Review: Gotham Central 1: In Erfüllung der Pflicht (Graphic Novel)

Und hier kommt auch schon Comic-Review Nummer zwei für den heutigen Abend, denn auf einem Bein steht es sich ja so schlecht und außerdem wollte ich euch diese überaus lohnenswerte (und jüngst erschienene) Neuveröffentlichung nicht lange vorenthalten.

Gotham Central 1:
In Erfüllung der Pflicht

Gotham Central #1-5, USA 2003, 124 Seiten

Gotham Central 1: In Erfüllung der Pflicht | © Panini
© Panini

Autoren:
Ed Brubaker (#1-5)
Greg Rucka (#1-2)
Zeichner:
Michael Lark

Verlag (D):
Panini Verlag
ISBN:
978-3-957-98483-8

Genre:
Krimi | Thriller

 

Inhalt:

Am 23. Juni führt eine neue Spur im Lewis-Fall die beiden GCPD-Detectives Marcus Driver und Charlie Fields zu einem heruntergekommenen Apartment, doch statt auf eine Spur der vermissten Vierzehnjährigen zu stoßen, erwartet sie Mr. Freeze und eröffnet das Feuer. Fields stirbt und Driver ist am Boden zerstört, doch bei der Polizei von Gotham City bleibt keine Zeit zum verschnaufen, gilt es schließlich zu ermitteln, was Freeze vorhat, zumal es bald ein weiteres Opfer zu beklagen gibt und allen Beteiligten nur schmerzlich bewusst ist, dass bei Einbruch der Nacht Batman die Sache in die Hand nehmen wird. Doch Polizistenmord nimmt man hier persönlich und so setzen die Detectives alles daran, hinter Freezes Plan zu kommen.

Ausschnitt aus Gotham Central 1: In Erfüllung der Pflicht | © Panini
© Panini

Damit jedoch nicht genug, macht bald ein früherer Superschurke namens Firebug die Stadt unsicher und auch der Lewis-Fall ist noch längst nicht gelöst, doch Driver fühlt sich allein schon seinem Partner gegenüber verpflichtet, den Fall aufzuklären und bekommt zum Zwecke der Ermittlungen Nates Partnerin Romy Chandler zur Seite gestellt.

Rezension:

Es mag zweifelsohne dem Erfolg der TV-Serie Gotham geschuldet sein, dass Panini sich nun dazu entschlossen hat, unter anderem auch die Semi-Vorlage Gotham Central neu aufzulegen, die eigentlich und ursprünglich bereits vor mehr als einem Jahrzehnt erschienen ist, es aber soweit ich weiß auf nie mehr als eine einzige Ausgabe gebracht hat, was sich nun, wo Gotham wieder in aller Munde zu sein scheint, hoffentlich anders verhalten wird. Dennoch, wer sich wahrhaftig die Vorlage zur Serie erhofft, also gewisse Gemeinsamkeiten erwartet, läuft schnell Gefahr, enttäuscht zu werden, denn es handelt sich zwar um durchaus ähnlich gelagerte Serien, doch wird hier weder die Origin bekannter Superschurken erzählt, noch wohnt man einem jungen James Gordon bei dessen Ermittlungsarbeit bei, denn der befindet sich zu Beginn des vorliegenden ersten Bandes In Erfüllung der Pflicht bereits im Ruhestand, während Batman noch immer die Straßen von Gotham unsicher macht.

Ausschnitt aus Gotham Central 1: In Erfüllung der Pflicht | © Panini
© Panini

Doch der Fokus der Erzählung liegt, wenn auch Batman durchaus eine Rolle spielt und im Universum der Story fest verankert ist, ganz klar bei den Ermittlern des GCPD und wartet mit einem größerem Ensemble auf, wobei zumindest in den hier enthaltenen ersten fünf Ausgaben Detective Marcus Driver ganz klar im Mittelpunkt steht und sich gleich zu Beginn nicht nur mit dem Verlust seines langjährigen Partners konfrontiert sieht, sondern auch in seiner Mordermittlung nicht weiter kommt, während alsbald in Gotham Gity schon wieder ein neuer Bösewicht sein Unwesen treibt, den es ebenfalls zu bekämpfen und zu fassen gilt, bestmöglich bevor die Sonne untergeht, denn dann übernimmt der Dunkle Ritter – sehr zum Missfallen vieler Mitglieder des Departments – das Zepter und stellt aller Voraussicht nach den Schurken auf eigene Faust. Allein schon dieser Umstand, dass die Polizei den speziell von uns Comic-Lesern und Film-Kennern als düsteren Helden wahrgenommen Batman auch stets als latente Bedrohung wahrnehmen, macht Gotham Central eigentlich schon lesenswert, denn dass die Polizei dem maskierten Rächer argwöhnisch begegnet, hat man schon oft erlebt, aber nie so gut nachvollziehen können wie hier, warum sich das eigentlich so verhält.

Aber auch davon abgesehen punktet die von Ed Brubaker – der sowieso über jeden Zweifel erhaben sein dürfte – sowie – zumindest die ersten beiden Hefte betreffend – Greg Rucka ersonnene Geschichte mit einem ausgefeilten wie dichten Plot, der weit weniger Wert auf Action und allerlei Superschurken legt, sondern sich in der täglichen kriminalistischen Arbeit auszutoben weiß, ohne dabei wie gesagt den Batman-Kosmos unberücksichtigt zulassen. Vor allem aber gelingt es speziell Brubaker, die in dem initialen Zweiteiler In Erfüllung der Pflicht begonnene Geschichte auch in dem sich hieran anschließenden Dreiteiler Motiv aufzugreifen und miteinander zu verknüpfen, ohne dass es allzu konstruiert wirken würde. Ich kann zwar jetzt noch nicht absehen, wohin sich die von nun an wechselseitig von Brubaker oder Rucke fortgeführte Geschichte entwickeln wird, die es immerhin bei ihrer Erstveröffentlichung auf 40 Ausgaben gebracht hat, doch macht dieser erste Band Gotham Central einen rundherum wertigen und vielversprechenden Eindruck.

Ausschnitt aus Gotham Central 1: In Erfüllung der Pflicht | © Panini
© Panini

Einzig muss ich sagen, dass ich, dafür, dass es sich um eine Ensemble-Geschichte handelt, bisher wenig Anknüpfungspunkte bei den meisten Figuren gefunden habe, denn so richtig näher kommt man hier eigentlich nur Driver und seiner behelfsmäßigen neuen Partnerin Romy Chandler, während andere Figuren zwar ihre Auftritte und Momente haben, sich aber kaum ins Gehirn einzubrennen wissen, doch wird sich dies sicherlich in folgenden Ausgaben ändern, die ja durchaus gänzlich andere Schwerpunkte setzen können, wie schon der nächste –und für Dezember diesen Jahres angekündigte – Band unter Beweis stellen wird, der neben dem Eisner Award noch zwei weitere Preise für sich verbuchen konnte, doch dazu später mehr. Bis dahin nämlich können sich alle Freunde ausgefeilter und teils schwermütiger Kriminalgeschichten zunächst einmal an Gotham Central 1 erfreuen, der übrigens von Michael Lark in Szene gesetzt worden ist, dessen sparsame, zurückgenommene Zeichnungen mir normalerweise wahrscheinlich gar nicht einmal so sehr zugesagt hätten, hier aber in Kombination mit den kraftvoll erkennbaren Emotionen der einzelnen Figuren und vor allem der ebenfalls reduzierten, erdig-tristen Farbgebung das Noir-Feeling der beiden Storylines und der düsteren Welt von Gotham City an sich gekonnt unterstreichen, was auch erklären dürfte, weshalb Brubaker und Rucka seinerzeit beinahe ein Jahr gewartet haben, bis Larks Terminkalender eine Beteiligung an Gotham Central zuließ, denn hier bilden Plot und Panels wahrhaftig eine Einheit.

Fazit & Wertung:

Die von Ed Brubaker und Greg Rucka erdachte Crime-Noir-Reihe Gotham Central punktet mit einem gehörigen Schuss stimmig inszenierter Ermittlungsarbeit und düsterer, beklemmender Atmosphäre, während sie zu jedem Zeitpunkt ihrer Zugehörigkeit zum Batman-Kosmos Rechnung zu tragen weiß, indes der Dunkle Ritter nur mehr als sporadische Gastauftritte zu verzeichnen hat. Mehr bedarf es aber auch nicht, denn die eigentlichen Helden sind diesmal die Ermittler auf Gothams Straßen, die tagein tagaus ihr Leben riskieren, um eine durch und durch korrupte Stadt voller Schurken unterschiedlichster Couleurs ein kleines bisschen sicherer zu machen.

9 von 10 Detectives des GCPD bei der Arbeit

Gotham Central 1: In Erfüllung der Pflicht

  • Detectives des GCPD bei der Arbeit - 9/10
    9/10

Fazit & Wertung:

Die von Ed Brubaker und Greg Rucka erdachte Crime-Noir-Reihe Gotham Central punktet mit einem gehörigen Schuss stimmig inszenierter Ermittlungsarbeit und düsterer, beklemmender Atmosphäre, während sie zu jedem Zeitpunkt ihrer Zugehörigkeit zum Batman-Kosmos Rechnung zu tragen weiß, indes der Dunkle Ritter nur mehr als sporadische Gastauftritte zu verzeichnen hat. Mehr bedarf es aber auch nicht, denn die eigentlichen Helden sind diesmal die Ermittler auf Gothams Straßen, die tagein tagaus ihr Leben riskieren, um eine durch und durch korrupte Stadt voller Schurken unterschiedlichster Couleurs ein kleines bisschen sicherer zu machen.

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Gotham Central 1: In Erfüllung der Pflicht ist am 22.09.15 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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