Mit gehöriger Verzögerung und einmal quasi so überhaupt nicht aktuell, komme ich heute mit meiner Serien-Kritik zur dritten Staffel Boardwalk Empire um die Ecke, auf dass es bis zur vierten Staffel diesmal bei mir nicht so lange dauern möge. Aber was rede ich, hinke ich ja schließlich noch mit diversen Serien hinterher, von daher warten wir einfach mal ab, wie sich das so entwickeln wird. Nach einem für mich unfassbar aufregungswürdigem Tag (negativ gemeint), wünsche ich euch zumindest einen schönen, gemütlichen, erholsamen und stressfreien Abend.
Boardwalk Empire
Staffel 3
Boardwalk Empire, USA 2010- , ca. 55 Min. je Folge
© Warner Home Video
Terence Winter
Terence Winter
Steve Buscemi (Enoch ‘Nucky’ Thompson)
Kelly Macdonald (Margaret Schroeder)
Michael Shannon (Agent Nelson Van Alden)
Shea Whigham (Elias ‘Eli’ Thompson)
Michael Stuhlbarg (Arnold Rothstein)
Stephen Graham (Al Capone)
Vincent Piazza (Lucky Luciano)
Michael Kenneth Williams (Chalky White)
Anthony Laciura (Eddie Kessler)
Paul Sparks (Mickey Doyle)
Jack Huston (Richard Harrow)
Charlie Cox (Owen Slater)
Bobby Cannavale (Gyp Rosetti)
Gretchen Mol (Gillian Darmody)
Stephen Root (Gaston Means)
Meg Chambers Steedle (Billie Kent)
Patrick Kennedy (Dr. Douglas Mason)
Krimi | Drama | Historie
Trailer:
Inhalt:
© HBO
Kaum ist es Nucky gelungen, seinen Einfluss und sein Ansehen in Atlantic City zu retten und aufrecht zu erhalten – und anlässlich dessen eine rauschende Silvesterparty zu schmeißen – taucht schon der nächste Störenfried in der Ferne auf, denn der sadistische wie cholerische Gyp Rosetti ist drauf und dran, Enoch Thompson seine Aufwartung zu machen. Dieser jedoch weigert sich, Rosetti mit Alkohol zu beliefern und so blockiert dieser prompt – mit Rückendeckung von Joe Masseria aus New York – einen der wichtigsten Knotenpunkte auf dem Weg nach New York, so dass Nuckys Alkohollieferungen ein ums andere Mal aufgehalten und aufgerieben werden. Während Nucky anfänglich das Ausmaß der Bedrohung noch nicht begreift und lieber mit der jungen Tänzerin und Schauspielerin Billie Kent seine Zeit verbringt, bändeln Margaret und Owen weiter miteinander an, während Margaret verzweifelt darum bemüht ist, die Zustände im hiesigen Krankenhaus zu verbessern.
Richard Harrow derweil ist bei Gillian Darmody in ihrem Bordell untergekommen und kümmert sich aufopferungsvoll um den kleinen Tommy und Gillian versucht sich weiterhin einzureden, dass ihrem Sohn bestimmt nichts passiert sein mag und er sich schon melden würde. Derweil versucht sich Neslon Van Alden als Vertreter, gerät allerdings schon bald in Kreise, die völlig konträr zu seiner früheren Beschäftigung als Bundesagent agieren und während also all diese Gestalten auf die eine oder andere Art ihr Glück zu finden suchen, bahnt sich ein regelrechter Bandenkrieg zwischen Thompson und Rosetti an, der nicht nur Masseria und Rothstein, sondern auch Al Capone und weitere Parteien mit einschließt und sich zu einem Fiasko auszuweiten droht, zumal bald Nucky selbst seines eigenen Lebens nicht mehr sicher ist.
© HBO
Rezension:
Ich muss ja zugeben, dass ich mich der nunmehr dritten Staffel Boardwalk Empire mit gemischten Gefühlen genähert habe, war ich schließlich skeptisch, inwieweit die Serie nach dem Ableben einer ihrer Hauptfiguren – noch dazu für mich trotz mancher Verfehlung durchaus noch mitunter am ehesten als Identifikationsfigur zu bezeichnen – funktionieren würde, doch wurde ich schnell eines Besseren belehrt. Wie schon zu Beginn der vorangegangenen Staffel beginnt die Geschichte in gemächlichem Tempo und man kann noch einmal Revue passieren lassen, was zuvor alles geschehen ist, bevor man mit Giuseppe “Gyp” Rossetti den neuen Antagonisten der Staffel vorgesetzt bekommt, der, man mag es zu Beginn kaum glauben, Nucky das Leben regelrecht zur Hölle zu machen versteht und mit seiner aggressiven, animalischen Präsenz mehr als nur eine Szene dominiert und stets das Alphamännchen herauskehrt, wenngleich es auch einige Szenen gibt, die gerade dieses Image genüsslich konterkarieren.
© HBO
Speziell Nucky wächst allerdings gerade in dieser Staffel merklich an seinen Herausforderungen und Erlebnissen, ist einmal mehr die Verkörperung einer durch und durch zwielichtigen, aber mitnichten gefühllosen Gestalt, die auch hier wieder persönliche Verluste hinnehmen muss. Auch Shea Whigham als Nuckys Bruder Eli spielt wieder eine größere Rolle und kann sich im Laufe der Staffel seinen Status ein wenig zurückerstreiten, was auch zu einigen interessanten, weil von gegenseitigem Misstrauen geprägten Familienszenen führt. Größte Überraschung in der dritten Staffel Boardwalk Empire war für mich allerdings zweifelsohne der Raum, der der Figur des Richard Harrow eingeräumt worden ist, von dem ich mir schon länger mehr erhofft habe und dessen Darsteller Jack Huston hier die Diskrepanz zwischen seinem verheerten Äußeren und seinem mitfühlenden und würdevollen Inneren voll zum Tragen bringen kann, ihn zur tragischsten Figur der Staffel, aber auch zur sympathischsten Figur macht und folglich diesmal in meinen Augen der heimliche Star der Serie.
Nicht so gut ergeht es da den Handlungssträngen um Michael Shannons Ex-Bundesagenten Nelson van Alden wie auch dem von Stephen Graham verkörperten Al Capone, die beide erst in der zweiten Staffelhälfte mehr als bloße Randnotizen in einer Geschichte sein dürfen, die sich zu diesem Zeitpunkt noch gänzlich um den Konflikt zwischen Nucky und Gyp rankt. Mehr Raum bekommt da schon wieder Nuckys Ehefrau Margaret, deren Storyline auch einen schönen Kontrast zu den sich ansonsten überwiegend um Verbrecher, Schmuggler, Mörder und Opportunisten drehenden Handlungen bildet, wenngleich ihre Geschichte gerade im letzten Drittel im Sande zu verlaufen scheint, während man sich wieder anderen Figuren bevorzugt widmet. So wirkt die dritte Staffel leider manchmal etwas unstet und manche Figur taucht in mehreren Folgen überhaupt nicht auf, doch die ansonsten wieder durchgängig spannungsgeladene, mitreißende und hochdramatische Geschichte tröstet spielend über solche Ärgernisse hinweg.
© HBO
Über die Opulenz der Ausstattung und Kulissen braucht man wohl mittlerweile kaum mehr ein Wort zu verlieren, gehört Boardwalk Empire schließlich sicherlich zu den wenigen Vorzeigeserien, an denen man festmachen kann, dass TV manchmal überwältigender als Kino sein kann. Dennoch sei kurz angemerkt, dass wieder einmal Handlungsorte hinzukommen, erneut rauschende Feste gefeiert werden, die Kostüme nichts von ihrer Faszination eingebüßt haben, die Kamerafahrten noch ausladender und eindrücklicher geworden sind und die Serie in ihrer Gesamtheit besser aussieht denn je und nicht zuletzt, ohne zu viel verraten zu wollen, mit einem spektakulären Finale aufwartet, das seinesgleichen sucht und nicht leicht zu toppen sein wird in der vierten und dann schon vorletzten Staffel dieser einzigartigen Serie.
Boardwalk Empire | Staffel 3
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Flaschen gepanschter Schnaps - 9/10
9/10
Fazit & Wertung:
Auch die dritte Staffel Boardwalk Empire bietet trotz geringfügig anderer Ausrichtung, was die Berücksichtigung des Figuren-Ensembles anbelangt, allerbeste Fernsehunterhaltung und übertrumpft in ihrer Oppulenz und Wucht manchen Kinofilm spielend, punktet derweil aber auch weiterhin mit detaillierten Figurenzeichnungen und präsentiert ein Atlantic City zu Zeiten der Prohibition, das lebendiger kaum wirken könnte.
Episodenübersicht: Staffel 3
02. Spaghetti mit Kaffee (8/10)
03. Buona Fortuna (9/10)
04. In der Falle (9/10)
05. Ein böser Mensch (8,5/10)
06. Pfadfinderehre (8,5/10)
08. Das Pony (9/10)
09. Alles Glück der Welt (10/10)
10. Die Liebe ist Sieger (9,5/10)
11. Auf Messers Schneide (9,5/10)
12. Jeder stirbt irgendwann (10/10)
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Boardwalk Empire | Staffel 3 ist am 25.10.13 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Warner Home Video erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
DVD:
Blu-ray:
Jetzt wollte ich schon schreiben, wie toll ich die Staffel fand, doch ich habe sie ja noch gar nicht gesehen! Staffel 1 und 2 fand ich auf jeden Fall großartig, 3 und 4 stehen auch schon im Regal, doch werde ich wohl abwarten, bis es das Finale gibt — und den Rest dann komplett sehen. Auf jeden Fall eine der besten Serien momentan — und deine Kritik macht Lust auf mehr! :)
Ja, die vierte Staffel steht hier auch schon parat, aber es wird so schon lange genug dauern, bis ich mich ihr widmen können werde, auch ohne den Vorsatz, noch die finale Staffel abzuwarten. Da bin ich dann eher froh, wenn ich mal wieder eine Staffel schaffe und man nicht das Gefühl bekommt, ich würde einige von mir hochgelobte Serien gar gänzlich aus den Augen verloren haben.
Schöne Rezi! Kam leider aber in die dritte Staffel erst nach “Anlaufschwierigkeiten” rein, nachdem mich die ersten beiden vollends überzeugt hatten. Die vierte war dann sogar noch etwas zäher, aber insgesamt immer noch eine spannende Serie mit guter Charakterisierung wie du schreibst :-)