Review: Preacher | Staffel 4 (Serie)

Mehrfach nach hinten verschoben, kommt hier nun auch meine längst überfällige Kritik zur vierten und finalen Staffel dieser ungewöhnlichen Serie, die allerdings in ihrem vierten Jahr auch merklich ins Straucheln gerät an mancher Stelle.

Preacher
Staffel 4

Preacher, USA 2016-2019, ca. 44 Min. je Folge

Preacher | © AMC
© AMC

Serienschöpfer:
Sam Catlin
Evan Goldberg
Seth Rogen
Garth Ennis (Comic-Vorlage)
Showrunner:
Sam Catlin

Main-Cast:
Dominic Cooper (Jesse Custer)
Joseph Gilgun (Cassidy)
Ruth Negga (Tulip O’Hare)
Graham McTavish (The Saint of Killers)
Ian Colletti (Arseface)
Pip Torrens (Herr Starr)
Noah Taylor (Adolf Hitler)
Julie Ann Emery (Lara Featherstone)
Mark Harelik (God)
Tyson Ritter (Humperdoo / Jesus Christ)
in weiteren Rollen:
Miritana Hughes (Kamal)
Lachy Hulme (Frankie Toscani)
David Field (Archangel)
Aleks Mikic (Hoover Two)
Tom Brooke (Fiore)

Genre:
Fantasy | Mystery | Drama | Western

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Preacher | © AMC
© AMC

Nachdem Herr Starr die Festung Masada in der Wüste Israels eingenommen und Cassidy in seine Gewalt gebracht hat, setzen Jesse und Tulip natürlich alles daran, hinter die schwerbewachten Mauern der Festung zu kommen und ihren Freund zu befreien, was sich tatsächlich aber als schwieriger erweist als erwartet, zumal der anscheinend gar nicht unbedingt gerettet werden will. Während Herr Starr in Kontakt zu Gott steht, der eine ganz und gar ungewöhnliche Form der Apokalypse im Sinn hat, befindet sich der "Saint of Killers" – mit Eugene im Schlepptau – auch auf der Suche nach Gott, um ihn für seine Taten büßen zu lassen. In der Hölle derweil hat Hitler den Platz als deren oberster Herrscher eingenommen und steht kurz davor, mit niemand Geringerem als Jesus in Verhandlungen zu treten, was die nahende Apokalypse anbelangt. Unterdessen folgt Prediger Jesse einer Spur ans andere Ende der Welt, nicht ahnend, dass Gott ihn bereits ins Visier genommen hat…

Rezension:

Eigentlich hatte ich ja vor, die insgesamt zehn Episoden der vierten und bekanntermaßen finalen Staffel von Preacher relativ zeitnah zu deren Veröffentlichung zu schauen, aber letztlich hat es doch länger gedauert als gedacht und selbst hierzulande ist das Staffel- und somit Serienfinale schon vor einigen Wochen erschienen. Immerhin hatte meine Trödelei nun den Vorteil, dass ich nicht immer auf die Veröffentlichung der jeweils nächsten Folge warten musste, was in Anbetracht der Staffel an sich eine gute Sache gewesen ist, denn so sehr ich die Show um den Prediger und seine Gefährten schätze und lieben gelernt habe, krankt diese Season doch merklich an dem vorgezogenen, aber immerhin im Vorfeld bekannt gewordenen Ende, was Timing und Pacing angeht. Insbesondere die ersten Episoden nämlich wirken durchaus ein wenig verworren und so, als wenn die Autoren noch nicht genau wüssten, wie man nun binnen einer Staffel zu einem befriedigenden und überzeugenden Ende kommen könnte. Statt nun aber in die Eisen zu gehen und die Geschichte voranzupeitschen, wirkt vieles zu Beginn doch eher behäbig und teils regelrecht redundant, wenn sich Jesse und Tulip in Masada Zugang zu verschaffen versuchen, um Cassidy aus den Fängen des Grals zu befreien.

Szenenbild aus Preacher | © AMC
© AMC

Dieser Eindruck verflüchtigt sich zwar in den darauffolgenden Episoden ein Stück weit, doch irgendwie haftet es Preacher dennoch an, dass einerseits wahnsinnig viel gleichzeitig passiert, andererseits weniges wirklich vorankommt. Das hängt auch damit zusammen, dass sich die Show in ihrer Aufmachung einer ihrer größten Stärken überhaupt beraubt und sich auch erst spät wieder darauf besinnt, nämlich, das großartige Dreiergespann Jesse, Tulip und Cassidy im Team agieren zu lassen, so dass stattdessen der Prediger allein zu einer Art Wallfahrt aufbricht, Cassidy gefühlte Ewigkeiten in Gefangenschaft verbringt und aus tendenziell wenig nachvollziehbaren Gründen zunächst nicht einmal gerettet werden möchte, derweil Tulip auf eigene Faust ihr Ding durchzuziehen versucht. Damit aber nicht genug, gibt es bekanntermaßen eine ganze Handvoll wichtiger und zu berücksichtigender Figuren, so dass natürlich auch Herr Starr und Lara Featherstone ihre Screentime spendiert bekommen müssen, derweil Gott sich nun erstmalig aktiv und nachdrücklich ins Geschehen mischt. Ansonsten wären da natürlich noch Jesus sowie der frisch zum Herrscher der Hölle aufgestiegene Hitler und nicht zuletzt natürlich "Arseface" Eugene, der mittlerweile mit dem "Saint of Killers" die Lande unsicher macht und schlussendlich auch auf höchst unkonventionelle Weise den Kontinent wechselt.

Und ehrlich, Globalisierung schön und gut, aber wie hier alle Beteiligten in gefühlter Minutenschnelle von Amerika nach Australien du Israel und wieder zurück reisen, ist schon exemplarisch für die inszenatorische Hetze, die hier betrieben wird, um dem inhaltlichen Anspruch, noch "eben schnell" zu einem Ende zu kommen, gerecht zu werden. Dabei strotzt freilich auch diese Staffel Preacher wieder vor absurden bis im besten Sinne geschmacklosen Ideen, liefert reichlich Action, Splatter und Gore garniert mit tiefschwarzem Humor, doch wirken diese Episoden eben wie beliebig in das große Ganze gestreuselt, was zu einer gewissen Abwertung auf beiden Seiten führt, weil einfach nicht genug Zeit bleibt, um jeder Station auf der Route und jedem Handlungsstrang ausreichend Rechnung zu tragen. Nicht falsch verstehen, die Show macht auch in ihrem vierten Jahr noch Spaß, doch beispielsweise so genial durchkonstruiert wie noch die allererste Staffel der Chose wirkt hier kaum noch etwas. Dennoch, sowohl Dominic Cooper (Fleming) als auch Ruth Negga sowie nicht zuletzt Joseph Gilgun wissen in ihren Paraderollen einmal mehr zu überzeugen und sind selbst in Anbetracht der bevorstehenden Absetzung mit Einsatz und Feuereifer bei der Sache, derweil ihnen der zunehmend üppiger gewordene "Supporting Cast" diesbezüglich in nichts nachsteht.

Szenenbild aus Preacher | © AMC
© AMC

Schön auch, wie viel Zeit man noch auf die Entwicklung des von Pip Torrens verkörperten Herrn Starr verwendet, dessen zunehmend desolater körperlicher Zustand mich mehrfach hat laut lachen lassen, während auch die deutlich größere Rolle für Jesus beziehungsweise Humperdoo (Tyson Ritter) zu gefallen weiß. Noah Taylor (Powers) als Hitler allerdings wirkt hier weitestgehend verschenkt und auch für Eugene ist den Beteiligten nach vielversprechendem Start seiner Storyline nicht mehr viel Sinnstiftendes eingefallen, zumal er im eigentlichen Finale erwartungsgemäß keine Rolle spielt und folglich durch Abwesenheit glänzt, wenn es in Overture (4.09) sowie Das Ende der Welt (4.10) zu einem erfreulich epischen Showdown kommt, der dann zumindest die zweite Hälfte der finalen Folge noch darauf verwendet, lose Fäden zu verknüpfen und einen Blick in die Zukunft zu werfen. Frei nach dem Motto "Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende" bin ich aber allein schon dankbar, dass man Preacher nicht einfach mit einem Cliffhanger hat auslaufen lassen, sondern sich zumindest bemüht hat, hier verfrüht alles zusammenlaufen und kulminieren zu lassen, auch wenn das mit dem Timing und der allgemeinen Güte der Staffel nicht immer die glücklichste Herangehensweise gewesen sein mag. Trotz einer vergleichsweise schwachen Abschlussstaffel werde ich die Serie also in bester Erinnerung behalten, immer noch darüber staunend, wie derb und gotteslästerlich, respektlos und absurd man es dieser Tage in einer TV-Serie zugehen lassen kann, denn immerhin die Grenzen des guten Geschmacks und werden auch hier wieder so genüsslich gedehnt und strapaziert, wie es auch schon in den vorangegangenen drei Staffeln der Fall gewesen ist.

Fazit & Wertung:

Die vierte und letzte Staffel Preacher wirkt in ihrer Konzeption und Inszenierung durchaus durchwachsen und man merkt ihr das nahende/drohende Ende der Serie an, so dass nicht alle Handlungsstränge ausreichend gewürdigt werden und der allgemeine Fortgang doch zuweilen etwas konfus und gehetzt wirkt. Immerhin aber bietet die Serie ein zufriedenstellendes Ende und auch die Darsteller lassen sich nicht beirren und spielen mit spürbarer Freude in dieser zwar schwächelnden, aber immer noch ungemein unterhaltsamen, derben und schwarzhumorigen Staffel ihren jeweiligen Part.

7,5 von 10 durch das "Wort Gottes" manipulierten Menschen

Preacher | Staffel 4

  • Durch das "Wort Gottes" manipulierte Menschen - 7.5/10
    7.5/10

Fazit & Wertung:

Die vierte und letzte Staffel Preacher wirkt in ihrer Konzeption und Inszenierung durchaus durchwachsen und man merkt ihr das nahende/drohende Ende der Serie an, so dass nicht alle Handlungsstränge ausreichend gewürdigt werden und der allgemeine Fortgang doch zuweilen etwas konfus und gehetzt wirkt. Immerhin aber bietet die Serie ein zufriedenstellendes Ende und auch die Darsteller lassen sich nicht beirren und spielen mit spürbarer Freude in dieser zwar schwächelnden, aber immer noch ungemein unterhaltsamen, derben und schwarzhumorigen Staffel ihren jeweiligen Part.

7.5/10
Leser-Wertung 7.67/10 (3 Stimmen)
Sende

Episodenübersicht: Staffel 4

01. Masada (7,5/10)
02. Last Supper (7/10)
03. Verkommen (7/10)
04. Dienerin Des Herrn (7,5/10)
05. Über die Erde wandeln (7,5/10)
06. Phase 2: Eskalation (8/10)
07. Messiasse (8/10)
08. Gottesfurcht (7,5/10)
09. Overture (8,5/10)
10. Das Ende der Welt (8,5/10)

 
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Preacher | Staffel 4 ist seit dem 04.08.19 exklusiv bei Amazon Prime Instant Video verfügbar und erscheint demnächst sicherlich auch auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Sony Pictures. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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Eine Reaktion

  1. Stepnwolf 14. Dezember 2019

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