Jetzt ist es Freitag und ich bin immer noch am Ball, was die Veröffentlichung neuer Beiträge anbelangt (was sicherlich mitunter an dem exponentiell verlängerten Wochenende liegen mag), aber nichtsdestotrotz freue ich mich wie eh und je, auch heute wieder ein paar Zeilen offerieren zu können, auf dass sie Wohlgefallen oder zumindest Kurzweil verursachen mögen. Schönen Rutsch ins spätestens jetzt für die meisten anbrechende Wochenende!
Deadwood
Staffel 3
Deadwood, USA 2004-2006, ca. 55 Min. je Folge
© Paramount Pictures
David Milch
David Milch
Ian McShane (Al Swearengen)
Molly Parker (Alma Garret)
Jim Beaver (Whitney Ellsworth)
W. Earl Brown (Dan Dority)
Dayton Callie (Charlie Utter)
Kim Dickens (Joanie Stubbs)
Brad Dourif (Doc Cochran)
Anna Gunn (Martha Bullock)
John Hawkes (Sol Star)
Jeffrey Jones (A.W. Merrick)
Leon Rippy (Tom Nuttall)
William Sanderson (E.B. Farnum)
Robin Weigert (Calamity Jane)
Powers Boothe (Cy Tolliver)
Gerald McRaney (George Hearst)
Brian Cox (Jack Langrishe)
Sean Bridgers (Johnny Burns)
Titus Welliver (Silas Adams)
Brent Sexton (Harry Manning)
Bree Seanna Wall (Sofia Metz)
Drama | Western | Historie
Trailer:
Inhalt:
Es ist das Jahr 1877 und langsam aber sicher hält die Zivilisation in Deadwood Einzug. Da sind die ersten anstehenden Wahlen noch das mitunter geringste Übel, denn der skrupellose Geschäftsmann George Hearst hat es sich jüngst in der Stadt gemütlich gemacht und erweist sich als erbitterter wie verbissener Kontrahent der beiden Größen des Städtchens, so dass sowohl Al Swearengen als auch Cy Tolliver – der noch immer von einer schweren Verletzung gezeichnet und geschwächt dahinsiecht – sich wohl oder übel dieser neuen Bedrohung stellen müssen. Während Hearst sich das Hotel des Ortes einverleibt, ist auch die Witwe Alma Garret – mittlerweile neu verheiratet mit Whitney Ellsworth – ihren Einfluss geltend zu machen und eröffnet die erste Bank von Deadwood, um hiesige Geschäftsleute finanziell zu unterstützen und notwendige Kredite zu gewähren.
© Paramount Pictures
Der Doc indes erkrankt an einer Lungenentzündung und Seth Bullock setzt alles daran, seinen Stand als Sheriff des Ortes zu halten, gerät dabei aber gleichwohl in den Einzugsbereich von Hearst, dem der gesetzestreue Mann alsbald ein Dorn im Auge ist. Zudem trifft aufgrund der wachsenden Größe Deadwoods alsbald eine exzentrische Theatertruppe in der Ortschaft ein, deren Star Jack Langrishe sich als alter Freund von Swearengen erweist und Joanie Stubs ihr altes Bordell abzukaufen sucht, in dem die Kinder Deadwoods von Seth‘ Frau Martha unterrichtet werden. Hilfesuchend wendet sich Joanie an Charlie Utter, der gleichsam als Hilfssheriff für Bullock tätig ist und noch damit zu kämpfen hat, für Calamity Jane zu sorgen, deren Trunksucht ihm immer noch zu schaffen macht.
Rezension:
Mit der dritten Staffel findet die leider einmal mehr viel zu kurzlebige Serie Deadwood ihr Ende, wenngleich sie speziell gegen Ende noch einmal merklich auftrumpft und so den Abschied umso schwerer wiegen lässt. Einerseits wird hier – was ich speziell in der zweiten Staffel bemängelt hatte – der Hauptfigur Seth Bullock, erneut verkörpert von dem großartigen wie charismatischen Timothy Olyphant, wieder deutlich mehr Raum zugestanden, andererseits ist mit der Figur des George Hearst endlich ein Mann in Deadwood eingetroffen, der sogar Al Swearengen die Stirn zu bieten weiß und eine echte Bedrohung für die noch junge Ortschaft darstellt, zumal die Zwistigkeiten zwischen Swearengen und Tolliver nicht unbedingt so gewirkt haben, als besäßen sie das Potential, sie noch auf weitere Staffeln auszuweiten.
© Paramount Pictures
Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten und in Bezug auf genannten Figuren erscheint speziell die Wandlung Tollivers zunächst recht unglaubwürdig, denn während er in den ersten Folgen nicht viel zu melden hat, scheint er alsbald zum extrem gläubigen und huldvollen Christen konvertiert worden zu sein, nur um diese Wandlung alsbald wieder über den Haufen werfen zu dürfen. Ebenso verhält es sich mit der Figur von Doc Cochran, der an einer schweren Lungenentzündung erkrankt zu sein scheint, in der darauffolgenden Episode plötzlich wieder kerngesund wirkt, nur um darauf wieder als kränkelndes Häufchen Elend dargestellt zu werden. Kontinuität stelle ich mir leider anders vor und man merkt deutlich, dass die Autoren manchen Figuren deutlich mehr Aufmerksamkeit haben zuteil werden lassen, während andere schlichtweg vernachlässigt werden.
Natürlich ist das verschenktes Potential und zeugt von den Problemen, mit denen Deadwood letzthin zu kämpfen hatte, denn die Vielzahl der Figuren hat zur Folge, dass ihren charakterlichen Eigenheiten kaum genügend Rechnung getragen werden kann, geschweige denn, dass ihre persönliche Geschichte zufriedenstellend fortgeführt würde. So lobe ich zwar, dass man sich wieder mehr auf Sheriff Bullock konzentriert hat, dessen arrangierte Ehe zu Martha (Anna Gunn) wiederum die gesamte Staffel auf der Stelle tritt, ebenso wie Kim Dickens‘ großartige Rolle als Joanie Stubbs gnadenlos zusammengekürzt worden ist – zumindest fühlt es sich so an. So geht also alles in Deadwood seiner Wege, Wahlen stehen an und Hearst spinnt Intrigen, Figuren machen Pläne, Figuren sterben, aber irgendwie kommt es einem zuweilen doch so vor, als hätten die Macher der Serie den Kompass verlegt und wüssten nicht so recht, in welche Gefilde sie als nächstes zu reiten gedenken.
© Paramount Pictures
Alles in allem mag Deadwood ähnlich überzeugend sein wie noch die erste Staffel und verdankt dies den vielen frischen Impulsen, aber speziell, wenn man nicht jede Folge für sich, sondern als großes Ganzes betrachtet, offenbaren sich recht schnell die weiter um sich greifenden Mängel, die womöglich seinerzeit so manchen Zuschauer vergrämt haben können, obwohl der eigentliche Tenor der Serie, zusammen mit der Faszination für die Ortschaft, unverändert und ungebrochen scheint. Letztlich ist – auch wenn man auf einschlägigen Seiten anderes zu lesen bekommt – der Abschluss der Reihe nicht der verkehrteste und liefert trotz loser Enden einen durchaus befriedigenden Schlussstrich, der mich die Serie in guter Erinnerung behalten lässt, bevor womöglich weitere, noch zerfahrener wirkende Staffeln, dem Mythos einen Abbruch getan hätten, denn zweifellos zurecht spricht man noch heute von Deadwood als herausragender und ungewöhnlicher Serie, die zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung womöglich schlicht und ergreifend ihrer Zeit voraus war, wenn doch auch deutlich wird, dass die Verantwortlichen bei HBO in der Zwischenzeit deutlich mehr Expertise dazugewonnen haben, wenn es gilt, eine Vielzahl unterschiedlicher Figuren in einen stimmigen und dramaturgisch mitreißenden Kontext zu betten. Dennoch werde ich die Zeit, die ich in Deadwood verbringen durfte, nie missen wollen.
Deadwood | Staffel 3
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Lohnenswert scheinende Gold-Claims - 8.5/10
8.5/10
Fazit & Wertung:
Deadwood gelingt es zwar nicht ganz, zu alter Größe zurückzufinden und manche Folge lässt geringfügige dramaturgische Mängel erkennen, doch endet die Serie dennoch mit dem Abschluss der dritten Staffel viel zu früh, zumal es dank des Erscheinens von George Hearst und dessen irrationalem wie skrupellosem Verhalten selten spannender war, die Entwicklung der aufstrebenden Goldgräberstadt zu verfolgen.
Episodenübersicht: Staffel 3
02. Das Loch in der Wand (8,5/10)
03. Goldgier (8/10)
04. Bankgeschäfte (8,5/10)
05. Aug um Auge (9/10)
06. Afrikanisches Gold (8,5/10)
08. Der Leviathan grinst (8,5/10)
09. Talentschuppen (8/10)
10. Ziel verfehlt (9/10)
11. Der Druck steigt (8,5/10)
12. Abreise (8,5/10)
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Deadwood | Staffel 3 ist am 03.01.14 auf Blu-ray im Vertrieb von Paramount Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
DVD:
Blu-ray:
Macht erneut Lust nun endlich mal in die Serie reinzuschauen. Werde ich auch demnächst machen, zuvor gilt es noch ein paar Einzelstaffeln aufzuholen, die ich bisher verpasst habe.
Lass dir Zeit, die Serie rennt dir ja nicht weg. Ich hatte ja auch schon vor Jahren den Entschluss gefasst und bin erst jetzt dazu gekommen. Bin auch schon wieder fleißig dabei, Staffeln aufzuholen, denen ich mich bislang nicht habe widmen können.
Ich hab sie mir gerade zu Ende angesehen. Mein größtes Problem mit der Serie ist vor allem die Einführung der Figuren. Sie tauchen einfach auf und sind teil der Handlung ohne richtig nachvollziehen zu können, wer sie sind, was sie wollen und wo sie herkommen oder wie sie zu Anderen stehen. Auch habe ich das Gefühl, dass es viele Handlungssprünge gibt. Weshalb Figuren dann plötzlich an anderen Orten sind als ein paar Szenen zuvor ohne eine Andeutung zu machen dass sie da nun hingehen würden,,, alles sehr verwirrend. Schade, nach all den Lobeshymnen im Netz hab ich mehr erwartet. So richtig spannend wird es eigentlich nur am Ende. Es heisst Hearst hat X Leute und Woo bestellt seine Leute auch nach Deadwood und die Anspannung steigt förmlich doch dann passiert leider wieder nichts. Sind vermutlich die schlechtesten Drehbücher, die ich in einer Serie je gesehen habe. Sie lebt eigentlich nur von den Schauspielern und Settings.