Heute läute ich für meinen Teil ein verfrühtes Wochenende ein, denn auch wenn es für mich dieses Jahr nicht zur Frankfurter Buchmesse geht, hatte ich mir doch in wohlweislicher Voraussicht zumindest den morgigen Tag frei genommen und nutze die neu gewonnene Freizeit für einen Friseurbesuch, heute Abend aber vor allem, um ein neues Brettspiel auszutesten, das ich vergangene Woche bei der Spielemesse abgegriffen habe, doch davon erzähle ich zu gegebener Zeit mehr und offeriere für den heutigen Abend standesgemäß eine neue Film-Kritik.
Kill the Messenger
Kill the Messenger, USA 2014, 112 Min.
© Universal Pictures
Michael Cuesta
Peter Landesman (Drehbuch)
Gary Webb (Buch-Vorlage)
Nick Schou (Buch-Vorlage)
Rosemarie DeWitt (Sue Webb)
Ray Liotta (John Cullen)
Tim Blake Nelson (Alan Fenster)
Barry Pepper (Russell Dodson)
Oliver Platt (Jerry Ceppos)
Michael Sheen (Fred Weil)
Michael Kenneth Williams (Ricky Ross)
Mary Elizabeth Winstead (Anna Simons)
Andy Garcia (Norwin Meneses)
Biografie | Krimi | Drama
Trailer:
Inhalt:
© Universal Pictures
Gary Webb fühlt sich als Reporter bei der San Jose Mercury News zu Höherem berufen und ist immer auf der Suche nach der großen Story, dem einen Fall, der ihm zum Durchbruch verhelfen könnte und als ihn eines Tages die Frau eines Gangsters kontaktiert und mit prekären Informationen lockt, ist Webb prompt zur Stelle, soll im Gegenzug ihrem Freund vor Gericht helfen und urplötzlich – so scheint es – wird die Klage fallen gelassen und Webb erkennt, dass er ausgenutzt worden ist. Das an dem Fall allerdings etwas nicht ganz koscher sein kann, ist ihm prompt klar und Webb stellt weitere Ermittlungen an, die alsbald in Richtung CIA und Drogenkartelle zu deuten beginnen. Entgegen der guten Ratschläge seiner Kollegen und Vorgesetzten verbeißt sich Gary Webb mehr und mehr in der Story, die nach Rückschlägen und Fehlinformationen schlussendlich die Artikelreihe Dark Alliance nach sich zieht, die Gary Webb zunächst allgemeine Aufmerksamkeit beschert, wobei der Medienrummel bald ins Gegenteil kippt, als man dem Reporter unterstellt, nicht sorgfältig recherchiert und seine Quellen nicht überprüft zu haben. Sukzessive beginnen die konkurrierenden Medien, Gary Webb als Person wie als Reporter zu demontieren und in Misskredit zu bringen, was schließlich auch seine Ehe ins Wanken geraten lässt, denn Webb ist nicht bereit, die Sache auf sich beruhen zu lassen, derweil ihn seine Zeitung zwangsversetzt, um den Ruf des renommierten Blattes zu wahren. Webb allerdings weiß, dass seine Geschichte die Wahrheit enthält…
Rezension:
Spätestens seit Spotlight war meine Faszination für brisante, auf realen Begebenheiten beruhenden Reportergeschichten neu entflammt und so hatte ich alsbald auch Kill the Messenger auf dem Schirm, der noch dazu mit Jeremy Renner – der nicht erst seit seinen Auftritten als Hawkeye in den Marvel-Filmen zu überzeugen weiß – hochkarätig besetzt schien und mit den Machenschaften der CIA bezüglich der Unterstützung nicaraguanischer Contra-Rebellen und der Billigung und Forcierung von Kokainhandel auf amerikanischem Territorium auch eine interessante, vielschichtige Geschichte zu bieten hatte. Der Film beginnt auch durchaus vielversprechend und hat in vielen Punkten spannende Ansätze und überzeugende Einzelszenen zu bieten, während Renner als Inkarnation des 2004 verstorbenen Gary Webb, dessen Ableben trotz zwei (!) Kopfschüssen als Suizid eingestuft worden ist, eine durchaus gute Figur macht, wobei der Plot sich allerdings zusehends in den verschiedenen Aspekten des Films verrennt und alsbald keine klare Linie mehr findet und somit weit hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt.
© Universal Pictures
Das macht Kill the Messenger zwar mitnichten zu einem Film, den man meiden sollte oder der sich grundsätzlich nicht lohnen würde, doch verzettelt sich die Geschichte in ihrer Mischung aus Biopic, Investigativ- und Polit-Thriller mehr und mehr und ich kann nicht behaupten, jeden einzelnen Zusammenhang, jede Szene verstanden zu haben, denn dafür sind es einfach zu viele Fakten, zu viele Figuren und Zusammenhänge, als dass man dies alles in einen nicht einmal zweistündigen Film pressen könnte, wobei ich mir in dem Zusammenhang auch schlichtweg öfter Zeit- und Ortsangaben gewünscht hätte, um nachvollziehen zu können, wo sich Webb warum zu welchem Zeitpunkt befunden hat. Nebenher – als reiche die Flut an Informationen noch nicht aus – bemüht sich Regisseur Michael Cuesta zudem noch, der Figur des Gary Webb näherzukommen, was an sich natürlich begrüßenswert ist, doch wirkt durch die privaten Probleme und die szenischen Einsprengsel das Geschehen noch unübersichtlicher und überladener, was noch durch zahllose Gast- und Kurzauftritte namhafter Stars unterstützt wird, die in allerhand Einzelszenen und teils einmaligen Auftritten zwar ebenso zu überzeugen wissen, dem großen Ganzen aber oftmals nicht wirklich etwas Sinnstiftendes hinzuzufügen haben.
Exemplarisch hierfür steht beispielsweise eine Szene, in der Webb am Telefon gewarnt wird, welche Schritte die CIA zu gehen bereit ist, um ihn mundtot zu machen und als Zuschauer ist man in dem festen Glauben verhaftet, es würde nun die sprichwörtliche Hölle über Webb hereinbrechen, doch im Grunde passiert stattdessen nicht viel, ebenso wie unheilschwangere Treffen und nächtliche Stelldicheins keine Konsequenzen nach sich zu ziehen scheinen. Richtig ärgerlich wird das aber im Grunde erst, als der Film zu einem in meinen Augen ziemlich unglücklichen Moment sein überhastetes Ende findet und so dermaßen viele Fragen im Raum schweben lässt, die sich nicht annähernd mit den wie immer obligatorischen Texttafeln im Nachgang aufklären lassen, dass man meinen könnte, den Machern wären Zeit, Geld oder Lust ausgegangen.
© Universal Pictures
Das mag sich alles ziemlich vernichtend anhören, doch so schlecht ist Kill the Messenger dann nun wirklich nicht und macht in Teilen vieles richtig und lässt oftmals gehörig Spannung aufkommen, gerade in Anbetracht dessen, dass es sich "nur" um einen Reporter und dessen Ermittlungen handelt, doch könnte ein zumindest rudimentäres Vorwissen hier sicherlich hilfreich sein, um dem Geschehen besser folgen zu können, denn die Komplexität der Thematik wirklich aufzudröseln und nachvollziehbar zu machen gelingt dem Werk dann meistenteils nicht, wohingegen Renner den Film durchaus zu schultern versteht und sowohl mit Rosemarie DeWitt als Webbs Ehefrau als auch mit Mary Elizabeth Winstead (Abraham Lincoln Vampirjäger) als Webbs Vorgesetzte bei der Zeitung hervorragend harmoniert. Auch optisch braucht sich der Film keineswegs zu verstecken und schafft eine angenehme Bildsprache, die mit nicht minder obligatorischen, aber gut gefilmten Zeitraffer-Sequenzen noch aufgewertet wird, wozu die erwähnten Gast-Stars von Robert Patrick über Michael Kenneth Williams, Tim Blake Nelson, Michael Sheen, Andy Garcia und nicht zuletzt Ray Liotta ihr Übriges beitragen, doch schürt der Film im Grunde am ehesten die Lust, sich im Nachgang eingehender mit der Thematik auseinanderzusetzen, als sie innerhalb seiner Laufzeit auch nur annähernd adäquat zu behandeln, denn dafür hätte Cuestas Werk – zudem noch unter Berücksichtigung der weiteren Geschichte von Gary Webb – gut und gerne wenigstens eine halbe Stunde länger sein dürfen und müssen.
Kill the Messenger
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Diffamierende Anschuldigungen - 6.5/10
6.5/10
Fazit & Wertung:
Michael Cuesta versucht in Kill the Messenger eine durchaus vielversprechende Geschichte zeitgemäß und packend umzusetzen, doch in dem Bestreben, sowohl Polit-Thriller als auch Biopic sein zu wollen, verzettelt sich der Film zusehends in einer sprunghaften Inszenierung, bei der viele Details der Skandalgeschichte auf dem Teppich bleiben, derweil Investigativ-Journalist Gary Webb von Jeremy Renner zwar überzeugend gespielt wird, aber durchaus mehr Tiefe hätte vertragen können. In der Summe ein zwar leider nicht vollends überzeugender Film, der aber aus seiner Thematik, einer schmissigen Inszenierung und zahlreichen Gastauftritten durchaus noch einiges herauszuholen weiß und für Freunde von Journalisten-Filmen trotz seiner Schwächen auf alle Fälle einen Blick wert sein dürfte.
Kill the Messenger ist am 21.01.16 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Universal Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
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