Review: Crossed 10: Badlands 4 (Graphic Novel)

Und da bin ich auch schon wieder mit einer neuen Comic-Review, die ihrerseits den mittlerweile zehnten Eintrag zum Thema markiert. Ganz ehrlich hätte ich ja damals absolut nicht gedacht, dass da eine so langlebige und erfolgreiche Reihe draus werden würde, schien mir das angesprochene Publikum doch schon durchaus speziell zu sein, aber gut, habe ich mich vertan, mal wieder.

Crossed 10
Badlands 4

Crossed Vol 7: Badlands #29-36, USA 2013, 196 Seiten

Crossed 10: Badlands 4 | © Panini
© Panini

Autoren:
Christos Gage (Quisling)
David Lapham (Breakdown)
Zeichner:
Christian Zanier (Quisling)
Miguel A. Ruiz (Breakdown)

Verlag (D):
Panini Verlag
ISBN:
keine ISBN

Genre:
Endzeit | Horror | Thriller | Drama

 

Inhalt:

Quisling

Oliver war, bevor die Gefirmten die Zivilisation zum Teufel gejagt haben, ein ambitionierter Anthropologe und so kann er auch jetzt, wo alles in die Brüche gegangen ist, nicht davon lassen, seine Umwelt zu beobachten, einzuschätzen, zu kategorisieren. Die Gefirmten üben dabei durchaus eine seltsame Faszination auf ihn aus, doch würde er den Teufel tun, der Gruppe von Überlebenden um ihn herum davon zu erzählen. Doch Olivers Stunde schlägt viel früher als gedacht und als er erkennen muss, dass unter den Gefirmten ein vermeintlich intelligenteres Exemplar eine Art Führungsrolle eingenommen hat, geht er den einzig möglichen Weg, auch wenn es bedeutet, sich mit den Gefirmten zusammenzutun.

Breakdown

Amanda hat es nicht leicht gehabt im Leben und nachdem sie an Mr. Lorre geraten ist und ihre Hand verloren hat, scheint sie bei den offenkundig Verrückten, dem selbsternannten Ritter Sir Killweather und dem Affenmenschen Dr. Kong beinahe in Sicherheit zu sein, doch schwappt der Irrsinn immer mehr in ihre Richtung und längst schon hält sie sich für die Kriegerprinzessin Gwaharah Pi von Beta X-9, doch die sorgsam errichtete Fassade des Geistes, die sie vor dem Schrecken in der von den Gefirmten beherrschten Welt so effektiv abschirmt, bekommt immer mehr Risse, je häufiger es Mr. Lorre gelingt, sich in ihre zunehmend wirrer werdenden Gedanken zu stehlen…

Rezension:

Nach Wish you were here folgt – das Prinzip hat man ja mittlerweile verstanden – wieder ein Band mit den unter Badlands firmierenden Kurzgeschichten wechselnder Autoren. Im mittlerweile zehnten Band der Crossed-Reihe und damit der vierten Badlands-Veröffentlichung gehen die Autoren nun aber geringfügig andere Wege, denn während die erste der zwei enthaltenen Geschichten, Quisling, zwar für sich genommen autonom und ohne Vorkenntnisse funktioniert, kennt man den auch auf dem Cover abgebildeten Gefirmten mit der Feuerwehraxt bereits aus der Story Besiegt alles, während die zweite Story Breakdown die Geschichte von Amanda aus Unter den Lebenden weiterspinnt, so dass es sich schließlich auch um Fortsetzungsgeschichten handelt, was man in der Form und dem Ausmaß von den Badlands-Stories nicht kennt.

Die Geschichten an sich, speziell Quisling sind derweil auch ausgesprochen gelungen, denn hier geht Autor Christos Gage der Frage nach, wie ein intelligenterer Gefirmter sich verhalten würde und was dessen nicht mehr rein instinktgesteuertes Verhalten für die Überlebenden der Menschheit bedeuten würde. Zu diesem Zweck lässt er den Anthropologen und Opportunisten Oliver ein zweckdienliches Bündnis mit dem gefirmten Anführer-Archetyp eingehen, den er schlicht Smokey nennt, woraus sich eine gänzlich neue und ganz und gar erschreckende Dynamik entwickelt, die weit weniger mit dem vormals rein instinktgesteuerten Verhalten der Gefirmten gemein hat und dadurch noch grausamer und gruseliger wirkt, denn Oliver sieht sich dem direkten Schutz von Smokey unterstellt, kann ihn nicht einmal hintergehen in dem Wissen, dass die anderen Gefirmten ihm ansonsten im Handumdrehen den Garaus machen würden, versucht sich trotz seines grenzenlos scheinenden Überlebenswillens aber verzweifelt ein Stück Menschlichkeit zu bewahren. Auch wenn hier wie gewohnt ein wahres Splatter-Feuerwerk runtergebrannt wird, erscheint der Plot doch weitaus intelligenter und tiefgründiger als bei den meisten Crossed-Geschichten, zumal hier Christos Gage wie gesagt neue Wege zu gehen bereit ist.

Hinzu kommt, dass Christian Zanier eine der bisher mitunter überzeugendsten Leistungen hinsichtlich der Zeichnungen abliefert, auch wenn er ähnlich wie Miguel A. Ruiz eine Vorliebe dafür zu haben scheint, mäßig bis gar nicht bekleidete Damen zu inszenieren, ohne dass dies die Geschichte in irgendeiner Form weiterbringen würde, aber vermutlich ist es das, was man von einem Crossed-Leser neben den Blutorgien zu erwarten erwartet, weshalb wir das mal unter gut gemeinten Fan-Service verbuchen wollen. Die zweite Geschichte derweil ist wie schon der erste Teil von dem soeben erwähnten Miguel A. Ruiz in Szene gesetzt worden, während sich einmal mehr David Lapham daran begibt, dem von Garth Ennis ersonnenen Endzeit-Kosmos ein weiteres Mosaik hinzuzufügen, wobei mir Breakdown auch deutlich besser als dessen Vorgänger Unter den Lebenden gefallen hat, weil Lapham und Ruiz hier weitaus weniger auf das skurrile Figuren-Konsortium bauen, dem Amanda in die Hände gefallen ist, sondern stattdessen bewusst auf ihren zunehmend zerrütteter wirkenden Geist abstellen und so auch den aus Psychopath bekannten Lorre mehrfach vor ihrem inneren Auge erscheinen lassen, was zu einer zunehmend verstörender und erschreckender werdenden Storyline führt, die, so absonderlich und wenig nachvollziehbar Amandas Taten auch für sich genommen wirken, einer strengen inneren Logik folgt und wieder einmal aufzeigt, dass der Mensch an sich noch weitaus gefährlicher als die Gefirmten sein kann.

Alles in allem handelt es sich bei Crossed 10: Badlands 4 um einen der bislang überzeugendsten Teile der Reihe, der gut und gerne an Ennis‘ originäre Geschichte heranreicht, die ja mittlerweile eine schier unüberschaubare Zahl von weiteren Veröffentlichungen nach sich gezogen hat, während noch längst kein Ende abzusehen ist, der elfte Band mit der finalen Ausgabe von Wish you were here schon geraume Zeit erhältlich ist und die Veröffentlichung weiterer Bände bereits angekündigt wurde. Gerade hinsichtlich der vermehrt berücksichtigten psychologischen Komponente des Endzeit-Settings eignet sich der vorliegende Band, obwohl es sich de facto um Fortsetzungen laufender Geschichten handelt, auch für Quereinsteiger hervorragend, die einmal einen Blick in die Welt von Crossed riskieren möchten.

Fazit & Wertung:

In Crossed 10: Badlands 4 gelingt das seltene Kunststück, mit Quisling (8,5) und Breakdown (8) zwei gleichermaßen lohnenswerte wie überzeugende Geschichten in einem Band zu vereinen, zumal beide Stories sich dem Thema aus merklich anderen Richtungen nähern, dabei aber sowohl moralischen wie auch psychologischen Fallstricken nachspüren, statt sich in platten und selbstzweckhaften Gewaltorgien zu verlieren, was aber nicht heißen soll, dass die verantwortlichen Zeichner Zanier und Ruiz sich hier in irgendeiner Weise zurückhalten würden.

8,5 von 10 mit dem Kreuz gezeichneten Infizierten

Crossed 10: Badlands 4

  • Mit dem Kreuz gezeichnete Infizierte - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

In Crossed 10: Badlands 4 gelingt das seltene Kunststück, mit Quisling (8,5) und Breakdown (8) zwei gleichermaßen lohnenswerte wie überzeugende Geschichten in einem Band zu vereinen, zumal beide Stories sich dem Thema aus merklich anderen Richtungen nähern, dabei aber sowohl moralischen wie auch psychologischen Fallstricken nachspüren, statt sich in platten und selbstzweckhaften Gewaltorgien zu verlieren, was aber nicht heißen soll, dass die verantwortlichen Zeichner Zanier und Ruiz sich hier in irgendeiner Weise zurückhalten würden.

8.5/10
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Crossed 10: Badlands 4 ist am 19.05.15 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!


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