Review: Chilling Adventures of Sabrina | Staffel 1 (Serie)

Kommen wir heute zu dem Artikel, den ich eigentlich schon vergangene Woche habe schreiben wollen, bevor mir mein lädiertes Auge dazwischen gekommen ist. Ich kann nicht behaupten, mich nicht doch ein wenig zu ärgern, dass ich nun doch nicht mehr so aktuell berichten kann, wie ich es eigentlich geplant hatte, aber manchmal macht einem das Leben eben einen Strich durch die Rechnung.

Chilling Adventures of Sabrina
Staffel 1

Chilling Adventures of Sabrina, USA 2018-, ca. 57 Min. je Folge

Chilling Adventures of Sabrina Staffel 1 | © Netflix
© Netflix

Serienschöpfer:
Roberto Aguirre-Sacasa (Adaption & Comic-Vorlage)
Robert Hack (Comic-Vorlage)
Ausführende Produzenten:
Lee Toland Krieger
Jon Goldwater
Sarah Schechter
Roberto Aguirre-Sacasa
Greg Berlanti

Main-Cast:

Kiernan Shipka (Sabrina Spellman)
Ross Lynch (Harvey Kinkle)
Lucy Davis (Hilda Spellman)
Chance Perdomo (Ambrose Spellman)
Michelle Gomez (Mary Wardell)
Jaz Sinclair (Rosalind Walker)
Tati Gabrielle (Prudence)
Adeline Rudolph (Agatha)
Richard Coyle (Father Blackwood)
Miranda Otto (Zelda Spellman)

Genre:
Drama | Fantasy | Horror

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Chilling Adventures of Sabrina Staffel 1 | © Netflix
© Netflix

Der sechzehnte Geburtstag der jungen Sabrina Spellman steht kurz bevor – passenderweise zu Halloween – und mit ihm auch ihre "Schwarze Taufe", eine Art Initiationsritus, bei dem sie sich und ihr Leben Satan verschreibt und vollwertiges Mitglied der Hexengemeinde wird. Dumm nur, dass sie damit gleichsam ihrem bisherigen Leben entsagen und ihre Nicht-Hexen-Freunde hinter sich lassen soll, denn dazu fühlt Sabrina sich alles andere als bereit. So weigert sie sich schlussendlich und bringt damit die versammelten Hexen gegen sich auf, derweil auch ihre Tanten Hilda und Zelda nicht uneingeschränkt zu ihr halten und es lieber gesehen hätten, sie würde sich den Gepflogenheiten beugen und ihr Schicksal akzeptieren. Doch wie schon ihr Vater scheint Sabrina spätestens zu ihrem Geburtstag ihre rebellische Ader entdeckt zu haben, wobei sie noch nicht ahnt, welch finstere Kräfte sie längst von allen Seiten belauern…

Rezension:

Lange Zeit hatte ich – wenn auch aus den falschen Gründen – Chilling Adventures of Sabrina überhaupt nicht auf dem Plan, weil ich auch schon kein ausgewiesener Fan der 1990er-Jahre-Sitcom Sabrina – Total Verhext! gewesen bin und gleichwohl ich wusste, dass diese Serie nun einen anderen Ton anzuschlagen gedachte. Dann allerdings habe ich zumindest dem Trailer eine Chance gegeben und fühlte mich tatsächlich spontan angefixt, weshalb ich noch am Tag der Veröffentlichung der Staffel einen Blick riskiert habe, der mir in weiterer Folge das Wochenende versüßt hat, denn dass es so kurzweilig und unterhaltsam werden würde, hätte ich im Vorfeld nicht erwartet. Das liegt zu einem großen Teil aber auch an Quasi-Newcomerin Kiernan Shipka (Sally Draper aus Mad Men), die eine wirklich wunderbare Sabrina Spellman zum Besten gibt, die einerseits durch Unschuld und Güte, gleichsam aber auch mit Abgeklärtheit und Stärke eine angenehm vielschichtige und ernstzunehmende Figur gibt, der man unbesehen glaubt, sich gegen den mächtigen Hexenzirkel aufzulehnen und damit gleichsam den dunklen Lord, den Teufel höchstpersönlich zu verärgern weiß.

Szenenbild aus Chilling Adventures of Sabrina Staffel 1 | © Netflix
© Netflix

Ansonsten finden sich natürlich einige Parallelen zu einschlägigen, ähnlich gearteten Serien wie beispielsweise dem unbestrittenen Vorreiter Buffy – Im Bann der Dämonen, insbesondere was die Figurenkonstellation in Sabrinas näherem Umfeld anbelangt, derweil die Geschichten freilich in gänzlich andere Richtungen gehen. Nichtsdestotrotz stehen hier Ideale wie Mut, Zusammenhalt, Selbstbestimmung, Freundschaft und Liebe im Vordergrund, derweil sich eben auch Sabrina mit ihrer Bestimmung herumschlagen muss, mit "Sweet Sixteen" ihre satanische Taufe zu erhalten und damit Teil des Zirkel zu werden, was dummerweise aber eben auch bedeutet, dem Herrscher der Hölle die ewige und unbedingte Treue zu schwören. Diesbezüglich wusste mich Chilling Adventures of Sabrina auch mit angenehm abwechslungsreicher, fortlaufender Storyline zu begeistern, die ich mir so ausgeprägt nicht erwartet hätte. Wobei es leider auch so ist, dass sich hier bereits erste Schwächen im Serienkonstrukt auftun, denn einerseits fokussiert die Story doch sehr auf Sabrina und lässt dadurch ihr Umfeld mancherorts zu bloßer Makulatur verkommen, weshalb sich deren Entwicklung auch manchmal reichlich sprunghaft und episodisch gestaltet.

Ähnliches ist zu beobachten, wenn es um die Subplots einzelner Folgen geht, wenn es beispielsweise gilt, eine Horde übergriffiger und egozentrischer Jungs in ihre Schranken zu weisen, denn so konsequent dieses Ziel zunächst verfolgt wird, ist in den darauffolgenden Episoden plötzlich (zunächst) keine Rede mehr von ihnen. Nichtsdestotrotz lässt sich ein deutlicher roter Faden erkennen, der auch bei Laune zu halten weiß und sich insbesondere (wie häufig der Fall) im letzten Drittel zu neuen Höhen aufschwingt und vor allem auf einer Note enden lässt, die einen durchaus in dem Wissen aufseufzen lässt, dass eine zweite Staffel noch vor Beginn der Ausstrahlung bestätigt worden ist. Neben Sabrina-Darstellerin Kiernan Shipka war ich aber natürlich auch mehr als gespannt auf deren Tanten, die hier und diesmal von Lucy Davis (Shaun of the Dead) und Miranda Otto (I, Frankenstein) verkörpert werden und ähnlich interessant und ambivalent gezeichnet werden wie ihre Ziehtochter, zumal man es sich nicht vergibt, ihre Leben und ihre Vergangenheit von reichlich Geheimnissen umrankt zu inszenieren, so dass ich mich in dieser Hinsicht schon auf weitere Offenbarungen in den Folgestaffeln von Chilling Adventures of Sabrina freue.

Szenenbild aus Chilling Adventures of Sabrina Staffel 1 | © Netflix
© Netflix

Fernab der unsteten Berücksichtigung von Nebenhandlungen gibt es allerdings eine Sache, die meine Begeisterung für die Netflix-Serie doch teils nachhaltig getrübt hat. Einerseits nämlich wirkt alles im Haus der Spellmans und dem Örtchen Greendale – ich musste ständig an Community denken deswegen, zumal es hier statt der "Greendale Seven" die dreizehn Hexen von Greendale gibt, aber das nur am Rande – wie aus einer anderen Zeit und propagiert erfolgreich das 50ies-Flair, das auch schon im Trailer zum Tragen gekommen ist, derweil es hier Schwarz-Weiß-Fernseher und Fotoalben, veraltete medizinische Apparaturen und dergleichen mehr zu bestaunen gibt, doch als harscher Anachronismus ist an zwei Stellen prominent ein Smartphone im Bild platziert, während es sich Sabrinas Cousin Ambrose mit einem Laptop auf der Veranda gemütlich gemacht hat. So wirkt das Setting einerseits im positiven Sinne altbacken – und erklärt auch ein Stück weit die überholt beziehungsweise überspitzt inszenierten Rollenbilder – und deutet andererseits an, zur selben Zeit zu spielen wie das von den selben Machern stammende Riverdale, das man bekanntermaßen (hierzulande) ebenfalls bei Netflix zu sehen bekommt. Um aber noch kurz bei dem von Chance Perdomo verkörperten Ambrose zu bleiben, ist der als unter Hausarrest stehende Hexer eine gelungene Ergänzung der Familie Spellman (zumindest erinnere ich mich an keine artverwandte Figur aus der "alten" Serie). Möglicherweise mag er aber auch als eine Art Ersatz für Kater Salem gedacht gewesen sein, denn der tritt hier zwar auch in Erscheinung, kann aber weder sprechen noch nimmt er ansonsten eine dominante Rolle ein, was sicherlich vielen Fans der früheren Sitcom missfallen dürfte, mich aber wirklich nicht großartig gestört hat.

Chilling Adventures of Sabrina | Zeichnung von Wulf Bengsch

Dafür immerhin hat auch Sabrinas Freund Harvey Kinkle (Ross Lynch) eine behutsame Modernisierung erfahren, wirkt anfänglich zwar immer noch nicht der heimlichen Hexe auch nur annähernd ebenbürtig, gewinnt im Verlauf der Staffel aber deutlich an Profil. Nichtsdestotrotz sind es hier aber verständlicherweise die Frauen, die merklich dominieren, so dass sich insbesondere Michelle Gomez (Doctor Who) als mysteriös-undurchsichtige Mary Wardwell hier ein ums andere Mal als echter Szenendieb entpuppt und sich lange nicht in die Karten schauen lässt. Ansonsten ist es schön zu sehen, wie sehr hier doch – neben den okkulten Themen versteht sich – das Coming-of-Age-Konstrukt des Ganzen im Vordergrund steht, zumal wie erwähnt Sabrina für ihr Alter zwar ungewöhnlich, aber nicht übertrieben reif und erwachsen wirkt und sich dank ihrer Herkunft und ihres Erbes auch mit einigen mehr als ungewöhnlichen Problemen herumschlagen muss. Leider sind die Chilling Adventures of Sabrina dabei aber nicht annähernd so gruselig geraten, wie der Trailer suggerieren möchte und so gibt es zwar kleine Schreck- oder Ekelmomente, doch im Großen und Ganzen hält sich das doch die meiste Zeit in moderaten Grenzen.

Damit kämen wir auch zum letzten Manko einer ansonsten durchweg soliden und kurzweiligen Serie, denn irgendwie hat die Vorschau mir doch eine deutlich beschwingtere, teils gewollt trashig wirkende Serie versprochen, während das eigentliche Geschehen sich dann doch deutlich zurückhaltender gibt als beispielsweise die vergnügt die Treppe hinauftanzende Sabrina, die leider ein Einzelfall in der Pilot-Episode bleibt. So nimmt sich das Geschehen für mein Empfinden manchmal eine Spur zu ernst und hätte gern noch ein wenig mehr augenzwinkernden oder schwarzen Humor vertragen können, gleichwohl der durchaus vorhanden und spürbar ist. Von diesen kleineren Mängeln aber einmal abgesehen überwiegt meine Grundsympathie für diese bezaubernde Sabrina Spellman, die noch dazu schließlich am selben Tag Geburtstag feiert wie ich und das schweißt ja auch noch einmal mehr zusammen.

Fazit & Wertung:

Der neueste Netflix-Spross Chilling Adventures of Sabrina muss sich trotz oder gerade wegen seiner gänzlich anders gearteten Ausrichtung in keiner Weise vor den früheren Abenteuern von Sabrina Spellman verstecken und überzeugt mit gelungenem, schaurig-schönem Setting. Eine nicht immer konsequente Plot-Struktur und irritierende Anachronismen trügen das Vergnügen zwar zuweilen ein wenig, das ohnehin für meinen Geschmack ein wenig mehr von dem im Trailer behaupteten Pep hätte vertragen können, doch in der Gesamtheit weiß die Staffel zu gefallen und weckt die Lust nach mehr.

7,5 von 10 finsteren Ritualen

Chilling Adventures of Sabrina | Staffel 1

  • Finstere Rituale - 7.5/10
    7.5/10

Fazit & Wertung:

Der neueste Netflix-Spross Chilling Adventures of Sabrina muss sich trotz oder gerade wegen seiner gänzlich anders gearteten Ausrichtung in keiner Weise vor den früheren Abenteuern von Sabrina Spellman verstecken und überzeugt mit gelungenem, schaurig-schönem Setting. Eine nicht immer konsequente Plot-Struktur und irritierende Anachronismen trügen das Vergnügen zwar zuweilen ein wenig, das ohnehin für meinen Geschmack ein wenig mehr von dem im Trailer behaupteten Pep hätte vertragen können, doch in der Gesamtheit weiß die Staffel zu gefallen und weckt die Lust nach mehr.

7.5/10
Leser-Wertung 9/10 (2 Stimmen)
Sende

Episodenübersicht: Staffel 1

01. Kapitel Eins: Familientreffen (7/10)
02. Kapitel Zwei: Die satanische Taufe (7,5/10)
03. Kapitel Drei: Die Anhörung der Sabrina Spellman (7/10)
04. Kapitel Vier: Hexenakademie (7/10)
05. Kapitel Fünf: Träume im Hexenhaus (7,5/10)
06. Kapitel Sechs: Ein Exorzismus in Greendale (7/10)
07. Kapitel Sieben: Fest des Festmahls (7/10)
08. Kapitel Acht: Die Beerdigung (7,5/10)
09. Kapitel Neun: Der zurückgekehrte Mann (8/10)
10. Kapitel Zehn: Hexenstunde (8/10)

 
 
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Chilling Adventures of Sabrina | Staffel 1 ist seit dem 26.10.18 exklusiv bei Netflix verfügbar.

vgw

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