Und es wird langsam wieder Zeit für eine Dosis Comic-Kunst, die ich in der vergangenen Woche gänzlich habe schliefen lassen. Am Wochenende aber habe ich mir wieder ein paar Artikel auf Halde schaffen können und für Nachschub sollte gesorgt sein. Heute dann erst einmal wieder älteres Material, das ich schon viel zu lange vor mir hergeschoben habe.
Kick-Ass 3
Kick-Ass 3, USA 2013-2014, 250 Seiten
© Panini
Mark Millar
John Romita Jr.
Panini Verlag
978-3-957-98567-5
Action | Komödie
Inhalt:
© Panini
Natürlich, Dave Lizewski wollte immer ein Superheld sein und dank seiner Geheimidentität Kick-Ass ist er dies auch, doch hat er einige herbe Rückschläge einstecken müssen, angefangen damit, dass sein Vater ermordet worden und sein Schwarm von einem selbsternannten Superschurken vergewaltigt worden ist, doch Dave strebt noch immer danach, dem Bösen Einhalt zu gebieten und hält das Superheldenteam "Justice Forever" eisern zusammen und versucht gar, eine Rettungsaktion für die mittlerweile im Gefängnis versauernde Hit-Girl einzuleiten, doch die Realität sieht mal wieder anders aus als die kinderleicht erscheinenden Rettungsaktionen in Filmen und Comics. Derweil kehrt Chris "Motherfucker" Genoveses Onkel Rocco aus Sizilien in die Staaten zurück und schickt sich an, den Haufen führerloser Mafia-Schergen unter seiner unerbittlichen Faust zu vereinen und dabei gleich die Kontrolle über die gesamte Ostküste zu erlangen. Während Hit-Girl sich selbst um ihre Flucht aus dem Gefängnis zu kümmern beginnt, sind es ausgerechnet Daves Hormone, die seine Aufmerksamkeit schwinden lassen, denn nachdem er eine Freundin gefunden hat, vernachlässigt er auch die anderen Helden zusehends und beginnt immer öfter, von einem " normalen" Leben zu träumen, das plötzlich in greifbare Nähe gerückt zu sein scheint…
Rezension:
Es ist schon witzig, welche Koinzidenzen das Leben manchmal bereithält, denn es ist jetzt bald anderthalb Jahre her, dass Panini die Gesamtausgabe von Kick-Ass 3 veröffentlicht hat und in dem Wissen, dass dies das letzte Abenteuer von Kick-Ass und Hit-Girl sein würde, schob ich die Lektüre ein ums andere Mal vor mir her, nahm den Band des Öfteren zur Hand und konnte mich doch nicht überwinden, mich dem finalen Kapitel zu widmen. Angefixt durch die Sichtung der filmischen Adaption von Kick-Ass 2 allerdings und nicht zuletzt die zahlreichen Geschichten von Mark Millar, die mir seither untergekommen sind, fasste ich mir aber schlussendlich doch ein Herz und der Band eröffnet mit einem Vorwort von Jeff Wadlow, der für Drehbuch und Regie des genannten Films verantwortlich zeichnete und prompt gestand, Kick-Ass 3 bis dato nicht gelesen zu haben, im Grunde aus denselben Gründen wie ich mich so lange davor gesträubt habe. Nun aber haben sowohl Wadlow als auch ich die Lektüre beendet und damit auch die Geschichte von und um Kick-Ass zum Abschluss gebracht.
© Panini
Und ja, das Finale macht seinem Namen alle Ehre und während es zu Beginn noch vergleichsweise ruhig zugeht, liefern Millar und Romita Jr. spätestens in der zweiten Hälfte genau die brachiale Gewaltorgie, mit der man irgendwie schon hat rechnen müssen, während eine im Vorfeld angesetzte Großsäuberungsaktion einige lose Fäden zu einem recht abrupten wie konsequenten Ende bringt, wobei ich mich hier hinsichtlich des Plots auch einmal auf eine falsche Fährte habe führen lassen, denn ein Neuzugang im Superheldenteam macht Kick-Ass das Leben gehörig schwer und ich hätte gedacht, dass sich dahinter noch mehr verbergen könnte. Aber auch privat kommt es zu einer Art Happy-End, denn während Dave in der Vergangenheit einige herbe Schläge hat einstecken müssen, insbesondere natürlich im ungemein düsteren zweiten Teil der Reihe, bekommt er hier das erste Mal Aufwind, womit auch Zweifel an seiner Superheldenkarriere einhergehen, die sehr schön in die Handlung geflochten worden sind und dem Ganzen noch eine gewisse selbstreflexive Ebene verleihen.
Davon abgesehen wird aber natürlich auch der Part von Hit-Girl erneut aufgegriffen, deren Alter Ego Mindy mittlerweile im Gefängnis ihr Dasein fristet, doch wer Hit-Girl kennt, der weiß, dass so ein paar läppische Mauern, Schwerverbrecher und Wachhabende kaum ein Hindernis sind für eine seit frühester Kindheit gestählte Heldin. In der Hinsicht erfährt man hier gar noch mehr von Mindys Kindheit, was die Sache in letzter Konsequenz ungemein rund wirken lässt, denn alle Aspekte, die Kick-Ass seit dem ersten Band ausgemacht haben, werden hier noch einmal aufgegriffen, womit man auch auf zahlreiche popkulturelle Anspielungen nicht verzichten muss und selbst der geläuterte Motherfucker noch einige kurze Auftritte haben darf, wobei ich in seinem Fall eigentlich fest damit gerechnet hatte, dass er im Finale des zweiten Geschichtenzyklus das Zeitliche gesegnet hätte.
© Panini
Einzig etwas uninspiriert wirkt der Bösewicht, denn wieder einmal ist es ein Genovese, der den Helden das Leben schwer macht, nur dass dieser diesmal extra aus Sizilien eingeflogen ist, um in dem mittlerweile desaströsen Mafia-Laden ordentlich aufzuräumen und dabei erwartungsgemäß brachial zu Werke geht. Immerhin kann man dann mit diesem letzten Band Kick-Ass 3 auch die Geschichte um die Verbrecherfamilie Genovese ad acta legen, was wiederum stimmiger sein mag, als hätte man noch einen gänzlich neuen Bösewicht für das Finale aus dem Hut gezaubert (wenn dies auch indirekt trotzdem der Fall gewesen sein mag). Besonders hervorheben möchte ich aber noch die sich an das eigentliche Finale anschließenden Seiten, die einen ungemein stimmigen Ausklang ermöglichen, denn nicht nur erfährt man, wie es unseren Protagonisten weiterhin ergehen wird, darf auch noch einmal jeder Schurke und jeder Held seinen Auftritt haben und wird standesgemäß verabschiedet, bevor alles endet, wie es begonnen hat, nur unter anderen Vorzeichen. Klingt kryptisch? Lest es und seid begeistert! Auch wenn die Reihe bei mir weder in Comic- noch Film-Form je Höchstwertungen erhalten hat, bin ich doch von dem Gesamtwerk Kick-Ass schwer angetan und möchte keine Seite der Lektüre missen, was mich umso dankbarer dafür macht, dass es Millar gelungen ist, seiner Story einen würdigen Abschluss zu verschaffen, der dennoch ein Hintertürchen für weitere Abenteuer oder Gastauftritte in anderen Reihen offen hält.
Kick-Ass 3
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Möchtegernsuperhelden im Strampelanzug - 8.5/10
8.5/10
Fazit & Wertung:
Mit Kick-Ass 3 endet das Epos des namensgebenden Möchtegern-Superhelden aus der Feder von Mark Millar, der dem Helden-Alter Ego von Dave Lizewski sicherlich ein Gros seiner Bekanntheit zu verdanken hat. Und wie sich das für einen Finalband gehört, ist die achtteilige Geschichte gespickt mit Querverweisen und Reminiszenzen, punktet aber auch auf dramaturgischer Ebene und entlässt die Fans mit einem Ende, das dem Kultstatus der Reihe mehr als gerecht wird.
Kick-Ass 3 ist am 21.07.15 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!