Review: Wie die Welt endet | Will McIntosh (Buch)

Das Wochenende naht und mit einer Empfehlung für neuen Lesestoff verabschiede ich mich für die nächsten Stunden, um auszuspannen, auszuschlafen und natürlich, um im Hintergrund an neuen Artikeln zu feilen! ;-)

Wie die Welt endet

Soft Apocalypse, USA 2011, 414 Seiten

Wie die Welt endet von Will McIntosh | © Heyne Verlag
© Heyne Verlag

Autor:
Will McIntosh

Verlag (D):
Heyne Verlag
ISBN:
978-3-453-52924-3

Genre:
Endzeit | Drama | Thriller

 

Inhalt:

Im Jahr 2023 sind große Teile der Wirtschaft bereits zusammengebrochen und zunehmende Obdachlosigkeit greift um sich. Insbesondere Menschen mit akademischen Hintergrund haben es mittlerweile schwer sich zu behaupten, da geisteswissenschaftliche Disziplinen kaum noch gefragt sind. In dieser Welt lebt Jasper mit seiner Sippe von der Gesellschaft vergessener Nomaden und versucht sich mit allen Mitteln durchzuschlagen. Während die Jahre vergehen, ändern sich auch Jaspers Lebensumstände und immer wieder gelingt es ihm beinahe, sich mit den neuen Bedingungen zu arrangieren, zumal in dem festen Glauben, dass die Welt sich bald schon erholen wird. Doch Jasper irrt sich, wie ihm mehr und mehr schmerzlich bewusst wird, denn immer wieder gehen neue Seuchen um, immer mehr Grausamkeiten nehmen von der Welt Besitz und immer tiefer klafft der Abgrund zwischen den letzten wohlhabenden Menschen in ihren abgeschotteten Siedlungen und dem Rest der Bevölkerung, der ihn einer von mutiertem Bambus überwucherten Welt dahinsiecht.

Jasper allerdings ahnt noch nicht, wie es ihm in den nächsten Jahren ergehen wird und ist daher gleichsam noch voller Zuversicht, die Frau seines Lebens zu finden und etwas aus seinem Leben zu machen. Doch die Grausamkeit der Menschen kennt keine Grenzen und immer wieder wird Jasper mit schrecklichen Gefahren konfrontiert, bedroht und aus seinem Leben vertrieben, durch die verheerte Umgebung verfolgt, verletzt und enttäuscht, bis er schlussendlich keinen anderen Ausweg sieht, als einen Schritt zu tun, vor dem er sich jahrelang gesträubt hat.

Rezension:

Will McIntoshs Debütroman Wie die Welt endet ist in vielen Belangen durchaus nicht das, was man sich typischerweise unter einem Endzeitroman vorstellen würde, aber trotzdem oder vielleicht gerade deswegen durchaus überzeugend. Zombies oder eine globale Naturkatastrophe sucht man hier vergeblich und der Niedergang geht zunächst einher mit einer zusammenbrechenden Wirtschaft und daraus resultierender massiv steigender Arbeits- und Obdachlosigkeit. McIntosh hält sich allerdings nicht lange damit auf, die eigentlichen Hintergründe zu dokumentieren oder ein umfassendes Weltbild zu etablieren, sondern wirft den Leser stattdessen direkt in die Ausführungen Jaspers, aus dessen Sicht eine mehrere Jahre umfassende Spanne geschildert wird und der häppchenweise Informationen zu der Welt verlauten lässt.

Zuweilen hätte ich mir hier mehr Erklärungen gewünscht, denn so interessant die jeweiligen Konzepte sind, so wenig erfährt man konkret über sie, ob es jetzt um eine der vielen um sich greifenden Seuchen geht, die Rolle des Militärs und der Regierung oder auch neu auf den Plan tretender Splittergruppen wie etwa die Jumpy Jumps, deren Name weitaus belustigender klingt, als ihre Taten vermuten lassen würden. Doch geht es eben nicht zuvorderst um den Niedergang der Welt, sondern vielmehr darum, wie Jasper und seine Freunde sich den wechselnden Bedingungen anzupassen vermögen und auf dieser Reise geschehen unserem Protagonisten zahllose grausame Dinge, die den Schrecken der im Verfall begriffenen Welt mehr als deutlich machen. In dieser Beziehung ist Wie die Welt endet tatsächlich nichts für Zartbesaitete, was die wachsende Grausamkeit der Überbleibsel der Zivilisation verdeutlicht.

Doch während das Verhalten der Menschen zunehmend grausamer wird, lässt der Protagonist Jasper nicht davon ab, auf der Suche nach einer Partnerin und der Liebe zu sein. Das mag für manchen in einem Endzeitroman nichts zu suchen haben, doch erschien es im Kontext der Erzählung und Jaspers Sehnsucht nach früheren, besseren Zeiten durchaus stimmig, an dem Konstrukt einer Liebesbeziehung festzuhalten. McIntosh bedient sich für seine Schilderungen einer größtenteils recht schnörkellosen und einfachen Sprache und begünstigt damit den Lesefluss enorm, doch lässt er zuweilen auch den universitären Hintergrund seiner Figuren durchschimmern, so dass sich Wie die Welt endet sehr zügig und überzeugend liest, ohne indes sprachliche Raffinesse zu vermitteln. Was ihm meines Erachtens hingegen gut gelingt ist, über den Zeitraum von zehn Jahren anhand von Jaspers Äußerungen aufzuzeigen, wie dieser sich ob der permanenten Konfrontation mit Gewalt und Gefahr innerlich verändert hat.

Die Geschichte selbst präsentiert sich sehr sprunghaft, da zwischen den einzelnen Kapiteln teils Monate, teils Jahre vergehen. Das begünstigt natürlich die zehn Jahre umfassende Erzählung, lässt die einzelnen Kapitel aber teils ohne erkennbaren Zusammenhang zum Rest der Geschichte erscheinen, weil sich teils dermaßen viele Faktoren in Jaspers Leben verändert haben, dass man als Leser einen neuen Einstieg suchen muss, doch nach und nach ergeben sich immer wieder Anknüpfungspunkte, Parallelen und Überlappungen, so dass sich das anfängliche Gefühl einer losen Aneinanderreihung von thematisch ähnlichen Kurzgeschichten verflüchtigt und Wie die Welt endet zu einem ungemein konsequenten und nachvollziehbaren Ende geführt wird.

Fazit & Wertung:

McIntoshs Debüt Wie die Welt endet ist gerade deshalb so überzeugend geraten, weil es sich nicht bei einschlägigen Endzeitromane anbiedert und einen gänzlich eigenen Weg geht. Ein wenig mehr charakterliche und sprachliche Tiefe wäre allerdings wünschenswert gewesen.

8 von 10 unkontrollierbaren Seuchen

Wie die Welt endet

  • Unkontrollierbare Seuchen - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

McIntoshs Debüt Wie die Welt endet ist gerade deshalb so überzeugend geraten, weil es sich nicht bei einschlägigen Endzeitromane anbiedert und einen gänzlich eigenen Weg geht. Ein wenig mehr charakterliche und sprachliche Tiefe wäre allerdings wünschenswert gewesen.

8.0/10
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Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite des Heyne Verlag. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe als PDF.

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Wie die Welt endet ist am 14.01.13 im Heyne Verlag erschienen.Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den folgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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