Und siehe da, geht tatsächlich auch der zweite Artikel für heute noch online. Ist mittlerweile sogar die passende Uhrzeit, euch nicht nur noch einen schönen Abend, sondern gleich eine gute Nacht zu wünschen. Ich hab nämlich mal gehört, dass nicht jeder – wie ich – trotz Arbeit unter Woche kaum vor 1:00 Uhr in der Nacht ins Bett geht. Also: Gute Nacht!
Crossed 9
Wish you were here 3
Crossed: Wish You Were Here TPB 3, USA 2014, 156 Seiten
© Panini
Simon Spurrier
Fernando Melek
Panini Verlag
keine ISBN
Endzeit | Horror | Thriller | Drama
Inhalt:
Shaky und seine Gefährten sind von ihrem Ausflug nach Cava heimgekehrt und nachdem man dort von seinem Verhalten erschüttert wie schockiert war, zeigt man ihm dort allerorten die kalte Schulter, während er zumindest eine Affäre zu Tabitha unterhält, ansonsten aber mehr denn je seinen Gedanken und Erinnerungen nachhängt, gerade was seine frühere Odyssee mit der Nonne Teresa angeht, die ihm mittlerweile als Gefirmte erneut begegnet ist und es auf ihn abgesehen zu haben scheint. Doch dann ändert sich etwas am tristen Tagesverlauf auf Cava, denn eine Delegation wird in Ufernähe gesichtet.
Die Besucher geben an, in friedlicher Absicht zu erscheinen und Vertreter der Driftflotte zu sein, eines Schiffverbundes, welcher seit Ausbruch der Seuche die Weltmeere bereist, und mit den Einwohnern von Cava Handel treiben zu wollen. Doch nicht nur Shaky ist diesmal misstrauisch, auch Don und Rab haben ihre Zweifel an den Absichten der Besucher, sehen vor allem aber ihre Machtposition bedroht, falls sich die Leute von Cava entschließen sollten, sich der Driftflotte anzuschließen. Und so sät Shaky – diesmal im Auftrag – erneut Misstrauen und beginnt die Inselbewohner gegen die Schiffsbewohner aufzuwiegeln um zu verhindern, dass die fragile Gesellschaft von Cava schneller als erwartet endgültig in sich zusammenbricht. Doch wie so oft im Leben, geht eine derartige Aktion kaum ohne Opfer vonstatten…
Rezension:
Nachdem der zweite Band gegenüber seinem Vorgänger qualitativ bereits merklich nachgelassen hatte, stand zu befürchten, dass sich dieser Abwärts-Trend eventuell fortsetzen würde und so hatte ich einige Zeit gar keine rechte Lust, mich Crossed 9: Wish you were here 3 zu widmen, doch siehe da, meine Skepsis verflüchtigte sich, denn der nunmehr dritte Band findet spielend wieder zu alter Stärke zurück und konzentriert sich wieder ganz auf seinen ambivalenten Antihelden Shaky, dessen Vergangenheit noch weiter beleuchtet wird und der sich immer noch fragen muss, ob er schlicht ein Arschloch ist, ein netter Kerl, der tut, als sei er ein Arschloch oder im schlimmsten Fall ein Arschloch, das so tut, als wäre es ein netter Kerl, der so tut, als wäre er ein Arschloch. Liest sich zwar nicht so gut, trifft aber im Grunde den Kern des Themas sehr gut, denn der tagebuchartige Stil wird natürlich weiter beibehalten und auch der Effekt des unzuverlässigen Erzählers kommt hier des Öfteren zum Tragen, aber im Grunde geht es immer nur darum, ob und inwieweit Shaky Begründungen und Ausflüchte für sein oft zu verdammendes Verhalten findet.
Das übergeordnete Thema von Wish you were here 3 ist dann diesmal auch die eintreffende Driftflotte und die Frage, wie die Inselbewohner sich mit ihnen arrangieren werden, ob ihnen überhaupt zu trauen ist und wie sich die weitere Zukunft gestalten soll, denn nicht nur der durchtriebene und manipulative Shaky sieht seinen Posten gefährdet, nein, auch die beiden Anführer fürchten um ihre Macht und ihren Einfluss. Gefirmte – doch das kennt man von speziell dieser fortlaufenden Storyline ja schon ein wenig – kommen derweil zunächst vergleichsweise selten und wenn überhaupt in Rückblenden vor, so dass man auch hier davon sprechen kann, dass sich Autor Simon Spurrier zunächst ganz auf die zwischenmenschlichen Interaktionen und moralischen Fallstricke des Zusammenlebens konzentriert, was mir, gerade im Kontrast zu den oftmals mehr auf möglichst viel Blut und Gekröse abzielenden Storys aus Badlands wieder einmal ausnehmend gut gefallen hat.
Hauptgrund aber, dass dies nun wieder so viel besser funktioniert mag auch sein, dass die Geschichte wieder ganz auf Cava fixiert und Shaky nicht mehr durch die Weltgeschichte jagt, wodurch der ganze Band allein schon merklich konsistenter und stringenter wirkt, weil man hier nun auch wieder auf einen Blick auseinanderhalten kann, ob man sich gerade in der Gegenwart oder in einer Rückblende befindet. Zudem wird das Geschehen dadurch nicht weniger packend oder abwechslungsreich, denn es passiert noch immer viel auf dem abgeschiedenen Eiland und die erzählerischen Zeitsprünge durch im Nachhinein verfasste Tagebucheinträge seitens Shaky, die ihn kurzzeitig zu einem allwissenden Erzähler machen, wird man ebenso wenig missen müssen, weshalb ich Crossed 9: Wish you were here 3 nach einigen schwächelnden Episoden endlich einmal wieder richtiggehend empfehlen kann, weil die Story auch ohne übertrieben Fixierung auf möglichst blutige und abstoßende Details spürbar unter die Haut geht, endlich aber auch dramaturgisch wieder unumwunden zu funktionieren versteht.
Crossed 9: Wish you were here 3
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Mit dem Kreuz gezeichnete Infizierte - 8/10
8/10
Fazit & Wertung:
Mit Crossed 9: Wish you were here 3 gelingt es Simon Spurrier, seine Storyline wieder zu alter Größe zurückzuführen und konzentriert sich ganz auf die menschlichen Schwächen und Verfehlungen, die Missgunst, Habgier und den Neid, die auch in endzeitlichen Gefilden noch vor brutalen und instinktgesteuerten Gefirmten die größte Gefahr für die Menschen darstellen, wie er eindrucksvoll zu unterstreichen versteht.
Crossed 9: Wish you were here 3 ist am 17.02.15 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!