Seit gestern im Handel, schon heute bei mir. Lest jetzt die Rezension zu der Comic-Reihe, die mich derzeit am meisten umtreibt! Umso ärgerlicher, dass die Auflage (oder hoffentlich nur ein Teil davon) damit zu kämpfen hat, dass die schwarzen Outlines auf manchen Seiten allesamt ein paar Millimeter verrutscht sind und die Zeichnungen merkwürdig unscharf und flackernd wirken lassen. Also Augen auf beim Comic-Kauf, ansonsten aber natürlich: Zugreifen! Doch jetzt erst einmal: Lesen!
Morning Glories 4:
Schatten an der Wand
Morning Glories #16-19, USA 2012, 140 Seiten
© Panini
Nick Spencer
Joe Eisma
Panini Verlag
978-3-862-01742-3
Mystery | Drama | Thriller
Inhalt:
Nachdem Casey und Ms Hodge auf unerklärliche Art und Weise aus der Höhle herausteleportiert worden sind, sieht Casey sich ihrem Vater gegenüber, der sie als Militär prompt inhaftiert und nicht wiederzuerkennen scheint. Es stellt sich heraus, dass Casey und Miss Hodge in die Vergangenheit gereist zu sein scheinen und mit jedem Wort, dass Casey spricht, verändert sie unweigerlich die Geschichte, doch letztlich bleibt sie immer gleich, denn sonst hätte es sie schließlich nie an die Morning Glories-Akademie verschlagen. Kurz zuvor in der Gegenwart beginnen Jade und Ike – noch immer mit Casey und Hodge in der Höhle – sich über ihre Vergangenheit auszutauschen, bis plötzlich ein gleißendes Licht die Frauen hinfort trägt und Doktor Ellsworth eine Übelkeit verspürt, die nichts Gutes verheißt.
Der mysteriöse Abraham begegnet indes einem alten Bekannten, ebenso wie Jun, dessen früherer Freund Guillaume plötzlich bei den Schulkindern erscheint, die im Zuge des Waldlaufs noch immer im finsteren Dickicht verschollen sind. Während sie versuchen, einen Ausweg aus der prekären Lage zu finden, ist Hunter auf der Flucht, vor seiner Vergangenheit, sich selbst und Zoe, die ihn zu töten droht.
Rezension:
Bei der Rezension des dritten Bandes Morning Glories hatte ich ja bereits darauf hingewiesen, dass die dort enthaltenen Hefte keinen ganzen Storybogen bilden, sondern nur den Auftakt und folglich geht es nun in Band 4 Schatten an der Wand mit ebenjenem Storybogen umgehend weiter. Die leise geäußerte Befürchtung, es könnte sich schlussendlich herauskristallisieren, dass Autor Nick Spencer sich in seinem immer ausufernder werdenden Kosmos zu verlieren drohen könnte hat sich damit gleichsam erledigt, denn mehr als je zuvor werden lose Enden miteinander verknüpft und tatsächlich schimmern neue Erkenntnisse durch, wenn auch das große Ganze noch nicht annähernd erkennbar ist. Das ist aber auch insofern bemerkenswert, als dass man sich mit dem Streuen neuer Geheimnisse angenehm zurückhält und sich stattdessen ganz darauf konzentriert, im Rahmen der Erzählung langsam aber sicher so etwas wie eine Art roten Faden zu etablieren, der zwar vorher schon vorhanden, aber größtenteils unverständlich war.
Die enthaltenen vier Bände von Morning Glories widmen sich dabei jeweils einer oder zwei Hauptfiguren und führen die Geschichte um den im letzten Band begonnenen Waldlauf fort. Einmal mehr ist es insbesondere die Figurenzeichnung und Charakterisierung, die nichts an Tiefe und Detailreichtum vermissen lässt und die neuen Schüler der Akademie mit einem glaubhaften Background ausstattet, dessen bereits bekannte Eckpunkte teilweise erneut aufgegriffen oder durch neue Offenbarungen in ein neues Licht gerückt werden. Die Geschehnisse sind allerdings auch allesamt mitreißend und spannend dargebracht, so dass ich nicht anders konnte, als den Band an einem Stück zu verschlingen, was sonst bei mir selten der Fall ist, doch hier hat man keine Wahl, als dem nächsten Bild, der nächsten Seite entgegenzufiebern.
Nick Spencer und Joe Eisma gelingt es daher ein weiteres Mal spielend, eine der anspruchs- und geheimnisvollsten Geschichten der letzten Jahre kongenial fortzuführen und locken bereits mit weiteren Mysterien und Geheimnissen. Morning Glories lässt sich schlicht und ergreifend mit nichts auch nur annähernd vergleichen, so dass ich insbesondere für Schatten an der Wand gerne mehr als zehn Punkte vergeben hätte, einfach weil hier klarer wird als je zuvor, dass jedes Bild, jede Zeichnung, jeder Blick, jede noch so unwichtig erscheinende Begebenheit wichtig werden kann oder teils Hefte später eine gänzlich andere Bedeutung zu haben scheint. Man muss sich zwar darauf einlassen, dass hier nichts mit rechten Dingen zugeht und von Zeitreisen über gottgleiche Fähigkeiten bis hin zu Materie durchdringenden Wesenheiten alles vertreten ist und nicht wenige der Figuren eine Art Doppelgänger zu besitzen scheinen, doch haben sich all diese Aspekte bereits schon in Band 1 angekündigt, der einzige Unterschied besteht nun also darin, dass die Dinge langsam aber sicher beim Namen genannt werden.
Ich für meinen Teil lechze bereits jetzt nach der nächsten Ausgabe, weil Spencer und Eisma auch hier nicht mit Cliffhangern sparen und ich folglich darauf erpicht bin, zu erfahren, wie die unterschiedlichen Storybögen sich entwickeln werden, denn schockierende Begegnungen werfen ihre Schatten bereits voraus und noch längst sind nicht alle Figuren in dieser undurchsichtigen, die Zeiten überspannenden Erzählung gesetzt und nichts ist sicher in der Welt von Morning Glories, so dass letzten Endes nur eines gewiss scheint, nämlich, dass auch Band 5 zweifelsohne zu den Meilensteinen des Comic-Genres wird zählen müssen, ebenso wie nun Schatten an der Wand als bisheriger Höhepunkt der Reihe.
Morning Glories 4: Schatten an der Wand
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Ungelöste Geheimnisse - 10/10
10/10
Fazit & Wertung:
Morning Glories 4: Schatten an der Wand toppt alles bisher Dagewesene noch einmal um Längen und gibt sich von der ersten Seite an als von Cliffhangern und Twists durchzogener Page-Turner, den man nur unter größten Anstrengungen aus der Hand legen könnte. Dürfte es nur noch eine Comic-Reihe auf der Welt geben, dann bitte diese hier!
Meinungen aus der Blogosphäre:
Tofu Nerdpunk: 8,7/10 Punkte
Morning Glories 4: Schatten an der Wand ist am 17.09.13 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!