Review: In Your Eyes (Film)

Heute komme ich mal wieder mit einem – wie ich finde – echten Geheimtipp daher und habe meine Film-Kritik in diesem Fall sogar vorgezogen, denn derzeit kann man den Streifen auch bei Netflix bewundern, doch weiß man ja nie, wie lange das noch der Fall sein wird, also empfehle ich ihn euch lieber jetzt, bevor es wieder schwieriger wird, da dranzukommen ;)

In Your Eyes

In Your Eyes, USA 2014, 106 Min.

In Your Eyes | © Bellwether Pictures
© Bellwether Pictures

Regisseur:
Brin Hill

Main-Cast:
Zoe Kazan (Rebecca Porter)
Michael Stahl-David (Dylan Kershaw)
in weiteren Rollen:
Mark Feuerstein (Phillip Porter)
Steve Howey (Bo Soames)
Jennifer Grey (Diane)
Nikki Reed (Donna)
Steve Harris (Giddons)

Genre:
Romantik | Fantasy

Trailer:

 

Inhalt:

Während Ex-Sträfling Dylan versucht, Ärger aus dem Weg zu gehen, in einem Wohnwagen in New Mexico sein Dasein fristet und sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält und seinen Bewährungshelfer zu besänftigen versucht, lebt im fernen Connecticut die junge und attraktive, zuweilen etwas tollpatschig und unsicher wirkende Rebecca ein Leben als Arzt-Gattin. Eines Tages allerdings, Rebecca befindet sich gerade in der Stadt, Dylan im Auto auf dem Weg zur Arbeit, erblickt sie die Weiten New Mexicos und er das verschneite Conncticut, hören die beiden die Stimme des jeweils anderen in ihrem Kopf und während jeder für sich glaubt, wahrscheinlich verrückt zu werden, beginnen sie sich anzuschreien, um alsbald zu bemerken, dass die Stimme in ihrem Kopf mitnichten Ausgeburt der eigenen Fantasie ist, sondern eine reale Person am anderen Ende des Landes. Von dieser Erkenntnis noch völlig vor den Kopf gestoßen und gleichermaßen berauscht, verabreden sie sich zu einer weiteren übersinnlichen Unterhaltung und beginnen, sich langsam gegenseitig kennenzulernen…

Rezension:

Nachdem Joss Whedon für sein "Wohnzimmer"-Filmprojekt Viel Lärm um Nichts die Produktionsfirma Bellwether Pictures gegründet hatte, lag vermutlich nichts näher, als weitere Filmprojekte ins Auge zu fassen und in dem Willen, neue (Vertriebs-)Wege zu gehen, wurde In Your Eyes 2014 bei Vimeo veröffentlicht, was natürlich den Indie-Charakter des Werkes noch unterstreicht, dessen Skript wiederum von Whedon selbst stammt, allerdings mehr als zwei Dekaden in der Schublade vor sich hin stauben durfte, bevor sich nun Brin Hill als Regisseur daran begeben hat, es zu verfilmen. Die Idee des Films ist dabei so simpel wie bestechend, denn im Grunde geht es schlicht um zwei Personen, denen es aus unerfindlichen Gründen seit ihrer Kindheit möglich ist, durch die Augen des jeweils anderen zu sehen, zu riechen, fühlen und schmecken, was natürlich in derer beider Vergangenheit dazu geführt hat, zu glauben, sie hätten womöglich psychische Probleme, zumal diese Bewusstseinsübertragung nur sporadisch auftritt und oft natürlich in den ungünstigsten Momenten, so dass beispielsweise, als der "Kanal" gerade offen ist und Dylan mit dem Billardqueue eins übergebraten bekommt, Rebecca andernorts vor versammelter Mannschaft zusammenbricht. Das klingt vielleicht albern, ist aber nur eine von vielen herausragenden Ideen, die den Film so ungewöhnlich und einzigartig machen, gerade wenn man bedenkt, dass es sich dem Grundsatz nach um eine Romantic Comedy handelt, nur eben hier mit Fantasy-Einschlag.

Szenenbild aus In Your Eyes | © Bellwether Pictures
© Bellwether Pictures

Ein derart ungewöhnliches Filmprojekt steht und fällt natürlich im Grunde immer mit seinen Hauptdarstellern, doch in der Beziehung bewies man ein überaus glückliches Händchen, die vergleichsweise unverbrauchten Schauspieler Michael Stahl-David (Cloverfield) als Dylan sowie Zoe Kazan (Ruby Sparks) als Rebecca zu verpflichten, denn man nimmt den beiden die Seelenverwandtschaft spielend ab, zumal sie in ihrer Darstellung sehr natürlich wirken, was auch daran liegen mag, dass sich der jeweils andere am Set während der "telepathischen" Unterhaltungen versteckt hat, folglich zu hören, aber nicht zu sehen war. Vor allem aber ist es schon ein Kunststück für sich, eine Chemie zwischen den beiden Figuren zu entwickeln, da diese sich ja hunderte Meilen entfernt in unterschiedlichen Teilen der USA befinden, was auch noch durch die bei Rebecca an der winterlichen Ostküste vorherrschenden Blautöne unterstrichen wird, während bei Dylan in New Mexico erdige und warme Töne dominieren.

Inszenatorisch ist In Your Eyes also schon durchaus gelungen und auch die Dialoge sind geradezu als whedonesk zu bezeichnen, wie man sich das sicherlich auch erwarten würde und darf, sprich Wortwitz und Spitzfindigkeiten finden sich hier zuhauf und beinahe jede Unterhaltung – zumindest zwischen den sich langsam näher kommenden Seelenverwandten Dylan und Rebecca – ist voller Esprit. Sich allerdings nur auf die beiden zu konzentrieren hätte zugegebenermaßen einen recht faden Film ergeben und so gibt es unter anderem den aus Royal Pains bekannten Mark Feuerstein als Rebeccas Art-Gemahl zu sehen (der Mann ist einfach dafür geschaffen, Ärzte zu spielen!) sowie den dank Shameless zu Bekanntheit gelangten Steve Howey als früheren Verbrecher-Kumpan von Dylan, der seit seiner Haftstrafe tunlichst versucht, sich von Ärger fernzuhalten.

Szenenbild aus In Your Eyes | © Bellwether Pictures
© Bellwether Pictures

Auch für Drama ist also durchaus gesorgt und die Annäherung zwischen Rebecca und Dylan geht insbesondere dank ihres Ehemannes nicht so reibungslos vonstatten, wie man meinen würde, doch am Ende wendet sich natürlich alles zum Guten, auch wenn man zugeben muss, dass insbesondere das Ende des Films bewusst offen gehalten ist und man bei näherer Betrachtung daran zweifeln darf, ob zwei Personen, die eine Verbundenheit dieser Form miteinander teilen, wirklich langfristig glücklich werden können, doch fragt man sich bei anderen einschlägigen RomComs ja schließlich auch nicht, ob das frisch gebackene Pärchen die Hypothek stemmen, den Exfreund langfristig ausblenden kann oder was auch immer. Noch ein Wort aber zum Skript von Whedon, denn dem merkt man im Verlauf des Films die Jahre leider zuweilen an und insbesondere im Hinblick darauf, dass der jeweilige Freundes- und Bekanntenkreis natürlich sehr irritiert auf die zunehmenden (vermeintlichen) Selbstgespräche reagiert, würde man nach heutigen Maßstäben argumentieren, ein simples Bluetooth-Headset beispielsweise hätte hier spielend Abhilfe geschaffen, doch dann wiederum hätte der Plot des Films nicht funktionieren können, weshalb man natürlich über solcherlei Kleinigkeiten hinwegsehen muss. Ganz ehrlich aber, fällt das bei einem dergestalt offensichtlich als Fantasy-Film daherkommenden Werk in meinen Augen nicht wirklich schwer und die vielen emotionalen Szenen, die großartige Chemie zwischen Stahl-David und Kazan sowie nicht zuletzt die spritzigen Dialoge lassen locker über solch kleinere Ungereimtheiten hinwegsehen.

Fazit & Wertung:

Mit In Your Eyes ist Brin Hill auf Grundlage des von 1992 stammenden Skripts von Joss Whedon ein bestechender Liebesfilm mit Fantasy-Einschlag gelungen, der trotz kleinerer Unzulänglichkeiten im Plot gleichermaßen eigenständig wie lohnenswert geraten ist und insbesondere dank Zoe Kazan und Michael Stahl-David in den Hauptrollen rundherum überzeugt und begeistert, wenn man denn bereit ist, sich auf die zugrundeliegende Prämisse des Films einzulassen.

8,5 von 10 telepathischen Gesprächen

In Your Eyes

  • Telepathische Gespräche - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

Mit In Your Eyes ist Brin Hill auf Grundlage des von 1992 stammenden Skripts von Joss Whedon ein bestechender Liebesfilm mit Fantasy-Einschlag gelungen, der trotz kleinerer Unzulänglichkeiten im Plot gleichermaßen eigenständig wie lohnenswert geraten ist und insbesondere dank Zoe Kazan und Michael Stahl-David in den Hauptrollen rundherum überzeugt und begeistert, wenn man denn bereit ist, sich auf die zugrundeliegende Prämisse des Films einzulassen.

8.5/10
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In Your Eyes ist als Import-DVD erhältlich und digital bei Vimeo On Demand. Zurzeit kann der Film ebenfalls bei Netflix geschaut werden.

DVD:

vgw

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Kommentare (4)

  1. mwj 13. September 2016
    • Wulf | Medienjournal 17. September 2016
      • mwj 17. September 2016
      • Wulf | Medienjournal 17. September 2016

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