Review: Nomis – Die Nacht des Jägers (Film)

Nicht irritieren lassen, dass ich heute einen sehr mittelmäßigen Film rezensiere, denn für den Schlechte-Filme-Donnerstag habe ich tatsächlich noch weitaus mehr Enttäuschendes im Gepäck, von daher geht das schon in Ordnung, dass wir heute knietief im Mittelmaß waten.

Nomis
Die Nacht des Jägers

Nomis, CA/USA 2018, 98 Min.

Nomis - Die Nacht des Jägers | © Koch Media
© Koch Media

Regisseur:
David Raymond
Autor:
David Raymond

Main-Cast:
Henry Cavill (Marshall)
Ben Kingsley (Cooper)
Alexandra Daddario (Rachel)
Stanley Tucci (Commissioner Harper)
in weiteren Rollen:
Brendan Fletcher (Simon)
Minka Kelly (Angie)
Nathan Fillion (Quinn)

Genre:
Krimi | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Nomis - Die Nacht des Jägers | © Koch Media
© Koch Media

Ermittler Marshall ist einem Serienentführer auf den Fersen, doch die Ermittlungen geraten ins Stocken, weshalb er sich notgedrungen mit dem ehemaligen Richter Michael Cooper verbündet, der allerdings jüngst zur Selbstjustiz übergegangen ist, was Marshall natürlich kaum gutheißen kann. Dennoch, der Entführer wird schlussendlich dingfest gemacht und inhaftiert, entspricht allerdings mitnichten dem Profil, was sich die Ermittlungsbehörden erwartet hätten und Psychologin Rachel attestiert dem Täter eine schizophrene Persönlichkeitsstörung. Dieser ist die meiste Zeit wortkarg und verängstigt und die Polizei muss sich fragen, wie weit zu gehen sie bereit sind, um ihm ein Geständnis zu entlocken. Dann aber kommt es zu weiteren, ähnlich gelagerten Verbrechen, obwohl der vermeintliche Täter doch längst hinter Schloss und Riegel sitzt. Bald wird die Angelegenheit zudem persönlicher und es scheint, als rücken sowohl Marshalls Familie als auch seine Kollegen in den Fokus der Person, die da ihr Unwesen treibt…

Rezension:

Im Fall von Nomis habe ich mich tatsächlich von der Star-Besetzung blenden lassen und einen überzeugenden, wenn nicht gar mitreißenden Krimi-Thriller erwartet, ungeachtet dessen, dass Kritiker-Stimmen wohl weit weniger Gelungenes erwarten ließen. Fakt ist derweil auch, dass die namhafte Besetzung einiges rettet und man zumindest auf dem Papier verstehen kann, weshalb sich all die prestigeträchtigen Namen für eine Beteiligung an der Produktion entschieden haben, doch spätestens im letzten Drittel verheddert sich die Story zusehends in ihrem auf clever und verschachtelt getrimmten Plot, dessen zentraler Twist leider recht wirkungslos verpufft, während man bis dahin schon mit reichlich Allgemeinplätzen abgespeist worden ist, die zwar routiniert und souverän in Szene gesetzt werden, sich aber kaum je zu einem überzeugenden Ganzen fügen. So schlecht wie sein Ruf ist der im Deutschen mit der Tagline Die Nacht des Jägers versehene Streifen (die mal wieder herzlich wenig Sinn ergibt) zwar nicht, macht aber auch aus kaum einem der vielversprechenden Ansätze das, was es hätte werden können.

Szenenbild aus Nomis - Die Nacht des Jägers | © Koch Media
© Koch Media

Derweil startet der Film vielversprechend, weil man zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnt, dass viele der Plot-Points letzthin wie beliebig zusammengeschustert wirken werden, weil man nicht weiß, dass hier so einiges in der Belanglosigkeit versanden wird und vor allem, weil man noch nicht darüber im Bilde ist, dass der als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent fungierende David Raymond besser eine helfende Hand zur Seite hätte gestellt bekommen sollen, die zumindest ein Auge auf Timing, Dramaturgie, Inszenierung und szenischen Aufbau hätte werfen sollen. Denn es gibt nicht die eine Sache oder Szene, auf die man den Finger legen könnte, um zu unterstreichen, dass Nomis ein enttäuschender Film geworden ist, stattdessen sind es viele kleine verkappte Entscheidungen, unlogisches Handeln und ein viel zu großer Wust an Haupt- und Nebenfiguren, die kaum zur Entfaltung gelangen (können). Bestes und prägnantestes Beispiel hierbei ist Nathan Fillion (Castle), bei dem man vermuten würde, er würde eine kleine, aber prägende Rolle in dem Reigen spielen, doch tatsächlich bleibt er bis zuletzt ein besserer Statist, den man in der zweiten Filmhälfte quasi gar nicht mehr zu Gesicht bekommt.

Dabei bleibt es aber mitnichten, denn auch Hauptdarsteller Henry Cavill (Enola Holmes) wird dazu degradiert, ein stoischer, wütender Ermittler zu sein, der zwar verbissen zur Sache geht, ein paar rudimentäre Charaktereigenschaften spendiert bekommt und eine Tochter, die seine Motivation unterstreicht, insbesondere Internet-Triebtäte rund Pädophile dingfest zu machen, ansonsten aber ebenso blass bleibt. Weit interessanter ist da die Figur von Ben Kingsley (Self/less) geraten, der eben zu Beginn bereits einen richtig starken und unerwarteten Moment spendiert bekommt, im Gesamtkontext der zunehmend verworrener und hektischer werdenden Handlung dann aber letztlich auch verschenkt wird, während einzig Alexandra Daddario (We Summon the Darkness) tatsächlich ein paar wirklich starke Szenen spendiert bekommt. Doch all das, was man an Einzelmomenten loben kann und darf, verpufft weitestgehend in einer notdürftig zusammengehaltenen Geschichte, die sich weit weniger um das "wie" schert, sondern stattdessen oftmals lediglich postuliert, "dass" etwas nun so sei, eben weil es der Plot erfordert oder zumindest benötigt, um wahlweise eine Wendung oder ein Vorankommen zu inszenieren. Entsprechend gerät dann auch das vermeintlich starke Thema ins Hintertreffen und selbst ein Stanley Tucci (The Silence) ist dann kaum mehr als Stichwortgeber und erzählerische Stellschraube.

Szenenbild aus Nomis - Die Nacht des Jägers | © Koch Media
© Koch Media

Schade, denn nicht nur die Besetzung schien vielversprechend, auch der unterkühlte Look des Films weiß zu gefallen, auch wenn er natürlich reichlich plakativ daherkommt und nicht eben vor Innovation strotzt. Innovationen sucht man hier aber einerseits vergebens, andererseits muss es ja gar nicht falsch oder verwerflich sein, sich an anderen – größeren – Vorbildern zu orientieren oder bestimmte Dinge variiert zu adaptieren. Hier aber klaut Raymond recht schamlos, vor allem aber planlos, denn nur dadurch, dass man sich Versatzstücke aus allerhand Thrillern zusammenklaubt und diese mit anderer Ausgangslage und Prämisse neu arrangiert, entsteht natürlich noch längst kein gelungener, vor allem kein konsistenter Film. Und mit dieser konfusen Richtungslosigkeit hat Nomis dann auch am meisten zu kämpfen, während zumindest der Teil der Besetzung, dem eine Chance hierfür eingeräumt wird, einen ordentlichen Job macht. Und damit kommen wir zum Winkelschlag, dass Raymonds Debüt nicht ganz so schlecht ist wie sein Ruf, denn ganz grundsätzlich kann man sich das als Fan von farbentsättigten und grimmigen Thrillern durchaus antun, sollte nur keine allzu hohen Ansprüche an die Logik und Sinnhaftigkeit des Ganzen haben. Nichtsdestotrotz handelt es sich – gerade in Relation zur eigenen Erwartungshaltung – natürlich um eine ziemliche Enttäuschung, aus der man so viel mehr hätte machen können, gerade wenn man die wendungsreiche und weitschweifige Story zusammengestutzt und auf ihre Kernelemente reduziert hätte.

Fazit & Wertung:

David Raymond mag bei Nomis – Die Nacht des Jägers ein düsterer, grimmiger Thriller alter Schule vorgeschwebt haben, doch so viel er auch bei namhafteren Vorbildern klaut, gelingt es ihm nicht, aus den Versatzstücken eine konsistente und logische, geschweige denn spannende Handlung zu zimmern. Da hilft dann auch die namhafte Besetzung nur bedingt, auch wenn es immer wieder starke Einzelszenen zu bestaunen gibt, die allerdings das Gesamtbild kaum aufwerten können.

5 von 10 dürftigen Spuren in einem undurchsichtigen Fall

Nomis – Die Nacht des Jägers

  • Dürftige Spuren in einem undurchsichtigen Fall - 5/10
    5/10

Fazit & Wertung:

David Raymond mag bei Nomis – Die Nacht des Jägers ein düsterer, grimmiger Thriller alter Schule vorgeschwebt haben, doch so viel er auch bei namhafteren Vorbildern klaut, gelingt es ihm nicht, aus den Versatzstücken eine konsistente und logische, geschweige denn spannende Handlung zu zimmern. Da hilft dann auch die namhafte Besetzung nur bedingt, auch wenn es immer wieder starke Einzelszenen zu bestaunen gibt, die allerdings das Gesamtbild kaum aufwerten können.

5.0/10
Leser-Wertung 0/10 (0 Stimmen)
Sende

Nomis – Die Nacht des Jägers ist am 26.09.19 auf DVD und Blu-ray bei Koch Media erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

Sharing is Caring:

Hinterlasse einen Kommentar