Review: Amsterdam (Film)

Und da bin ich tatsächlich schon wieder und auch wenn mich nachfolgendes Werk nun nicht zum schwärmen bringt, muss ich mich doch dafür einsetzen.

Amsterdam

Amsterdam, USA/JP 2022, 134 Min.

Amsterdam | © Walt Disney
© Walt Disney

Regisseur:
David O. Russell
Autor:
David O. Russell

Main-Cast:
Christian Bale (Burt Berendsen)
Margot Robbie (Valerie Voze)
John David Washington (Harold Woodman)

in weiteren Rollen:

Alessandro Nivola (Detective Hiltz)
Andrea Riseborough (Beatrice Vandenheuvel)
Anya Taylor-Joy (Libby Voze)
Chris Rock (Milton King)
Matthias Schoenaerts (Detective Lem Getweiler)
Michael Shannon (Henry Norcross)
Mike Myers (Paul Canterbury)
Taylor Swift (Liz Meekins)
Timothy Olyphant (Taron Milfax)
Zoe Saldaña (Irma St. Clair)
Rami Malek (Tom Voze)
Robert De Niro (General Gil Dillenbeck)

Genre:
Komödie | Drama | Historie | Mystery | Krimi

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Amsterdam | © Walt Disney
© Walt Disney

Im New York des Jahres 1933 wendet sich die verzweifelte Liz Meekins an den Arzt Burt Berendsen und den Anwalt Harold Woodman, um die Umstände des Todes ihres Vaters, dem General Bill Meekins, aufzuklären, denn sie glaubt beileibe nicht an die diagnostizierte, natürliche Todesursache. Bereitwillig sichern Burt und Harold ihre Hilfe zu und bei einer heimlich durchgeführten Obduktion finden sich deutliche Indizien, dass der General vergiftet wurde. Dann aber überschlagen sich die Ereignisse und plötzlich rücken die Freunde Harold und Burt und nicht etwa die mutmaßlichen wie unbekannten Giftmischer in den Fokus der Ermittlungsbehörden. Der Sache auf den Grund zu gehen und ihre Unschuld zu beweisen, bedarf tatkräftiger Unterstützung und wer wäre da besser geeignet als die toughe Künstlerin und Krankenschwester Valerie Voze, die beide während des Ersten Weltkrieges kennengelernt haben und mit der sie die unbeschwerte Zeit in Amsterdam verbinden, die allerdings nun auch schon zwölf Jahre zurückliegt. Alsbald erneut vereint, rauft sich das Trio schnell wieder zusammen auf der Suche nach der Wahrheit, doch hat die weitaus mehr Facetten, als die drei zunächst ahnen…

Rezension:

Ich muss jetzt mal wieder für einen Film – und in diesem Fall für Amsterdam – eine Lanze brechen, denn so deutlich der Kritiker-Konsens bei dem neuesten Werk von David O. Russell (Joy) ausfällt, so harsch und unerbittlich empfinde ich die Bewertung in Relation zu dem, was man geboten bekommt. Zugegebenermaßen ist Russells neuester Wurf deutlich sperriger und unzugänglicher, dramaturgisch auch mitnichten sein überzeugendstes Werk, doch deshalb von einem seelenlosen und beliebigen Schaulaufen bekannter Gesichter zu sprechen, führt doch deutlich zu weit. Vielmehr fühlte ich mich sogar an eines der Frühwerke, namentlich I Heart Huckabees, erinnert, das erzählerisch ähnlich anarchisch und freigeistig zu Werke geht. Entsprechend wirkt es, als habe der Regisseur und Drehbuchautor seine neu gewonnene Narrenfreiheit ausgenutzt, weitestgehend drehen zu dürfen, was und wie es ihm beliebt. Heraus kommt eine schrullige und spleenige Buddy-Komödie, die aus dem sonst üblichen Duo ein Trio macht und das Ganze als Murder-Mystery präsentiert, ohne diesem Aspekt der Erzählung allerdings sonderliche Aufmerksamkeit zuteilwerden zu lassen, wie man auch zugeben muss.

Szenenbild aus Amsterdam | © Walt Disney
© Walt Disney

Also ja, sollte man sich in Erwartung einer dramaturgisch klassisch gestalteten Kriminalgeschichte an den Film heranwagen, sind Enttäuschungen vorprogrammiert und auch ich kann und will nicht schönreden, dass die Geschichte ganz schön viele Haken schlägt, die zu einem Ende führen, dass man zwar immerhin nicht hat kommen sehen, das aber auch keineswegs folgerichtig wirkt oder wie etwas, auf das die Geschichte wie selbstverständlich hätte hinauslaufen müssen. Trotzdem hat Amsterdam seine Qualitäten und versprüht mit seiner Schrulligkeit auch eine Menge Charme, zumal die Chronologie des Gezeigten nicht weniger sprunghaft ist als die Geschichte selbst, so dass dieses Mäandern innerhalb der Story schnell zum allgegenwärtigen Stilmittel erhoben wird. Und natürlich würde man sich wünschen, dass die zahllosen namhaften Gast-Stars noch ein wenig mehr Screentime bekommen würden, um ihre nur grob skizzierten Rollen mit mehr Leben zu füllen, aber gerade das ist ja überhaupt nicht Sinn und Zweck des Ganzen und würde überdies den Rahmen sprengen, zumal die Geschichte mit mehr als zwei Stunden Laufzeit ohnehin schon nicht gerade kompakt geraten ist.

Entsprechend kann man sich natürlich daran stoßen, dass die Auftritte von Michael Shannon (Knives Out) und Mike Myers (Terminal) als Geheimagenten-Duo aufs Nötigste reduziert sind, dass Anya Taylor-Joy (The Menu) längst nicht so zu glänzen vermag, wie es sonst der Fall ist (obwohl ihr Präsenz dennoch beeindruckend ist!) oder Rami Malek (Bohemian Rhapsody) vergleichsweise eindimensional daherkommt, aber man könnte sich natürlich im Umkehrschluss auch dafür begeistern, dass sich Zoe Saldaña (The Adam Project), Andrea Riseborough (Birdman) oder Robert De Niro (The Irishman) für solch einen Streifen hergeben, obwohl ihre Auftritte kaum Minuten währen. Begeisterungswürdig sind derweil auch die Performances von Christian Bale (Thor: Love & Thunder) und John David Washington (Malcolm & Marie), die hier als heillos überfordertes, sich bald selbst im Fadenkreuz wiederfindendes Ermittler-Duo überzeugen, wobei sie als Trio gemeinsam mit Margot Robbie (Once Upon a Time in Hollywood) noch einmal deutlich mehr begeistern. So kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen, wie man nicht zumindest vom Hauptdarsteller-Trio begeistert sein kann, was meines Erachtens viel dazu beiträgt, dass man am Ball bleibt, selbst wenn die Story zuweilen etwas zerfasert.

Szenenbild aus Amsterdam | © Walt Disney
© Walt Disney

Ganz klar, Amsterdam ist zu lang geraten und schlägt auch manchen, kaum nachvollziehbaren Haken, doch habe ich eben auch ein Faible für etwas unzugänglichere Filme, sofern sie mich mit ihren exzentrischen Ideen oder etwas ähnlich Geartetem dennoch bei Stange zu halten wissen und das ist bei Russells aktuellem Film (für mich) definitiv der Fall, zumal ich eigentlich kaum je so etwas wie Langeweile empfunden habe, sondern stets gespannt war, wohin die Reise als nächstes führt (und wem man dort wohl begegnen mag). Das hat etwas zweifellos Fragmentarisches und manchmal wirken die Episoden im Film durchaus wie Teile einer Anthologie, thematisch lose zusammenhängend, aber nicht minutiös miteinander verbunden, so dass der Erzählton schon mal signifikant schwankt und der rote Faden sich gern hinter den opulenten Set-Designs und Szenenbildern verbirgt, die hier von der für Russells American Hustle für einen Oscar nominierten Judy Becker stammen. So ist Amsterdam mal Screwball-Comedy, mal Drama, mal Sozialsatire und mal Krimi, nichts davon so richtig, aber auch nichts davon so gar nicht. Das lässt ihn weit hinter seinen Möglichkeiten bleiben, aber ich bin mir sehr sicher, dass auch er seine Fans finden wird, zu denen aber auch mich zugegebenermaßen nur bedingt zählen lassen würde. Dafür wirkt das Gesamtwerk dann doch zu unstet.

Fazit & Wertung:

David O. Russell kredenzt mit Amsterdam ein zugegebenermaßen sperriges und oft fahrig wirkendes Werk, dessen Qualitäten man sich ein wenig zusammensuchen muss in dem exzentrisch-mäandernden Reigen, der einem hier als Handlung präsentiert wird. Der All-Star-Cast und das Übermaß an Schrulligkeit und Spleens machen die Angelegenheit aber dennoch zu einem meist äußerst kurzweiligen Erlebnis.

6,5 von 10 verqueren Wirrungen und Verschwörungen

Amsterdam

  • Verquere Wirrungen und Verschwörungen - 6.5/10
    6.5/10

Fazit & Wertung:

David O. Russell kredenzt mit Amsterdam ein zugegebenermaßen sperriges und oft fahrig wirkendes Werk, dessen Qualitäten man sich ein wenig zusammensuchen muss in dem exzentrisch-mäandernden Reigen, der einem hier als Handlung präsentiert wird. Der All-Star-Cast und das Übermaß an Schrulligkeit und Spleens machen die Angelegenheit aber dennoch zu einem meist äußerst kurzweiligen Erlebnis.

6.5/10
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