Review: Das Spiel der Götter 10: Die Feuer der Rebellion | Steven Erikson (Buch)

Willkommen zurück und ein frohes neues Jahr wünsche ich! Kaum habe ich gestern, also quasi vergangenes Jahr, die Hürde von sage und schreibe 1500 Artikeln genommen, geht es auch direkt frohen Mutes weiter, den nächsten Meilenstein zu erreichen, was natürlich mit sich bringt, dass ich euch auch heute eine neue Review – genauer diesmal wieder eine Buch-Kritik – nicht vorenthalten möchte. In diesem Sinne ohne weitere große Worte: Viel Spaß!

Das Spiel der Götter 10
Die Feuer der Rebellion

Bonehunters. A Tale of the Malazan Book of the Fallen 6, Part 1, USA 2006, 688 Seiten

Das Spiel der Götter 10: Die Feuer der Rebellion von Steven Erikson | © Blanvalet
© Blanvalet

Autor:
Steven Erikson
Übersetzer:
Tim Straetmann

Verlag (D):
Blanvalet
ISBN:
978-3-7341-6048-6

Genre:
Fantasy | Drama | Abenteuer

 

Inhalt:

»Im Namen des Gewirrs Starvald Demelain beschwöre ich das Ritual der Befreiung«, sagte sie. Und mit ihren Worten sank eine Macht der Entropie herab, durch tote Wurzeln, durch Stein und Sand, und löste Schutzzauber um Schutzzauber auf – eine Macht, die die Welt als Otataral kannte.
Und Dejim Nebrahl stieg in die Welt der Lebenden auf.
Elf Namenlose begannen ihr letztes Gebet. Die meisten von ihnen brachten es nie zu Ende.

Sha’ik ist tot. Der Aufstand im Reich der Sieben Städte ist niedergeschlagen, doch noch immer befinden sich die versprengten Überreste der Armee der Apokalypse und haben sich unter dem Banner von Leoman von den Dreschflegeln versammelt und flüchten in Richtung der Festungsstadt Y’Ghatan, wo dereinst Dassem Ultor, das Erste Schwert, gefallen ist. Dennoch nimmt die Armee des malazanischen Imperiums unter der Führung von Mandata Tavore die Verfolgung auf, obwohl nicht wenige vermuten, dass der Versuch, die Stadt einzunehmen, ein Blutbad herbeiführen könnte. Derweil ist Apsalar noch immer in Cottilions Auftrag unterwegs und macht die Bekanntschaft mit zwei merkwürdigen Geistern, die ihr fortan auf Schritt und Tritt folgen werden, während selbst Ganoes Paran, jüngst zum Herr der Drachenkarten aufgestiegen, auf einen Hinweis von Kruppe hin in das Reich der Sieben Städte aufbricht, wo die Pest um sich zu greifen beginnt.

Von derlei Ereignissen unbeeindruckt ziehen auch die ungleichen Freunde Mappo Runt und Icarium weiter ihre Bahnen durch die Ödnis des Landes, um Icariums verlorener Erinnerung nachzuspüren. Doch es regen sich uralte Kräfte in der Raraku, Kräfte die weit über die von Sha’ik hinausreichen und die auch die Aufmerksamkeit von Karsa Orlong auf sich ziehen…

Rezension:

Mit dem hierzulande als Die Feuer der Rebellion betitelten zehnten Band der Reihe Das Spiel der Götter – eigentlich der ersten Hälfte des Originalbandes Bonehunters; ich brauche das wohl nicht noch einmal gesondert zu erläutern – kehrt Steven Erikson – und mit ihm der Leser – in das Reich der Sieben Städte zurück, was damit einhergeht, dass man auf eine Vielzahl hinlänglich bekannter Gestalten trifft, von Apsalar über Karsa Orlong, Schlitzer und Heboric Geisterhand, mittlerweile Destriant von Treach, die tragischen Weggefährten Icarium und Mappo Runt bis hin zu dem Schnellen Ben und dem Assassinen Kalam Mekhar sowie gleich einer Vielzahl Soldaten der vierzehnten Armee der Malazaner unter Führung von Mandata Tavore, die sich nun, nach Zerschlagung der Armee der Apokalypse und dem Ableben von Sha’ik in Das Haus der Ketten daran macht, die versprengten Reste des nun unter dem Kommando Leomans von den Dreschflegeln stehenden Heeres zu zerschlagen, das sich auf der Flucht nach Y’Ghatan befindet.

Drinnen herrschte düsteres Zwielicht, und Rauch von offenem Feuer, Öllaternen, Durhang, Itralbe und Rostlaub trieb unter der niedrigen, getünchten Decke; der Raum war zu drei Vierteln gefüllt, alle Tische waren besetzt. Kurz vor ihr hatte ein Mann die Schankstube betreten und erzählte nun atemlos von einem Abenteuer, das er gerade noch überlebt hatte. Die Frau, die dies bemerkte, als sie an dem Mann und seinen Zuhörern vorbeiging, erlaubte sich ein schwaches Lächeln, das vielleicht ein wenig trauriger war, als es in ihrer Absicht gelegen hatte.

Das größte Problem, das ich ja immer wieder bei den jeweils ersten Bänden der stets zweigeteilten Storylines hatte war, zunächst einmal einen Einstieg zu finden, denn nicht nur verlegt Erikson den Handlungsort ein ums andere Mal von Kontinent zu Kontinent, sondern lässt auch noch in weitschweifigen Rückblenden eine Vergangenheit wiederauferstehen, die aber stets erst im späteren Verlauf der Erzählung Bewandtnis hat, weshalb es manchmal einem Kraftakt gleichkam, die ersten hundert Seiten durchzustehen, bis mich die zweifelsohne lohnenswerte Geschichte zu packen wusste und speziell diesen Malus wusste er diesmal gekonnt zu vermeiden, was zu großen Teilen eben auch dem bekannten Figurenkonsortium geschuldet ist, dem er diesmal auch merklich zurückhaltender neue Vertreter einzelner Fraktionen hinzufügt, als er dies in der Vergangenheit gehandhabt hat. Vor allem aber vermischen sich die auf dem Kontinent Genbackis begonnenen Storylines mit denen aus dem Reich der Sieben Städte in Die Feuer der Rebellion mehr und mehr, so dass man sich beispielsweise auch auf ein Wiedersehen mit Ganoes Paran freuen darf, den seine Berufung zum Herrn der Drachenkarten nun ebenfalls auf diesen Kontinent führt.

So merkwürdig ich auch derweil damals den Abschluss des siebten Bandes gefunden habe, gelingt es Erikson hier ungleich besser, an die dortigen Geschehnisse anzuknüpfen und beweist, dass die Geschichten der handelnden Figuren noch längst nicht ihr Ende gefunden haben, wobei er sich speziell mit der Wallfahrt von Karsa Orlong, der ja beispielsweise weite Teile des sechsten Bandes Der Krieg der Schwestern dominierte, angenehm zurück und konzentriert sich wieder mehr auf meine persönlichen Lieblinge wie etwa den Schnellen Ben und Kalam oder – um auf Seiten der Malazaner zu bleiben – Saiten, der sich früher Fiedler genannt hat und nun Teil der auf Y’Ghatan marschierenden Armee ist. Dieser Sturm auf die Stadt dominiert dann wiederum den Mittelteil des Bandes spürbar, doch werden die dortigen Geschehnisse so einfallsreich und eindrücklich geschildert, dass man Erikson gar nicht böse sein mag, dass er über sicherlich wenigstens 200 Seiten hinweg den Fokus der Erzählung voll und ganz dorthin verlagert, handelt es sich schließlich auch um ein einschneidendes Ereignis in der Geschichte der Malazaner.

Tavores malazanische Armee folgte ihnen immer noch, nicht eilig, nicht mit der unbekümmerten Dummheit, die sie direkt nach Sha’iks Tod und der Zerschlagung der Rebellion gezeigt hatte. Jetzt war die Jagd eine sorgsam abgewogene Sache, eine taktische Verfolgung der letzten organisierten Streitmacht, die sich dem Imperium entgegenstellte. Eine Streitmacht, von der man glaubte, dass sie das Heilige Buch Dryjhnas besaß, das einzige Hoffnung spendende Artefakt für die kampfbereiten Rebellen aus dem Reich der Sieben Städte.

Dennoch erfahren auch die anderen Handlungsstränge von Die Feuer der Rebellion genügend Berücksichtigung, um mich gleich auf mehreren Ebenen der Veröffentlichung des sich an die hier geschilderten Geschehnisse anschließenden Bandes Knochenjäger Mitte dieses Monats entgegenfiebern zu lassen, denn nach zwischenzeitlichen leichten Einbrüchen in der Dramaturgie stellt er hier ein weiteres Mal unter Beweis, weshalb Das Spiel der Götter völlig zu Recht als eines der Referenzwerke in der Fantasy-Literatur gilt, denn nicht trotz dessen, sondern gerade weil er seinen aus unzähligen Völkern, Göttern, Aufgestiegenen, magischen Wesen und rätselhaften Gewirren bestehenden Kosmos diesmal nur behutsam erweitert und sich größtenteils auf ein bereits etabliertes Figuren-Ensemble verlässt, gelingt ihm mit diesem Band einer der wohl am leichtesten zugänglichen Teile der Reihe, was zur Folge hat, dass man sich so gut wie noch nie in seiner sorgsam durchdachten Fantasy-Welt verlieren kann, ohne ständig das wie eh und je enthaltene Glossar und die Dramatis Personae konsultieren zu müssen, was aber mitnichten heißen soll, dass es nicht sprachlich gewohnt anspruchsvoll und episch zur Sache geht.

Fazit & Wertung:

In Das Spiel der Götter 10: Die Feuer der Rebellion besinnt sich Erikson auf alte Stärken seiner auf epische Breite angelegten Fantasy-Story und liefert eine von der ersten Seite an packende und gewohnt vielschichtige Geschichte ab, während derer man sich auf ein Wiedersehen mit allerlei bekannten Charakteren freuen darf. Gerade aufgrund des unerwartet leichten Einstiegs einer der mitunter besten Vertreter der Reihe.

9 von 10 magischen Gewirren

Das Spiel der Götter 10: Die Feuer der Rebellion

  • Magische Gewirre - 9/10
    9/10

Fazit & Wertung:

In Das Spiel der Götter 10: Die Feuer der Rebellion besinnt sich Erikson auf alte Stärken seiner auf epische Breite angelegten Fantasy-Story und liefert eine von der ersten Seite an packende und gewohnt vielschichtige Geschichte ab, während derer man sich auf ein Wiedersehen mit allerlei bekannten Charakteren freuen darf. Gerade aufgrund des unerwartet leichten Einstiegs einer der mitunter besten Vertreter der Reihe.

9.0/10
Leser-Wertung 9/10 (1 Stimme)
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Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite von Blanvalet. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.

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Das Spiel der Götter 10: Die Feuer der Rebellion ist am 19.10.15 bei Blanvalet erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den Link und unterstützt damit das Medienjournal!


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