Review: Kick-Ass: Frauenpower 1 (Graphic Novel)

Mit leichter Verzögerung habe ich dann mal wieder eine neue Serie begonnen, die verständlicherweise mein Interesse geweckt hatte, mich zumindest in diesem ersten Band aber leider noch nicht zu überzeugen wusste, obwohl Mark Millar hier selbst seine Finger im Spiel hatte, der für mich ja eigentlich immer Garant für gute Unterhaltung und überzeugende Storylines gewesen ist.

Kick-Ass
Frauenpower 1

Kick-Ass #1-6, USA 2018, 160 Seiten

Kick-Ass: Frauenpower 1 | © Panini
© Panini

Autor:
Mark Millar
Zeichner:
John Romita Jr.

Verlag (D):
Panini Verlag
ISBN:
978-3-741-60996-1

Genre:
Action

 

Inhalt:

Ausschnitt aus Kick-Ass: Frauenpower 1 | © Panini
© Panini

Als Elite-Soldatin Patience Lee hochdekoriert aus ihrem letzten Kampfeinsatz heimkehrt, sieht sie sich vor den Scherben ihrer Beziehung, während sie alsbald auch finanziell in die Bredouille gerät, da ihr Ex keinerlei Unterhaltszahlungen leistet, derweil sie ihre zwei Kinder zu versorgen hat. Patience fühlt sich vom System betrogen und kann nicht nachvollziehen, wie es sein kann, dass ihr Geld kaum zum Überleben reicht, während ihre Fähigkeiten im heimischen Albuquerque nicht von Nutzen zu sein scheinen. Schnell fasst sie aus der Verzweiflung heraus den Plan, ins Superheldenkostüm zu schlüpfen und dergestalt reich gewordene Gangster unschädlich zu machen, um so mit einem Schlag sowohl der Gemeinde zu helfen als auch für das eigene Auskommen zu sorgen. Ihre Talente kommen ihr dabei freilich sehr zupass, doch strategisch geplante Kampfeinsätze sind eben doch etwas anderes als das sadistische und skrupellose Gebaren so manches Kriminellen…

Rezension:

Es hat ja durchaus seine Zeit gedauert, bis ich mich der neuen Hit-Girl-Serie gewidmet habe und noch länger, bis diese mich wirklich für sich einzunehmen wusste. Zu etwa derselben Zeit ist hierzulande auch der erste Band der neuen Reihe Kick-Ass: Frauenpower erschienen und endlich komme ich dazu, auch hier einen Blick zu riskieren. Wie der Titel derweil schon vermuten lässt, hat Dave Lizewski seinen Anzug an den Nagel gehängt und seine Nachfolge tritt nun hier die Afroamerikanerin Patience Lee an, die als ausgebildete und kampferfahrene Soldatin gegenüber Dave auch einen gehörigen Fähigkeitsvorsprung hat. Damit beginnt aber auch schon die Kritik, denn auch wenn grundsätzlich nichts gegen eine Art Reboot oder Sequel sprechen mag, wirkt das hier doch alles reichlich an den Haaren herbeigezogen, so dass die deutlichsten Überschneidungen beider Serien noch Autor Mark Millar, Zeichner John Romita Jr. und nicht zuletzt der prägnante gelb-grüne Kampfanzug sein dürften.

Ausschnitt aus Kick-Ass: Frauenpower 1 | © Panini
© Panini

Darüber hinaus aber wird nicht einmal wirklich erklärt, weshalb Patience sich ausgerechnet wie Kick-Ass kleidet und nicht gleich eine gänzlich neue Superheldenidentität erfindet, was konzeptionell beileibe nicht schlechter oder großartig anders funktioniert hätte. So aber wirkt es ein wenig, als würde Kick-Ass: Frauenpower nur Trittbrettfahrerei auf der bekannten Marke betreiben, zumal es ja einer der Gags und eines der Alleinstellungsmerkmale der originären Serie war, dass Dave eben weder Sportler-Ass noch ausgebildete Kampfmaschine gewesen ist, sondern sich einzig von hehren Idealen – und dem Willen zur Coolness – hat leiten lassen, wodurch er auch manches Mal gehörig ins Straucheln geriet. Straucheln darf freilich auch Patience manches Mal, zumal man früh ahnt, dass ihre zwei Kinder gehörige Angriffsfläche bilden würden, sollte ihre Geheimidentität enttarnt werden, doch davon abgesehen ist sie deutlich routinierter und abgeklärter in dem was sie tut, was der ursprünglichen Intention der Reihe doch arg zuwider läuft.

Die Geschichte als solche mag dabei durchaus gelungen sein und was Millar und Romita Jr. an Cliffhangern und Überraschungen auffahren, kann sich erwartungsgemäß sehen lassen, doch abgesehen davon, dass Patience ganz uneigennützig für ihre Kinder auf nächtliche Tour geht und einen Großteil der Beute zu spenden bereit ist, wirkt hier doch einiges ziemlich halbgar aufgewärmt. So unterhält der erste Sammelband Kick-Ass: Frauenpower zwar ohne größere Einbrüche oder Längen, lässt aber auch ein wenig Innovationswille und Frische missen, während ich mich bei der Lektüre immer wieder dabei ertappt habe, mich zu fragen, warum man das jetzt wirklich unter dem Kick-Ass-Label veröffentlichen musste. Die abschließende Auseinandersetzung ist dann auch wieder reichlich explizit gehalten und hält mit einer ordentlichen Dosis Splatter auch nicht hinter dem Berg, doch wirkt das hier durch die Begleitumstände alles deutlich selbstzweckhafter, anstatt den bitterbösen Humor des "Originals" zu unterstreichen.

Ausschnitt aus Kick-Ass: Frauenpower 1 | © Panini
© Panini

Entsprechend kann man als Fan der Serie(n) auch Kick-Ass: Frauenpower durchaus eine Chance geben und auch Spaß damit haben, doch sollte man sich von der Erwartungshaltung freimachen, hier ein auf Augenhöhe rangierendes Reboot serviert zu bekommen. Denn dafür geht Millar – für ihn völlig untypisch – hier sowohl in Sachen Plot als auch Figurenzeichnung einmal zu oft den leichten Weg und liefert eine Protagonistin, die kaum noch eine sonst so unterhaltsame und vielversprechende Heldenreise zu bestreiten hat, sondern quasi bereits auf den ersten Seiten als voll ausgebildete Kampfmaschine das Geschehen betritt. Das mag zwar mehr Möglichkeiten für blutige Auseinandersetzungen bieten, wirkt aber in seiner Profanität leider öfter eher abgeschmackt. Allein für Look und Feel werde ich zwar sicher auch beim Nachfolgeband noch einen Blick riskieren, doch sehe hier nicht annähernd, wie dieser vergleichsweise müde Aufguss auch nur annähernd an die Größe der alten Serie anknüpfen könnte, auch wenn zumindest das Ende zugegebenermaßen vielversprechend geraten ist.

Fazit & Wertung:

Mark Millar und John Romita Jr. kehren mit Kick-Ass: Frauenpower zurück und versuchen sich an einem neuen Kniff, ihre ungewöhnliche Superheldenchose neu zu beleben. Doch so nett manche Idee und die allgemeine Optik des Ganzen sein mag, ist insbesondere der Plot doch eher dürftig geraten, zumal "die neue Kick-Ass" im Grunde vom ersten Moment an viel zu abgeklärt und professionell ins Feld zieht, als dass man je wirklich um sie bangen müsste.

6 von 10 Möchtegernsuperhelden im Strampelanzug

Kick-Ass: Frauenpower 1

  • Möchtegernsuperhelden im Strampelanzug - 6/10
    6/10

Fazit & Wertung:

Mark Millar und John Romita Jr. kehren mit Kick-Ass: Frauenpower zurück und versuchen sich an einem neuen Kniff, ihre ungewöhnliche Superheldenchose neu zu beleben. Doch so nett manche Idee und die allgemeine Optik des Ganzen sein mag, ist insbesondere der Plot doch eher dürftig geraten, zumal "die neue Kick-Ass" im Grunde vom ersten Moment an viel zu abgeklärt und professionell ins Feld zieht, als dass man je wirklich um sie bangen müsste.

6.0/10
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Kick-Ass: Frauenpower 1 ist am 06.11.18 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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