Review: Drive | James Sallis (Buch)

Heute ist es mal ganz besonders spät geworden mit meiner Review, aber vor morgen wird das hier bestimmt sowieso keiner lesen, von daher soll mich das gar nicht schrecken, nun endlich ein paar Worte zu Drive zu verlieren.

Drive

Drive, USA 2005, 159 Seiten

Drive von James Sallis
© Heyne Verlag

Autor:
James Sallis

Verlag (D):
Heyne Verlag
ISBN:
978-3-453-40626-1

Genre:
Action | Krimi | Thriller

 

Inhalt:

Driver findet sich in einem schäbigen Hotel wieder, umgeben von mehreren Leichen und mit einer Tasche Bargeld im Gepäck. Eigentlich ist Driver Stuntfahrer und verdient sich gelegentlich als Fluchtfahrer etwas dazu. Da hilft es natürlich enorm, dass er als einer der besten Fahrer in den Straßenschluchten von L. A. gilt. Das hilft ihm hingegen auch nicht, durch eine Verkettung unglücklicher Ereignisse und Zufälle in eine Sache hineinzugeraten, die eigentlich seinen Tod hätte bedeuten müssen. Doch während Driver noch rekapituliert, wie es ihn in das Motel verschlagen hat, wird klarer und klarer, dass Driver nicht dafür gemacht ist, die Beute zu sein. Also beschließt er zu jagen und geht in die Offensive.

Rezension:

Auch wenn James Sallis ein bekannter Autor ist, wird er doch durch den Film Drive noch gehörig an Bekanntheit dazugewonnen haben. So hat der Heyne-Verlag auch prompt sein Buch mit neuem Cover und unter leicht abgeändertem Titel (aus Driver wird nun Drive – wie der Film) neu aufgelegt. Auf dem Düsseldorfer Bücherbummel vor einiger Zeit hatte ich aber das Glück eine der alten Ausgaben zu erstehen und war alsbald gebannt von der präzisen und reduzierten Schreibe.

James Sallis‘ Drive ist eine recht schnörkellose und an Seitenzahlen knapp bemessene literarische Roadmovie-Geschichte mit deutlichen Krimi-Akzenten, die uns einen namenlosen Hauptprotagonisten, einen klassischen einsamen Wolf vor die Nase setzt, über den wir nur zögernd und nach und nach ein paar wenige biografische Details erfahren. Diese Biografie aber ist es auch, die die äußerst knapp gehaltenen Kapitel immer und immer wieder unterbricht und den Leser zurückwirft in eine Zeit der Unschuld, als Driver noch kein Stunt- oder Fluchtwagenfahrer war, als er noch nicht morden musste, um sein Leben zu verteidigen. Diese biografischen Eckdaten und Rückblenden sind es aber auch, die eine Selbstreflektion der Figur ersetzen sollen, denn Driver denkt nicht nach über sein Handeln sondern handelt vielmehr, so dass uns innere Monologe erspart bleiben.

Genauso wie Driver sind auch Sallis‘ Ausführungen knapp, lakonisch, kühl und distanziert, nur selten wagen wir einen kurzen Blick hinter die schäbige, gehässige und gewaltbereite Fassade der Umgebung, in der sich Driver herumtreibt. Hier wird schnörkellos und ohne viel Federlesens gestorben und was getan werden muss, wird eben getan, so dass es für die namenlose Hauptfigur ganz selbstverständlich scheint, sich gegen die Übergriffe der Gangster, die ihm ans Leder wollen, mit entschiedener Härte zur Wehr zu setzen.

Sallis untermauert gekonnt, dass diesem spezifischen Genre eine brutale Eleganz innewohnt, die den Leser zu fesseln versteht und die dafür sorgt, dass derlei Geschichten in den zwielichtigen Zwischenwelten der Gesellschaft wohl niemals in Vergessenheit geraten werden. Sind die Schwerpunkte in dem Buch Drive zwar deutlich andere als im Film und tritt die romantische Seite – für den Film-Kenner ungewohnt – in den Hintergrund, so versteht sich Sallis doch brillant darauf, die Sprache für seine Zwecke zu benutzen und das Bild eines von allen seinen Liebsten verlassenen Menschen zu zeichnen, der sich mit seinem nomadischen Lebensstil arrangiert hat und vom Leben nichts mehr erwartet, als in Ruhe gelassen zu werden – was ihm freilich nicht vergönnt ist. Der Kniff, die Geschichte zwar aus Drivers Sicht zu erzählen, die Schilderung der Ereignisse aber einem allwissenden Erzähler zu überlassen ist nicht neu oder aufregend, aber die Tatsache, dass hier auch Ausblicke in die Zukunft des Stuntfahrers gewährt werden, macht selbst diesen formalen Aspekt zu einem spannenden Puzzleteil der konsequent durchstilisierten Erzählung, die durch ihre kurzen Kapitel, den prägnanten und pointierten Schreibstil und die jeder Zeile innewohnende Melancholie als große Literatur gewertet werden darf.

Fazit & Wertung:

Drive ist schnörkellos, hart, brutal, unbarmherzig und geprägt von lakonischen und knappen Sätzen, die eine tiefe Melancholie transportieren. Lesen!

8,5 von 10 Leichen am Straßenrand

Drive

  • Leichen am Straßenrand - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

Drive ist schnörkellos, hart, brutal, unbarmherzig und geprägt von lakonischen und knappen Sätzen, die eine tiefe Melancholie transportieren. Lesen!

8.5/10
Leser-Wertung 8.5/10 (2 Stimmen)
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Weitere Details zum Buch und den Autoren findet ihr auf der Seite des Heyne Verlag. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe als PDF.

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Kommentare (2)

  1. Dominik Höcht 3. September 2012
    • Wulf | Medienjournal 3. September 2012

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