Weihnachtsfeiertage schön und gut, bedeutet das ja noch lange nicht, dass ich meine Blog-Tätigkeiten vernachlässigen würde und deshalb möchte ich euch heute von dem Comic-Band erzählen, der zumindest ein stück weit Pate gestanden hat für die Ereignisse der gleichnamigen Netflix-Serie, zu der ich am vergangenen Samstag bereits einige Zeilen verfasst hatte.
The Punisher
Frank ist zurück
The Punisher (2000), #1-12, USA 2000, 280 Seiten
© Panini
Garth Ennis
Steve Dillon
Panini Verlag
978-3-741-60531-4
Action | Krimi | Thriller
Inhalt:
© Panini
Die Unterwelt glaubte sich sicher, nachdem Frank Castle alias The Punisher von der Bildfläche verschwand, doch nun kehrt er in die Stadt zurück, um mit der kriminellen Bande um Ma Gnucci gehörig aufzuräumen. Obschon sich alsbald die Polizei an seine Fersen heftet, wurden nun eben nicht gerade die fähigsten Leute auf den Fall angesetzt, schließlich danken die Ordnungshüter oftmals insgeheim dem selbsternannten Rächer. Anders sieht es da mit Daredevil aus, der ebenfalls gewillt ist, den Punisher in seine Schranken zu weisen, doch als viel größeres Problem könnte sich entpuppen, dass Franks Taten alsbald einige Nachahmer finden, die drohen, die Stadt in einer Flut aus Chaos und Selbstjustiz zu ertränken und mehr als erpicht sind, sich mit ihrem großen Vorbild zusammenzutun…
Rezension:
In der ganzen Euphorie und Vorfreude bezüglich Netflix‘ The Punisher-Serie konnte ich natürlich den jüngst im Panini Verlag erschienenen Sammelband The Punisher – Frank ist zurück nicht einfach links liegen lassen, zumal vollmundig behauptet wird, diese insgesamt zwölft Teile umfassende Geschichte hätte nicht unmaßgeblich die Serie inspiriert, wobei ich direkt vorausschicken möchte, dass die abgedruckten Einzelausgaben bereits 2008 als The Punisher – Garth Ennis Collection Band 1 ihren Weg in die Läden gefunden haben, also hütet euch vor Doppelkäufen! Ich persönlich bin aber, was den Punisher angeht, ziemlich unbeleckt und entsprechend war es interessant, einmal in die originäre Welt des "Bestrafers" vorzudringen, noch dazu, wo die Geschichte eben von niemand Geringerem als Garth Ennis (Die gesammelten Chroniken von Wormwood) ersonnen worden ist, der sich längst einen Namen als Schaffer extrem subversiver und schwarzhumoriger Kost gemacht hat.
© Panini
Und ja, schwarzhumorig geht es auch bei The Punisher – Frank ist zurück zu, denn sonst hätte diese Geschichte auch – zumindest hierzulande – sicher kaum eine Chance auf Veröffentlichung gehabt, denn es nicht nur brutal, sondern streckenweise regelrecht pervers, was Frank seinen Opfern als Strafe angedeihen lässt, derweil Selbstjustiz als solche nun ja auch nicht eben leicht zu rechtfertigen oder zu billigen ist. Da liegt aber auch eine der grundsätzlichen Schwächen des Bandes, der zwar ohne großartiges Vorwissen genossen werden kann, aber eben manchmal auch eine gewisse Tiefe vermissen lässt, denn abgesehen von Andeutungen, warum Frank tut, was er tut, hüllen sich die enthaltenen Hefte samt und sonders in Schweigen, so dass ein Großteil der "Handlung" eben daraus besteht, Frank bei seinem immer weitere Kreise ziehenden Rachefeldzug zu begleiten und über immer neue Tötungsarten zu staunen. Klar, Kurzweil und Unterhaltung verspricht der Band allemal, so man denn dieser etwas härteren Gangart und den bitterbösen Pointen nicht abgeneigt ist, doch ausgerechnet Franks Figur betreffend ist hier keine sonderliche Charakterentwicklung zu verzeichnen, so dass – und mir ist bewusst, dass der Vergleich ohnehin gehörig hinkt – die Serien-Adaption hier deutlich erwachsener und ernsthafter daherkommt.
Wo wir aber schon einmal bei den Vergleichen sind, finden sich tatsächlich einige Parallelen in dem Ennis-Band The Punisher – Frank ist zurück und der Netflix-Produktion, was sowohl die Ermittler als auch die selbsternannten Pseudo-Helden betrifft, wobei sie hier eben lediglich als humorige Sidekicks fungieren und ausgerechnet die irritierend illustre Schar um Elite, Mr. Payback und einen gar nicht mal so ominösen Axtmörder spielt die meiste Zeit nur am Rande eine Rolle und dient Ennis lediglich dazu, ein wenig Medien-Satire in die Handlung fließen zu lassen. Gar keine Frage, der Band hat nicht nur seine Daseinsberechtigung und fungiert gleichermaßen als Frischzellenkur für einen seinerzeit quasi vom Aussterben bedrohten Antihelden, doch ist hier vieles auf den reinen Effekt oder eine schnöde Pointe hin inszeniert, als dass man mit den Figuren wirklich mitfiebern, -leiden oder -bangen könnte, was wiederum aber natürlich auch im Sujet der Erzählung begründet liegt, denn Sympathiefiguren sucht man hier im Grunde vergeblich.
© Panini
Dennoch lässt Ennis seinen Reigen nie langweilig werden und findet immer neue Bedrohungen für den skrupellosen Vigilanten, während er zumindest in Ansätzen umreißt, was ihn zumindest ein stück weit von den selbsternannten Rächern und den Kriminellen im Allgemeinen abhebt, doch ist diese Grenze so fließend und fragil, dass man sie oft kaum sehen oder wahrnehmen kann, weshalb ich mir – Einsteigerfreundlichkeit hin oder her – ein wenig mehr Hintergrund für Frank Castle, seine Beweggründe und Motive gewünscht hätte, auch wenn sie mir grundsätzlich (aber eben nur aus der TV-Serie) bekannt sind. Bliebe zuletzt noch ein Wort über Steve Dillon zu verlieren, der sämtliche Hefte des Zwölfteilers bebildern durfte und dabei zwar einen rundherum soliden Job abliefert, gerne zuweilen aber etwas kantiger und unangepasster, dreckiger und düsterer hätte agieren dürfen, denn optisch mag The Punisher – Frank ist zurück sicher kein ‚Totalausfall sein, aber eine düsterere Farbgebung allein (für die wiederum Chris Sotomayor verantwortlich gezeichnet hat), ähnlich den ungleich überzeugenderen Cover-Zeichnungen seitens Tim Bradstreet (allesamt im Band als "Kapitel-Trenner" enthalten), hätte dem Band sicherlich noch weitaus besser zu Gesicht gestanden. Dennoch, insbesondere für Neulinge auf alle Fälle eine echte Empfehlung und in Art und Aufmachung ohnehin ein nicht nur beeindruckend dicker, sondern auch angenehm wertiger Sammelband.
The Punisher – Frank ist zurück
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Eiskalte Hinrichtungen - 8/10
8/10
Fazit & Wertung:
Mit dem Zwölfteiler The Punisher – Frank ist zurück beweist Garth Ennis einmal mehr, wo seine Stärken liegen und erzählt eine teils absurde, teils blutige und beinahe immer extrem schwarzhumorige Geschichte voller Gewalt und Skurrilität mit einem Schuss Gesellschaftskritik und Satire, wohingegen ihm eine wie auch immer geartete Figurenentwicklung kaum gelingt, so dass ausgerechnet Hauptfigur Frank Castle merkwürdig undurchsichtig und unnahbar bleibt. Steve Dillon macht als Zeichner derweil einen soliden Job, hätte das Geschehen aber sicherlich noch weitaus atmosphärischer abbilden können, als hier geschehen, doch lässt Ennis‘ erzählerisches Talent darüber die meiste Zeit hinwegsehen.
The Punisher – Frank ist zurück ist am 05.12.17 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!