Am Freitag angekündigt, mache ich es jetzt wahr und präsentiere an diesem lauschigen Montag nach längerer Zeit mal wieder einen Comic-Band.
Crossed + Einhundert 2
Crossed plus One Hundred #7-12, USA 2015/2016, 164 Seiten
© Panini
Simon Spurrier
Fernando Heinz (#7-9)
Rafael Ortiz (#10-12)
Panini Verlag
keine ISBN
Endzeit | Horror | Thriller | Drama
Inhalt:
Nachdem vor gut einem Jahr das Örtchen Chattanooga in Schutt und Asche gelegt worden ist, lebt Future Taylor nun – wir schreiben mittlerweile das Jahr 2109 – in der muslimischen Siedlung Murfreesboro und versucht noch immer, die Leute von der Gefahr durch die Gefirmten zu überzeugen, doch weiterhin schenkt ihr kaum jemand Gehör. Taylor fährt fort, ihre eigenen Nachforschungen anzustellen, die sie schließlich auch in die nicht allzu weit entfernt liegende Siedlung Kingstenn führen, wo ihr ein mehr als schockierendes Video zugespielt wird, was den Sadismus der zunehmend bedrohlicher werdenden Gefirmten untermauert. Doch damit nicht genug, scheinen sich die Infizierten zunehmend weiterzuentwickeln, was die von ihnen ausgehende Gefahr natürlich noch verstärkt…
Rezension:
Nachdem ich die Crossed + Einhundert-Reihe lange Zeit schmählich vernachlässigt habe, kehre ich nun mit dem zweiten Band der Reihe zurück und nachdem Kult-Autor Alan Moore für den Auftakt verantwortlich zeichnete, hat nun Crossed-Urgestein Simon Spurrier das Autoren-Zepter übernommen, führt die Geschichte um Future Taylor aber tatsächlich ungemein stimmig fort und scheint den Ansatz, den Moore in seinem ungewöhnlichen Spin-Off verfolgt hat, gut verinnerlicht zu haben, so dass auch viele Plot-Points ziemlich exakt da anknüpfen, wo der erste Band aufgehört hat. Hier wie da hat man aber auch diesmal selbst als geneigter Leser mit der ungewöhnlichen Sprache zu kämpfen, denn die behält selbstredend auch Spurrier bei, was dem Flair des Bandes zwar einerseits zugutekommt, andererseits aber auch wieder spürbar mehr Konzentration erfordert, als man sie sonst womöglich bei der Lektüre eines Comic-Bandes aufbringt.
Simon Spurrier scheint aber auch dahingehend die richtige Wahl gewesen zu sein, dass er mit Wish You Were Here bereits einen in sich geschlossenen Ableger der Hauptreihe ersonnen hat, der sich ebenfalls mehr auf das Miteinander, die Chemie und Zankerei innerhalb einer festen Gruppe konzentriert hat, anstatt lediglich die Gefirmten als Aufhänger für sich jederzeit überbietende Splatter-Einlagen und Gewalt-Orgien zu nutzen, so dass nun auch Crossed + Einhundert 2 weitaus mehr Wert auf eine durchdachte Geschichte legt und darauf, die sich entwickelnden Mikro-Kosmen der einzelnen Ortschaften zu sezieren, als man das von manchem halbgaren Band der Badlands-Stories kennen mag.
Zugegeben, reicht Spurrier nicht ganz an Moore heran, doch wer schon dem ersten Band etwas abgewinnen konnte, dürfte auch hier seine Freude haben, zumal sich der Autor des Kniffs bedient, je Kapitel eine meistenteils weithin bekannte Science-Fiction-Geschichte zu referenzieren, wobei sich auch immer Parallelen in der eigentlichen Handlung finden lassen, ohne dass es aufgesetzt oder konstruiert wirken würde. Ansonsten entwickeln sich in Crossed + Einhundert 2 das bereits etablierte Setting und die bekannten Figuren aufs Stimmigste fort, doch ist es eben spürbar auch ein Zwischenband, der weder in sich geschlossen daherkommt, noch mit einem ähnlich fulminanten finale aufzuwarten weiß wie sein Vorgänger, doch ist der nunmehr dritte Band ja auch längst erschienen und so betrachtet dürfte dieser Umstand keine große Überraschung darstellen, zumal Spurrier genügend Ideen vorzuweisen hat, um auch einen "typischen zweiten Teil" lohnens- und lesenswert zu machen.
Überhaupt ist der Ansatz, die Geschichte um hundert Jahre in die Zukunft zu verlegen und auf eine mögliche Evolution der Gefirmten zu verweisen, die noch immer in den Köpfen vieler kaum mehr als bloße Spukgestalten sind, auch in Crossed + Einhundert 2 immer noch ungebrochen spannend und faszinierend, zumal sich hier deutlich mehr Möglichkeiten ergeben, ein echtes Endzeit-Setting zu etablieren, wohingegen viele der in der "Gegenwart" angesiedelten Geschichten ja weitaus mehr dem Sub-Genre des Survival-Horrors zuzuordnen sein dürften. Ich für meinen Teil war also wieder sehr angetan und bin entsprechend neugierig, was Future Taylor künftig noch erwarten wird, während ich nicht hoffe, dass für mich wieder ebenso viel Zeit zwischen den einzelnen Bänden verstreicht wie zuvor.
Crossed + Einhundert 2
-
Mit dem Kreuz gezeichnete Infizierte - 8/10
8/10
Fazit & Wertung:
In die zugegebenermaßen großen Fußstapfen von Alan Moore tretend, gelingt es Simon Spurrier in Crossed + Einhundert 2 vortrefflich, die Geschichte der Archivarin Future Taylor fortzuspinnen und das etablierte Setting sorgfältig zu erweitern, wobei auch hier das Hauptaugenmerk wieder weit mehr auf dem menschlichen Miteinander, denn den sadistischen Taten der Gefirmten liegt. Ein überaus lohnenswerter Band für alle Fans des ersten Bandes dieser einfallsreichen Spin-Off-Reihe.
Crossed + Einhundert 2 ist am 26.04.16 im Panini Verlag erschienen.