Review: Die Krone der Sterne | Kai Meyer (Buch)

Auch diese Woche bleibe ich der Fantasy treu und habe mal eine weitere Reihe angefangen, von deren erstem Band ich in nachfolgender Rezension zu berichten gedenke.

Die Krone der Sterne

Die Krone der Sterne, DE 2017, 464 Seiten

Die Krone der Sterne von Kai Meyer | © FISCHER Tor
© FISCHER Tor

Autor:
Kai Meyer
Übersetzer:
entfällt

Verlag (D):
FISCHER Tor
ISBN:
978-3-596-03585-4

Genre:
Science-Fiction | Fantasy | Abenteuer

 

Inhalt:

Die Schiffe, die als Basen der Kathedralen dienten, waren uralt. Vor tausend Jahren hatte der Orden der Kamastraka-Hexen den Maschinenherrscher bezwungen, und seither schmückten sie die erbeuteten Raumfestungen mit diesen Kunstwerken, prunkvollen Zeugnissen ihres Größenwahns. Da die Kathedralen nur außerhalb der Atmosphäre operierten, konnte die Schwerkraft den Standbildern nichts anhaben.

An der Spitze des galaktischen Reiches von Tiamande steht die allmächtige Gottkaiserin der Hexen des Kamastraka-Ordens, die in gewaltigen Weltraumkathedralen den Hyperraum bereisen und die Baronien mit ihrer schieren Präsenz an ihre Loyalität erinnern. Dazu gehört aber auch, dass die Gottkaiserin in steter Regelmäßigkeit junge Frauen aus den Marken als Bräute erwählt, woraufhin diese auf die Thronwelt verbracht werden. Jüngst nun fiel die Wahl auf die junge Baroness Iniza, doch ist die mitnichten bereit, ihr Schicksal kampflos anzunehmen und ersinnt mit ihrem geliebten Glanis einen waghalsigen Fluchtplan, der allerdings bald schon durchkreuzt wird, als eine dritte Partei sich einschaltet. Iniza erkennt in dem raubeinigen Söldner prompt den legendären Kranit, doch verrät ihr das freilich nichts über dessen Absichten. Gemeinsam treten sie die Flucht nach vorn an, nicht ahnend, welche Abenteuer und Gefahren ihnen bald schon begegnen werden…

Rezension:

Der Grund, warum ich seinerzeit nicht schon bei Veröffentlichung auf Die Krone der Sterne angesprungen bin, ist – ich muss es zu meiner Schande gestehen –, dass mich das Cover in keiner Weise angesprochen hat und ich mich demnach nicht weitergehend mit dem Werk – oder mittlerweile der Reihe – beschäftigt habe. Auf persönliche Empfehlung hin habe ich mir das Buch nun aber – wie man unschwer wird erahnen können – doch noch zugelegt und bin auch grundsätzlich durchaus angetan von dieser famosen Mischung aus Science-Fantasy und Space Opera mit einer gehörigen Prise Abenteuer-Flair. Jedoch muss ich auch sagen, dass ich nun große Hoffnungen in die Nachfolger setze, denn so unterhaltsam, kurzweilig und gelungen der Band sein mag, hatte ich doch so meine Probleme mit der zugrundeliegenden Dramaturgie, denn abgesehen von einigen wenigen ruhigeren Passagen darf man sich hier auf eine nicht ganz 500 Seiten umfassende Hetzjagd quer durchs All gefasst machen, was per se erst einmal nichts Schlechtes sein muss, mich aber eben nicht vollends zu überzeugen wusste.

Amun war seit Jahrzehnten nur noch lebensfeindliches Brandland, die Kaste der Waffenschmiede existierte nicht mehr. Nur einer, so die Legenden, zog noch heute durch den Raum. Kranit war Söldner, Kopfgeldjäger, eine Einmannarmee – doch das war nur die Oberfläche seines Mythos.

Vor allem hängt das nämlich damit zusammen, dass Kai Meyer ein ungeheuer effektives und neugierig machendes Worldbuilding gelingt, das gleich auf den ersten Seiten vor Andeutungen und Neologismen nur so strotzt und mich unmittelbar mehr erfahren lassen wollte vom Reich Tiamande, den Hexen und der Gottkaiserin, den lang vergessenen Zeiten des Maschinenherrschers und allem was da sonst so kreucht und fleucht, teils nur am Rande beiläufig Erwähnung findet. Dazu kommt es aber kaum, denn ausgehend von Protagonistin Iniza befindet man sich permanent auf dem Sprung, auf der Flucht, auf der Reise und so machen sie und ihre alsbald mehr oder minder unfreiwilligen Gefährten zwar allerorten Halt, doch geht das zumeist kaum über eine Stippvisite hinaus. Das macht Die Krone der Sterne zwar auch zu einem echten Page-Turner und Langeweile wird man sicherlich vergeblich suchen, doch bleibt dadurch eben diese ungemein faszinierende Welt, die mich bei Werken dieser Ausrichtung meist ähnlich stark interessiert wie die Charaktere als solche, leider ein wenig auf der Strecke.

Wie gesagt, diesbezüglich lässt sich sicherlich auf die beiden Nachfolgebände hoffen und den direkten Nachfolger habe ich mir auch direkt einmal bestellt (bin also durchaus angefixt), doch hätte sich auch hier bereits mehr unterbringen lassen können bei einer nur geringfügig weniger gehetzten Erzählweise, zumal Inizas Verfolger ihr ab einem gewissen Punkt gefühlt ununterbrochen an den Fersen kleben. Wo mich der Plot aber nicht abzuholen wusste, gefielen mir umso mehr die Figuren, zumal sich um Iniza im Laufe der Zeit eine mehr als illustre, oft und gern sarkastische Runde versammelt, die sich untereinander auch nicht unbedingt immer grün ist, zumal ein jeder hier so seine eigenen Beweggründe und Motive mitbringt, die schon mal zu kollidieren drohen, was allein die Besatzung der Nachtwärts zu einem Pulverfass werden lässt. Ausgerechnet aber Iniza hätte wiederum noch ein wenig mehr Tiefgang vertragen können, denn allzu oft ist sie nur unbeteiligte Zuschauerin, wird von diesem oder jenem geschubst, getrieben, gezogen, was sich aber im weiteren Verlauf nachhaltig bessert, wenn sie zunehmend für ihre eigenen Interessen einzustehen beginnt.

Hinter dem Rand der Barke tauchte Nurdenmark auf, eine schäbige Morastkugel mit einem Ring aus Gesteinstrümmern, der so eng um den Planeten lag, dass seine Innenseite die Oberfläche zu berühren schien. Der Gedanke, mit Glanis auf einer rauen Schürferwelt unterzutauchen, war ihr am Hof von Koryantum romantisch und verwegen erschienen. Nun aber, da sie vom All aus auf die Oberfläche blickte, verging ihr die Lust auf Abenteuer und Entdeckungsreisen gründlich.

Man könnte meinen, ich hätte vergleichsweise viel zu kritisieren an Die Krone der Sterne, doch muss man eben auch berücksichtigen, dass das alles Jammern auf hohem Niveau darstellt und mich die Story durchaus schnell in ihren Bann gezogen hat. Darüber hinaus ist aber auch schon die Aufmachung ungemein gelungen und wird nicht nur von zahlreichen Illustrationen seitens Jens Maria Weber veredelt (die nach der Lektüre auch deutlich erhellender sind), sondern wartet zu dem auch mit einer Karte sowie Skizzen zu dem ikonischen Schiff, der Nachtwärts auf, was fernab der lebendigen Schilderungen seitens Meyer das Ganze natürlich noch einmal zusätzlich Gestalt annehmen lässt. Entsprechend brenne ich auf die nächsten Ausflüge ins Reich Tiamande, um mehr das Reich, seine Bewohner und Geschichte zu erfahren, zumal im vorliegenden Band neben der eigentlichen Hetzjagd durchs All wie nebenbei Ereignisse ins Rollen gebracht werden, die noch reichlich Einfluss auf die bislang unangefochtene Vormachtstellung der Hexen von Kamastraka haben dürften.

Fazit & Wertung:

Kai Meyer gelingt mit Die Krone der Sterne ein überzeugender Ausflug zu fernen Sternen, dem man zwar die Fantasy-Wurzeln des Autors deutlich anmerkt, das aber dessen ungeachtet mit ungemein gelungenem Worldbuilding besticht. Der eigentliche Plot mag deutlich simpler und actionreicher ausfallen, doch dank des damit einhergehenden Tempos entwickelt sich das Ganze auch zu einem echten Page-Turner.

8 von 10 Raumkathedralen des Kamastraka-Ordens

Die Krone der Sterne

  • Raumkathedralen des Kamastraka-Ordens - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

Kai Meyer gelingt mit Die Krone der Sterne ein überzeugender Ausflug zu fernen Sternen, dem man zwar die Fantasy-Wurzeln des Autors deutlich anmerkt, das aber dessen ungeachtet mit ungemein gelungenem Worldbuilding besticht. Der eigentliche Plot mag deutlich simpler und actionreicher ausfallen, doch dank des damit einhergehenden Tempos entwickelt sich das Ganze auch zu einem echten Page-Turner.

8.0/10
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Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite von FISCHER Tor.

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Die Krone der Sterne ist am 26.01.17 bei FISCHER Tor erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den folgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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