Review: Dead for a Dollar (Film)

Tatsache, ich habe einen Lauf! Jetzt muss nur noch meine Filmauswahl wieder ein wenig besser werden, aber das wird schon noch.

Dead for a Dollar

Dead for a Dollar, CA/USA 2022, 107 Min.

Dead for a Dollar | © Splendid
© Splendid

Regisseur:
Walter Hill
Autor:
Walter Hill

Main-Cast:
Christoph Waltz (Max Borlund)
Willem Dafoe (Joe Cribbens)
Rachel Brosnahan (Rachel Kidd)
Warren Burke (Sgt. Alonzo Poe)
Benjamin Bratt (Tiberio Vargas)
in weiteren Rollen:
Brandon Scott (Pvt. Elijah Jones)
Hamish Linklater (Martin Kidd)
Luis Chávez (Esteban Romero)
Guy Burnet (William ‘English Bill’ Palmer)
Fidel Gomez (Captain Aragon)

Genre:
Thriller | Western

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Dead for a Dollar | © Splendid
© Splendid

Der verzweifelte Geschäftsmann Martin Kidd wendet sich hilfesuchend an Kopfgeldjäger Max Borlund, damit dieser Kidd seine Frau Rachel zurückbringt, die nach Aussagen des Ehemanns von dem Armee-Deserteur Elijah Jones verschleppt worden und über die Grenze nach Mexiko gebracht worden ist. Borlund zur Seite gestellt wird Sergeant Alonzo Poe, der ihm recht schnell eröffnet, dass er wohl eher vermutet, dass Rachel mit Elijah durchgebrannt ist, doch davon zeigt sich der Kopfgeldjäger wenig berührt oder beeinflusst. Kaum über die Grenze gekommen, bahnen sich allerdings weitere Komplikationen an, denn schnell machen Borlund und Poe die Bekanntschaft von Tiberio Vargas, der sich mit dank seiner Bande selbst zum Besitzer des Landstrichs erklärt hat, den die beiden zu durchqueren gedenken. Auch lauert in Mexiko der jüngst entlassene Joe Cribbens, der sich eigentlich abgesetzt hatte, um ein neues Leben zu beginnen, dummerweise aber auch noch eine alte Fehde mit Kopfgeldjäger Borlund hat. Da scheint es dann der einfachste Teil des Jobs zu sein, die absente Rachel zu finden, die allerdings auch alles andere als erfreut ist ob ihrer "Rettung"…

Rezension:

Wie das eben manchmal so ist beim Einschalten des Fernsehers, lachte mich jüngst das Cover von Dead for a Dollar an und allein Christoph Waltz, der bereits in Tarantinos Django Unchained einen Kopfgeldjäger geben durfte, war da schon ein recht schlagendes Verkaufsargument, dem Film eine Chance zu geben, auch wenn er sich natürlich mit dieser Parallele einen möglichen Vergleich aufbürdet, den dieser Western der alten Schule eigentlich nur verlieren kann. Ich habe ihn jetzt mitnichten als schlecht empfunden, doch gibt es auch auffallend wenig, was ihn von handelsüblichen Western ähnlicher Machart und aus früheren Jahren (und Jahrzehnten) unterscheiden würde. Stattdessen wirkt das hier alles eher wie ein liebevoll kuratiertes Best-of aus Western-Klischees und Versatzstücken, die samt und sonders mehr als üppig mit einem Braunfilter bedacht worden sind, der dem Ganzen auch optisch den Anstrich zu geben vermag, man habe es hier mit einem in die Jahre gekommenen Klassiker zu tun.

Szenenbild aus Dead for a Dollar | © Splendid
© Splendid

Schön soweit, wenn man diesem Nostalgiefaktor etwas abgewinnen kann und ohnehin der Meinung ist, heutzutage würden Filme "nicht mehr so wie früher" gedreht werden, doch geht damit eben auch eine gewisse, inszenatorische Behäbigkeit und Vorhersehbarkeit einher, bei der man dann schon eher geteilter Meinung sein darf. Entsprechend dümpelt der Plot ein wenig vor sich hin und so richtiger Thrill kommt eher wohldosiert und hintergründig auf, wenn sich am Horizont der endlosen Weiten des Westens die nächsten Probleme abzuzeichnen beginnen. Gleichwohl, nicht nur die Farbgebung lässt vieles an Dead for a Dollar recht monoton wirken, doch hat Regisseur Walter Hill hier mit der fähigen und talentierten Darsteller*innen-Riege ein probates Mittel zur Hand, um eben mit einfachsten Mitteln und nuancierter Darstellung einiges mehr aus dem Geschehen zu kitzeln, als das Skript es überhaupt hergeben würde. Das lag wohl auch einige Jahrzehnte in der Schublade und wurde letzthin anscheinend auch massiv überarbeitet, was man leider in den schlechtesten Momenten zu merken meint, wenn einzelne Plot-Devices gefühlt ins Leere führen und die Story allgemein zuweilen ein wenig hilfs- und richtungslos wirkt.

Das gilt leider vor allem für Willem Dafoe (The Card Counter), der hier als frisch entlassener Joe Cribbens so etwas wie den Antagonisten zu Kopfgeldjäger Borlund geben soll, die meiste Zeit aber in einer Art Parallelwelt gefangen scheint und quasi den gesamten Film darauf wartet, dass es ihn mit der Haupthandlung verknüpft. Das ging so weit, dass ich zwischenzeitlich dachte, wir hätten es womöglich mit unterschiedlichen Zeitebenen zu tun, doch tatsächlich war es einfach nur eine oft eher unglückliche Inszenierung, die zu diesem Eindruck geführt hat. So sehr ich also Dafoe schätze und ihm attestieren mag, für das Ergebnis hier nur wenig zu können, ist speziell dieser Part eine regelrechte Enttäuschung. Anders sieht das hingegen bei Christoph Waltz (Alita: Battle Angel) aus, wobei es hier kaum verwunderlich ist, dass er den Part bravourös meistert. Gleiches gilt für Rachel Brosnahan (The Marvelous Mrs. Maisel), die als beinahe einzige Frau am Ort eine resolute Figur macht und sich zuweilen als echte Szenendiebin entpuppt. Dem von Warren Burke verkörperten Sergeant Poe derweil fehlt es meines Erachtens ein wenig an echtem Profil, während Benjamin Bratt das Problem hat, dass sein Tiberio Vargas so reißbrettartig als typischer Bandenchef präsentiert wird, dass er ihn nur schwerlich mit Charakter und Eigenheiten anzureichern vermag.

Szenenbild aus Dead for a Dollar | © Splendid
© Splendid

Alles in allem bleibt ein Western, den man sich angucken, aber leider auch schnell wieder vergessen kann, denn so schön das ist, hier eine Geschichte in geradezu klassischer Western-Tradition serviert zu bekommen, hätten ein paar Eigenheiten, eine individuelle Note, ein paar frische Ideen hier nicht geschadet, zumal eben der grundlegende Plot auch nicht immer überzeugt und Schlenker aufweist, welche die Erzählung nur ausbremsen. Das ist schade, denn der Besetzung mag man hier ebenso wenig einen Vorwurf machen wie dem Regisseur, der sicherlich mit besten Absichten an die Sache herangegangen ist (und ja auch schon bewiesen hat, es besser zu können). Letztlich bleibt Dead for a Dollar aber kaum in Erinnerung und da wird die eigene Liebe zum Genre entscheiden müssen, ob man dennoch bereit ist, die rund zwei Stunden an Zeit zu investieren, um dem Ganzen eine Chance zu geben.

Fazit & Wertung:

Mit nunmehr achtzig Jahren will Regisseur Walter Hill es noch einmal wissen und inszeniert Dead for a Dollar als prototypischen Western mit all den Archetypen, die einem so einfallen mögen. Das mag zwar herrlich nostalgisch anmuten, wirkt zuweilen aber auch etwas dröge und behäbig, so dass auch das namhafte Ensemble nicht darüber hinwegtäuscht, dass hier einiges an Potential und Möglichkeiten verschenkt wird.

5 von 10 kurze Schusswechsel

Dead for a Dollar

  • Kurze Schusswechsel - 5/10
    5/10

Fazit & Wertung:

Mit nunmehr achtzig Jahren will Regisseur Walter Hill es noch einmal wissen und inszeniert Dead for a Dollar als prototypischen Western mit all den Archetypen, die einem so einfallen mögen. Das mag zwar herrlich nostalgisch anmuten, wirkt zuweilen aber auch etwas dröge und behäbig, so dass auch das namhafte Ensemble nicht darüber hinwegtäuscht, dass hier einiges an Potential und Möglichkeiten verschenkt wird.

5.0/10
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DVD:

Blu-ray:

vgw

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