Review: Ralph reichts (Film)

Nach längerer Animations-Durststrecke heute auch mal wieder was aus dem Segment, zumal ich ein weiteres Mal damit breche, donnerstags nur schlechte Filme vorzustellen, denn der ist mal richtig gut gewesen!

Ralph reichts

Wreck-It Ralph, USA 2012, 101 Min.

Ralph reichts | © Walt Disney
© Walt Disney

Regisseur:
Rich Moore
Autoren:
Phil Johnston
Jennifer Lee

Main-Cast:

John C. Reilly (Ralph [Stimme])
Sarah Silverman (Vanellope [Stimme])
Jack McBrayer (Felix [Stimme])
Jane Lynch (Calhoun [Stimme])
Alan Tudyk (King Candy [Stimme])

Genre:
Animation | Abenteuer | Komödie | Fantasy

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Ralph reichts | © Walt Disney
© Walt Disney

Nachdem Ralph bereits 30 Jahre lang den Bösewicht in dem Spiel "Fixit Felix, Jr." gibt, hat er die Schnauze gestrichen voll, tagein tagaus ein Hochhaus zu verwüsten, während Felix dieses im Handumdrehen wieder instand setzt. Vor allem wird Felix dafür von allen als Held gefeiert und bekommt eine Medaille verliehen, während Ralph nichts anderes bleibt, als einsam und allein auf die Müllhalde nahe des Hochhauses zurückzukehren, die er sein Zuhause schimpft. Zwar besucht Ralph eine Selbsthilfegruppe für unverstandene Bösewichte, doch ändert das nichts an seinem Wunsch, endlich auch ein wenig Anerkennung zu bekommen. Kurzerhand beschließt er schlussendlich, sein Glück andernorts zu suchen und stolpert unversehens in den Science-Fiction-Shooter "Hero’s Duty", wo auf den siegreichen Helden eine waschechte Medaille wartet, wie er sie sich schon immer erträumt hat. Doch Ralph mit seiner tollpatschigen Art stolpert freilich vom Regen in die Traufe, während sich ein verzweifelter Felix auf die Suche nach ihm begibt, denn ohne Ralph funktioniert das Spiel schließlich nicht und die Gefahr besteht, dass ihnen allen auf ewig der Stecker gezogen wird…

Rezension:

Ich zähle mich ja nun seit deutschem Start auch zu den Disney+-Abonnenten und bin dementsprechend nun auch drauf und dran, mal – insbesondere – ein paar Animationsfilme nachzuholen, um nicht nur auf der Nostalgiewelle zu reiten und mir Duck Tales und Darkwing Duck zu geben. So fiel jüngst meine Wahl auf Ralph reichts und ich muss sagen, dass mir völlig unerfindlich ist, weshalb ich dem nicht schon viel früher eine Chance gegeben habe, denn auch wenn der Film sicherlich etwas für Groß und Klein, Jung und Alt sein mag, schlägt er doch mit seinen Game-, Retro- und Arcade-Anleihen in eine Kerbe, für die ich mich nicht erst seit Ready Player One oder Pixels empfänglich fühle. Dabei muss man aber mitnichten versiert sein, was die klassischen Spiele in diesem Bereich angeht, da diese nur als nettes Zubrot fungieren und eben für das Quäntchen mehr an Lachern sorgen, während man sich ansonsten ganz auf die liebevolle Geschichte einlassen kann, denn die hier vorrangig präsenten Spiele sind allesamt eigens für den Film ersonnen worden, fügen sich aber tatsächlich nahtlos ein und hätten genau so auch existieren können.

Szenenbild aus Ralph reichts | © Walt Disney
© Walt Disney

Im Mittelpunkt des Ganzen, man ahnt es fast, steht Ralph (John C. Reilly, #9), oder besser Wreck-it Ralph, wie auch der Originaltitel des Films lautet, und der hat gehörig die Schnauze voll davon, der Böse im Spiel zu sein und Tag für Tag, Abend für Abend von seinem Kontrahenten und Arbeitskollegen Felix (Jack McBrayer, 30 Rock) – dem Held des Spiels – in seine Schranken verwiesen zu werden. Dabei wünscht Ralph sich nichts sehnlicher als ein wenig Anerkennung, beispielsweise in Form einer Heldenmedaille, was ihn dann dazu verleitet, sich in anderen Spielwelten danach auf die Suche zu machen. Es spricht für Disney, dass sie es schon immer – oder zumindest häufig – verstanden haben, ihre Abenteuergeschichten mit reichlich Herz und Gefühl anzureichern und ebenso verhält es sich nun bei Ralph reichts, denn die Beweggründe und Wünsche von Ralph sind nur allzu nachvollziehbar, während er ein klassisches Opfer des Schicksals ist, gefangen in seiner vom Spiel diktierten Rolle, ein Außenseiter und zerstörungswütiger Grobian zu sein, der er gar nicht sein möchte.

Ungemein liebevoll und mit viel Gespür fürs Detail verbringen Regisseur Rich Moore die erste Zeit freilich damit, den Zuschauer mit der Arcade-Welt von Ralph bekannt zu machen und neben den offensichtlichen Cameos wie etwa Q*bert, Bowser oder diverse Charakteren aus dem Street-Fighter-Franchise gibt es wohl weit über hundert Videospielcharaktere zu entdecken, die auch mir längst nicht alle aufgefallen sein dürften. Ansonsten sind die Parallelen zwischen Donkey Kong und "Fix-it Felix Jr." recht augenfällig und bilden für sich schon eine liebevolle Hommage, wobei Ralph natürlich alsbald zu seiner persönlichen Heldenreise aufbricht und hierbei im Shooter "Hero’s Duty" sowie später im quietschbunten "Sugar Rush" landet, wo er auch die Bekanntschaft von Vanellope macht – im Original übrigens von Sarah Silverman (Take This Waltz) gesprochen. War Ralph reichts bis dahin schon ungemein unterhaltsam und einfallsreich, nimmt das mit dem Team-up der beiden noch einmal neue, ungeahnte Ausmaße an, zumal Vanellope, wenn auch auf den ersten Blick reichlich nervig, eine nicht minder berührende Background-Story hat, die es ihr verwehrt, ihren Traum zu erfüllen, eine gefeierte Rennfahrerin im Spiel zu werden, geschweige denn, die Welt von "Sugar Rush" auch nur zu verlassen. Einzig ein wenig enttäuschend für mich war, dass ich durchaus dachte, es ginge von hier aus noch weiter und in andere, ungeahnte Spielwelten, doch durch das Zweckbündnis und die daraus erwachsende Freundschaft zwischen Ralph und Vanellope fokussieren sich dann doch weite Teile des Films auf diese überzuckerte Welt unter Schirmherrschaft von King Candy (Alan Tudyk, The Tick), die aber auch einiges an Abenteuern bereit hält, zumal sich alsbald Felix mit einer unwahrscheinlichen Verbündeten an Ralphs Fersen heftet.

Szenenbild aus Ralph reichts | © Walt Disney
© Walt Disney

Wo Ralph reichts aber schon inhaltlich zu überzeugen weiß und auch einiges an Überraschungen und unerwarteten Wendungen parat hält, steht die Optik dem Ganzen in nichts nach, wobei das heimliche Highlight sein dürfte, wie das Geschehen immer mal wieder in die klassische 8-Bit-Optik wechselt, um zu zeigen, wie die Besucher der Spielhalle Ralph und seine Freunde erleben, während die Figuren aus "Hero’s Duty" beispielsweise weit organischer, höher aufgelöst wirken als der vergleichsweise klobige und stilisierte Ralph, dessen Äußeres allein schon Zeugnis davon ablegt, dass es seine erkorene Aufgabe ist, Dinge zu zerstören. Tatsächlich war wohl zeitweise gar mal im Gespräch, die Figuren aus "Fix-it Felix Jr." in besagtem 8-Bit-Look zu belassen, doch hätte das eine Identifikation mit ihnen – und im Speziellen Ralph – sicherlich deutlich erschwert, weshalb man froh sein darf über den eingeschlagenen Mittelweg, der trotzdem die Unterschiede der einzelnen Games hervorhebt. Wenig verwunderlich derweil, allein aufgrund des Themas und Settings, dass viele der Meinung waren, es handele sich hier um eine Pixar-Produktion, doch kommt es darauf letztlich natürlich überhaupt nicht an, wenn das Ergebnis ohnehin von so bestechender Güte und Qualität ist, dass ich es nun kaum erwarten kann, auch den 2018 erschienenen Nachfolger Chaos im Netz nachzuholen.

Fazit & Wertung:

Mit Ralph reichts legt Disney einen gleichermaßen unterhaltsamen wie berührenden Animationsfilm vor, der nicht nur mit ungewöhnlichem Setting und reichlich Anspielungen auf Spieleklassiker und Popkultur zu punkten weiß, sondern dank der liebenswerten Figuren auch ungemein zu Herzen geht. So lohnt sich die Chose auch für jene, die mit den Arcade-Klassikern vergangener Jahrzehnte keine nostalgischen Gefühle verbindet.

9 von 10 Arcade-Abenteuer

Ralph reichts

  • Arcade-Abenteuer - 9/10
    9/10

Fazit & Wertung:

Mit Ralph reichts legt Disney einen gleichermaßen unterhaltsamen wie berührenden Animationsfilm vor, der nicht nur mit ungewöhnlichem Setting und reichlich Anspielungen auf Spieleklassiker und Popkultur zu punkten weiß, sondern dank der liebenswerten Figuren auch ungemein zu Herzen geht. So lohnt sich die Chose auch für jene, die mit den Arcade-Klassikern vergangener Jahrzehnte keine nostalgischen Gefühle verbindet.

9.0/10
Leser-Wertung 2/10 (1 Stimmen)
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Ralph reichts ist am 04.04.13 auf DVD, Blu-ray und 3D Blu-ray bei Walt Disney erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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