Review: Shameless | Staffel 1 (Serie)

Endlich komme ich dazu, euch diese großartige Serie vorstellen zu dürfen, denn ich muss gestehen, dass ich mir bei der Staffel-Sichtung vergleichsweise viel Zeit gelassen habe, was den simplen wie prestigeträchtigen Hintergrund hat, dass ich einfach nicht wollte, dass es endet – und wenn das nicht ein Qualitätsmerkmal ist, tja, dann weiß ich auch nicht!

Shameless
Staffel 1

Shameless, USA 2011- , ca. 46 Min. je Folge

Shameless
Quelle: IMPawards.com

Serienschöpfer:
Paul Abbott
Showrunner:
John Wells

Main-Cast:
William H. Macy (Frank Gallagher)
Emmy Rossum (Fiona Gallagher)
Justin Chatwin (Steve)
Jeremy Allen White (Lip Gallagher)
Laura Wiggins (Karen Jackson)
Cameron Monaghan (Ian Gallagher)
Emma Kenney (Debbie Gallagher)
Ethan Cutkosky (Carl Gallagher)
in weiteren Rollen:
Shanola Hampton (Veronica Fisher)
Steve Howey (Kevin Ball)
Joan Cusack (Sheila Jackson)

Genre:
Drama | Komödie

Trailer:

 

Inhalt:

In Shameless begleiten wir die Geschicke der Familie Gallagher aus Chicago und ihres näheren Umfelds. Dabei sind die Gallaghers einerseits eine höchst ungewöhnliche, andererseits eine uramerikanische Familie: Während sich Familienoberhaupt Frank dem Alkohol hingibt, schmeißt dessen älteste Tochter Fiona den Laden quasi im Alleingang und kümmert sich um ihre zahlreichen Geschwister. Da wären die die Brüder Lip und Ian, der eine hochintelligent, der andere schwul und in seinen Arbeitgeber verliebt, ihre kreative wie aufmerksamkeitsbedürftige Schwester Debbie und der sadistische Carl, der gerne mit der Mikrowelle experimentiert sowie der jüngste Spross der Familie, der kleine Liam.

Voll väterlicher Liebe und irischem Stolz sieht Frank sich trotzdem außerstande, seinen Kindern ein Vater, geschweige denn Vorbild zu sein und so kommt es, dass die Nachbarn Veronica und Kevin erste Anlaufstelle für Fiona sind, wenn es Probleme gibt und sie Geld oder Haushaltsgeräte benötigt, während Frank mit Sheila Jackson anbandelt, deren Tochter Karen sich im Übrigen mit Lip um die Häuser treibt. Als Fiona auch noch den anfänglich extrem spießig und verwöhnt wirkenden Steve kennenlernt, scheint das Chaos perfekt, zumal Steve ein Mann voller Geheimnisse zu sein scheint. Es steht außer Frage, dass die Gallaghers wahre Lebenskünstler sind, die sich bislang noch jeder Widrigkeit des Lebens erfolgreich gestellt haben, mit bisweilen unkonventionellen Mitteln versteht sich.

Rezension:

Es mögen schon wieder die ersten Zeter und Mordio brüllen ob der Tatsache, dass es sich bei Shameless um eine amerikanische Adaption der gleichnamigen britischen Serie aus dem Jahre 2004 handelt und auch ich muss ein weiteres Mal zugeben, dass ich die ursprüngliche Serie nicht kenne und mir auch nicht von Anfang an klar war, dass es sich um eine Art Remake handelt, wobei das natürlich den unbestreitbaren Vorteil hat, dass man auf eine amerikanische Produktion – noch dazu des Qualitätssenders Showtime – viel eher aufmerksam wird als auf die zugrundeliegende Briten-Produktion, welche es meines Wissens nach auch trotz bisher acht Staffeln noch nicht auf den hiesigen DVD-Markt geschafft hat. Insofern muss ich Showtime dankbar sein, sich dieser Serie angenommen zu haben, zumal die amerikanische Ausgestaltung für den geneigten Zuschauer natürlich extrem zugänglich ist – was sicherlich aber auch einige wieder als Manko gegenüber dem Original betrachten mögen. Ursprünglich sollte die Serie übrigens auch von HBO produziert werden, doch diese ließen das Projekt aus mir nicht näher bekannten Gründen fallen, was sich im Nachhinein sicherlich als großer Fehler entpuppt haben wird, denn in den USA geht Shameless bereits in die dritte Runde und feiert ungebrochen Erfolge.

Dies verdankt die Dramedy natürlich zuvorderst ihrem wirklich großartigen und klug ausgewählten Schauspieler-Ensemble um William H. Macy, wenngleich Emmy Rossum, die Darstellerin der Fiona, die heimliche Hauptrolle der Serie als Sympathieträgerin innehält. Doch auch der restliche Cast, angefangen bei Justin Chatwin als Fionas Love-Interest Steve sowie Jeremy Allen White und Cameron Monaghan als die Gallagher-Brüder Lip und Ian geben eine wirklich gute, überzeugende Figur ab, ebenso wie die wandlungsfähige Laura Wiggins als Nachbarstochter Karen, die im Laufe der Staffel einiges zu ertragen haben wird und sich ob dieser Tatsache natürlich enorm verändert, was nicht zuletzt ihrem gestörten Elternhaus und ihrer Mutter Sheila – absonderlich gut gespielt von der wunderbaren Joan Cusack – zu verdanken ist, welche ihrerseits eine Liaison mit Frank Gallagher beginnt, die an Skurrilität kaum zu überbieten sein wird. Doch selbst die jüngeren Gallagher-Kinder Debbie und Carl bekommen ihre verdiente Screentime und gehen nicht in der Masse an Charakteren unter, geschweige denn, dass sie vergessen und zu bloßen Statisten degradiert würden. Einzig Liam ist noch ein wenig jung, jedoch rankt sich um diesen einer der überzeugendsten, weil emotionalsten Plots der Serie.

Und da wären wir auch schon bei einem weiteren Plus für Shameless, denn die Mischung aus Drama und Comedy funktioniert hier ähnlich gut wie in dem wenn nicht vergleichbaren, dann doch zumindest äquivalenten Showtime-Hit Californication. Unnütz zu erwähnen, dass genau diese Mischung mich persönlich ganz besonders für sich einnimmt, weil hier einem einerseits Geschichten präsentiert werden, die ans Herz gehen, dramatisch und tragisch sein können, aber nie so abgrundtief deprimierend, als dass man einen wenn auch bisweilen kruden, schmutzigen, skurrilen, bitteren Humor vermissen würde, der die Geschichte ungemein unterhaltsam und kurzweilig macht. Freilich wagt man sich mit den Gallaghers auf glattes Eis, denn weder Armut noch Alkoholismus sind ihrer Natur nach lustig, aber die Serie gibt auch nie vor, eine in der Realität fußende Geschichte erzählen zu wollen, so dass man sich ungeniert und mit einem Augenzwinkern auf das illustre Treiben einlassen kann, ohne dabei von Gewissensbissen gequält zu werden, denn letztlich basieren viele und ausnehmend lustige Serien auf einem tragischen Ausgangs-Setting, so dass man diese – würde man sich an diesen Tatsachen stören – gleichsam meiden müsste.

Das möchte ich aber keinem raten, denn wer nur ein wenig für abgedrehte und überzogene Geschichten, für vollkommen überzogene Begebenheiten, für verrückt-einfallsreiche Szenen und eine gehörige Portion Anarchismus übrig hat, der wird an Shameless nicht vorbeikommen und sollte dies nach meiner Einschätzung auch gar nicht erst versuchen! Geringfügige Punktabzüge gibt es lediglich dafür, dass die Staffel zwar einen fortlaufenden und die Folgen übergreifenden Handlungsbogen hat, dieser aber – insbesondere bei seltenen Cliffhangern nicht genutzt wird, um die Folgen untereinander noch mehr zu verzahnen, so dass hier manchmal ein wenig die Kohärenz der Storyline darunter leidet. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Shameless einmal mehr eine durchweg überzeugende Serie eines hochqualitativen Kabelsenders ist, die es verdient hat verfolgt zu werden und auf deren weiteren Fortgang ich schon äußerst gespannt bin, weil ich dem Charme der Familie Gallagher bereits nach der Pilotepisode verfallen war!

Fazit & Wertung:

Shameless ist einmal mehr allerbeste – mit einem Augenzwinkern zu betrachtende – Fernsehunterhaltung in ihrer derbsten, schmutzigsten, verrücktesten Form und damit uneingeschränkt zu empfehlen! Einzig zu viel Schamgefühl sollte man nicht mitbringen, denn dann dürfte man sich doch von mancher Entwicklung oder Szene vor den Kopf gestoßen fühlen.

9 von 10 durchzechten Nächten mit bösem Erwachen auf der Parkbank – oder im Straßengraben

Shameless | Staffel 1

  • Durchzechte Nächte mit einem bösen Erwachen auf der Parkbank - oder im Straßengraben - 9/10
    9/10

Fazit & Wertung:

Shameless ist einmal mehr allerbeste – mit einem Augenzwinkern zu betrachtende – Fernsehunterhaltung in ihrer derbsten, schmutzigsten, verrücktesten Form und damit uneingeschränkt zu empfehlen! Einzig zu viel Schamgefühl sollte man nicht mitbringen, denn dann dürfte man sich doch von mancher Entwicklung oder Szene vor den Kopf gestoßen fühlen.

9.0/10
Leser-Wertung 7.8/10 (10 Stimmen)
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Episodenübersicht: Staffel 1

01. Freibier für keinen (Pilot)
02. Suffnase Frank
03. Der Scheck heiligt die Mittel
04. Nur mal spielen
05. Drei Freunde
06. Killer Carl
07. Ruhe sanft
08. Katerstimmung
09. Mamma Mia
10. Auf Oma ist Verlass
11. Stoßgebete
12. Vater Frank voller Gnade

 

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Kommentare (2)

  1. Michael Welsing 1. September 2012
    • Wulf | Medienjournal 1. September 2012

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