Review: Die Krone der Sterne: Maschinengötter | Kai Meyer (Buch)

Dann bringe ich heute mal wieder eine immerhin dreibändige Reihe zu ihrem Ende und blicke ihr durchaus wehmütig nach, auch wenn ich mir vom dritten und letzten Band zugegebenermaßen ein wenig mehr erwartet hätte.

Die Krone der Sterne
Maschinengötter

Die Krone der Sterne – Maschinengötter, DE 2019, 384 Seiten

Die Krone der Sterne: Maschinengötter von Kai Meyer | © FISCHER Tor
© FISCHER Tor

Autor:
Kai Meyer
Übersetzer:
entfällt

Verlag (D):
FISCHER Tor
ISBN:
978-3-596-70176-6

Genre:
Science-Fiction | Fantasy | Abenteuer

 

Inhalt:

Kranits langer Pferdeschwanz und der gewaltige, zu Zöpfen geflochtene Bart waren während des Kampfes gegen die Ordensmutter Setembra schneeweiß geworden. Iniza hatte sich längst daran gewöhnt, nicht aber an das kränkliche Grau seiner Haut und die ausgezehrte Miene.

Zwei Jahre sind vergangen, seit in der gesamten Galaxis die Maschinen wiedererwacht sind und seither befinden sich Iniza und ihre Gefährten, unter ihnen Glanis und ihre gemeinsame Tochter Tanys, an Bord der Nachtwärts auf der Flucht, denn noch immer jagt sie der Hexen-Orden unerbittlich in dem Glauben, in Tanys das neue Sprachrohr ihrer unsterblichen Gottkaiserin gefunden zu haben. Bei ihnen befinden sich auch Shara Bitterstern und Kranit, der letzte Waffenmeister von Amun, die spätestens durch ihre Erlebnisse nahe Empedeum zusammengeschweißt worden sind. Doch die Jahre währende Flucht fordert ihren Tribut, die Vorräte gehen zur Neige und die Nachtwärts hat dringend einige Reparaturen nötig, weshalb sich die Gruppe widerwillig in Richtung Taragantum IV aufmacht, der alten Heimat von Shara. Doch während die Galaxis in Flammen steht, die Auseinandersetzung zwischen dem Hexen-Orden und den Maschinen immer weitere Opfer fordert und die Baronien längst verheert sind, ahnt die illustre Gruppe nicht, dass ihre Vergangenheit, ihr Schicksal und ihre Bestimmung sie schon bald einzuholen drohen…

Rezension:

Knapp vier Monate habe ich nun also gebraucht, um mir – freilich mit Unterbrechungen – die gesamte Reihe Die Krone der Sterne zu Gemüte zu führen und ich kann durchaus sagen, dass ich jede einzelne Seite genossen habe, auch wenn ich mit dem ersten Band noch nicht uneingeschränkt warmzuwerden wusste. Dafür wusste mich dessen Nachfolger Hexenmacht nur umso mehr zu begeistern, vor allem anderen, weil Autor Kai Meyer hier gefühlt mit seinem erdachten Space-Opera-Kosmos so viel mehr anzufangen wusste, Geheimnisse, Mysterien und Legenden vertieft und die Handlungsstränge erweitert hat. So erfuhr man – neben noch immer reichlich vorhandenem Tempo und einiger Action – auch mehr über die Figuren, die Welt, ihre Zusammenhänge und Gesetze, durfte vor allem aber rätseln, was es wirklich mit den Maschinen auf sich gehabt haben mag, wo nun der Ursprung des Glaubens an die STILLE liegt oder was die Hexen eigentlich wirklich bezwecken. Nun geht die Reihe auch für mich mit dem vor rund anderthalb Jahren erschienenen Abschluss Die Krone der Sterne: Maschinengötter zu Ende und hinterlässt gemischte Gefühle, denn auch wenn sich Meyer viele der Qualitäten zu bewahren wusste, wirkt doch vieles auch ein wenig überhastet zu Ende gebracht und nicht wenige Nebenhandlungen laufen entweder ins Leere oder werden direkt im Off ad acta gelegt.

Auf mehreren Markenwelten hatten zu viele Menschen gewusst, wer sich an Bord der Nachtwärts befand. Dass der Hexenorden eine hohe Belohnung für die Gefangennahme von Tanys und Iniza in Aussicht stellte, hatte sich selbst inmitten zweier Kriege blitzschnell in Raumhafenspelunken und Schürfertavernen herumgesprochen.

Dabei beginnt es alles ungemein vielversprechend, auch wenn ich nach dem finalen Abschluss des Vorgängers bedauert habe, dass wir mit zweijährigem Zeitsprung erst wieder in die Geschichte einsteigen, doch die superbe Zusammenfassung zu Beginn des Bandes – ganz zu schweigen von den erneut famosen Zeichnungen seitens Jens Maria Weber – lässt einen unmittelbar erneut in die Story tauchen und schnell vergessen, dass man gerne mehr aus den zwei Jahren Flucht erfahren hätte. Nach einem kurzen Auftakt allerdings zieht Meyer prompt so ziemlich sämtliche Register, um die Spannung nach oben zu schrauben und wie man das von einem Finalband erwartet, werden auch in Die Krone der Sterne: Maschinengötter nicht alle Figuren das Ende der Geschichte erleben. Manches ableben lässt sich derweil erahnen, wohingegen es andernorts abrupt und unerwartet vonstattengeht, wobei die schiere Anzahl an zu Fall gebrachten Figuren schon auffällig wirkt und ein wenig wie Kalkül. Dennoch fesselt die Geschichte und der Plot überzeugt, so bitter manches auch sein mag, während man sich mit jeder Seite unweigerlich weiter in Richtung Finale bewegt.

Dieses allerdings erschien mir weit weniger episch, als die Reihe es verdient gehabt hätte und wartet zudem mit einigen leichten Längen auf, wenn hier Seite um Seite Kampfhandlungen geschildert und Perspektiven gewechselt werden, ohne das es merklich voran ginge. Und dann, beinahe schon unvermittelt, geht alles zu Ende, ein wenig übereilt, ein wenig gehetzt und leider in seiner Gesamtheit längst nicht so befriedigend, wie ich erhofft hätte. Das liegt vorrangig daran, dass der Autor seine Space Opera als eine Art Füllhorn der Ideen betrachtet haben mag und vom Kamastraka-Orden der Hexen, über den Kult der STILLE, den Maschinenherrscher und dessen Musen bis hin zum König der Gnade und dem Ikonoklasten – um nur einige, prägende Versatzstücke zu nennen – hat Meyer derart viele Mysterien und Rätsel angehäuft, dass er sie in gerade mal drei Bänden kaum abschließend und erschöpfend behandeln können würde, wie sich nun nach Beendigung der Lektüre leider bestätigt. Immerhin hält sich Meyer ein gewisses Hintertürchen offen, die Geschichte von Die Krone der Sterne dereinst weiterzuführen, sollte ihm der Sinn danach stehen.

Auch über das Schicksal der übrigen Baronien hörte man nur vages Raunen: dass der Ikonoklast aus dem Katarakt zurückgekehrt sei, um das Ordensreich zu zerstören; dass er sich einer Waffe bemächtigt habe, die ganze Welten verheerte; dass diese Waffe – vielleicht – ein lebendes Wesen sei, groß wie ein Planet, das jedem Befehl seines Meisters gehorchte; und dass ein Strom von Flüchtigen der evakuierten Baroniewelten in die Marken dränge.

Und ich für meinen Teil wäre auf alle Fälle wieder auf der Nachtwärts an Bord, auch wenn ich ausgerechnet den Abschluss der Trilogie eben nicht uneingeschränkt empfehlen kann. Das liegt aber eben weniger daran, dass mich der Plot nicht zu überzeugen und unterhalten gewusst hätte, sondern vielmehr an den offenen Fragen, die ich gerne beantwortet bekommen hätte. Natürlich klärt sich hier noch einmal einiges und speziell zur Vergangenheit von Shara und Kranit erfährt man letztmalig einiges, doch hätte Maschinengötter meinem persönlichen Gefühl nach gut und gerne hundert Seiten mehr vertragen können, um den Reigen zu einem gelungenen und stimmigen Abschluss zu bringen. Denn obwohl die Serie vom ersten Moment an auf die eingeschworene Gruppe rund um Iniza fokussiert haben mag, wäre es schlussendlich schön gewesen, noch mehr von der sie umgebenden Galaxis zu erfahren. Die nämlich soll ja seit den ersten Zeilen des Buches sprichwörtlich in Flamen stehen, wovon man allerdings ob der persönlichen Dramen und Verwicklungen die meiste Zeit herzlich wenig merkt.

Fazit & Wertung:

Kai Meyers Die Krone der Sterne: Maschinengötter vermag die hohen Erwartungen an den Abschluss der speziell im Mittelteil ungemein packenden Trilogie nicht vollends einzulösen und lässt einiges an interessanten Handlungssträngen unaufgelöst, überzeugt aber weiterhin durch reichlich Überraschungsmomente, Tempo, Action und Einfallsreichtum. Zum Ende hin gibt es leider leichte Längen und ein eher überhastet wirkendes Finale, doch wer sich für die ersten Teile dieser epischen Space Opera begeistern konnte, dem sollte auch dieses Finale durchaus munden, zumal es zumindest die Möglichkeit einer etwaigen Fortsetzung offen lässt.

8 von 10 Raumkathedralen des Kamastraka-Ordens

Die Krone der Sterne: Maschinengötter

  • Raumkathedralen des Kamastraka-Ordens - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

Kai Meyers Die Krone der Sterne: Maschinengötter vermag die hohen Erwartungen an den Abschluss der speziell im Mittelteil ungemein packenden Trilogie nicht vollends einzulösen und lässt einiges an interessanten Handlungssträngen unaufgelöst, überzeugt aber weiterhin durch reichlich Überraschungsmomente, Tempo, Action und Einfallsreichtum. Zum Ende hin gibt es leider leichte Längen und ein eher überhastet wirkendes Finale, doch wer sich für die ersten Teile dieser epischen Space Opera begeistern konnte, dem sollte auch dieses Finale durchaus munden, zumal es zumindest die Möglichkeit einer etwaigen Fortsetzung offen lässt.

8.0/10
Leser-Wertung 0/10 (0 Stimmen)
Sende

Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite von FISCHER Tor.

– – –

Die Krone der Sterne: Maschinengötter ist am 27.02.19 bei FISCHER Tor erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den folgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

Sharing is Caring:

Hinterlasse einen Kommentar