Review: Hit-Girl in Hollywood (Graphic Novel)

Diese Woche geht es mit Hit-Girl in Richtung Hollywood und ich muss sagen, dass mir dieser Trip so viel Freude bereitet hat wie lange kein Ausflug mehr mit der Figur, so dass dieser Auftakt der zweiten Season ihrer Solo-Serie kaum vielversprechender hätte ausfallen können. Warum, könnt ihr selbstredend nachfolgend nachlesen.

Hit-Girl in Hollywood

Hit-Girl Season Two #1-4, USA 2019, 108 Seiten

Hit-Girl in Hollywood | © Panini
© Panini

Autor:
Kevin Smith
Zeichnerin:
Pernille Ørum

Verlag (D):
Panini Verlag
ISBN:
978-3-741-61441-5

Genre:
Action | Komödie

 

Inhalt:

Gerade noch war Mindy McCready alias hit-Girl damit beschäftigt, Amok laufende Teenager in ihre Schranken zu weisen und damit gleichsam ein erschreckendes Blutbad zu verhindern, da fällt ihr ein Buch namens " Bisher bei Hit-Girl" in die Hände und die erbarmungslose Vigilante staunt nicht schlecht, dass jemand sich anscheinend ihrer Lebensgeschichte angenommen hat und die nun sogar verfilmt werden soll. Kurzerhand geht es schnurstracks in Richtung Traumfabrik Hollywood, um den Verantwortlichen in Hit-Girl-Manier zu verdeutlichen, was sie davon hält, ihr Leben als Mainstream-Unterhaltung inszeniert zu sehen, doch vor Ort verhalten sich die Dinge weitaus komplizierter, denn nicht nur die Dreharbeiten rühren an alten Wunden, nein, es scheint zudem eine Art Trittbrettfahrerin unterwegs zu sein, die es auf übergriffige Studiobosse abgesehen hat. Als dann auch noch die Mafia und das FBI Wind davon bekommen, wo Hit-Girl sich befindet, scheint das Chaos perfekt…

Rezension:

Nachdem ich vor nicht allzu langer Zeit – und mit wechselnder Begeisterung – die ersten drei Bände der neuen Hit-Girl-Serie nachgeholt habe, die gemeinsam quasi die erste Season bilden, wie ich nun mit diesem Band habe erfahren dürfen, geht es nun ein wenig aktueller mit dem frisch erschienenen vierten Band Hit-Girl in Hollywood weiter. Und der vereint so einiges an Qualitäten, weshalb er letztlich sogar den Ausflug nach Rom hat toppen können, von dem ich ja auch schon sehr angetan gewesen bin. Mit Lokalkolorit und dergleichen ist es in der Traumfabrik Hollywood natürlich nicht allzu weit her und ein Großteil des Geschehens spielt sich auf dem Studiogelände eines fiktiven Filmstudios ab, doch sind gleichsam Aufhänger als auch Ablauf der Geschichte außerordentlich gelungen, was auch nicht weiter verwundert, wenn man einmal schaut, wer da auf dem Autorenstuhl Platz genommen hat.

Für die Story von Hit-Girl in Hollywood zeichnet diesmal nämlich niemand Anderes und Geringeres als Filmemacher Kevin Smith verantwortlich, der zudem selbst großer Comic-Fan ist und spürbar Freude daran hat, reichlich Seitenhiebe auszuteilen und eine tiefschwarz gefärbte, gewollt überspitzte Geschichte zu erzählen, in der es im Kern darum geht, dass aus Hit-Girls Leben ein Film gemacht werden soll. Diese Prämisse mag nun nicht eben neu sein, doch ist es die Art und Weise, wie der minderjährige Gangsterschreck damit umgeht, die es wirklich in sich hat, wobei schon der Auftakt des Bandes garstiger und grausamer nicht hätte ausfallen können. Dass die Serie aber nichts für Zartbesaitete ist und es thematisch wie auch darstellerisch reichlich explizit zur Sache geht, dürfte ja mittlerweile bekannt sein und Smith zieht hier wirklich alle Register, Mindy als ruchlose wie kompromisslose Killerin zu inszenieren.

Das funktioniert aber insbesondere dank der großartigen Pernille Ørum formidabel, die hier ihr Debüt gibt und mich die meiste Zeit extrem begeistert hat. Ausdrucksstrake Mimik, dynamische Bildsprache und ein auf den ersten Blick harmlos wirkendes Gesamtbild, in dem die überbordende Gewalt noch deutlicher zutage tritt, sich aber dennoch nicht anfühlt wie ein Fremdkörper, sondern sich eher verstörend gut in die ansonsten so harmlos wirkenden Settings einfügt. So liefert das Duo Smith und Ørum den bisher besten Band der Reihe in meinen Augen und sind einerseits wieder näher am "Original-Hit-Girl", drücken dem Ganzen aber auch ihren spürbar eigenen Stempel auf. Ebenfalls bemängelt hatte ich ja des Öfteren, dass sich die Geschichten losgelöst voneinander entwickeln und dergestalt keine fortlaufende Story möglich wäre. Das stimmt zwar in Grundzügen auch hier, doch besinnt sich Smith auf die Ursprünge der Serie und referenziert an einer Stelle auch den Ausflug nach Kolumbien, was die Story hier doch weit eher wie das Teil eines großen Ganzen wirken lässt, als es bislang der Fall war.

Ansonsten ist Hit-Girl in Hollywood natürlich ganz bewusst meta gehalten, was die Verfilmung von Hit-Girls Leben angeht, nutzt die Gunst der Stunde aber ebenso, um gegen übergriffige Studiobosse zu schießen, so dass man kein Genie sein muss, um die Parallelen zur echten Welt herzustellen, wenn eines der besonders skrupellosen Exemplare auf ganz besondere Art und Weise sein Fett wegbekommt. Das ist derb, das ist fies und der Humor von der allerschwärzesten Sorte, doch gerade deshalb macht dieser Vertreter der Reihe wieder so enorm viel Spaß, denn allzu ernst nimmt man sich hier nicht und weiß um die überhöhte Art der Inszenierung, vermag die aber vor allem zu nutzen, um eine mitreißende und oft regelrecht überraschende Geschichte zu erzählen, die – so schnörkellos sie anfänglich auch wirken mag – einiges an frischen Ideen bereithält. Ansonsten bedient Smith zugegebenermaßen auch manch gern genutztes Versatzstück, tut dies aber auf so augenzwinkernde und erfrischende Weise, dass es der Begeisterung eher nützt als schadet, wobei ich mir keine Illusionen darüber mache, dass die von Pernille Ørum beigesteuerten Zeichnungen maßgeblichen Anteil daran haben, dass mir dieser Vierteiler so gut gefallen hat, denn dieser verspielte, nur vermeintlich harmlose Stil ist das mitunter Beste, was der Serie hat passieren können. Erstmalig betrauere ich also regelrecht, dass mit dem nächsten Handlungsbogen auch wieder ein neues Kreativ-Team antreten wird, denn wenn es nach mir ginge, könnten Smith und Ørum gerne auch längerfristig zusammenarbeiten.

Fazit & Wertung:

Autor Kevin Smith und Newcomerin Pernille Ørum entpuppen sich bei Hit-Girl in Hollywood als regelrechtes Dream-Team und brennen ein wahres Feuerwerk an fiesen Wendungen, tiefschwarzem Humor und brachialen Gewaltexzessen ab, die ganz in der Tradition der ursprünglichen Serie stehen und dennoch ein spürbar eigenen Touch haben. Die durch Thema und Setting hinzukommende Meta-Ebene tut hierbei ihr Übriges, um das Abenteuer in Hollywood zum bisherigen Highlight der Reihe werden zu lassen.

8 von 10 gnadenlos niedergemetzelten Gangstern

Hit-Girl in Hollywood

  • Gnadenlos niedergemetzelte Gangster - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

Autor Kevin Smith und Newcomerin Pernille Ørum entpuppen sich bei Hit-Girl in Hollywood als regelrechtes Dream-Team und brennen ein wahres Feuerwerk an fiesen Wendungen, tiefschwarzem Humor und brachialen Gewaltexzessen ab, die ganz in der Tradition der ursprünglichen Serie stehen und dennoch ein spürbar eigenen Touch haben. Die durch Thema und Setting hinzukommende Meta-Ebene tut hierbei ihr Übriges, um das Abenteuer in Hollywood zum bisherigen Highlight der Reihe werden zu lassen.

8.0/10
Leser-Wertung 0/10 (0 Stimmen)
Sende

Hit-Girl in Hollywood ist am 22.10.19 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

Sharing is Caring:

Hinterlasse einen Kommentar