Review: The Punisher | Staffel 2 (Serie)

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Es hat zwar wieder ein wenig gedauert, aber für Gutes soll man sich ja bekanntlich auch Zeit nehmen und entsprechend freue ich mich nun sehr, eine in meinen Augen adäquate Meinung zu dieser neuesten Marvel-Netflix-Produktion abgeben zu können, auch wenn der Stern dieser Sparte an Serien im Moment im Sinken begriffen zu sein scheint und auch hier die Absetzung wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen wird.

The Punisher
Staffel 2

The Punisher, USA 2017-, ca. 54 Min. je Folge

The Punisher | © Netflix
© Netflix

Serienschöpfer:
Steve Lightfoot
Showrunner:
Steve Lightfoot

Main-Cast:
Jon Bernthal (Frank Castle / Punisher)
Ben Barnes (Billy Russo)
Amber Rose Revah (Dinah Madani)
Jason R. Moore (Curtis Hoyle)
Josh Stewart (John Pilgrim)
Floriana Lima (Krista Dumont)
Giorgia Whigham (Amy Bendix)
in weiteren Rollen:
Royce Johnson (Det. Sgt. Brett Mahoney)
Corbin Bernsen (Anderson Schultz)
Annette O’Toole (Eliza Schultz)
Tony Plana (Rafael ‘Rafi’ Hernandez)
Teri Reeves (Marlena Olin)
Allie McCulloch (Rebecca Pilgrim)
Todd Alan Crain (David Schultz)
Jordan Dean (Jake Nelson)
Alexa Davalos (Beth Quinn)
Kevin Chapman (Kusack)
Deborah Ann Woll (Karen Page)

Genre:
Action | Krimi | Drama | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus The Punisher | © Netflix
© Netflix

Man sagt, die Zeit heilt alle Wunden, doch kann Frank Castle alias "The Punihser" nicht gerade behaupten, von dieser Art Katharsis etwas zu spüren, denn auch wenn er Rache an Billy Russo hat nehmen können und New York weit hinter sich gelassen hat, um ziel- und richtungslos von Stadt zu Stadt zu wandern, holen ihn seine alten Dämonen doch immer wieder ein. Das muss er auch schmerzlich feststellen, als er durch die Bekanntschaft mit der Barkeeperin Beth einen Hauch von Normalität zu spüren bekommt, denn gleich am nächsten Tag sieht Frank sich in eine mehr als ausufernde wie gewalttätige Auseinandersetzung verstrickt, als er der jungen Amy zu Hilfe eilen will, die von dubiosen Gestalten verfolgt und bedrängt wird. Schlagartig ist es vorbei mit der Ruhe für den rastlosen Frank und seinem persönlichen Wertesystem folgend beschließt er, die ihrerseits durchtriebene Trickbetrügerin unter seine Fittiche zu nehmen, nicht ahnend, mit wem er sich gerade anlegt. Die Ereignisse eskalieren zusehends, während sich der erbarmungslose John Pilgrim an die Fährte der beiden heftet, doch schlussendlich zieht es Frank nach New York zurück, nachdem Homeland-Agentin Dinah Madani beschließt, ihn zurückzuholen. Denn der an Körper und Seele schwer gezeichnete Billy Russo ist aus dem Krankenhaus entkommen und die Blutfehde zwischen ihm und Frank scheint noch nicht beendet, auch wenn Billy seinerseits steif und fest behauptet, sich an rein gar nichts erinnern zu können. Doch auch Pilgrim ist freilich längst auf dem Weg in die Metropole…

Rezension:

Die zweite Staffel The Punisher – seit nunmehr zwei Wochen beim Streaming-Dienst Netflix verfügbar – erschien unter denkbar schlechten Vorzeichen, nachdem gleich drei der vier großen Marvel-Netflix-Produktionen bereits ihr vorzeitiges und teilweise unverdientes Ende gefunden haben und somit lediglich die Story um Frank sowie Jessica Jones zumindest offiziell noch nicht abgesägt worden sind. Der Serie als solchen merkt man diesen holprigen und entmutigenden Start aber zum Glück in keiner Weise an und gleich die Auftaktepisode Roadhouse Blues (2.01) geht dramaturgisch in die Vollen, auch wenn die Geschichte hier noch recht losgelöst von der vorangegangenen Fehde wirkt, zumal sich Frank im ländlichen Michigan befindet. Nicht nur der Gastauftritt von Alexa Davalos (Mob City) als Beth, sondern auch die gelungene Mischung aus zunächst auffallend ruhigem Storytelling und den eruptiven Gewaltausbrüchen zum Ende der Folge wissen derweil zu gefallen, nein, auch mit der von Giorgia Whigham verkörperten Amy wird eine spannende Figur eingeführt, deren Beziehung zu Frank einen der großen (emotionalen) Handlungsbögen der Staffel bilden wird, wie sich hier bereits nach wenigen Momenten erahnen lässt.

Szenenbild aus The Punisher | © Netflix
© Netflix

Dessen ungeachtet bilden aber die ersten drei Episoden auch so etwas wie ein Intro, bevor die eigentliche Handlung in New York in die Gänge kommt, doch dank der Einschübe zu den dort parallel verlaufenden Ereignissen um die aus der ersten Staffel bekannten Charaktere Dinah Madani (Amber Rose Revah) und Billy Russo (Ben Barnes; Westworld) wird hier einiges an erzählerischen Vorbereitungen für Franks unweigerliche Rückkehr getroffen, derweil die "Road-Trip"-Episoden dahingehend sehr gelungen wirken, dass sie wie ein Best-Of einschlägiger Handlungsorte von blutigen Auseinandersetzungen wirken, so dass es hier zu Konfrontationen in einer Kneipe, einem Motel und zuletzt einer regelrecht belagerten Polizeistation kommt, die sicherlich nicht von ungefähr an den Genre-Klassiker Assault on Precinct 13 erinnert. So wirkt Knoten (2.04) aber durchaus auch wie ein gewisser, erzählerischer Bruch und kommt erstmalig ohne großangelegte Action-Sequenz aus, was keineswegs als Kritik verstanden werden soll, denn so sehr ich die fulminant – und teils wirklich überaus blutig und drastisch – inszenierten Kämpfe in The Punisher zu schätzen weiß, ist es doch durchaus vonnöten, manchmal vom Gas zu gehen, um auch der eigentlichen Dramaturgie Raum zur Entfaltung zu bieten.

Was die angeht, verhebt sich die zweite Staffel sogar ein Stück weit, ohne dass ich es ihr im Nachgang sehr ankreiden würde, doch nimmt eben die fortgesetzte Fehde zwischen dem (angeblich?) erinnerungslosen Billy und dem noch immer wütenden Frank derart viel Raum ein, dass darüber hinaus der neue Handlungsbogen um Amy und deren stoischen wie skrupellosen Verfolger John Pilgrim gerne mal ins Hintertreffen gerät. Das ist insoweit besonders bedauerlich, da besagter John von Charakterkopf Josh Stewart verkörpert wird, der nicht nur eine unglaubliche Intensität und Bedrohlichkeit in die Figur packt, sondern auch Interesse an dessen Vergangenheit schürt, über die man im Verlauf der Staffel zwar durchaus einiges erfährt, aber doch deutlich merkt, dass hier noch weitaus mehr drin gewesen wäre, zumal Corbin Bernsen (Hap and Leonard) und Annette O’Toole als aus dem Hintergrund die Fäden ziehendes christlich-fundamentalistisches Ehepaar in ihren wenigen Szenen ebenfalls vollends überzeugen. Trotz der verschenkten Möglichkeiten hinsichtlich dieser Charaktere ist für mich die zweite Staffel The Punisher aber tatsächlich in Summe noch ein wenig überzeugender geraten als die Vorgängerstaffel.

Szenenbild aus The Punisher | © Netflix
© Netflix

Das liegt vorrangig daran, dass das Storytelling sich nun bereits auf einer breit angelegten Vorgeschichte aufstützen kann, so dass diese Staffel in vielen Belangen wie die konsequente Fortsetzung, quasi der zweite Akt des Kampfes zwischen Billy und Frank wirkt, derweil insbesondere Dinah hier den deutlich dankbareren Part im Vergleich zum Vorgänger bekleidet und nun deutlich mehr Raum in der Geschichte zugestanden bekommt, was im Übrigen auch für Curtis (Jason R. Moore) als einen der letzten Freunde von Castle gilt, der ihm nicht nur in vielerlei Hinsicht deutlich tatkräftiger zur Seite steht, sondern auch ein moralisches Gegengewicht zu Frank bildet. Dies nämlich kristallisiert sich mehr und mehr als eines der Leitthemen der Serie heraus, denn ungeachtet dessen, das wohl niemand den Punisher wirklich als "Held" im klassischen Sinne bezeichnen würde, stellt sich doch immer wieder die Frage, was genau eigentlich Frank Castle von Psychopathen und Mördern wie Billy Russo oder John Pilgrim unterscheidet. Und in dieser Hinsicht legt The Punisher eine mehr als gelungene, erzählerische Gratwanderung hin, die insbesondere dank der erneut überragenden Leistung seitens Jon Bernthal (Sweet Virginia) funktioniert, denn gerade bei einem wortkargen wie eigenbrötlerischen Protagonisten wie Frank ist es natürlich von immenser Bedeutung, dass wir ihm seine innere Zerrissenheit bereits am Gesicht ablesen können. So ist Bernthals Interpretation des Frank Castle also auch nicht nur (wieder) das Fesselndste überhaupt an der Serie, sondern gleichsam verbindendes Element der Plot-Konstrukte um einerseits Billy und andererseits John beziehungsweise Amy, die zwar erst spät wirklich zueinander geführt werden und hier wie da eine unerwartete Auflösung spendiert bekommen, doch auch wenn beide Ansätze gefühlt im gleichen Maße um die Aufmerksamkeit des Zuschauers buhlen und sich damit die doch begrenzte Screentime streitig machen, setzt das Hauptfigur Frank Castle auch ein ums andere Mal unter gehörigen Zugzwang, wenn er sich der Angriffe aus gleich zwei Richtungen erwehren muss.

Szenenbild aus The Punisher | © Netflix
© Netflix

Wie erwähnt geht es dabei auch gerne mal ungemein blutig zur Sache und dem Gefühl nach legt The Punisher in seinem zweiten Jahr noch einmal eine ordentliche Schippe an Brutalität drauf, doch diese darstellerische Drastik erwartet man sich hier freilich auch ein Stück weit, ist Frank schließlich allein dahingehend kein klassischer Held, dass er mitnichten mit sich hadert, seine Kontrahenten auch zu töten, wodurch es insbesondere seiner ungewöhnlichen Beziehung zu Amy zu verdanken ist, dass er nicht auch den letzten Rest Sympathie verspielt und als Bösewicht wie jeder andere betrachtet wird, wobei sich Serienschöpfer und Showrunner Steve Lightfoot auch diesem Thema hier eindrücklich zu widmen gedenkt. Ungeachtet also der bereits während der Sichtung drohenden Absetzung der Serie, die auch hier wieder nichts mit der Qualität der Show an sich zu tun haben wird, sondern einzig dem alsbald startenden Disney-Streaming-Dienst zu "verdanken" ist, überzeugt die Staffel als solche auf formidable Weise und bietet durchaus einen versöhnlichen Abschluss, sollte dies wirklich das Letzte gewesen sein, was wir von Frank Castle zu sehen bekommen.

Fazit & Wertung:

Die zweite Staffel The Punisher macht ihrem ruf alle Ehre und ist weit mehr geworden als gelungenes Aushängeschild für einen erneut formidabel aufspielenden Jon Bernthal und erschreckend explizit inszenierte Action, sondern macht auch dramaturgisch eine formidable Figur, wenn Frank mit seinen inneren Dämonen zu ringen hat und der Frage nachspürt, was genau ihn eigentlich von den Mördern und Psychopathen unterscheidet, die er zur Strecke zu bringen gedenkt. Mag dabei nicht jeder Part der Story den ihr zustehenden Raum bekommen, überzeugt das Gesamtergebnis auf ganzer Linie und lässt schier atemlos zurück.

9 von 10 blutigen Fehden

The Punisher | Staffel 2

  • Blutige Fehden - 9/10
    9/10

Fazit & Wertung:

Die zweite Staffel The Punisher macht ihrem ruf alle Ehre und ist weit mehr geworden als gelungenes Aushängeschild für einen erneut formidabel aufspielenden Jon Bernthal und erschreckend explizit inszenierte Action, sondern macht auch dramaturgisch eine formidable Figur, wenn Frank mit seinen inneren Dämonen zu ringen hat und der Frage nachspürt, was genau ihn eigentlich von den Mördern und Psychopathen unterscheidet, die er zur Strecke zu bringen gedenkt. Mag dabei nicht jeder Part der Story den ihr zustehenden Raum bekommen, überzeugt das Gesamtergebnis auf ganzer Linie und lässt schier atemlos zurück.

9.0/10
Leser-Wertung 8.33/10 (3 Stimmen)
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Episodenübersicht: Staffel 2

01. Roadhouse Blues (9/10)
02. Kämpfen oder fliehen (8,5/10)
03. Das Wasser bewegen (9/10)
04. Knoten (8/10)
05. Einäugige Bauern (8,5/10)
06. Nakazat (8,5/10)
07. Ein schlechter Tag (9/10)
08. Meines Bruders Hüter (9/10)
09. Ein Haufen Scheiße (9/10)
10. Die dunklen Herzen der Menschen (9,5/10)
11. Der Abgrund (9/10)
12. Kollisionskurs (9/10)
13. Der Wirbelwind (9,5/10)

 
– – –

The Punisher | Staffel 2 ist seit dem 18.01.19 exklusiv bei Netflix verfügbar.

vgw

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