politischen oder geschichtlichen Aspekte als Ideengeber zu betrachten, ohne hier je in die Tiefe dessen vorzustoßen, was sich eigentlich konkret zu der Zeit zugetragen haben mag. Das wieder wird ebenfalls besonders deutlich in der finalen Episode Gewissensentscheidungen (2.08), die sich unter Bezugnahme auf die Hungersnot in Irland der Forderung seitens Peel im Parlament widmet, die Getreidezölle abzuschaffen, was allerdings gänzlich unvermittelt am Anfang der Episode aus dem Hut gezaubert wird, um den zentralen Konflikt der Folge zu kreieren, statt – wie es stimmiger gewesen wäre – hier schon zuvor Andeutungen fallen zu lassen und das Problem im Vorfeld zu etablieren. Insgesamt hat das leider zur Folge, dass zwar jede Episode für sich zu überzeugen weiß, jedoch keinen spürbaren Drang hinterlässt, baldmöglichst mit der Sichtung fortzufahren, zumal man auch Cliffhanger jedweder Art vergeblich sucht. Das hat wiederum zur Folge, dass man absolut keine Ahnung hat, was einen in der darauffolgenden Episode erwarten könnte, derweil dann auch Vorkommnisse wie die Entlassung von Baroness Lehzen 1842 und besagte Abstimmung über die Getreidezölle 1846 in eine einzige (!) Folge gepackt werden, was schon ein bisschen viel der erzählerischen Freiheit ist.

Szenenbild aus Victoria | © Edel Germany GmbH
© Edel Germany GmbH

Mag sein, dass dies dem Genre oder der vermuteten Zuschauerschaft geschuldet sein mag, doch hätte ich mir hier mehr Geschichte und weniger Soap-Drama gewünscht, was die erste Staffel meinem Gefühl nach noch etwas besser in Einklang zu bringen wusste, zumal dort nicht ganz so sehr durch die Geschichte gehastet worden ist und die Ereignisse sich chronologisch viel besser nachvollziehen ließen. Um aber auf einer positiven Note zu enden, da mir Victoria schließlich auch in der zweiten Staffel gut gefallen hat, ist nicht nur die Dramaturgie der einzelnen Episoden außerordentlich gelungen, auch die Ausstattung ist über jeden Zweifel erhaben und wartet mit opulenten Kulissen und Kostümen auf, während die "privaten" Einblicke in das Eheleben von Victoria und Albert dem Geschehen eine sehr menschliche Note geben, auch wenn die gegenseitige Zuneigung gewissen Schwankungen unterworfen ist. Bleibt zu hoffen, dass man in der längst bestätigten dritten Staffel wieder einen roten Faden findet, der das Geschehen auch als Staffel erfahrbar macht und diese nicht wieder wie eine Aneinanderreihung erzählenswerter historischer Anekdoten wirken lässt, was hier die Faszination zuweilen doch arg geschmälert hat. Größtes Versäumnis allerdings ist hier auf alle Fälle, dass sowohl in der DVD- als auch Blu-ray-Fassung das nominell zur zweiten Staffel gehörige Weihnachts-Special Das Fest der Liebe gänzlich ausgespart worden ist, womit einem diese neunzigminütige Geschichte schlichtweg vorenthalten wird, was man nur als ganz schlechten Stil bezeichnen kann, zumal es bei Doctor Who beispielsweise schließlich auch zu bewerkstelligen gewesen ist, die jeweiligen Weihnachts-Specials mit zu veröffentlichen.

Fazit & Wertung:

Die zweite Staffel Victoria vermag es nicht ganz, die zuvor aufgebaute Faszination aufrechtzuerhalten, da die einzelnen Folgen spürbar in sich abgeschlossen sind und lediglich schlaglichtartige Momenteindrücke aus dem Leben der Regentin bieten, derweil man sich hier spürbar mehr historische Freiheiten herausgenommen hat, um dem dramaturgischen Anspruch einer Serie gerecht zu werden. Ausstattung, Kostüme und Besetzung lassen indes nichts zu beanstanden und kommen gewohnt opulent daher, so dass sich die Staffel für Historien-Fans zwar durchaus lohnt, gerne aber etwas stringenter und akkurater hätte inszeniert werden können.

7,5 von 10 Konflikten am englischen Hof

Victoria | Staffel 2

  • Konflikte am englischen Hof - 7.5/10
    7.5/10

Fazit & Wertung:

Die zweite Staffel Victoria vermag es nicht ganz, die zuvor aufgebaute Faszination aufrechtzuerhalten, da die einzelnen Folgen spürbar in sich abgeschlossen sind und lediglich schlaglichtartige Momenteindrücke aus dem Leben der Regentin bieten, derweil man sich hier spürbar mehr historische Freiheiten herausgenommen hat, um dem dramaturgischen Anspruch einer Serie gerecht zu werden. Ausstattung, Kostüme und Besetzung lassen indes nichts zu beanstanden und kommen gewohnt opulent daher, so dass sich die Staffel für Historien-Fans zwar durchaus lohnt, gerne aber etwas stringenter und akkurater hätte inszeniert werden können.

7.5/10
Leser-Wertung 6.5/10 (2 Stimmen)
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Episodenübersicht: Staffel 2

01. Die Tochter eines Soldaten (8/10)
02. Das grünäugige Scheusal (8/10)
03. Schuss und Kette (8,5/10)
04. Die Sünden der Väter (8,5/10)
05. Ein königliches Arrangement (8/10)
06. Glaube, Liebe, Hoffnung (8,5/10)
07. Königin der Schotten (8/10)
08. Gewissensentscheidungen (8,5/10)

 

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Victoria | Staffel 2 ist am 02.02.18 auf DVD sowie als Deluxe Edition auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Edel Germany erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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Eine Reaktion

  1. Stepnwolf 18. Mai 2018

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