So, nachdem ich die letzte halbe Stunde damit verbracht habe, herauszufinden, wieso ich mich nicht mehr bei WordPress anmelden kann, habe ich es nun – wie man sieht – doch noch geschafft und deshalb freue ich mich heute umso mehr, euch meinen neuesten Artikel präsentieren zu können, denn wenn mit dieser jener Filmkritik aber bereits einige Blogger-Kollegen wieder schneller gewesen sind, kann es ja auch nicht schaden, meinen Senf nun auch noch dazuzugeben.
300: Rise of an Empire
300: Rise of an Empire, USA 2014, 102 Min.
© Warner Home Video
Noam Murro
Zack Snyder (Drehbuch)
Kurt Johnstad (Drehbuch)
Frank Miller (Comic-Vorlage)
Rodrigo Santoro (Xerxes)
Action | Fantasy | Historie
Trailer:
Inhalt:
© Warner Home Video
Während im Jahre 480 vor Christus 300 mutige Spartiaten um den König Leonidas zunächst erfolgreich die Thermopylen gegen den Ansturm der Heerscharen von Gottkönig Xerxes halten, entbrennen auch andernorts Gefechte im bedrohten Griechenland und Themistokles ist es, der Mann, dem es einst gelang, Xerxes‘ Vater zu töten, der die nicht weniger mutigen Athener in die Seeschlacht am Kap Artemision führt, wo sich die griechischen Recken in einer gnadenlosen Unterzahl der persischen Flotte unter dem Oberkommando der skrupellosen Artemisia entgegenstellen.
Diese wiederum ist eine der engsten Vertrauten des Gottkönigs und wird neben ihrem Eroberungswillen von wildem Durst nach Rache getrieben, da es Griechen waren, die dereinst ihre Eltern ermordet haben, während sich die Perser ihrer erbarmt und sie aufgezogen haben. Das nautische Geschick und die mutigen Strategien der Athener verschaffen ihnen zunächst einen Vorteil und Schiff um Schiff versinkt in den Fluten des Meeres, doch Artemisia will sich diese Schmach nicht bieten lassen und mobilisiert die gesamte persische Flotte zum Sturm auf die griechische Küste. Der taktische Vorteil von Themistokles und seinen Männern droht bald schon gegenüber der schieren Überzahl der persischen Kämpfer und Schiffe zu verblassen.
Rezension:
Lange hat man auf 300: Rise of an Empire warten müssen und nun also ist er da. Mit welchen Erwartungen geht man an einen Film, der ganz bewusst keinen Wert auf historische Korrektheit legt, der ganz bewusst Testosteron-geschwängerte Schlachten in den Fokus rückt, der erwartungsgemäß CGI-lastig sein wird und keinen Hehl aus der Künstlichkeit der Bilder macht, der in seinem zweiten Aufguss die charismatischste Figur des ersten Teils missen muss und damit womöglich sein Zugpferd für weitere Episoden aus dem antiken Griechenland verloren hat? Ich persönlich konnte diese Frage für mich kaum beantworten und bin sozusagen erwartungslos an die Sache herangegangen. Zunächst sorgte das für eine positive Überraschung, denn der Einstieg ist durchaus gelungen und ähnlich konzipiert wie beim Vorgänger, nur dass statt Dilios im ersten Teil nun Königin Gorgo aka Lena Headey (Game of Thrones) die Erzählerin geben darf. Schnell offenbart sich dann auch, dass es sich mitnichten um ein Prequel oder Sequel handelt, sondern dass die Handlung sozusagen simultan zu den Geschehnissen aus 300 abläuft; ein unerwarteter wie einfallsreicher Kniff, der noch dadurch unterstützt wird, dass man ab und an Szenen aus dem Vorgänger hineingeschnitten hat, um die Nähe beider Filme zueinander zu untermauern.
© Warner Home Video
Dem trägt auch Rechnung, dass man sich auf ein Wiedersehen mit vielen bekannten Figuren freuen darf, die der Kontinuität mehr als nur gut tun, so dass eben sowohl Headey als auch David Wenham als Dilios ein Revival feiern dürfen, ebenso wie man selbst Peter Mensah (Spartacus) erneut hat verpflichten können, der schon in 300 eine nur kurze, aber unbestritten kultige Szene spielen durfte. Auch Xerxes wird erneut von Rodrigo Santoro verkörpert, ist hier aber auch nur geringfügig häufiger zu sehen, was dahingehend verwundert, dass man sich anfänglich so viel Zeit nimmt zu erklären, wie er wurde, was er wurde, nur um ihn dann doch wieder böse guckend im Hintergrund rumstehen zu lassen. So greifen beide Filme an allen Ecken und Enden ineinander und das ist durchaus mit viel Liebe fürs Detail inszeniert, während sich Neuzugang Eva Green stimmig in den Cast einfügt, zumal ihre Rolle ausführlich im ausufernden Prolog dargelegt und eingeführt wird. Jetzt könnte ich mich natürlich auch darüber auslassen, dass No-Name Sullivan Stapleton nicht in der Lage ist, seinen Part als Hauptfigur Themistocles zu stemmen, doch möchte ich das gar nicht ihm persönlich ankreiden, denn da wären wir beim ersten großen Problem von 300: Rise of an Empire angelangt:
Neben seinem Charisma und der reinen körperlichen Präsenz hatte nämlich Gerard Butler im Vorgänger das Glück, dass man seiner Figur eine stimmige Geschichte hat angedeihen lassen und ihr, bevor es in Richtung Krieg zu ziehen galt, auch einige Szenen spendiert hat, die ihr Leben eingehaucht haben und nachfühlen ließen, warum er bereit war, für sein Volk sein Leben zu geben. Dieser Background geht dem griechischen Helden leider aber völlig ab und so ist er der einsame Recke ohne Frau und Kind, der eben nur stoisch gucken darf und auch mal schreien, während er ganz, ganz, ganz viel CGI-Blut verspritzt. Womöglich hätte Stapleton also mit seiner Rolle durchaus etwas anzufangen gewusst, wenn sie denn mehr gewesen wäre als das Abziehbild eines Spartiaten, nur eben diesmal mit blauem Umhang, weil er ja eben kein Spartiate, sondern Athener ist. Reichlich dünn, um darauf einen Film zu bauen.
© Warner Home Video
Hinzu kommen noch die ausufernden Seeschlachten, die anfänglich ja noch beinahe innovativ wirken, weil es sie so im Vorgänger nicht gab, sich aber auch ruckzuck abnutzen, weil sie vergleichsweise wenig Variationsspielraum lassen und auch die immer bedrohlicher und monströser werdenden Absonderlichkeiten, die Gottkönig Xerxes in Teil 1 ins Feld zu schicken wusste auf diesen Schiffen eben leider nicht vorhanden sind. So prügelt man sich also mal mehr mal weniger ausführlich von Schiff zu Schiff und schlachtet die immer gleichen Gestalten ab, während Eva Green zwischendrin ihre Kommandanten zur Rechenschaft zieht und einmal sogar beinahe Sex haben darf, einfach so, natürlich vor allem, um auch kurz mal ihre Brüste ins Bild halten zu können. Beinahe unnötig zu erwähnen, dass es mir speziell im zweiten Drittel manchmal schwerfiel, die Augen offenzuhalten, denn so opulent die Optik auch geraten ist und dem großen Vorbild spürbar nacheifert, so eindrucksvoll die Seeschlachten inszeniert sind, wächst die Ermüdung doch zusehends und erst die letzten paar Minuten reißen es noch einmal raus und machen die Sache annähernd rund. Ein überzeugender Film allerdings, oder auch einer, den man sich noch einmal anschauen würde, sieht leider anders aus.
300: Rise of an Empire
-
Versenkte persische Kriegsschiffe - 5.5/10
5.5/10
Fazit & Wertung:
Noam Murros 300: Rise of an Empire kommt leider in keinem Punkt an das große Vorbild heran und die schönsten Szenen sind eigentlich immer die, die als Reminiszenz an den großen Bruder gedacht sind, während die Geschichte um den Kampf der Athener zu keinem Zeitpunkt zu packen weiß, speziell da gänzlich versäumt wurde, wenigstens die Hauptfigur mit einer stimmigen Hintergrundgeschichte auszustatten, die so etwas wie Anteilnahme oder Sympathie beim Zuschauer hätte suggerieren können. Was bleibt ist ein über weite Strecken erschreckend seelenloses Schlachtenepos, dessen größte Stärke es ist, zu betonen, was 300 seinerzeit so gut gemacht hat.
Meinungen aus der Blogosphäre:
Cellurizon: 7/10 Punkte
Filmherum: 2/5 Punkte
Der Filmtipp
Der Kinogänger: 9/10 Punkte
Review Corner: 7/10 Punkte
300: Rise of an Empire ist am 31.07.14 auf DVD, Blu-ray und 3D Blu-ray im Vertrieb von Warner Home Video erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
DVD:
Blu-ray:
Klingt so, wie man es erwarten kann. Ich werde mir demnächst erst noch einmal den Vorgänger anschauen — mal sehen, wie dieser mit der Zeit wirkt.
Ich meine der lief letztens irgendwo (oder hatte ich ihn im Player?) und für mich hat er nichts verloren und wirkt noch so frisch wie eh und je. Gab ja aber auch Stimmen, die den Nachfolger weitaus besser bewertet haben (siehe allein der Kommentar von ‘Der Kinogänger’), von daher könntest du auch ruhig mit Teil 2 dein Glück versuchen ;-)
Ich weiß, daß das nicht viele so sehen, aber für mich war “Rise of an Empre” eine der positivsten Überraschungen seit langem. Nicht, weil er ein wirklich guter Film wäre, die Schwächen in Sachen Story und Figurenzeichnung lassen sich natürlich nicht wegdiskutieren. Aber Eva Greens grandiose Präsenz als Artemisia, dazu der absolut mitreißende Soundtrack von Junkie XL (den ich mir natürlich sofort gekauft habe) und die wiederum toll inszenierten stilisierten 3D-Kampfszenen – da habe ich tatsächlich mal gerne den 3D-Aufpreis im Kino gezahlt, auch wenn es eine nachträglich Konvertierung war – haben mich wirklich begeistert. Ab und an brauche ich halt auch mal einen Macho-Film, den ich mit ausgeschaltetem Gehirn genießen darf, und dazu eignet sich “Rise of an Empre” wunderbar (viel besser als der ganze Big Budget-“Transformers”-Mist o.ä.). Übrigens meiner Ansicht nach gerade deswegen, weil er auf den Möchtegern-Anspruch des Vorgängers verzichtet und sich auf das Wesentliche konzentriert. Ich mochte “300”, aber ich liebe “Rise of an Empire” – und ich stehe dazu! :)
Mh, also an einen Möchtegern-Anspruch kann ich mich auch beim Vorgänger nicht erinnern, aber du, das ist dein gutes Recht ‘Rise of an Empire’ gut zu werden. Beinahe wäre ich auch in der Fraktion gelandet, aber im letzten Drittel (oder in der zweiten Hälfte?) fand ich die Seeschlachten dermaßen monoton, dass er einfach gehörig verloren hat. Den Anfang und die Verknüpfungen, die Vorgeschichte(n) fand ich richtig gelungen und Themistokles auch gar nicht so doof, Artemisia sogar richtig toll, aber am Ende wirkte es dann doch wie schlecht kopiert auf mich. Ich gönns dir aber von Herzen, dass er dir richtig gut gefallen hat und ja, ich kann mir auch vorstellen, dass der im Kino und in 3D noch einmal ganz anders gewirkt hätte.
Nicht nur 3D, sondern auch noch Dolby Atmos, was ich ebenfalls so gut eingesetzt fand wie sonst fast nirgends (Ausnahme vielleicht “Life of Pi”).
Mit dem “Möchtegern-Anspruch” bei “300” meine ich vor allem den Politik-Nebenplot um Königin Gorgo, der in der Graphic Novel-Vorlage überhaupt nicht existiert und sehr halbherzig und klischeehaft, am Ende sogar unglaubwürdig (der ach so gerissene Verräter hat natürlich in der entscheidenden Szene fremdländische Münzen in der Tasche, damit er auch ja zweifelsfrei überführt werden kann …) umgesetzt ist. Dieser mißglückte Handlungsstrang hat mir “300” immer ein Stück weit vermiest.
Außerdem gab es in “300” eben keine Artemisia (ein Prequel über sie – natürlich wieder mit Green als Darstellerin – würde ich mir sofort anschauen, auch wenn der Film leider schon einiges ihrer Vorgeschichte abgedeckt hat) … :)
Ich war damals im Kino und sah das ganz aehnlich:
[…] Insgesamt hat mir aber der Biss des ersten Teils gefehlt und die Kaempfe waren mir zu anonym. Fuer mich kam kaum das Gefuehl von Zusammenhalt auf. Mir fehlten ausserdem so markante Szenen wie zum Beispiel THIS IS SPARTA, die 300 damals ja bereits zum Kult gemacht hat, als es nur den ersten Trailer gab. Weiterhin gab es meiner Meinung nach zu viele Unterbrechungen zwischen den Schlachten, den ganzen politischen Bullshit haette man besser am Anfang abhandeln sollen, ja vielleicht sogar im Zeitraffer und dann im Gegenzug die letzten 50 Minuten einfach nur noch in Slowmotion auf die Fresse geben.
Kann man so unterschreiben. Tatsächlich zielt der Film auf den blutigen Kampf zwischen David und Goliath ab (historisch ist hier, mal abgesehen von der Hauptfigur, so ziemlich alles falsch). Da wäre also jedwede nähere Charakterzeichnung nur hinderlich. Aber als reines Schlachtenepos macht das Werk dann trotz allem ungemein Spaß.