Kommen wir heute zu einer weiteren Superheldenserie, die mich allerdings so gar nicht abzuholen gewusst hat, nachdem sie eigentlich ganz vielversprechend gestartet hat.
Titans
Staffel 1
Titans, USA 2018-, ca. 46 Min. je Folge
© DC Universe/Netflix
Akiva Goldsman
Geoff Johns
Greg Berlanti
Akiva Goldsman
Geoff Johns
Greg Berlanti
Sarah Schechter
Greg Walker
John Fawcett
Brenton Thwaites (Dick Grayson / Robin)
Anna Diop (Koriand’r)
Teagan Croft (Rachel Roth)
Ryan Potter (Gar Logan / Beast Boy)
Alan Ritchson (Hank Hall / Hawk)
Reed Birney (Dr. Adamson / The Messenger)
Curran Walters (Jason Todd / Robin)
Conor Leslie (Donna Troy / Wonder Girl)
Rachel Nichols (Angela Azarath)
Melody Johnson (Nuclear Mom)
Jeni Ross (Nuclear Sis)
Logan Thompson (Nuclear Biff)
Seamus Dever (Trigon)
Action | Abenteuer | Science-Fiction | Drama
Trailer:
Inhalt:
© DC Universe/Netflix
Dick Grayson aka Robin hat seinem Ziehvater Bruce Wayne und somit Batman und Gotham City den Rücken gekehrt und ist nach Detroit gezogen, wo er als Detective bei der Polizei zu arbeiten beginnt. Unterdessen hat die Teenagerin Rachel Roth mit ihren inneren Dämonen zu kämpfen und muss auf schrecklichste Weise erfahren, das Melissa mitnichten ihre wirkliche Mutter ist. Auf ihrer Flucht verschlägt es Rachel ebenfalls nach Detroit und alsbald gerät sie an Dick, der von ihren Problemen zunächst allerdings nichts wissen möchte. Derweil erwacht in der Nähe von Wien die rothaarige Koriand’r ohne jegliche Erinnerung an ihre Vergangenheit und Identität, weshalb sie sich unversehens aufmacht, dieses Geheimnis zu lüften, was sie alsbald ebenfalls auf Rachels Fährte setzt, obwohl diese sich auf einem anderen Kontinent befindet. Von diesen Ereignissen unbeeinflusst, geht in den Supermärkten von Amerika ein grünlich schimmernder Tiger um, der die hiesigen Wachleute schier zu Tode erschreckt…
Rezension:
Nachdem ich jüngst die zweite Staffel The Punisher beendet hatte, schien die Zeit gekommen, nun auch der neuesten DC-Serie Titans eine Chance zu geben, denn auch wenn ich – auf die Filme des DC Universe blickend – doch eher der Fraktion Marvel angehöre, haben doch beide Franchises ihren Reiz, wenn man Superheldengeschichten mag und hier war natürlich reizvoll, dass die Serie einerseits für den hauseigenen Streamingdienst von DC entstanden ist und andererseits, dass ich ein Großteil der Figuren/Helden und deren Kräfte überhaupt nicht kannte und so relativ unvorbelastet an die Serie herangehen konnte. Freilich abgesehen von Dick Grayson als Robin, der mittlerweile den meisten ein Begriff sein dürfte und der hier mit dem zumindest dem Namen nach eventuell bekannten Brenton Thwaites (Gods of Egypt) besetzt worden ist, derweil auch ein Großteil der Besetzung für mich ansonsten aus eher unbeschriebenen Blättern bestand.
© DC Universe/Netflix
Und tatsächlich beginnt Titans auch überaus vielversprechend, gibt sich düster, mysteriös, abwechslungsreich und schlagfertig, was sich auch in ein paar überraschend harsch und hart inszenierten Action-Szenen widerspiegelt, derweil man zu Beginn darüber rätseln darf, weshalb Grayson aka Robin dem Dunklen Ritter und somit Gotham den Rücken gekehrt hat und sich nun in Detroit als Detective verdingt. Und obwohl die Show gleich eine ganze Handvoll Hauptfiguren in den Ring schmeißt, die sich zu Beginn an unterschiedlichen Orten in der Welt befinden, wirkt das alles durchaus zielführend und gekonnt konzipiert, so dass keine Zweifel darüber aufkommen, dass die einzelnen Handlungsstränge alsbald zusammenführen werden. Dieser Eindruck verstärkt sich dann mit der zweiten, gleichfalls gelungenen Episode Hawk und Dove (1.02), die wiederum zwei weitere, überaus spannende Helden präsentiert, die dem Gefühl nach schon ein wenig zu lange im Business sind und mit ihren persönlichen (und gesundheitlichen) Problemen angenehm geerdet wirken, doch ausgerechnet diese für mich so spannenden Figuren werden im Nachgang an diese Episode zu weitestgehender Untätigkeit verdammt, was immens schade ist, da man gerne auch schon in dieser ersten Staffel ihr Potential hätte ausnutzen können.
Dieser Eindruck verfestigt sich nämlich spätestens mit der vierten Folge Doom Patrol (1.04), die sich weit fernab des bis dahin so gelungenen und kohärenten Storytellings bewegt, denn einerseits werden hier fadenscheinige Gründe geliefert, um die sogenannte "Doom Patrol" vorzustellen, deren Spin-Off-Serie längst beschlossene Sache ist, derweil die Geschichte der Titans hier quasi gänzlich auf der Stelle tritt. Und von diesem Moment an scheint das Schicksal der Staffel besiegelt, denn ausgerechnet Hauptfigur Dick glänzt nun mehr denn je mit ihrer unsteten Art und schwankt in einer Tour, der von ihren inneren Dämonen gebeutelten Rachel helfen zu wollen oder alternativ mal wieder eine Abstecher auf eigene Tour zu planen und seinen Schutzbefohlenen einmal mehr den Rücken zu kehren. Und während ich also über das Verhalten von Grayson/Robin immer öfter nur noch den Kopf schütteln konnte, wirkt der Rest des "Teams" allein schon optisch reichlich plakativ auf "schaut-uns-an-wir-sind-was-Besonderes" getrimmt, wenn man sich die blauhaarige Rachel (Teagan Croft), den grünhaarigen Gar (Ryan Potter) und die rothaarige Kori (Anna Diop) besieht. Dass diese Figuren so stilisiert wirken, hat mich nämlich tatsächlich zunehmend gestört, weshalb ich schlussendlich ausgewiesenen Nebenfiguren wie Hank, Dove oder auch Wonder Girl deutlich mehr abgewinnen konnte, da sie in der Realität deutlich verhafteter daherkommen und eine Natürlichkeit mit sich bringen, die eben weit bodenständiger und sympathischer wirkt als diese wortwörtlich bunt zusammengewürfelte Truppe, deren Motivation ebenfalls nur leidlich überzeugend herausgearbeitet wird.
© DC Universe/Netflix
Dabei verheddert sich aber auch der übergeordnete Plot zusehends und macht eine stringente Figurenentwicklung schier unmöglich, wobei die "Doom Patrol" hier nur die Spitze des Eisberges bildet, denn dann gibt es da ja auch noch die Anstalts-Folge, die in ihrer Konzeption und Ausführung keinerlei Sinn ergibt, während man sich die Rückblenden-Episode im letzten Staffeldrittel sicherlich bei Marvel abgeschaut hat, die für sich zwar wieder etwas mehr zu gefallen weiß und sich erneut Hank/Hawk und Dawn/Dove widmet, die Geschichte nach einem fiesen Cliffhanger aber gänzlich auf der Stelle treten lässt. Oberknaller bei den fragwürdigen Plot-Entscheidungen ist allerdings die Final-Episode Dick Grayson (1.11), die absolut nichts von dem enthält, was man sich von einem Staffelfinale erwarten würde. Dabei folgt sie grundsätzlich ebenfalls einem spannenden Konzept und bietet einen gelungenen Ausblick in eine erschreckende Alternativwelt, ist allerdings an dieser Stelle gänzlich fehlplatziert und nicht wenige werden sich fragen müssen, ob sie nicht eventuell versehentlich eine Episode übersprungen/verpasst haben, so dass Titans nach einem durchaus vielversprechenden Beginn mit kleinen Ausnahmen genüsslich gegen die Wand gefahren wird. Immerhin, das Geschehen sieht die meiste Zeit gut aus und der düstere Grundtenor des Erzählten gefällt, doch hätte man sich besser für einen konsequenteren Storyverlauf entschieden, statt hier der Coolness wegen so viele ungewöhnliche Gimmicks zu verbauen, die eine elfteilige Auftaktstaffel zeitlich hergibt, denn der rote Faden und die inhärente Logik bleiben hierbei zusehends auf der Strecke.
Titans | Staffel 1
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Bunt zusammengewürftelte Helden - 6/10
6/10
Fazit & Wertung:
Die erste Staffel der DC-Serie Titans beginnt überaus vielversprechend und gelungen, doch spätestens ab der vierten Episode gerät der Plot des Gezeigten zunehmend aus dem Tritt und darunter leiden sowohl Spannung als auch Unterhaltungswert des Ganzen, zumal die Figuren eine ungemein sprunghafte, selten nachvollziehbare Wandlung durchmachen und ausgerechnet das Staffelfinale als solches überhaupt nicht funktioniert.
Episodenübersicht: Staffel 1
02. Hawk und Dove (7,5/10)
03. Anfänge (7/10)
04. Doom Patrol (5/10)
05. Zusammen (6,5/10)
06. Jason Todd (6,5/10)
08. Donna Troy (6/10)
09. Hank und Dawn (6,5/10)
10. Koriand’r (5/10)
11. Dick Grayson (6/10)
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Titans | Staffel 1 ist seit dem 11.01.19 exklusiv bei Netflix verfügbar.
Ich fand die Serie total cool. Eben, weil hier keine hübsch gestylten Superhelden mit lächelndem Gesicht und in Happy-Barcadi-Feeling die Welt retten.
Die hier sind desillusioniert, und die Welt und sie selber sind brutal, schonungslos und weit entfernt vom Ritt in den Sonnenuntergang..