Es ist zwar schon wieder ein wenig später, aber so viel Zeug wie ich hier noch herumliegen habe, habe ich nicht das Gefühl, mir diese Woche noch einen freien Tag leisten zu können. Das soll jetzt beileibe nicht heißen, dass es heute eine lästige Pflichtübung wäre, euch eine neue Review zu präsentieren, sondern vielmehr verdeutlichen, warum ich mit so viel Feuereifer bei der Sache bin und natürlich die Tatsache, dass ihr euch in den nächsten Tagen und Wochen noch auf zahlreiche spannende und empfehlenswerte Filme, Bücher etc. pp. freuen dürft.
Aussortiert
Aussortiert, DE 2007, 256 Seiten
© DuMont Buchverlag
Helmut Krausser
DuMont Buchverlag
978-3-832-16166-8
Krimi | Drama
Inhalt:
Zu fett für Gott, das Schwein, Aussortiert. Basta. Ein kleiner Zettel mit lila Schrift wird bei dem vermeintlich vergifteten Opfer in einem Fast Food-Restaurant gefunden. Alsbald findet ein Mann in einem Pornokino den Tod, auch bei ihm ein Zettel: Zu geil das Schwein. Bald kristallisiert sich sowohl für die Polizei als auch die Boulevardpresse heraus, dass hier ein Serientäter zu Werke gegangen sein muss. Der desillusionierte Kriminalhauptkommissar Kai Nabel und seine bedeutend jüngere und energischere Kollegin Lidia Rauch haben kaum die Ermittlungen aufgenommen, als ein weiteres Opfer die Berliner Bevölkerung erschüttern. Die Zeitungen greifen den Fall bereitwillig auf und bald findet auch schon jemand aus ihren Reihen den Tod.
Langsam kommt Nabel dahinter, dass sie sich womöglich auf einer falschen Fährte befinden und stellt einige gewagte Theorien auf, doch gleichzeitig hat er noch mit anderen Problemen zu kämpfen, seit er dahintergekommen ist, dass Lidia mehr Kokain konsumiert als gut für sie wäre und damit nicht nur ihre Karriere, sondern auch die Ermittlungen gefährdet, zumal er nicht recht mit der Situation umzugehen weiß, da er im Geheimen mehr als nur Sympathie für sie empfindet.
Rezension:
Aussortiert ist nun mein mittlerweile dritter Roman von Helmut Krausser und es wird beileibe nicht der letzte sein, doch bereits jetzt, während ich mich noch zaghaft mit seinem Werk vertraut mache, habe ich mir ein höchst ungewöhnliches Stück Literatur herausgepickt, weil Krausser sich als Literat der Herausforderung verpflichtet gefühlt hat, nun auch einmal einen Krimi zu schreiben. Dieser wurde bereits unter dem Pseudonym Titus Keller im Eichborn Verlag veröffentlicht, wenngleich ihm nur mäßiger Erfolg beschieden war. Dies lag wiederum Gott sei Dank nicht an der Qualität der Geschichte, sondern an dem unbekannten Autorennamen, der da das Cover zierte. So bin ich froh, dass der DuMont Verlag nun in der Taschenbuchausgabe auf das Pseudonym verzichtet hat und Kraussers Werk auch als Kraussers Werk vermarktet, zumal ich ja kein ausgewiesener Freund des Krimis bin und mir diese Perle vermutlich wirklich durchgegangen wäre, wenn nicht dieser für mich mittlerweile prominente – weil durchweg für überzeugende und anspruchsvolle Natur stehende – Name auf dem Cover geprangt hätte.
Freilich bedient sich auch Krausser manchem Klischee der jüngeren Krimi-Literatur und moralisch zweifelhafte Ermittler, wahlweise mit Alkohol- oder Drogenproblem sind nun wahrlich keine neue Errungenschaft, ebenso wie die zahlreichen Twists und das Mäandern durch das Drogen-Milieu in Kombination mit der High Society nicht zu erstaunten Ausrufen führen. Aussortiert punktet stattdessen mit der Paradedisziplin Kraussers, seinem sprachlichen Ausdrucksvermögen, denn dieses ist über jeden Zweifel erhaben und macht die manchmal konventionelle Story so lesenswert, kombiniert mit dem Umstand, dass der leitende Ermittler Nagel erfreulich lange beinahe gänzlich im Dunkeln tappt und wirkliche Ermittlungsarbeit und Kombinationsgabe vonnöten sind, um hinter das eigentliche Treiben zu kommen.
Auch dies mag manch versierter Krimi-Autor vielleicht noch eine Spur eleganter darbringen können, doch hat Helmut Krausser dennoch eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er sich auch in diesem Genre zu Hause fühlt. Angenehm für Kenner seiner Werke ist natürlich, dass er sein Faible für sinistre Gesellen und problembehaftete Gestalten eins zu eins auch in dieses Buch überträgt. Des Weiteren macht die Geschichte von der ursprünglichen Vermutung eines religiös motivierten Serienkillers in der Tradition von Finchers Sieben mehrere Wendungen durch, die teils das bisher Geschilderte in einem völlig neuen Licht erschienen lassen.
Überzeugt hat mich Aussortiert dann natürlich zum Schluss mit seinem unkonventionellen und dennoch erstaunlich konsequenten Ende, wie man es sich in dieser Form nur wünschen kann. Der Autor lotet neue Grenzen aus, indem er sich auf fremdes Terrain begibt und auch wenn er nicht ganz dieselbe Klasse erreicht wie mit Die letzten schönen Tage, so lässt sich doch definitiv sagen, dass auch diese Geschichte mit Qualität überzeugt und durchaus wert ist, seinen Namen zu tragen. Auf alle Fälle bleibt er seinem Grundsatz treu, dass keine zwei Bücher von ihm sich jemals gleichen sollen.
Aussortiert
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Falsche Fährten in einem undurchsichtigen Spiel - 8/10
8/10
Fazit & Wertung:
Aussortiert ist beileibe nicht Helmut Kraussers überzeugendster Roman, aber ein durchaus solider erster Ausflug ins kriminalistische Fach. Zudem muss man sich vor Augen halten, dass ein durchschnittlicher Krausser noch immer ein überdurchschnittlicher Roman ist und alle Kritik somit Jammern auf hohem Niveau.
Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite des DuMont Buchverlages.
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Aussortiert ist am 06.10.11 als Paperback im Dumont Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den Link und unterstützt damit das Medienjournal!