Review: Hit-Girl in Kolumbien (Graphic Novel)

Und noch einmal was von Mark Millar, weil’s so schön gewesen ist. Nächstes Mal widme ich mich dann aber mal wieder klassischeren Themen.

Hit-Girl in Kolumbien

Hit-Girl #1-4, USA 2018, 116 Seiten

Hit-Girl in Kolumbien | © Panini
© Panini

Autor:
Mark Millar
Zeichner:
Ricardo Lopez Ortiz

Verlag (D):
Panini Verlag
ISBN:
978-3-741-61021-9

Genre:
Action | Komödie

 

Inhalt:

Ausschnitt aus Hit-Girl in Kolumbien | © Panini
© Panini

Nachdem Dave Lizewski sein Kick-Ass-Kostüm endgültig an den Nagel gehängt hat und Polizist geworden ist, sucht Hit-Girl Mindy verzweifelt nach einem neuen Sidekick für ihre ultrabrutalen Intermezzi, doch der kurzzeitig mal ins Auge gefasste Paul hatte schlichtweg zu viel Muffensausen, um sie auch nur in die Behausung etwaiger Gangster zu begleiten. Für Ablenkung sorgt nun ein Job-angebot aus Kolumbien und vor Ort zwingt Mindy mit perfiden Mitteln den Auftragskiller Mano unfreiwillig in ihre Dienste, um mit ihm gemeinsam in der kolumbianischen Unterwelt gehörig aufzuräumen. Gemeinsam mit ihrer ominösen Auftraggeberin hat Hit-Girl freilich noch so manchen Plan ausgeheckt, doch erst einmal gilt es, die Reihen der Bösewichte nachhaltig auszudünnen und dafür steht der ausgebildeten Killermaschine freilich ein ganzes Arsenal an spektakulären Waffen und Gerätschaften zur Verfügung…

Rezension:

Von meinen jüngsten Mark-Millar-Lektüren angefixt, habe ich nun jüngst einen Blick beim ersten Band der neuen Hit-Girl-Serie riskiert, die Mindy quer über den Erdball hetzt und sich dabei unterschiedlicher Autoren und Zeichner bedient, derweil schon drei dieser "Ausflüge" in Albenform vorliegen. Den Anfang macht aber natürlich Hit-Girl in Kolumbien, zumal hier Schöpfer der Reihe und Figur – also Millar selbst – das Autorenzepter noch selbst trägt, derweil die Bebilderung dem puerto-ricanischen Newcomer Ricardo Lopez Ortiz obliegt, der leider auch in meinen Augen den größten Schwachpunkt des Bandes ausmacht, gleichwohl der auch in Relation zu dem, was man von Millar gewohnt ist, dramaturgisch weit hinter der Hauptreihe Kick-Ass zurückbleibt.

Ausschnitt aus Hit-Girl in Kolumbien | © Panini
© Panini

Eine der großen Stärken der seinerzeit so erfolgreichen Geschichte um Dave war es schließlich, dass der eben auch verletzt wurde, scheiterte, sich ein ums andere Mal aufraffen und neu überwinden musste, derweil aus Mindy nun – auch dank der Zeichnungen von Ortiz – eine völlig durchgeknallte Psychopathin mit übertrieben irrem Blick geworden ist, der nichts und niemand etwas anhaben kann und die ganze Horden fieser Gangster im Alleingang abzuschlachten vermag. Und klar, Mindy war schon immer deutlich abgeklärter, effizienter und brutaler als Dave, dass aber von ihrer Figur, der sie betreffenden Tragik, ihrer Sehnsucht nach ihrem verstorbenen Vater nichts bleibt, sie nur noch als unberechenbare Auftragsmörderin erscheint, ist einfach extrem schade. Der Plot und die Art und Weise, wie Mindy sich den Killer Mano gefügig macht, ist dabei durchaus als gelungen zu bezeichnen und hält auch einiges an Überraschungen parat, doch fehlt hier schlichtweg die zwischenmenschliche Komponente, ein wenig Gefühl oder Anteilnahme, wobei Ortiz dafür vermutlich auch nicht die passende Bildsprache hätte finden können.

So wirken die Zeichnungen oft übertrieben karikaturesk und insbesondere Mindys über das gesamte Gesicht reichende Grinsen will meines Erachtens auch so gar nicht zu der Figur passen, denn auch wenn sie durchaus schon immer Spaß am Töten gefunden hat, habe ich sie doch nicht so in Erinnerung, dass sie sich dergestalt an Blut, Gedärmen und sterben Menschen ergötzt, wie es hier der Fall ist. Dabei will ich gar nicht verhehlen, dass Hit-Girl in Kolumbien für sich genommen durchaus Spaß macht und dank unverbrauchtem Setting und seiner Kürze (vier Hefte umfasst die Chose) durchaus kurzweilig daherkommt, doch gleicht es einem Verrat an der Figur Hit-Girl, sie dergestalt zu verheizen, weshalb ich doch sehr hoffe, dass Jeff Lemire als Autor des Nachfolgebandes Hit-Girl in Kanada wieder mehr Augenmerk auf die Figur legt und nicht nur ein Actionfeuerwerk sondergleichen abzufackeln gedenkt. Das ist hier im Übrigen erwartungsgemäß brutal und explizit geraten, wobei hier Ortiz‘ Stil dem Ganzen tatsächlich zugutekommt, denn die übertrieben schlaksigen Figuren mit ihren oft grotesk verzerrten Gesichtern überhöhen das Geschehen dermaßen stark ins Comichafte, dass die Geschehnisse nicht annähernd so brutal herüberkommen, wie sie hätten wirken können.

Ausschnitt aus Hit-Girl in Kolumbien | © Panini
© Panini

Als Auftakt einer Reihe von Miniserien macht Hit-Girl in Kolumbien aber durchaus eine solide Figur und das Konzept könnte aufgehen, zumal andere Konstellationen von Autoren und Zeichnern auch gänzlich neue und einfallsreiche Geschichten bedeuten könnten, während man sich erfolgreich vom Ballast der vorangegangenen Erzählungen freispielt. So bin ich durchaus geneigt, der Reihe zunächst auch weiterhin die Treue zu halten, insbesondere wohlwissend, dass auch Ricardo Lopez Ortiz als Zeichner im nächsten Band von Eduardo Risso beerbt werden wird, denn Ortiz‘ Stil und Ausrichtung des Ganzen sind ganz ohne Zweifel mein Hauptkritikpunkt an der Veröffentlichung, die erzählerisch ja durchaus ihre Momente hat, auch wenn man von einem Autor wie Mark Millar zugegebenermaßen Besseres gewohnt ist.

Fazit & Wertung:

Mit Hit-Girl in Kolumbien fällt der Startschuss für eine Reihe Miniserien, die Mindy in die unterschiedlichsten Länder zu den unterschiedlichsten Orten bringen wird. Für den Auftakt gibt sich Figuren-Schöpfer Mark Millar selbst noch einmal die Ehre und liefert eine immerhin solide Storyline ab, wohingegen ich mich mit dem übertrieben verzerrten, karikaturesken Zeichenstil von Ricardo Lopez Ortiz so gar nicht anfreunden mochte, zumal Mindy in seiner Interpretation nichts mehr ist als eine hemmungslos mordende Psychopathin.

6,5 von 10 gnadenlos niedergemetzelten Gangstern

Hit-Girl in Kolumbien

  • Gnadenlos niedergemetzelte Gangster - 6.5/10
    6.5/10

Fazit & Wertung:

Mit Hit-Girl in Kolumbien fällt der Startschuss für eine Reihe Miniserien, die Mindy in die unterschiedlichsten Länder zu den unterschiedlichsten Orten bringen wird. Für den Auftakt gibt sich Figuren-Schöpfer Mark Millar selbst noch einmal die Ehre und liefert eine immerhin solide Storyline ab, wohingegen ich mich mit dem übertrieben verzerrten, karikaturesken Zeichenstil von Ricardo Lopez Ortiz so gar nicht anfreunden mochte, zumal Mindy in seiner Interpretation nichts mehr ist als eine hemmungslos mordende Psychopathin.

6.5/10
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Hit-Girl in Kolumbien ist am 22.01.19 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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