Wer glaubte, ich hätte in der letzten Zeit viel mittelmäßigen Mist gesehen, nun, der wird heute aus dem Staunen nicht herauskommen, denn etwas Schlechteres habe ich wirklich ungelogen seit Jahren nicht mehr gesehen und eigentlich kann ich ja so ziemlich jedem Quatsch irgendetwas abgewinnen, weshalb diese Feststellung meinerseits umso gewichtiger ist.
Girls’ Night Out
Rough Night, USA 2017, 101 Min.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.
Lucia Aniello
Lucia Aniello
Paul W. Downs
Scarlett Johansson (Jess)
Kate McKinnon (Kiwi / Pippa)
Jillian Bell (Alice)
Ilana Glazer (Frankie)
Zoë Kravitz (Blair)
Paul W. Downs (Peter)
Ryan Cooper (Jay)
Ty Burrell (Pietro)
Demi Moore (Lea)
Komödie | Krimi | Thriller
Trailer:
Inhalt:
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.
Zehn Jahre nach ihrem College-Abschluss ist aus Jess – mittlerweile studierte Politologin eine ziemliche Spießerin geworden, die sich im Wahlkampf für einen Senatorenposten befindet. Und obwohl es Jess so überhaupt nicht in den Kram passt, hat Alice – ihre beste Freundin aus College-Tagen – einen Junggesellinnenabschied organisiert und gemeinsam mit Frankie, Blair und der aus Australien angereisten Pippa wollen die Frauen es sich ein Wochenende lang in Miami gut gehen lassen. Dazu gehören erst einmal Cocktails, Koks und später, zurück in der Strandvilla, natürlich ein Stripper, wobei der dank Alice so unglücklich mit dem Kaminsims Bekanntschaft macht, dass die fünf Freundinnen nun eine Leiche in ihrer vollverglasten Villa liegen haben…
Rezension:
Manche Filme – wenn auch selten – schaue ich mir ja tatsächlich quasi aus Komplettierungsgründen an und nachdem ich nun so etwa neunzig Prozent dessen, was Scarlett Johansson je gedreht hat, gesehen habe, fehlte unter anderem eben noch dieser unsägliche Girls’ Night Out, für den ich freilich auch kein Geld auszugeben bereit gewesen bin, weshalb ich an dieser Stelle Netflix danken muss, ihn dort kurz und schmerzlos hinter mich gebracht haben zu können. Tatsächlich lassen nämlich schon die ersten Minuten schlimmes erahnen und strotzen nur so vor Klischees, während uns die typisch diversifizierte, mit unterschiedlichen Stereotypen besetzte Freundinnen-Gang vorgestellt wird, die hier gemeinsam die Verabschiedung vom Junggesellinnendasein der studierten Politologin Jess begehen will und zu diesem Zweck nach Miami reist, um am Wochenende noch einmal richtig die Sau rauszulassen. Was folgt, sind die üblichen Party-Versatzstücke, man betrinkt sich, nimmt ein wenig Koks, alles wie immer quasi, bis zu dem Moment, wo der vermeintliche Stripper aufkreuzt, der dann alsbald – hoppla – tot im Wohnzimmer der durchweg gläsernen Luxusvilla liegt.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.
Sehnsüchtig dachte ich in dem Zusammenhang an Very Bad Things zurück, der zwar von Perfektion ebenfalls weit entfernt gewesen ist, aber deutlich stimmiger inszeniert wurde und auch weitaus mehr Drama und einen noch deutlich fieseren Humor zu bieten hatte, denn hier wird der Plot im Grunde nur dadurch am Laufen gehalten, dass sämtliche der fünf Freundinnen sich ausnahmslos kopflos und irrational verhalten, was man der Einfachheit halber dann eben auf den Drogenkonsum schieben kann, um nur weiter irgendwie Albernheit an Peinlichkeit reihen zu können. Entsprechend taugt Girls’ Night Out meines Erachtens nicht einmal für einen alkoholgeschwängerten Mädels-Abend, denn so strunzdumm wie sich die Protagonistinnen hier geben, müsste es eigentlich jede Frau auf die Palme treiben, während den AutorInnen Lucia Aniello und Paul W. Downs auch nichts besseres einfällt, als diese halbgare Leichenentsorgungs-Story mit Penis-Witzen und Fäkalhumor der abgeschmacktesten Sorte zu veredeln. Und wem das noch nicht reicht an Klischees und Plattitüden, der bekommt noch einen missverständlichen Handyanruf, eine Polizist-oder-doch-Stripper-Verwechslung und natürlich ein sexuell aufgeschlossenes Nachbars-Pärchen (Ty Burrell und Demi Moore) kredenzt, damit wir auch ja nichts vergessen, was die Mottenkiste so hergibt.
Da hilft dann selbst Scarlett Johansson (Hail, Caesar!) nicht mehr, den Film zu überstehen, zumal sie nicht einmal Gelegenheit bekommt, überhaupt komödiantisches Talent oder dergleichen zu beweisen, derweil Kate McKinnon als Pseudo-Australierin hier das tut, was sie schon in Bad Spies am besten konnte – nerven. Aber natürlich muss es in einer solchen Komödie mit Thriller-Anstrich auch noch reichlich Drama geben und so kommen in dem ganzen Wirrwarr zwischen Leichenentsorgung und Beweisvernichtung natürlich auch lange schwelende Konflikte zur Sprache, die wohl so etwas wie anrührende Momente zaubern wollen, die aber quasi gar nicht funktionieren können, weil Sympathiepunkte auch nur an eine der Damen zu vergeben wirklich schwerfällt, was wohlgemerkt nicht an dem versehentlichen Totschlag liegt – hinterher gibt es ohnehin noch ein paar obligatorische, ach so überraschende Wendungen – sondern schlichtweg daran, dass hier hysterisch kreischende, wandelnde Klischees realisiert worden sind, die zu mögen kaum möglich ist.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.
Und während ich ja sonst an fast jedem Film auch etwas Gutes entdecke, muss ich hier doch sagen, dass kaum je ein Gag überhaupt gezündet hat und der Plot einfach so dermaßen durchgetaktet vorhersehbar war, dass ich wirklich nicht wüsste, was man jetzt lobend oder wohlwollend erwähnen könnte. Die Nebenhandlung um Jess‘ Verlobten Peter (Paul W. Downs) ist ebenfalls kaum der Rede wert und lädt gleichsam zum Fremdschämen ein und nicht einmal der Soundtrack oder Setting bleiben großartig in Erinnerung, zumal sich später ein Großteil der "Handlung" im und am angemieteten Haus abspielt, was nicht gerade für Abwechslungsreichtum oder Schauwerte sorgt, zumal Girls’ Night Out beinahe ausschließlich nachts spielt. So sehr ich also insbesondere Johansson mag, frage ich mich doch, was für eine Wette sie verloren haben muss, um sich an solch einem Film beteiligt haben zu müssen, denn weder künstlerischer Anspruch noch Spaß an der Rache können es gewesen sein. Würde man nämlich wenigstens den versammelten Darstellerinnen (ansonsten noch Jillian Bell, Zoë Kravitz, Ilana Glazer) anmerken, dass sie mit Spaß und Freude bei der Sache sind, würde hier und da ein schelmisches Augenzwinkern durchblitzen, die Chose bis zum Exzess ausgereizt werden, dann könnte ich wenigstens attestieren, dass sich die Crew hier schlichtweg eine gute Zeit gemacht und das Ganze auf Film gebannt hat, aber selbst danach wirkt dieses bemüht auf frech getrimmte und in seiner Art doch unglaublich generische und angestaubte Machwerk nicht, um das man tatsächlich – meiner Meinung nach – selbst nach dem Genuss einiger geistiger Getränke einen Bogen machen sollte, denn witziger wird es dadurch auch nicht.
Girls' Night Out
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Stümperhafte Versuche, eine Leiche loszuwerden - 2/10
2/10
Fazit & Wertung:
Was auch immer sich Regisseurin Lucia Aniello bei Girls' Night Out gedacht haben mag, etwas Witziges dürfte es nicht gewesen sein und wenn doch, dann kaschiert das dieser samt und sonders enttäuschende und nach Schema F produzierte Streifen mehr als gut, denn außer laschen Zoten und einer Penis-Brille lässt sich hier nichts erkennen, was auch nur als Witz gemeint gewesen sein könnte – außer natürlich, dass tatsächlich ein Studio Geld in die Hand genommen hat, um so etwas zu produzieren.
Girls’ Night Out ist am 09.11.17 auf DVD und Blu-ray bei Sony Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
Was hätte jetzt noch zur 1/10 gefehlt? ;)