Review: Doctor Who – Die dunklen Gezeiten | Michael Moorcock (Buch)

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Doctor Who

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Widmen wir uns nun also wieder der allwöchentlichen Buch-Kritik, die ich dank Montagsfrage ja quasi schon gespoilert habe, was das Thema angeht. Spätestens wenn ihr diese Zeilen lest ist das ja aber auch kein Geheimnis mehr und von daher passt das schon.

Doctor Who
Die dunklen Gezeiten

The Coming of the Terraphiles, UK 2010, 430 Seiten

Doctor Who - Die dunklen Gezeiten von Michael Moorcock | © Bastei Lübbe
© Bastei Lübbe

Autor:
Michael Moorcock
Übersetzer:
Thomas Schichtel

Verlag (D):
Bastei Lübbe
ISBN:
978-3-404-20912-5

Genre:
Abenteuer | Science-Fiction | Fantasy

 

Inhalt:

»Eisenmaske« nennt man den Mann, der eine Pierrotmaske aus Messing im Stil der alten italienischen Komödie trägt. Cornelius der Pirat, der skrupellose Poet, der zuvorkommende Dieb, Kommandant eines gefürchteten und bekannten Schiffs, das man um seinen himmlischen Liebreiz ebenso beneidet wie um die Präzision des Zerstörungsarsenals – dieser Mann winkt mit der Hand und gibt damit das Signal zum Sinkflug.

Nachdem der Doctor eine kryptische Nachricht aus der fernen Zukunft – genauer dem Jahr 51.007 – erhalten hat, begeben er und Amy sich zu der LdT, der Liga der Terraphilen, um dort an einem legendären, alle 250 Jahre ausgerichteten Wettbewerb teilzunehmen, der eine Reihe Sportarten umfasst, von denen man glaubt, sie seien so auf der alten Erde etwa im 13. Bis 14. Jahrhundert praktiziert worden. Das aber ist natürlich nicht Anlass für ihre Reise, denn der Doctor hat Grund zu der Annahme, dass die Wirklichkeit selbst in Gefahr schwebe, denn die Aktivitäten der dunklen Gezeiten nehmen im verstörenden Maße zu. Nun schickt sich der letzte aller Timelords selbstredend an, die Vernichtung der Existenz aufzuhalten, auch wenn er noch nicht so recht weiß, wie er das bewerkstelligen soll. Anhaltspunkt könnte der legendäre Pfeil sein, der dem Sieger des Terraphilen-Turniers zusteht, doch andererseits scheinen es auch gleich mehrere Parteien auf einen opulenten Hut abgesehen zu haben, den Schirmherrin Banning-Cannon sich jüngst extra hat anfertigen lassen…

Rezension:

Mit Doctor Who – Die dunklen Gezeiten ist nun also schon der vierte Band um den letzten aller Timelord bei Bastei erschienen und wie immer war ich prompt zur Stelle, um zeitnah einen Blick auf den Band werfen zu können. Während ich mich bei den vorangegangen zwei Bänden ja zunächst damit aufgehalten habe, diese sinnvoll im Wust der Veröffentlichungen zu verorten, haben wir es mit dem im Original als The Coming of the Terraphiles betitelten Buch gleich wieder mit einem Sonderfall, sprich Special Release zu tun, der ursprünglich bereits 2010 veröffentlicht worden ist und von dem gefeierten Science-Fiction-Autoren Michael Moorcock stammt. "Gefeiert" schreibe ich, weil der werte Moorcock wohl zumindest in England eine extrem große Nummer ist und sein im "Multiversum" angesiedelten Geschichten ziemlich beliebt zu sein scheinen, derweil mir der Name zugegebenermaßen zunächst einmal überhaupt nichts gesagt hat. Nun war also mit Gastauftritten "seiner" Figuren zu rechnen, was sich an dem Piraten Jerry Cornelius festmachen lässt, der wohl in Moorcocks Büchern schon des Öfteren die Hauptrolle gespielt hat, hier aber eher am Rand in Erscheinung tritt.

Amy musste zugeben, dass es ihr schwerfiel, sich an die Teilnahme all der Völker der Galaxie an diesem im Grunde britischen Sport zu gewöhnen. Sie freute sich sehr, dass der Doktor genug Einfluss gehabt hatte, um sie mit auf diese Tour zu nehmen. Sie hatte Gefallen an dem bizarren Gemisch aus missverstandener englischer Kultur des frühen zwanzigsten Jahrhunderts gefunden.

So ist und bleibt Die dunklen Gezeiten zunächst einmal und vorrangig ein Doctor Who-Roman, was mir in meiner völligen Unkenntnis sehr zupass kam, auch wenn ich die Freude der eingeschworenen Moorcock-Fans verstehen kann, die Welt des Doctors und die des "Mulitversums" miteinander verschmelzen zu sehen. Um aber zum eigentlichen Inhalt des Buches zu kommen, muss ich erst einmal zugeben, dass mir der Einstieg diesmal extrem schwer gefallen ist, denn nicht damit genug, dass Moorcock neben Cornelius zunächst einmal auch mehrere Mitglieder der Familie Banning-Cannon vorstellt, neigt er gleichermaßen zu Abschweifungen, Schachtelsätzen, assoziativen Gedankensprüngen und Abkürzungen, die in der Summe das Lesevergnügen nicht eben einfach gestalten, gerade, wenn man noch keine Ahnung hat, wohin die Reise geht. So stellte ich mich also schon gefühlsmäßig auf schwere Kost, doch mit jeder weiteren Seite traten diese gestalterischen Elemente weiter in den Hintergrund und sobald erst einmal der Doctor zu den namensgebenden Terraphilen stößt, die ein ausgeprägtes Faible für die Geschichte der alten Erde haben, gibt es kein Halten mehr.

Bei dem Doctor handelt es sich übrigens auch hier wieder um dessen elfte Inkarnation, die im TV von Matt Smith gespielt worden ist, so dass ihm auch hier wieder Amy zur Seite steht, diesmal allerdings ohne Rory im Gepäck, was darauf hindeutet, dass wir uns noch relativ zu Beginn der gemeinsamen Abenteuer der beiden befinden, wie im Text auch des Öfteren angedeutet wird. Und was den Doctor angeht, trifft Moorcock auch tatsächlich den Nagel auf den Kopf und es fällt nicht schwer, sich im Geiste die Stimme zum geschriebenen Wort hinzuzudenken und festzustellen, dass der Doctor genau so reden würde, wohingegen Amy leider vergleichsweise blass und austauschbar bleibt, so als wüsste der Autor mit ihrer Figur eher wenig anzufangen oder würde sie nicht gut genug kennen, um ihr einen bedeutenderen Part in der Handlung zuzugestehen. Das mag ein bisschen schade sein, doch die treffliche Interpretation des Doctors lässt darüber durchaus hinwegsehen, zumal auch die unterschiedlichen Mitglieder der Terraphilen sehr schön charakterisiert werden.

»Oh, wir brauchen vermutlich die Unterstützung einer Armee. Aber wir werden ruckzuck im Jahr 51.007 eintreffen, und sämtliche Armeen, die mir vielleicht einen Gefallen getan hätten, sind tot. Berufsrisiko, schätze ich. Es sei denn natürlich, ich kann mit Kapitän Abberley und den Bubbly Boys Verbindung aufnehmen … Oh, Sie würden die klasse finden ! Haben Sie schon von ihnen gehört ? Manche nannten sie auch die Chaos Kids… Verzeihung. Einundzwanzigstes Jahrhundert. Ich hatte es vergessen. Es sind insgesamt drei. Und dazu ihr Onkel – oder möglicherweise Vater – Käpt’n Abberley. Zwei Brüder und ein Vetter. Sie … ups !« Die TARDIS führte einen wilden Schlenker nach rechts aus. »Uff.« Dann einen zurück nach links.

Damit aber nicht genug, bekommt man es im weiteren Verlauf der Handlung von Die dunklen Gezeiten noch mit allerhand anderen, mehr oder minder abstrusen Gestalten zu tun, bei denen ich mich immer wieder gefragt habe, ob sie etwa auch alle Teil von Moorcocks "Multiversum" sind oder er sie eigens für diese Geschichte ersonnen hat. Was sich nämlich anfänglich nach einem simplen Whodunit mit sich anschließender Reise quer durchs Universum anhört, nimmt schnell weitaus epischere Ausmaße an, denen eines der Kernthemen Moorcocks scheint unter anderem das Gleichgewicht zwischen Ordnung und Chaos, Materie und Antimaterie zu sein und so geht es in dem Buch um nichts weniger als die drohende Auslöschung jeglicher Existenz, die es freilich zu verhindern gilt. Und wenn es dann in diesem Zusammenhang des Doctor und Amy in den Zweiten Äther, eine Art Zwischenwelt der Seins-Ebenen verschlägt, vermag Moorcock auch alle seine Stärken auszuspielen und ein psychedelisch anmutendes Wirrwarr aus Begegnungen und Assoziationen zu schaffen, die eine Ahnung davon vermitteln, wie es in diesem mysteriösen Zweiten Äther zugehen mag. Tempo und Spannung steigern sich zudem nach dem etwas hakeligen Einstieg von Seite zu Seite und letztlich konnte ich das Buch für die letzten rund zweihundert Seiten gar nicht mehr aus der Hand legen, weil ich zu gespannt war, wie es mit der merkwürdigen Menagerie der Terraphilen weitergehen würde. Obwohl ich mich also anfangs schwergetan habe, in den Stil von Michael Moorcock hineinzufinden, komme ich abschließend zu dem Urteil, dass dies der bislang mit Abstand beste Doctor Who-Roman gewesen ist, den zu lesen ich das Vergnügen hatte, obwohl ich mit den zahllosen anderen Werken des Autors in keiner Weise vertraut gewesen bin.

Fazit & Wertung:

Der britische Science-Fiction-Schriftsteller Michael Moorcock wagt sich in Doctor Who – Die dunklen Gezeiten an den kultigen Timelord und drückt selbigem mit seiner im abwechslungsreich-absurden &quotMulitversum" angesiedelten Geschichte gekonnt den eigenen Stempel auf, derweil er der Figur als solchen absolut treu bleibt und eine treffliche Interpretation des elften Doctors zum Besten gibt, der in diesem zunehmend epischer werdenden Abenteuer die Hauptrolle spielt. Mag der Einstieg in die Geschichte etwas holprig und verwirrend geraten sein ob der Vielzahl an Figuren, Namen und Orten, lohnt sich die Mühe allemal, denn ist man erst einmal drin, will man dieses Buch so schnell nicht mehr aus der Hand legen.

9 von 10 Reisen mit der TARDIS

Doctor Who – Die dunklen Gezeiten

  • Reisen mit der TARDIS - 9/10
    9/10

Fazit & Wertung:

Der britische Science-Fiction-Schriftsteller Michael Moorcock wagt sich in Doctor Who – Die dunklen Gezeiten an den kultigen Timelord und drückt selbigem mit seiner im abwechslungsreich-absurden &quotMulitversum" angesiedelten Geschichte gekonnt den eigenen Stempel auf, derweil er der Figur als solchen absolut treu bleibt und eine treffliche Interpretation des elften Doctors zum Besten gibt, der in diesem zunehmend epischer werdenden Abenteuer die Hauptrolle spielt. Mag der Einstieg in die Geschichte etwas holprig und verwirrend geraten sein ob der Vielzahl an Figuren, Namen und Orten, lohnt sich die Mühe allemal, denn ist man erst einmal drin, will man dieses Buch so schnell nicht mehr aus der Hand legen.

9.0/10
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Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite von Bastei Lübbe. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.

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Doctor Who – Die dunklen Gezeiten ist am 25.05.18 als Taschenbuch bei Bastei Lübbe erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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Eine Reaktion

  1. Der Kinogänger 7. Juni 2018

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