Es ist zwar heute ein wenig was später, als ich das ursprünglich anvisiert hatte zum Bloggen, aber gebloggt habe ich hiermit und das ist es ja schließlich, was ich mir vorgenommen habe und worauf es ankommt. Kommt mir gut ins Wochenende!
Army of Thieves
Army of Thieves, USA/DE 2021, 127 Min.
© Netflix
Matthias Schweighöfer
Shay Hatten
Nathalie Emmanuel (Gwendoline Starr)
Ruby O. Fee (Korina Dominguez)
Stuart Martin (Brad Cage)
Jonathan Cohen (Delacroix)
Noémie Nakai (Beatrix)
Christian Steyer (Hans Wagner)
Action | Komödie | Krimi | Thriller
Trailer:
Inhalt:
© Netflix
Beruflich verdingt sich Sebastian Schlencht-Wöhnert als gelangweilter Bankangestellter, während seine Passion dem Safeknacken gilt, die er in Form eines YouTube-Kanals auslegt, der von allen ignoriert wird. Als er eines abends aber ein Video produziert, in dem es um den legendären Tresorbauer Hans Wagner geht, der seinem Namensvetter ein Denkmal in Gestalt von vier Tresortüren gesetzt hat, die nach den vier Teile des Opernzyklus "Der Ring der Nibelungen" benannt sind, hinterlässt eine unbekannte Person einen Kommentar, in dem sie Sebastian einlädt, sein Können unter Beweis zu stellen. Bei dem Underground-Wettbewerb der Safeknacker erringt Sebastian dann unerwartet den Sieg und bekommt einen Part in einer internationalen Verbrecherbande angeboten, die nichts weniger plant, als die drei Safes von Wagner in Paris, Prag und St. Moritz zu knacken, denn allein der Verbleib der "Götterdämmerung" ist ungeklärt und folglich nicht Teil der ambitionierten Heist-Pläne des Quintett…
Rezension:
Als ich das erste Mal von den Plänen gehört habe, Army of the Dead ein Prequel folgen zu lassen, das sich nicht etwa den Anfängen der Zombie-Apokalypse, sondern stattdessen der Vorgeschichte des eigenwilligen Safeknackers Ludwig Dieter widmen würde, war ich gelinge gesagt mehr als skeptisch. Aber okay, in dem Bestreben, aus einem Film mehr zu machen, ein Franchise zu starten, muss man eben auch manchmal ungewöhnliche Wege gehen und wenn schon der Zombie-Film von Snyder als solcher im Grunde ein Heist-Movie gewesen ist, warum darf dann nicht auch die Vorgeschichte ein Heist-Movie sein, zumal ja Schweighöfers Figur auch international ganz gut angekommen zu sein scheint. Kein halbes Jahr hat man nun also warten müssen, um Ludwig in Army of Thieves erneut zu begegnen, von dem man mitunter zuerst erfährt, dass er eigentlich Sebastian heißt. Tut natürlich im Grunde nichts zur Sache, gibt aber gut die Marschrichtung vor, denn im Grunde tut nichts von dem, was der Film in rund zwei Stunden thematisiert, irgendwas zur Sache, was übergeordnete Geschehnisse in der Welt oder Weichenstellung für den Quasi-Nachfolger umfasst.
© Netflix
Das muss nicht unbedingt schlecht sein und ich für meinen Teil muss vorausschicken, relativ glücklich mit diesem Prequel zu sein, von dem ich mir tatsächlich noch weit Schlimmeres erwartet habe als die nun zwar harmlose Heist-Hatz ohne sonderliche Story-Einfälle und Twists, dafür aber mit einer gesunden Dosis Humor und Slapstick, die mir hier allemal besser mundet als in den "typisch deutschen" Schmonzetten, die Schweighöfer sonst gerne noch vor einigen Jahren überwiegend gedreht hat. "Typisch deutsch" ist hier aber trotzdem vieles, wobei leider nur wieder aus internationaler Sicht, die dann doch mit einem sehr stilisierten und klischeehaften Blick auf unser Land blicken. Immerhin wird das charmant selbstironisch aufgebrochen von Schweighöfer und Crew, die sich durchaus im Klaren darüber zu sein scheinen, wie karikaturesk nicht nur die dargestellten Länder und Städte, sondern selbst die Figuren geraten sind, die abgesehen von ihrer Jobbeschreibung innerhalb des Gangster-Quintetts quasi keinerlei Charakterisierung, sondern allerhöchstens noch einen Running Gag oder ein It-Piece spendiert bekommen.
Das geht aber insofern in Ordnung, weil man hier wirklich nur ein kurzweiliges Heist-Filmchen inszeniert haben wollte, das alles aufgreift und verwurstet, was andernorts schon besser und spektakulärer in Szene gesetzt worden ist, das auf einer Meta-Ebene damit kokettiert, dass es eben alles abläuft wie in einem Heist-Movie und das nicht zuletzt dem Witz merklichen Vorrang gegenüber der Action gibt, was natürlich Matthias Schweighöfer die Steilvorlage liefert, seinen Ludwig Dieter mehr als nur ein wenig tollpatschig durch die Welt stolpern zu lassen. Dennoch kostet ja nun einmal jeder Film – und gerade auch ein Film wie Army of Thieves – eine ganze Stange Geld und man mag sich schon fragen, was Netflix und Snyder dazu bewogen hat, dieses Projekt auf den Weg zu bringen, zumal es noch die merkwürdigsten Momente im ganzen Streifen sind, wenn auf Fernsehschirmen, in Alpträumen oder Nebensätzen dann doch mal auf die Zombie-Bedrohung in Übersee hingewiesen wird, die in Europa aber noch niemanden so recht zu interessieren scheint. Nicht nur wirken diese Schnipsel und Einsprengsel unweigerlich wie Fremdkörper in dem Film, sie lassen eben auch jedes Mal wieder das Gefühl aufkommen, dass man doch jüngst erst einen Heist gesehen hat, der eben durch Horden dieser Untoten immens aufgewertet worden ist, wohingegen man hier dann doch wieder nur sieht, wie Wachleute und Schalterbeamte überwältigt und ausgetrickst werden, bis Ludwig Dieter wieder an einer Safetür horchen kann, bis diese sich ihm öffnet.
© Netflix
Es gibt also durchaus viel Licht und auch viel Schatten, doch kann Army of Thieves eben einen überraschend hohen Unterhaltungswert für sich verbuchen, der mir zudem die zwei Stunden deutlich kürzer erscheinen ließ. Eine wohlwollendere, höhere Bewertung verhindert im Grunde ganz allein, dass fernab der durchaus schnittigen und routinierten Inszenierung in Sachen Story, Dramaturgie und Spannungsbogen alles nur geklaut, alles eine Variation von Bekanntem, alles wahnsinnig banal und eigentlich auch beliebig ist. Von der anfänglichen Bewährungsprobe über die Vor- und Zusammenstellung des Teams – inklusive obligatorischer Namenseinblendung beim Erstauftritt bis hin zu Planung und Durchführung der Raubzüge – Stichwort: "Wir gehen alles noch einmal durch" – entspricht hier alles exakt dem, was man sich erwarten würde und hält wirklich – bis hin zur ebenfalls obilgatorischen Lovestory – keinerlei Überraschungen bereit. Da schimmert dann auch hin und wieder durch, dass eine Figur wie Ludwig Dieter womöglich dann doch nicht unbedingt taugt, einen ganzen Film zu schultern, wobei Schweighöfer in dieser Hinsicht immerhin von den weiblichen Co-Stars Nathalie Emmanuel und Ruby O. Fee zuteilwird, wohingegen die Rollen von Stuart Martin und Guz Khan noch einmal eine ganze Ecke blasser ausfallen. Alle sin allem ein netter, harmloser, überflüssiger, aber durchaus unterhaltsamer und kurzweiliger Film in charmant-altbekannter Inszenierung.
Army of Thieves
-
Aus dem Tresor stibitzte Geldbündel - 6.5/10
6.5/10
Fazit & Wertung:
Wenn man einmal ehrlich ist, hat Army of Thieves keine so wirkliche Daseinsberechtigung und überzeugt auch als Zombiefilm-Sequel nur mäßig, zumal die Zusammenhänge doch sehr bemüht wirken. Das große Aber allerdings ist, dass es dem Film von und mit Matthias Schweighöfer gelingt, ein unbeschwert-naives Flair zu kreieren, das sich für kein Klischee und keine Meta-Spielerei zu schade ist. Und gerade dieses selbstironische Augenzwinkern gibt zu verstehen, dass man sich durchaus bewusst ist, hier ein auf Hochglanz poliertes Retortenprodukt ohne tieferen Sinn geliefert zu haben, das lediglich unterhalten soll (und die meiste Zeit auch tut).
Army of Thieves ist seit dem 29.10.21 exklusiv bei Netflix verfügbar.