Nachdem ich gestern den ursprünglich für vorgestern geplanten Film nachgereicht habe, erscheint es ja nur folgerichtig, dass ich dafür heute noch eine Serienkritik nachreiche, die ich ursprünglich für gestern angedacht hatte, doch da war ich den ganzen Tag damit beschäftigt, beim Küchenaufbau zu helfen und danach war ich dann doch ziemlich kaputt (und der Tag weitestgehend rum, um nicht zu sagen vorbei). Langer Rede kurzer Sinn, hier ein paar Worte zu nachfolgender Netflix-Produktion, deren Schicksal nur kurze Zeit nach der Erstausstrahlung bereits besiegelt ist.
Cowboy Bebop
Staffel 1
Cowboy Bebop, USA 2021, ca. 53 Min. je Folge
© Netflix
Christopher Yost
Hajime Yatate (Anime-Vorlage)
André Nemec
John Cho (Spike Spiegel)
Mustafa Shakir (Jet Black)
Daniella Pineda (Faye Valentine)
Elena Satine (Julia)
Alex Hassell (Vicious)
Tamara Tunie (Ana)
Geoff Stults (Chalmers)
John Noble (Caliban)
Mason Alexander Park (Gren)
Rachel House (Mao)
Blessing Mokgohloa (Santiago)
Hoa Xuande (Lin)
Ann Truong (Shin)
Lucy Currey (Judy)
Ira Munn (Punch)
Science-Fiction | Western | Action | Abenteuer
Trailer:
Inhalt:
© Netflix
An Bord der Bebop bereisen der Ex-Cop Jet Black und sein Weggefährte, Freund und Geschäftspartner Spike Spiegel das All, stets auf der Suche nach dem nächsten Kopfgeld. Dabei ahnt Jet nicht, dass sein Kumpan eine Vergangenheit als echter Krimineller hinter sich gelassen hat, denn auch wenn Kopfgeldjäger nicht den besten Ruf genießen mögen, nimmt es Jet mit seinem Berufsethos schon genau. Die Zweisamkeit bringt aber auch ihre Schattenseiten mit sich, zumal Spike nicht der verlässlichste Partner der Welt sein mag, doch die jüngst aus dem Kälteschlaf erwachte Faye Valentine ist nicht minder schwierig in ihrem Verhalten und versucht den beiden zeitweilig gar die Bebop zu klauen. Während die alsbald auf drei Personen angewachsene Crew sich aber noch zusammenzuraufen versucht, regt sich die Vergangenheit von Spike und droht ihn immer öfter einzuholen, denn sein ehemaliger Freund Vicious hat jüngst Wind davon bekommen, dass Spike noch am Leben ist…
Rezension:
Ich muss ja sagen, dass ich mich im Vorfeld sehr auf Cowboy Bebop gefreut habe, auch und obwohl ich den originären Anime nicht kenne, was sicherlich viele wieder als himmelschreienden Frevel betrachten dürften, aber es ist nun einmal so. fakt ist, dass die ersten Bilder und Promos ein herrlich abgedrehtes – und überdrehtes – Abenteuer versprachen, dass wieder einmal Anachronismen noch und nöcher bietet und damit keinesfalls eine wirklich logische Welt der Zukunft abbildet, aber dafür eine, die einiges an Spannung und Abwechslung verspricht. Darüber hinaus dürfte ja bekannt sein, dass ich durchaus ein Faible für Produktionen habe, die Science-Fiction mit Western-Elementen, Abenteuer-Flair und Heist-Motiven vermengen – ja, ich spreche natürlich von Firefly. Hier verhält es sich aber natürlich zunächst einmal so, dass die Serie ein schweres Erbe anzutreten hatte und eben gleichermaßen alte Fans als auch Themen-Neulinge abzuholen, einzufangen, mitzuziehen und das – so scheint es – ist ihr nur mäßig geglückt, denn nur wenige Wochen nach Veröffentlichung der zehnteiligen, ersten Staffel gab Netflix dann auch schon die Absetzung der Show bekannt.
© Netflix
Die kommt, hat man sich die Staffel zu Gemüte geführt, nicht gänzlich unerwartet, denn auch wenn es so einiges gegeben hat, was mir an Cowboy Bebop gefallen hat, krankt die Serie doch an ein paar grundsätzlichen, inszenatorischen Problemen. Die erste Episode Cowboy-Gospel (1.01) empfand ich dabei noch als ungemein vielversprechend und unterhaltsam, aber zu diesem Zeitpunkt weiß man natürlich auch noch nicht, wie einzelne Figuren, Zusammenhänge und Ereignisse einzuordnen und zu bewerten sind. Der erste Dämpfer erfolgte dann nämlich direkt mit der zweiten Episode Venus-Pop (1.02), denn erzählt wird eine zwar fortlaufende, aber nur lose miteinander verknüpfte Geschichte. Da hätte ich mir nicht nur etwas mehr dramaturgische Dichte erhofft und erwartet, nein, ich empfand dadurch auch viele der Stand-Alone-Episoden für sich genommen als doch ziemlich trivial, derweil man in einem Nebenhandlungsstrang gleichzeitig darum bemüht ist, eben doch einen größeren Bogen zu spannen und in dessen Kontext die Vergangenheit von Protagonist Spike aufzurollen. Hauptproblem bei dieser Nebenhandlung, die im Grunde stets um Vicious (Alex Hassell, The Boys) und Spikes Ex Julia (Elena Satine, The Gifted) kreist, ist, dass sie weitestgehend losgelöst vom Rest existiert und erst gegen Ende der Staffel langsam mit der Haupthandlung zu kollidieren beginnt.
So wirken viele der Episoden inhaltlich reichlich krude zusammengestückelt und sind nicht unbedingt dazu geneigt, längerfristig in ihren Bann zu ziehen, auch wenn es allerorten sowohl großartige Ideen als auch starke Momente gibt, die aber eben oft auch in antiklimatische Auflösungen münden. Was Cowboy Bebop hingegen streckenweise regelrecht großartig macht, ist die Besetzung und hier vorrangig die Protagonisten. Angefangen mit John Cho (Star Trek) als Spike Spiegel, der einen ungemein spitzbübische und charmante, gleichsam abgefeimte und abgründige Vorstellung abliefert und für den allein ich schon bei der nächsten Staffel eingeschaltet hätte, kommt hier mit Mustafa Shakir (Luke Cage) als Jet Black und Daniella Pineda (Jurassic World: Das gefallene Königreich) als Faye Valentine ein großartiges Trio zusammen, dessen Chemie ebenso überzeugt wie die Einzelvorstellungen. Schade dann aber auch hier wieder, dass man der Freundschaft kaum Zeit zu wachsen gibt, denn während Faye erst in Episode Kallisto-Soul (1.04) so richtig zum Team stößt, hält man sich in der kontextuell dann doch wieder sehr kurzen Staffel zusätzlich noch damit auf, in Spikes Vergangenheit zu reisen oder Jet auf Einzelmission zu schicken, was natürlich der Gruppendynamik nicht gerade hilft.
© Netflix
Hier werden also zuvorderst erzählerisch Chancen vertan, was in Summe dazu führt, dass das Gesamtergebnis nicht wirklich funktioniert. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie sehr sich alteingesessene Fans vor den Kopf gestoßen fühlen dürften, derweil ich als "Neuzugang" das Ganze als durchaus solide Unterhaltung empfunden habe, deren Schwächen sich aber eben auch nicht wegdiskutieren lassen. Umso schöner, dass wenigstens die Optik überzeugt und die Darsteller*innen mit Hingabe bei der Sache gewesen sind, auch wenn dieser Versuch der Neuinterpretation und damit ja auch Wiederbelebung schnell gescheitert ist und sicherlich auch kaum von einem anderen Network oder Streamingdienst aufgegriffen werden dürfte. Dafür nämlich sind die Probleme nach zehn Episoden bereits zu gravierend, wie sich insbesondere im Finale bemerkbar macht, das es einem beinahe einfach macht, die Serie ad acta zu legen, so ärgerlich ist die in ihrer Gesamtheit geraten. Schade ist es irgendwie dennoch um die Crew der Bebop, denn auch wenn die Serie mich nicht überzeugt hat, so haben es doch Spike, Jet und Faye allemal, wobei ich wohl den intelligenten und zuckersüßen Hund Ein am meisten vermissen werde.
Cowboy Bebop | Staffel 1
-
Streitereien an Bord der Bebop - 6.5/10
6.5/10
Fazit & Wertung:
Die von Netflix produzierte Realfilm-Adaption Cowboy Bebop musste beinahe unweigerlich an den hohen Erwartungen scheitern und wird es nun auch nicht über die erste Staffel hinausbringen. Dramaturgisch ist das nachvollziehbar, weil sich kein wirklicher Flow einstellen wollte, doch loben muss man die Leistung der beteiligten Darsteller*innen, allen voran John Cho als Spike Spiegel, denn so mittelmäßig die Serie (leider) gewesen sein mag, so großartig war seine Interpretation der Figur.
Episodenübersicht: Staffel 1
02. Venus-Pop (6,5/10)
03. Sirius-Swing (6,5/10)
04. Kallisto-Soul (7/10)
05. Tango auf der dunklen Seite (7/10)
07. Galileo-Hustle (6,5/10)
08. Trauriger Funk (7/10)
09. Blaue-Krähen-Walzer (6,5/10)
10. Supernova-Symphonie (6/10)
– – –
Cowboy Bebop | Staffel 1 ist seit dem 19.11.21 exklusiv bei Netflix verfügbar.