Eigentlich hätte dieser Artikel gestern erscheinen sollen und auch wenn die Zombies im Film kaum etwas mit dem gemeinen Zombie gemein haben, den man landläufig als solchen bezeichnet, hätte das Ganze doch thematisch noch recht gut zu Halloween gepasst. Wie ihr euch aber denken könnt, war ich geburtstagsbedingt anderweitig beschäftigt und deshalb gibt es ohne viel Federlesens die für gestern angedachte Kritik eben heute, da bin ich ja ganz pragmatisch. So kann ich euch direkt noch einen schönen Wochenendstart wünschen.
World War Z
Extended Cut
World War Z, USA/MT 2013, 123 Min.
© Paramount Pictures
Marc Forster
Matthew Michael Carnahan
Drew Goddard
Damon Lindelof
Brad Pitt (Gerry Lane)
Mireille Enos (Karin Lane)
James Badge Dale (Captain Speke)
Matthew Fox (Parajumper)
Action | Horror | Endzeit
Trailer:
Inhalt:
© Paramount Pictures
Als urplötzlich eine Zombie-Pandemie die Menschheit heimsucht setzt der ehemalige UN-Ermittler Gerry Lane alles daran, seine Familie in Sicherheit zu bringen und so leistet er bereitwillig den Instruktionen seines früheren Vorgesetzten Thierry Umutoni Folge, die sie zu einem Treffpunkt lotsen, an dem sie von einem eigens geschickten Helikopter eingesammelt werden. An Bord eines virusfreien UN-Flugzeugträgers eröffnet Umutoni Lane prompt, dass dieser den Forscher Dr. Andrew Fassbach nach Südkorea begleiten soll, um den Ursprung der Seuche auszumachen.
Dort angekommen erwartet Lane, Fassbach und das als Begleitschutz fungierende S.W.A.T.-Team eine Gruppe Soldaten, die sich in dem Flughafen verbarrikadiert haben und kaum erfreuliches über den vermeintlichen Patient Null zu berichten wissen. Lane allerdings findet eine Spur und seine Hatz führt ihn weiter über den Globus, bis er schlussendlich hinter das Geheimnis zu kommen hofft, was die Schwäche des Virus ist und wie man ihn zu bekämpfen imstande wäre.
Rezension:
World War Z ist im Grunde weniger Zombie-Film als vielmehr temporeicher und actionorientierter Katastrophen- beziehungsweise in diesem Fall Seuchen-Thriller, wobei die Infizierten eben zufälligerweise in vielen Punkten frappierende Ähnlichkeit mit den Infizierten aus zum Beispiel 28 Days Later haben und ganz allgemein gesprochen als Zombies gelten können, wenn man die begriffliche Definition etwas weiter fasst. Dementsprechend ist es zu verschmerzen und fällt nicht allzu negativ auf, dass für das Genre natürlich verhältnismäßig wenig Blut fließt und Splatter-Effekte im Grunde überhaupt nicht vorkommen. Allerdings muss man auch erwähnen, dass der Extended Cut in dieser Beziehung doch deutlich Boden gut macht, wie man dem gewohnt ausführlichen Schnittbericht entnehmen kann. Dementsprechend bin ich mir sicher, dass mir die Kinofassung nicht annähernd so zugesagt hätte wie diese erweiterte Fassung, die der akuten Blutarmut zuweilen entgegenwirkt.
© Paramount Pictures
Verabschiedet man sich also von dem Gedanken, dass in einem Zombiefilm zwangsläufig Gedärme aus Menschen gerissen werden und das Blut in Fontänen spritzen muss, dann erhält man mit World War Z einen durchaus unterhaltsamen Blockbuster mit enormen Schauwerten, so dass insbesondere die Szenen in Jerusalem, ebenso wie die anfängliche Massenpanik im Film durchaus bombastisch inszeniert sind und ordentlich zu packen wissen. Allerdings ist die Story eben auch so simpel und stringent gehalten, wie man es sich von einem Katastrophenfilm erwarten würde, so dass Protagonist Gerry Lane routiniert die einzelnen Stationen seiner Reise abläuft und man sich darüber wundert, wie wenig man schlussendlich von der Welt als solchen sieht, denn obwohl es sich um eine weltumspannende Pandemie handelt sieht man abgesehen von den insgesamt vier Handlungsorten herzlich wenig von den Auswirkungen, zumal der eigentliche Höhepunkt des Films bereits in Jerusalem gekommen scheint und die darauffolgende Exkursion zwar stimmig inszeniert und sinnvoll ist, hinter den zuvor gezeigten Massenszenen aber beinahe langweilig wirkt. Warum man die ganze Heilmittelhatz übrigens überhaupt unter dem Titel World War Z vermarktet will mir nicht ganz einleuchten, wo doch die Geschichte des Films kaum noch etwas mit der des Buches gemein hat, angefangen mit dem Journalisten, der hier zum UN-Mitarbeiter umgedichtet wird und den rennenden Zombies, die es in der Vorlage ebenfalls nicht gab.
Die Zombies – oder Infizierten – selbst haben mir wiederum ausnehmend gut gefallen, weil sie mit ihrem Schwarmbewusstsein und einem Verhalten, das an einen aufgescheuchten Ameisenhaufen erinnert, erfreulich frisch interpretiert worden sind und im Rahmen dieses Ansatzes auch glaubwürdig agieren. Selbst die Auflösung der Schwachstelle des Virus hat mir gefallen, so dass ich der überraschungsarmen Geschichte zumindest nicht absprechen kann, routiniert dargebracht zu werden. Schauspielerisch braucht man sich natürlich nicht viel erwarten und so liefert auch Brad Pitt eine solide Leistung ab, füttert seinen Gerry Lane aber kaum mit Charakter oder Background, was aber angesichts der steten Hektik auch kaum verwunderlich ist. Alle anderen Figuren bleiben wiederum noch blasser und sind gänzlich austauschbar und dienen als bloße Stichwortgeber, so dass World War Z zuweilen durchaus wie eine One-Man-Show wirkt.
© Paramount Pictures
Aber wie gesagt, der Unterhaltungswert ist durchaus da und die im Extended Cut hinzugefügten Szenen reichen aus, den Film deutlich runder wirken zu lassen und das Gefühl verpuffen zu lassen, man würde sich die weichgespülte Kindervariante der Produktion ansehen. Schlussendlich zeigt World War Z ziemlich genau auf, wie es aussieht, wenn sich Hollywood eines Subgenres wie dem des Zombiefilms annimmt und was dann daraus wird: Ein zwar opulentes und wuchtiges Werk, dem aber merklich die gebotene Härte abgeht, um als Endzeit- und Weltuntergangsfilm wirklich funktionieren zu können. Ein Film letztendlich, der unterhält und Spaß macht, der aber auch gänzlich auf Subtext oder Substanz verzichtet, um zugunsten von hektischen Kamerafahrten und noch hektischeren Fluchtversuchen mehr Tempo in den Streifen hinein zu quetschen, als es der Geschichte gutgetan hätte.
World War Z - Extended Cut
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Überrannte Städte - 7/10
7/10
Fazit & Wertung:
Mit World War Z sind die Zombies offiziell im Blockbuster-Kino angekommen und haben kaum noch etwas mit ihren Artgenossen gemein. Der Film punktet zwar mit grandioser Optik und ordentlich Tempo, täuscht dadurch aber auch nicht darüber hinweg, dass er im Grunde so inhaltsleer ist wie die Kinofassung blutleer bleiben musste. Dank Extended Cut 1 Punkt Aufwertung!
Meinungen aus der Blogosphäre:
Cellurizon: 4/10 Punkte
ERGOThek: 3/5 DeLoreans
Tonight is gonna be a large one.: 7/10 Punkte
Xanders Blog: 6/10 Punkte
World War Z erscheint am 07.11.13 auf DVD, Blu-ray und 3D Blu-ray im Vertrieb von Paramount Pictures. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
DVD:
Blu-ray:
Klingt tatsächlich ganz gut und werde irgendwann bestimmt reinschauen, da ich ja bereits die Vorlage toll fand (auch wenn der Film wenig mit ihr zu tun haben soll). Zombies und Mainstream. Wer hätte das vor 15 Jahren noch gedacht.
Wie gesagt, der “Extended Cut” macht merklich Boden gut und gerade mit Blick auf die Unterschiede verstehe ich auch, warum der Film bei Xander oder Christian beispielsweise so schlecht abgeschnitten hat. So kann man sich den Film dann aber doch wirklich ansehen. Und nein, Zombies im Mainstream hätte ich mir auch nie träumen lassen, da war ich schon vor ein paar Jahren bzgl. “The Walking Dead” mehr als erstaunt.
Mir hat ja bereits die Kinofassung ganz gut gefallen, aber natürlich ist der Film ziemlich “Zombie light”. Man muß halt mit der richtigen Erwartungshaltung herangehen, dann kann man sich ohne schlechtes Gewissen an den Stärken von “World War Z” erfreuen. :)
Klar, gerade bei dem Film hängt viel von der Erwartungshaltung ab und er wird auch
mehr als nur ein paar Hardcore-Zombie-Fans verprellt haben. Nach Genuss des Extended Cut und bei Kenntnis der Unterschiede reizt mich die Kinofassung allerdings mal so gar nicht, dafür ist das Feeling im Kino sicherlich noch einmal etwas ganz
anderes gewesen.
Ich kann dein Review eigentlich nur unterschreiben. Sehe den Zombie-Thriller auch als optischen Augenschmaus der inhaltlich nicht ganz überzeugen kann, auch wenn ich manche Idee recht interessant fand und ich über die Blutarmut hinwegsehen kann, da dies magenschonender ist ;-).
Ideen hatte der Film, gar keine Frage, aber so richtig was draus machen wollte er eben oft nicht, doch der zweite Teil ist ja längst angekündigt und vielleicht läuft da auch die Produktion etwas glatter, so dass nicht zig Drehbuchautoren an ein und demselben Skript rumbasteln. Das hat man – finde ich – teilweise schon gemerkt.
Zu der Blutarmut: Ich bin jetzt auch keiner, der unbedingt Blut und Gedärme sehen braucht (würde bei dieser Art Zombies auch wenig Sinn gemacht haben), aber die Familientauglichkeit des Streifens konnte meine Freundin beispielsweise dennoch nicht überzeugen, dem Film eine Chance zu geben, der reinen Thematik wegen.