Review: Inheritance – Ein dunkles Vermächtnis (Film)

Heute geht es um einen Film, den ich mal wieder wahnsinnig gern gemocht hätte, weil ich schon einige Monate neugierig drauf gewesen bin, aber letztlich überwiegen doch die Schwächen und der Ärger darüber, was man nicht alles aus dem Stoff hätte machen können.

Inheritance
Ein dunkles Vermächtnis

Inheritance, USA 2020, 111 Min.

Inheritance - Ein dunkles Vermächtnis | © Constantin
© Constantin

Regisseur:
Vaughn Stein
Autor:
Matthew Kennedy

Main-Cast:
Lily Collins (Lauren Monroe)
Simon Pegg (Morgan Warner)
in weiteren Rollen:
Connie Nielsen (Catherine Monroe)
Chace Crawford (William Monroe)
Michael Beach (Harold Thewlis)
Marque Richardson (Scott Monroe)
Patrick Warburton (Archer Monroe)

Genre:
Drama | Mystery | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Inheritance - Ein dunkles Vermächtnis | © Constantin
© Constantin

Die Familie Monroe strotzt nur so vor Macht, Geld und Einfluss, was sie vornehmlich dem Patriarchen Archer zu verdanken hat, der längst eine Institution in der New Yorker Gesellschaft ist. Während sich sein Sohn William politisch engagiert und zu kandidieren gedenkt, hat es seine Tochter Lauren bereits zur Staatsanwältin gebracht. Dann aber stirbt Archer unerwartet und hinterlässt seine Immobilien seiner Frau Catherine, das Vermögen hingegen William, während Lauren mit einer – in diesem Kontext – läppischen Summe von einer Million abgespeist wird. Doch der Familienanwalt übereignet ihr nach der Testamentseröffnung noch eine besondere Nachricht von ihrem Vater, der sie posthum darum bittet, ein altes Familiengeheimnis zu bewahren. Dieses soll sich in einem versteckt gelegenen Bunker auf dem Anwesen der Monroes befinden und Lauren ist fassungslos, als sie erkennt, dass es sich dabei um einen Mann handelt, der behauptet, seit mehreren Jahrzehnten von ihrem Vater gefangen gehalten worden zu sein…

Rezension:

Ohne Kenntnis von Handlung, Prämisse oder sonst etwas ist Inheritance – Ein dunkles Vermächtnis beinahe unmittelbar auf meiner Watchlist gelandet, denn dafür bedurfte es nur des Covers und der Info, dass Lily Collins und Simon Pegg hier die Hauptrollen spielen würden. Denn so sehr ich Pegg für seine komödiantischen Rollen mag, gefällt er mir auch immer häufiger in ernster angelegten Rollen, wie es eben auch hier der Fall ist, derweil Collins in diesem Kontext herrlich gegen den Strich besetzt wirkt, da man sie ja sonst eher aus leichteren Produktionen wie eben jüngst Emily in Paris kennt. Die Tatsache, dass es sich hierbei zudem um den zweiten Film des Terminal-Regisseurs Vaughn Stein handelt, der dort bereits einiges an Potential hat erkennen lassen, war dann im Grunde nur noch ein zusätzlicher Bonus, dem Film einiges an Vorschusslorbeeren angedeihen zu lassen. Anders aber als bei seinem Spielfilm-Debüt zeichnet hier nun aber nicht etwa wieder Stein selbst für das Drehbuch verantwortlich, sondern stattdessen Newcomer Matthew Kennedy, der leider auch federführend dafür verantwortlich ist, dass der Mystery-Thriller trotz vieler vielversprechender Tendenzen weit hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt.

Szenenbild aus Inheritance - Ein dunkles Vermächtnis | © Constantin
© Constantin

So muss man, was die erzählerische Ausgangslage angeht, natürlich schon ein Auge zudrücken, damit die Story überhaupt die Chance bekommt, zu funktionieren, denn dass dieser Fremde für mehr als 30 Jahre im Bunker vor sich hinvegetiert hat, bringt doch einiges an logistischen Komplikationen mit sich, die man besser nicht genau hinterfragen sollte. Da das aber in diesem Genre öfter vorkommt und mitnichten unüblich ist, sei großzügig und wohlwollend darüber hinweggesehen. Damit aber leider nicht genug, wirken allzu oft auch die Taten der Protagonistin Lauren oft kopflos und wenig nachvollziehbar, zumal sie uns als Person mit starkem moralischen Kompass und ausgeprägtem gerechtigkeitsempfinden vorgestellt wird, auch wenn man ihr die Überforderung zugutehalten mag, welche die Situation mit sich bringt. Dafür aber macht Inheritance atmosphärisch und inszenatorisch einiges richtig und auch wenn es sich im klassischen Sinne um einen Slow-Burner handeln mag, begeistern vor allem die gemeinsamen Szenen von Collins und Pegg, die ihrerseits beide zur Höchstform auflaufen, auch wenn Pegg hier mit Abstand dominiert. So sei die darstellerische Leistung der beiden explizit ausgenommen, wenn es den Film zu kritisieren gilt.

Schade, dass man den dann auch eher als düsteres Märchen verstehen sollte, um sich nicht irgendwann ganz zu verabschieden, denn die Gründe für die Gefangennahme von Peggs Figur wirken ebenso hanebüchen wie alles, was sich hier im weiteren Verlauf offenbart, so dass sich insbesondere im letzten Drittel eine ganze Handvoll aberwitziger wie unlogischer Twists stapelt, die überraschen wollen, der Erzählung aber auch jegliche Bodenhaftung nehmen und sie enttäuschend konfus enden lassen. Darstellerisch gehen die beiden Hauptfiguren den Weg zwar mit und überzeugen nicht weniger, doch dafür bleibt die weitere Belegschaft weitestgehend blass, was aber auch dem Fokus der Geschichte geschuldet ist, die sie nur als notwendige Randnotiz wahrnimmt. So bleibt Inheritance ein Film der ungenutzten Potentiale, bei dem ich mich wieder einmal frage, warum niemandem beim Dreh aufgegangen ist, dass die Geschichte einige eklatante Schwächen und Auslassungen mit sich bringt, die man zumindest teilweise noch hätte vermeiden können. Das hat man leider nicht und so muss man nun mit diesem halbgaren Ergebnis leben, dass der nächste große Wurf für Vaughn stein hätte werden können.

Szenenbild aus Inheritance - Ein dunkles Vermächtnis | © Constantin
© Constantin

Der Rest allerdings, das muss ich betonen, passt und überzeugt, seien es szenischer Aufbau, Kameraarbeit, anschwellende Spannung oder eben die beiden Hauptdarsteller, deren Zwiegespräche das erzählerische und inszenatorische Kernstück bilden, dem man gern noch mehr Zeit und Aufmerksamkeit hätte widmen können. Aber das nutzt natürlich nur bedingt, wenn sich die Geschichte in Widersprüche verstrickt, ohnehin von Anfang an auf wackligen Füßen steht und sich im letzten Drittel vollends verliert, denn vorrangig sollte es natürlich eine stimmige und spannende Geschichte sein, die erzählt werden soll. Spannend gelingt sogar des Öfteren, stimmiger eher selten, so dass am ende lediglich ausgesprochen hartgesottene Genre-Fans einen Blick riskieren brauchen und bestmöglich ebenfalls mit der Idee eines düsteren Märchens an die Sache herangehen, denn dann fällt es nicht annähernd so negativ ins Gewicht, was Matthew Kennedy hier in dem Bestreben kredenzt hat, einen abgründigen und überraschenden Mystery-Thriller zu kreieren. Das ihm das nicht gelungen ist, dagegen kommen weder der Regisseur noch die Besetzung an und so versumpft Inheritance zu meinem persönlichen Ärgernis in der Mittelmäßigkeit (mit seltenen Ausreißern nach oben).

Fazit & Wertung:

Vaughn Stein präsentiert mit Inheritance – Ein dunkles Vermächtnis ein theoretisch vielversprechendes Zweitwerk, doch was mit einer spannenden Prämisse aufwartet, lässt leider zunehmend Logik missen und ergötzt sich lieber an immer neuen, aberwitzigen Wendungen. Dem wissen dann auch die Hauptdarsteller Lily Collins und Simon Pegg irgendwann nichts mehr entgegenzusetzen, auch wenn insbesondere Pegg in seiner Rolle glänzt.

5,5 von 10 abgründigen Familiengeheimnissen

Inheritance – Ein dunkles Vermächtnis

  • Abgründige Familiengeheimnisse - 5.5/10
    5.5/10

Fazit & Wertung:

Vaughn Stein präsentiert mit Inheritance – Ein dunkles Vermächtnis ein theoretisch vielversprechendes Zweitwerk, doch was mit einer spannenden Prämisse aufwartet, lässt leider zunehmend Logik missen und ergötzt sich lieber an immer neuen, aberwitzigen Wendungen. Dem wissen dann auch die Hauptdarsteller Lily Collins und Simon Pegg irgendwann nichts mehr entgegenzusetzen, auch wenn insbesondere Pegg in seiner Rolle glänzt.

5.5/10
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Inheritance – Ein dunkles Vermächtnis ist am 03.12.2020 auf DVD und Blu-ray bei Constantin erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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