Review: Die Verdammten von London | Benedict Jacka (Buch)

Na, wenigstens zu einer kurzen Buch-Rezension hat es diese Woche gelangt und das Buch hat es definitiv in sich, wobei ich ja Spoiler vermeiden möchte und mich dementsprechend bedeckt halte. Wer neugierig wird, hat aber ohnehin noch neun Vorgängerbände vor sich.

Die Verdammten von London
Alex Verus 10

Fallen (Alex Verus 10), UK 2019, 416 Seiten

Die Verdammten von London von Benedict Jacka | © Blanvalet
© Blanvalet

Autor:
Benedict Jacka
Übersetzerin:
Michelle Gyo

Verlag (D):
Blanvalet
ISBN:
978-3-734-16331-9

Genre:
Fantasy | Abenteuer

 

Inhalt:

Die Razzia in Richards Villa war kein Desaster geworden, aber auch kein Erfolg. Der Rat hatte »gewonnen«, in dem Sinne, dass ihm im Anschluss an die Operation ein Haufen rauchender Schutt gehörte. Es gab eine Handvoll Gefangener, die sich außerhalb des Hauses befunden hatten, als die Bomben eingeschlagen hatten, aber wie bei der Razzia im Tigerpalast waren keine Magier darunter gewesen.

Es ist wahr geworden, was Alex lange nicht zu träumen wagte und er und Anne sind nun bereits seit einiger Zeit ein Paar, was auch dahingehend Verpflichtungen mit sich bringt, dass er nun auch bei ihren Pflegeeltern vorstellig werden darf auch wenn der Abend unter ganz und gar keinem guten Stern steht. Ohnehin stehen weitaus bedeutsamere Dinge an, denn schließlich ist Alex noch immer designiertes Ratsmitglied und trägt die Last der Verantwortung, während noch immer Scharen an Weiß- wie Schwarzmagiern ihm und seinen Liebsten nach dem Leben – oder nun eben auch Ratsposten – trachten. Der findige Divinationsmagier weiß sich zwar wie eh und je zu helfen und hat es mittlerweile nahezu perfektioniert, mit der ihm zur Seite stehenden Anne auf telepathischem Wege zu kommunizieren, doch reichen derlei Taschenspielertricks womöglich diesmal nicht aus, sich aus der Affäre zu ziehen, denn vergangene Taten drohen ihm und Anne alsbald zum Verhängnis zu werden…

Rezension:

Es ist jetzt noch gar nicht so lange her, dass ich mir Der Geist von London zu Gemüte geführt habe und nun, mit Die Verdammten von London zum zehnten und hierzulande aktuellsten Band der Reihe aufschließe, die leider dann auch nach insgesamt zwölf Büchern beendet werden wird (beziehungsweise in Großbritannien logischer weise schon ist). Wüsste man – in dem Fall ich – es aber nicht besser, könnte man bereits hier denken, wir wären im Finale der Reihe angelangt, denn nachdem der Roman zunächst recht beschaulich beginnt (was der Autor in der Vergangenheit ja durchaus gern und öfter praktiziert hat), bricht ab einem gewissen Punkt die Hölle los und reißt in einen Strudel aus packenden wie schockierenden Entwicklungen, die teils das Leben von Alex Verus wirklich nachhaltig zu verändern imstande sind und nicht viel von dem, was man für gesetzt hält, beisammenhält. In dem Zusammenhang möchte ich allerdings auch dringend von der Lektüre des Klappentextes abraten, der schlichtweg viel zu viel von dem vorwegnimmt, was einen erwartet und das auch noch in einem falschen Licht präsentiert. Wer aber bereits die ersten neun Bände gelesen hat, dürfte sich ohnehin nicht erst von einem vergleichsweise schludrigen Klappentext "überreden" lassen müssen.

Kriege zwischen Magiern unterscheiden sich sehr von Kriegen zwischen Ländern. Kämpfen Länder miteinander, müssen sie durch die Stellungen der anderen Armee hindurch, wenn sie in feindliches Territorium vorstoßen wollen. Magier nicht. Mit Portalmagie können Angriffstruppen jederzeit und überall auftauchen, angreifen und dann wieder ans andere Ende der Welt verschwinden. Man sieht nie, dass Magier um die Kontrolle einer Brücke oder eines Bergpasses kämpfen, denn diese Orte einzunehmen, bewirkt nichts.

Das macht es mir zwar auch vergleichsweise schwer, über den Inhalt zu reden, ohne dabei gravierend zu spoilern, aber auch hier sollte gelten, dass nach neun Büchern keine Überzeugungsarbeit mehr geleistet werden muss. Stattdessen kann ich festhalten, dass Benedict Jacka immer besser darin geworden ist, den Taten seiner Figuren auch Konsequenzen folgen zu lassen, was nicht nur sie, sondern auch die sie umgebende Welt im Laufe der Zeit merklich verändert hat. So loten wir beispielsweise bei Alex schon länger seine moralischen Untiefen und Abgründe aus, denn ganz so gut und unschuldig, wie man ihn – oder er sich – gern wahrnehmen möchte, ist er nun beileibe nicht, doch auch Anne, Vari und Luna haben einiges hinter sich und nunmehr Erfahrungen auf dem Kerbholz, die man so schnell niemandem wünscht. Das alles vermag Jacka zu nutzen und gekonnt Rückgriff auf Vorangegangenes zu nehmen, um die Reihe mit Die Verdammten von London zu neuen Höhen zu führen und wirkliche Atemlosigkeit zu vermitteln, was die sich überschlagenden Ereignisse angeht.

Er starrte mich aus nur wenigen Schritten Entfernung an. Ich war größer als er, aber irgendwie fühlte es sich genau andersherum an: Da war eine Präsenz hinter ihm, wie ein Schatten, der über seinen Schultern aufragte. In seinen Augen stand ein seltsamer, gleichgültiger Ausdruck, als blickte etwas anderes durch sie hindurch. Schwarze Energie knisterte um seine Finger, aber er griff nicht an. »Ihr werdet dienen.« Seine Stimme klang normal, merkwürdig unpassend in diesem Umfeld. »Ihr beide …«

Das kommt umso überraschender, da sich der Band ausnahmsweise mal wieder ein wenig Zeit nimmt, um in die Gänge zu kommen, was aber durchaus schön und adäquat ist, zumal man Alex hier von einer ganz anderen Seite kennenlernt, denn in einer Beziehung war der bislang noch nie innerhalb der Buchreihe, was hier auch durchaus noch einmal thematisiert wird. Kommt man aber an einen gewissen Point-of-no-return, entwickelt sich Die Verdammten von London zu einem waschechten Page-Turner, den ich dann auch wirklich nur noch für die gröbsten Grundbedürfnisse zur Seite zu legen bereit war. Ansonsten hoffe ich natürlich, dass Benedict Jacka dieses dramaturgisch hohe Niveau für die letzten beiden Bände wird halten können (wonach es sich erst einmal anfühlt), so dass sich hieraus quasi ein literarisches Triptychon ergibt, das die Alex-Verus-Reihe zu einem würdigen Abschluss bringt. Mehr werden wir diesbezüglich ab Ende Januar 2024 wissen, denn dann erscheint mit Der Jäger von London der vorletzte Band der Urban-Fantasy-Reihe in deutscher Übersetzung bei Blanvalet und nach diesem fulminanten Ritt freue ich mich nun umso mehr, zu erfahren, wie es weitergeht!

Fazit & Wertung:

Mit Die Verdammten von London schwingt sich Benedict Jacka zu neuen Höhen auf und stürzt gleichzeitig seinen Protagonisten Alex Verus in ungeahnte Tiefen. Ein Page-Turner wie er im Buche steht und dramaturgisch ein echtes Brett, an dem sich die zwei noch folgenden Finalbände werden messen lassen müssen.

9 von 10 mehr oder minder wahrscheinlichen Zukunftssträngen

Die Verdammten von London

  • Mehr oder minder wahrscheinliche Zukunftsstränge - 9/10
    9/10

Fazit & Wertung:

Mit Die Verdammten von London schwingt sich Benedict Jacka zu neuen Höhen auf und stürzt gleichzeitig seinen Protagonisten Alex Verus in ungeahnte Tiefen. Ein Page-Turner wie er im Buche steht und dramaturgisch ein echtes Brett, an dem sich die zwei noch folgenden Finalbände werden messen lassen müssen.

9.0/10
Leser-Wertung 9/10 (1 Stimmen)
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Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite von Blanvalet. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.

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Die Verdammten von London ist am 19.07.23 im Blanvalet Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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