Nach langer, langer Zeit hier endlich mal wieder ein Beitrag der Rubrik “Comics”. Dafür habe ich mir überlegt, die einst begonnene Reihe zu Ende zu führen, bevor ich mich an die Besprechung neuer Werke mache. Für alle Interessierten hier also die Rezension zum dritten Teil der Wonderland-Reihe.
Wonderland 3:
Flucht aus dem Wunderland
Grimm Fairy Tales: Escape from Wonderland, USA 2010, 176 Seiten
© Panini
Raven Gregory
Joe Brusha
Ralph Tedesco
Daniel Leister
Panini Verlag
978-3-862-01085-1
Genre:
Fantasy | Horror
Inhalt:
Nachdem Calies Tarnung aufgeflogen und ihre jüngst zur Welt gebrachte Tochter vom verrückten Hutmacher, namentlich ihr Bruder, ins Wunderland entführt worden ist, kehrt sie mit neuer, nie gekannter Stärke an den Ort des Schreckens zurück, um ihr Kind den Klauen des Wahnsinns zu entreißen. Mächtige Kräfte stellen sich ihr in den Weg, doch unerwartete Helfer stehen ihr zur Seite.
Und ständig die bohrende Frage im Hinterkopf, ob sich der Wahnsinn nicht doch nur in ihrem Kopf abspielt und sie als arme, einsame, verlassenen Gestalt seit Jahren in einer Psychiatrie vor sich hin siecht. Oder war am Ende alles ein Leben verschlingender, endloser, grausamer Traum?
Rezension:
Wie bereits bei der Besprechung des zweiten Teils der Wonderland-Reihe prognostiziert, emanzipiert sich die Story mit dem vorliegenden dritten Band endgültig und eindeutig von ihrer namensgebenden Vorlage und schafft einen ihr eigenen Mythos. Erfreulicherweise werden hier die Hintergründe sowohl des Wunderlandes als auch der in ihnen hausenden Gestalten weiter beleuchtet, was der Geschichte oftmals interessante Facetten abzuringen imstande ist.
Entgegen des ersten und zweiten Teils tritt Calie hier als kampferprobte Amazone in Erscheinung, mutet fast wie verwandelt an. Das bringt zwar einerseits frischen Wind in die Geschichte, aber andererseits nimmt es der Geschichte aufgrund ihres Auftretens als wütender Racheengel in weiten Teilen den emotionalen Aspekt, der vormals deutlich mehr im Vordergrund gestanden hat. So ist auch ihre Tochter kaum mehr als das Object-of-Interest, der Schatz am Ende des Regenbogens. Sie schreit nicht, sie weint nicht, sie macht eigentlich gar nichts, als stumm durch die Gegend getragen zu werden. Hier hätte die Verzweiflung einer jungen Mutter und die Bedeutung des eigenen Kindes für sie deutlich besser herausgearbeitet werden können.
Schön hingegen ist, dass auch hier immer wieder Ereignisse der vergangenen Teile aufgegriffen werden und so die Erzählung(en) noch mehr miteinander verzahnt. Zusammen bilden die drei Bände der Wonderland-Reihe wahrlich ein Epos. Was aber auffällt ist, dass sich auch der Tenor der Geschichten verschoben hat. War der erste Teil tatsächlich noch sexy und blutig, dominieren hier eindeutig übertrieben gewalttätige Darstellungen und die Zeichnungen wirken teils etwas liebloser als noch in den Teilen zuvor, was sich auch in der Darstellung Calies niederschlägt.
Alles in allem bildet Flucht aus dem Wunderland einen würdigen Abschluss der Trilogie, auch wenn bereits ein vierter Teil angekündigt worden ist. Manchmal vermisst man etwas den Nervenkitzel und die Faszination der früheren Teile, doch durch die gestärkte Eigenständigkeit der Geschichte ist dieses kleine Manko bald vergessen und lässt einen gespannt dem letzten, finalen Kampf entgegenfiebern, der nicht nur das Schicksal von Calie und der Familie Liddle, sondern das der ganzen Welt zu verändern imstande ist.
Wonderland 3: Flucht aus dem Wunderland
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Heimsuchungen durch den Wahnsinn des Wunderlandes - 7.5/10
7.5/10
Fazit & Wertung:
Flucht aus dem Wunderland ist düster, brutal und episch. Es reicht nicht ganz an die Stärke des zweiten Teils heran, ist aber durchaus ein würdiger Vertreter der Reihe.
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