Review: Knock Knock (Film)

Da wäre ich auch schon wieder, um diesmal von einem Film zu berichten, den ich mir kürzlich angesehen habe, während ich selbst sturmfrei hatte, was thematisch ganz gut gepasst hat, auch wenn ich betonen möchte, dass bei mir niemand an der Tür geschellt hat und ich mir auch ansonsten kein Beispiel am Handeln von Evan Webber genommen habe.

Knock Knock

Knock Knock, USA/CL 2015, 99 Min.

Knock Knock | © SquareOne/Universum Film
© SquareOne/Universum

Regisseur:
Eli Roth
Autoren:
Eli Roth
Nicolás López
Guillermo Amoedo

Main-Cast:
Keanu Reeves (Evan)
Lorenza Izzo (Genesis)
Ana de Armas (Bell)
in weiteren Rollen:
Aaron Burns (Louis)
Ignacia Allamand (Karen)
Colleen Camp (Vivian)

Genre:
Horror | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Knock Knock | © SquareOne/Universum Film
© SquareOne/Universum Film

Während seine Frau Karen mit den gemeinsamen Kindern über das Wochenende außer Haus ist, ist Architekt Evan Webber fest entschlossen, sich in die Arbeit zu stürzen. Inmitten der Hollywood Hills ist ihm die dafür nötige Ruhe theoretisch garantiert, doch mitten in der Nacht klingelt es an der Tür und zwei vom Regen durchnässte Mädchen, die sich ihm als Genesis und Bel vorstellen, stehen ihm gegenüber. Ganz der Gentleman, bietet Evan an, ihnen einen Uber-Fahrer zu rufen, trocknet ihre Klamotten, reicht Bademäntel und Tee. Was allerdings als unverfängliche Unterhaltung beginnt, wird zunehmend schlüpfriger, während sich die beiden Mädchen dem Familienvater immer offensiver an den Hals schmeißen. Letztlich erliegt Evan der Versuchung, doch droht das Erwachen am nächsten Morgen noch weit schrecklicher zu werden, als es in Anbetracht der Situation ohnehin zu erwarten wäre…

Rezension:

Eli Roth ist nun für mich kein Unbekannter und auch ich habe vor Jahren mal zumindest Hostel gesehen, wobei sich Knock Knock schon auf den ersten Blick weitaus handzahmer gibt, wie schon die Altersfreigabe ab 16 Jahren unterstreicht. Man könnte gar argumentieren, mit diesem Film sei Roth kurzzeitig im Mainstream angekommen, denn egal, was man von seinen bisherigen Werken auch halten mag, waren sie doch stets von einer gewissen Kompromisslosigkeit geprägt, was man hier nun eben nicht behaupten kann, denn abgesehen davon, dass hier die Geschlechterrollen vertauscht sind, was das Machtgefüge angeht, erinnert das Ganze doch zuweilen an eine beinahe jungendfreie Variation von Funny Games. Grundsätzlich ist es zwar auch begrüßenswert, dass hier nicht wieder die Frauen die ewig Unterdrückten geben müssen, die sich einem oder mehreren Psychopathen oder dergleichen ausgesetzt sehen, doch macht das allein eben noch keinen innovativen Film.

Szenenbild aus Knock Knock | © SquareOne/Universum Film
© SquareOne/Universum Film

Gleichwohl man in vielen Fällen weiß, wie in etwa die Geschichte sich weiterentwickeln wird, zeichnet sich Knock Knock dennoch durch einen gewissen Unterhaltungswert aus, was mitunter an der durchaus stimmigen Besetzung liegt, denn während Lorenza Izzo, die Roth schon in The Green Inferno besetzt hatte, als Genesis ohne Frage federführend bei dem Frauen-Duo agiert, ergeht sich Ana de Armas (Blade Runner 2049) in wechselnden Rollenklischees, die sie allerdings ganz bewusst ausfüllt oder konterkariert, so betrachtet im Rahmen ihrer Rolle der Bell mit einschlägigen Klischees kokettiert. Besetzungs-Coup und ohne Frage vermarktungstechnisches Zugpferd ist hier aber natürlich Keanu Reeves, der kurze Zeit zuvor noch als und in John Wick eine Art Comeback gefeiert hat und der hier ein in vielen Belangen recht armseliges Würstchen geben darf. Denn auch wenn seine Figur Evan rein körperlich den beiden Mädchen sicherlich überlegen sein dürfte, findet der doch zu keinem Zeitpunkt einen sinnvollen Ansatz, sich des zunehmend drastischer werdenden Psychoterrors zu erwehren, auf den sich Genesis und Bell spezialisiert haben.

Manches Mal war ich daher auch durchaus geneigt, Knock Knock als gelungene wie bitterböse Satire zu betrachten, doch konnte sich dieser Eindruck immer nur kurz halten, zu konfus und übereilt sind manche Handlungen der Figuren, bei denen man nur kopfschüttelnd vor dem Bildschirm sitzen kann, wobei es eigentlich erst der vermeintliche finale Twist ist, welcher der Erzählung regelrecht den Boden unter den Füßen wegzieht. Hier wird nämlich auf Biegen und Brechen versucht, eine Motivation für das Handeln von Genesis und Bell zu finden, was nicht nur deren Taten im Nachhinein entkräftet, sondern auch den Film in vielerlei Hinsicht abwertet, zumal es eine ohnehin schon hanebüchene, kaum nachvollziehbare Szene im Mittelteil des Films gibt, die sich so gar nicht mit der schlussendlichen Auflösung vereinbaren lassen will und aufzeigt, dass das zugrundeliegende Skript eben nicht immer konsequent zu Ende gedacht worden ist.

Szenenbild aus Knock Knock | © SquareOne/Universum Film
© SquareOne/Universum Film

Entsprechend vermag der Ansatz zu gefallen, die Ausführung krankt allerdings an manchen Unpässlichkeiten, während sich das Geschehen in vielen Punkten irritierend harmlos gestaltet, was dann auch die zunehmende Eskalation der Situation in ein schlechtes Licht rückt, weil man zahlreiche Schlüsselszenen benennen könnte, in denen bedachteres Handeln Schlimmeres hätte verhindern können. Unterhaltsam ist Knock Knock wie gesagt trotzdem, wenn man dem Home-Invasion-Genre grundsätzlich etwas abgewinnen kann, weil die vertauschten Rollen doch immerhin ein bisschen frischen Wind in die Sache bringen. Schade, dass der Film sich die meiste Zeit selbst viel zu ernst nimmt und mit dem Holzhammer noch eine Art Message zu vermitteln versucht, denn von dieser vermeintlichen Ernsthaftigkeit befreit hätte die Chose noch weitaus unterhaltsamer und kurzweiliger werden können.

Fazit & Wertung:

Eli Roth ist sicherlich nicht unbedingt für dramaturgisches Feingefühl bekannt und Knock Knock macht da keine Ausnahme, wirkt aber auch ansonsten inszenatorisch meist sehr handzahm, stellt sich vor allem aber durch den finalen Twist und die auf Biegen und Brechen in die Handlung gequetschte moralische Note selbst ein Bein, denn so unterhaltsam einzelne Sequenzen für sich genommen auch sein mögen, vermag das Gesamtwerk in seiner suggerierten Ernsthaftigkeit nur bedingt zu überzeugen.

6 von 10 perfiden Psycho-Spielchen

Knock Knock

  • Perfide Psycho-Spielchen - 6/10
    6/10

Fazit & Wertung:

Eli Roth ist sicherlich nicht unbedingt für dramaturgisches Feingefühl bekannt und Knock Knock macht da keine Ausnahme, wirkt aber auch ansonsten inszenatorisch meist sehr handzahm, stellt sich vor allem aber durch den finalen Twist und die auf Biegen und Brechen in die Handlung gequetschte moralische Note selbst ein Bein, denn so unterhaltsam einzelne Sequenzen für sich genommen auch sein mögen, vermag das Gesamtwerk in seiner suggerierten Ernsthaftigkeit nur bedingt zu überzeugen.

6.0/10
Leser-Wertung 2.9/10 (10 Stimmen)
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vgw

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