Review: Die Mörder von London | Benedict Jacka (Buch)

Mehrfach verschoben, kommt hier nun mal wieder eine Buch-Rezension, wobei es tatsächlich schon wieder einige Wochen her ist, dass ich Alex‘ neuestes Abenteuer gelesen habe. Aber sei es drum, entweder man folgt der Reihe oder hat schon vor einigen Büchern beschlossen, sie links liegen zu lassen.

Die Mörder von London
Alex Verus 7

Burned (Alex Verus 7), UK 2016, 480 Seiten

Die Mörder von London von Benedict Jacka | © Blanvalet
© Blanvalet

Autor:
Benedict Jacka
Übersetzerin:
Michelle Gyo

Verlag (D):
Blanvalet
ISBN:
978-3-734-16303-6

Genre:
Fantasy | Abenteuer

 

Inhalt:

»Hey, Talisid«, sagte ich und legte die Scheibe auf meinen Schreibtisch. »Was gibt’s?«
»Bist du allein?«
»Ja, warum…?«
»Es gibt keine gute Art, dir das mitzuteilen«, sagte Talisid. »Levistus hat dich zum Tode verurteilt. Du sollst in einer Woche hingerichtet werden.«

Es ist kurz vor Weihnachten und Divinationsmagier Alex Verus ahnt nichts Böses, obwohl er doch mit der Gabe gesegnet ist, in allerhand Zukünfte blicken zu können. Dennoch erwischt ihn die Nachricht, dass er ohne sein Beisein zum Tode verurteilt worden ist, gänzlich unvorbereitet und der einzige Lichtschimmer am Horizont dürfte sein, dass das Urteil erst in einer Woche vollstreckt werden kann, was ihm Zeit gibt, Pläne zu schmieden und womöglich das vermeintlich Unvermeidbare zu vereiteln. Weit schwerer für Alex wiegt allerdings, dass in den Augen des Rates sowohl Luna als auch Anne und Vari zu seinen Schutzbefohlenen zählen, denn die betrifft das Urteil ebenso, was Alex natürlich nicht auf sich beruhen lassen will. Bei seinem Versuch, sich gegen das Urteil zur Wehr zu setzen, wird ihm allerdings auch wieder schmerzlich bewusst, dass er sich durch seine Verweigerung, sich einer der herrschenden Fraktionen anzuschließen, im Laufe der Zeit mehr Feinde als Freunde gemacht hat…

Rezension:

Kaum vorzustellen, dass es sich bei Die Mörder von London bereits um den siebten Band der Alex-Verus-Serie handelt, doch genauso ist es und Benedict Jacka macht diesmal dramaturgisch nun wirklich keine Gefangenen, denn es dauert keine drei Seiten, bis die Mordanklage gegen Alex auf dem Tisch ist. Der hat nun eine läppische Woche Zeit, gegen den Ratsentscheid vorzugehen, der dummerweise auch Luna, Vari und Anne umfasst, da die in den Augen der Weißmagier zu seinen Schutzbefohlenen gehören. So verspricht der Band vom ersten Moment an einiges an Spannung und auch der von mir zuletzt kritisierte Umstand, dass die üppige Entourage von Alex oft ein Schattendasein führt, hat sich hier weitestgehend erledigt. Natürlich steht Ich-Erzähler Alex weiterhin im Zentrum der Ereignisse und bestreitet auch so manchen Kampf auf eigene Faust, doch ist hier bedeutend mehr Teamwork notwendig, um das drohende Unheil abzuwenden.

»Der Beschluss gilt für dich und diejenigen, die von dir abhängen«, sagte Talisid. »Das hat eine sehr besondere Bedeutung im Ratsrecht. Abhängig ist jeder, für den du die alleinige Verantwortung hast. Luna fällt in diese Kategorie, weil sie dein Lehrling ist. Anne und Variam auch, da du sie für das Lehrlingsprogramm sponserst.«

Allein bei der Fragestellung auch, wer das dem Divinationsmagier angetan haben könnte, verweist Jacka dann auch auf das mittlerweile üppige Figurenensemble, was nicht nur für Kontrahenten und Antagonisten gilt, sondern allgemein für die vielschichtige Magier-Gesellschaft, die im Verlauf der letzten Bände Gestalt angenommen hat. Besonders erfreulich ist hier auch die Rückkehr von Sonder, der sich in den vergangenen Abenteuern mehr als rar gemacht hat und noch immer nicht wieder auf gutem Fuß mit Alex steht. Fernab dessen aber, dass Jacka sich an all dem zu bedienen vermag, was er im Verlauf der letzten Bücher so aufgebaut hat, überzeugt er in Die Mörder von London schlichtweg mit einer tempo- und abwechslungsreichen Geschichte.

Längen oder dergleichen sucht man dabei vergebens und wer sich bisher für die Abenteuer von Alex Verus hat erwärmen können, dürfte auch von diesem Roman wieder angetan sein, der eben Stärken ausbaut und Schwächen weitestgehend ausspart. Nun ist Die Mörder von London natürlich nicht plötzlich hohe Literatur geworden, aber als einfallsreiche Urban-Fantasy, die eine zwar nicht gänzlich neuartige, aber durchaus konsistente Welt ersinnt, deren Regeln hier nachhaltig zum Tragen kommen, denn ausgerechnet dadurch, dass Alex sich jedweder Gruppenzugehörigkeit entzogen hat, macht er sich erst recht angreifbar. Nun wird es natürlich im größeren Kontext keine Überraschung sein, dass es Alex letztlich gelingt, der Hinrichtung zu entgehen, doch darf man sich darauf gefasst machen, dass die Geschehnisse hier sicherlich noch einige Zeit nachhallen und den Wahrsager beschäftigen werden, der zwar vieles, aber eben längst nicht alles vorhersehen kann.

Wie alle Divinatoren bin ich ein Denker. Stehe ich vor einem Problem, ist mein erster Instinkt, es in die Hand zu nehmen, hochzuhalten, herumzudrehen und aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Manchmal sehe ich die Antwort sofort, dann wieder braucht es mehr Arbeit, und ich bitte andere um Rat. Während ich das Problem mit jemandem durchspreche, bin ich nur halb bei der Diskussion. Die andere Hälfte zupft weiter an dem Problem herum, untersucht es im Licht der Vorschläge, wartet auf den Gedankenblitz, der eine Lösung bedeutet.

Diese Schilderungen der Blicke in die Zukünfte, das sogenannte Pfadwandeln, zählen auch hier wieder zu den erzählerischen Highlights, was sicherlich nicht von ungefähr kommt, denn natürlich handelt es sich um eines der prägendsten Alleinstellungsmerkmale der Reihe. Die hat nicht nur hierzulande merklich ihre Fans gefunden und so darf man sich schon einmal darauf freuen, dass uns noch fünf weitere Romane erwarten werden, die wohl auch künftig grob im Sechs-Monats-Rhythmus veröffentlicht werden sollen. Zwar ist damit ein Ende der Reihe zwar abzusehen, aber noch weit entfernt am Horizont und bis dahin kann man erst einmal viel Freude an Die Mörder von London haben, der Alex einiges abverlangt und bei aller Ernsthaftigkeit und Dringlichkeit nichts an Unterhaltungswert und (trockenem) Humor einbüßt. Begeisternd ist allerdings vor allem das vielversprechend offene, die Karten neu mischende Finale.

Fazit & Wertung:

Auch Die Mörder von London reiht sich nahtlos in die durchweg überzeugende Alex-Verus-Serie, wobei hier das Tempo noch einmal merklich anzieht, denn es dauert keine drei Seiten, bis Protagonist Alex in wortwörtlicher Lebensgefahr schwebt. So verspricht dieser Urban-Fantasy-Roman nicht nur reichlich Action und Spannung, sondern stellt auch die Weichen für die kommenden Abenteuer des Divinationsmagiers.

8 von 10 mehr oder minder wahrscheinlichen Zukunftssträngen

Die Mörder von London

  • Mehr oder minder wahrscheinliche Zukunftsstränge - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

Auch Die Mörder von London reiht sich nahtlos in die durchweg überzeugende Alex-Verus-Serie, wobei hier das Tempo noch einmal merklich anzieht, denn es dauert keine drei Seiten, bis Protagonist Alex in wortwörtlicher Lebensgefahr schwebt. So verspricht dieser Urban-Fantasy-Roman nicht nur reichlich Action und Spannung, sondern stellt auch die Weichen für die kommenden Abenteuer des Divinationsmagiers.

8.0/10
Leser-Wertung 7/10 (2 Stimmen)
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Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite von Blanvalet. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.

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Die Mörder von London ist am 15.11.21 im Blanvalet Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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