Review: Baby Driver (Film)

Da wäre ich auch schon wieder und läute mit einem coolen Streifen das Wochenende ein, auch wenn ich mir auch hier wieder ein wenig mehr versprochen hatte nach dem Hype, wohingegen ich andererseits unterschwellig die Befürchtung hatte, mit dem Film gar nicht warm werden zu können, was sich zum Glück aber schnell erübrigen sollte.

Baby Driver

Baby Driver, UK/USA 2017, 112 Min.

Baby Driver | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

Regisseur:
Edgar Wright
Autor:
Edgar Wright

Main-Cast:

Ansel Elgort (Baby)
Kevin Spacey (Doc)
Lily James (Debora)
Eiza González (Darling)
Jon Hamm (Buddy)
Jamie Foxx (Bats)
Jon Bernthal (Griff)

Genre:
Action | Krimi

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Baby Driver | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

Baby verdingt sich – wenn auch unfreiwillig – als Fluchtwagenfahrer der Unterwelt von Atlanta und chauffiert auf Weisung seines Bosses Doc stetig Gangster vom Ort des Verbrechens zu nahegelegenen Parkhäusern zwecks Wagentausch. Dabei mutet Baby manchem der Ganoven durchaus dubios an, sieht man ihn schließlich kaum ohne Sonnenbrille, vor allem aber nicht ohne Kopfhörer in den Ohren, die ihm eine nicht nur leicht desinteressiert wirkende Attitüde verleihen. Sitzt Baby aber erst einmal am Steuer, sind alle Sorgen vergessen, denn hinterm Lenkrad kann niemand so schnell dem abgebrühten Jungen das Wasser reichen. Als sein Schuldenberg bei Doc sich aber aufzulösen beginnt und Baby sich zudem in die attraktive Kellnerin Debora verguckt, beginnt er vom Ausstieg aus dem Geschäft zu träumen, nicht ahnend, dass Doc da ganz andere Pläne für ihn hat…

Rezension:

Im Fall von Edgar Wrights Baby Driver war es eine verquere Mischung aus euphorischer Vorfreude und abgeklärtem Realitätssinn, die mich in Kombination mit den teils überschwänglich lobenden, teils mäßigen bis vernichtenden Kritiken irgendetwas zwischen Kult-Hit und Rohrkrepierer haben erwarten lassen und tatsächlich liegt die Wahrheit hier wie so oft irgendwo dazwischen, so dass Wrights Film für mich weder zum Instant-Klassiker taugt, noch mich maßgeblich enttäuscht hätte in dem, was ich mir von dem Film erwartet hatte. Denn ähnlich differenziert wie die Stimmen zu dem Heist-Thriller mit mehr als nur musikalischem Einschlag sind es eben auch die Versatzstücke, derer Edgar Wright (The World’s End) sich bedient, um aus der mit dem mir bis dato völlig unbekannten Ansel Elgort in der Hauptrolle besetzten Chose ein unterhaltsam-kurzweiliges, über die Maßen stilergebenes Gangster-Filmchen zu drehen, dessen Handlung sich auf einer Diner-Serviette niederschreiben ließe, das aber mit seinem unbedingten Stilwillen und der irritierend vielschichtigen Songauswahl ein paar dringend benötigte Coolness-Punkte absahnt.

Szenenbild aus Baby Driver | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

So gibt bereits die Eröffnungssequenz im sprichwörtlichen Sinne den Takt vor, wenn Baby im Rhythmus der auf seinen Kopfhörern erklingenden Musik auf dem Lenkrad trommelt, die Scheibenwischer sich im Schwung des Songs zu bewegen scheinen und selbst die sich anschließende Verfolgungsjagd weniger den adrenalingetränkten Stil anderer Filme kopieren, sondern wie ein sorgsam arrangiertes und choreografiertes Kunststück wirken, was sich an vielen weiteren Szenen im Film belegen lässt, wobei hier Elgorts Taktgefühl nicht unerheblich zur stilsicheren Inszenierung beiträgt, denn einen munteren wie exaltierten Lauf quer durch die Stadt – um Kaffee zu holen – mit derartiger Souveränität und gefühlt spontanen Tanzeinlagen (und Ausweichmanövern) zu inszenieren, hat sicherlich einiges an Vor- und Nachbereitung bedurft, funktioniert im fertigen Film aber aufs Trefflichste, was im Übrigen aber auch bitter nötig ist, denn wie gesagt, lockt die Story des in Ungnade gefallenen, sich unfreiwillig als Fluchtfahrer verdingenden, sich mit allerhand garstigen Gangstern abgeben müssenden Jungen kaum jemand hinter dem Ofen hervor und Wright wird ebenso bewusst wie gewollt eine Liebesbeziehung zu ausgerechnet einer Kellnerin forciert haben, denn näher könnte man am Klischee wohl kaum sein. Dabei verfolgt Baby Driver nicht einmal den Ansatz, mit diesen Klischees zu brechen und gibt sich fernab seiner nicht immer funktionierenden coolen Sprüche unerwartet geerdet und ernst, wobei natürlich auch Wright in einzelnen Passagen über die Stränge zu schlagen versucht ist und sich spätestens im letzten drittel dies auch spürbar häufiger traut, doch bis dahin bekommt man wahrhaftig eine nur rudimentär ausgearbeitete, dafür aber in Sachen Song-Auswahl bis ins letzte Eckchen ausgearbeitete Gangstergeschichte offeriert, deren Versatzstücke in wirklich jedem beliebigen Film des Genres Platz finden würden. Gut für Wright und seine Crew, dass – zumindest in meinen Augen – der Ansatz, diesen thematischen Unterbau für einen sich im Grunde als Musikfilm verstehenden streifen zu nutzen, dann doch die meiste Zeit so gut aufgeht, derweil sich insbesondere Elgort als unerwartet charismatisches Zugpferd für die Erzählung entpuppt und sich durchaus mit den Schauspielgrößen messen kann, die sich hier die Klinke in die Hand geben.

Im Zuge jüngster Ereignisse und Vorwürfe wäre man natürlich versucht, insbesondere über Kevin Spaceys (Elvis & Nixon) Beteiligung an dem Film den Mantel des Schweigens zu breiten, doch von einer objektiven Warte aus betrachtet vermag er seiner Figur des Unterwelt-Bosses Doc eine inhärente Bedrohlichkeit zu verleihen, die nicht von ungefähr sozusagen durch die Realität als Subtext eine ungeahnte neue Stufe erreichen. Großes Highlight des Films war für mich aber ohne Frage Jon Hamm (A Young Doctor’s Notebook) als zunehmend durchdrehender Gangster Buddy, dem diese Rolle wohl auch quasi auf den Leib geschrieben worden ist. Jamie Foxx (Django Unchained) mag da im direkten Vergleich die weniger denkwürdigere Rolle zugefallen sein, doch zumindest anfänglich weiß er sich als Alphatier innerhalb der Gangster-Hierarchie zu profilieren und gefällt kaum minder gut, zumal sämtliche Akteure sichtlichen Spaß an ihren Fieslings-Rollen hatten. Weniger fordernd, dafür bezaubernd fällt die Rolle von Lily James (Stolz und Vorurteil und Zombies) als Love-Interest Debora aus, wobei man hier wohl noch am deutlichsten merkt, inwieweit sich Baby Driver Filmen der "alten Schule" verpflichtet fühlt, denn so zeitlos manche Einstellungen, die Klamotten und die Musik auch sein mögen, wirkt das Gefälle aus tatkräftigem, draufgängerischen Kerl, der die völlig unbedarfte, ja regelrecht hilflose arme Frau rettet, schon reichlich überholt, doch immerhin vermag Wright da gen Ende ein Stück weit gegen aufzubegehren.

Szenenbild aus Baby Driver | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

Entsprechend mag man auch diesen Film dem weiten Feld der "Style over Substance"-Vertreter zurechnen, wobei man ihm diesbezüglich zugutehalten kann, dass anscheinend kaum CGI bei den Autoverfolgungsjagden zum Einsatz gekommen ist und auch die Shootouts – so übertrieben sie auch manchmal wirken mögen – angenehm handgemacht daherkommen, während sich das Tempo des Films durchaus zu steigern weiß, dabei aber nie vergisst, alles mit dem passenden Song und Rhythmus abzumischen. Kleine, auf Coolness setzende Gags und One-Liner runden das Filmerlebnis dabei durchaus zufriedenstellend ab, lassen aber auch ein wenig enttäuscht zurück, denn irgendwie hatte auch ich mir nach all der Euphorie und dem Namen Edgar Wright meinen nächsten Lieblingsfilm erhofft und stattdessen "nur" überaus unterhaltsame zwei Stunden bekommen, die vornehmlich durch ihren unbedingten Stilwillen, die souveräne Musikauswahl und das glänzend aufspielende Ensemble bestechen.

Fazit & Wertung:

Edgar Wright mag sich mit Baby Driver einen Herzenswunsch erfüllt haben, doch der große Wurf ist ihm leider nicht geglückt, denn so sehr die Prämisse eines sich gänzlich der Coolness des Moments unterordnenden Films, der von seiner Musik mehr zehrt als von seiner Handlung, auch reizen mag, besteht eben der eigentliche Plot des Films aus kaum mehr als munter zusammengewürfelten Versatzstücken des Genres, die zwar ohne Frage frisch und peppig arrangiert werden, im Kern aber auch wenig Überraschungen bereithalten und damit zu erzählerischem Leerlauf führen, der durch coole Musik allein nicht überdeckt werden kann. Ein großer Spaß ist die adrenalingeschwängerte und vor allem zum Ende hin ordentlich aufdrehende Chose aber allemal.

7,5 von 10 musikalisch untermalten Verfolgungsjagden

Baby Driver

  • Musikalisch untermalte Verfolgungsjagden - 7.5/10
    7.5/10

Fazit & Wertung:

Edgar Wright mag sich mit Baby Driver einen Herzenswunsch erfüllt haben, doch der große Wurf ist ihm leider nicht geglückt, denn so sehr die Prämisse eines sich gänzlich der Coolness des Moments unterordnenden Films, der von seiner Musik mehr zehrt als von seiner Handlung, auch reizen mag, besteht eben der eigentliche Plot des Films aus kaum mehr als munter zusammengewürfelten Versatzstücken des Genres, die zwar ohne Frage frisch und peppig arrangiert werden, im Kern aber auch wenig Überraschungen bereithalten und damit zu erzählerischem Leerlauf führen, der durch coole Musik allein nicht überdeckt werden kann. Ein großer Spaß ist die adrenalingeschwängerte und vor allem zum Ende hin ordentlich aufdrehende Chose aber allemal.

7.5/10
Leser-Wertung 8/10 (1 Stimme)
Sende

Meinungen aus der Blogosphäre:
Der Kinogänger: 9/10 Punkte
moviescape.blog: 6/10 Punkte

Baby Driver ist am 04.12.17 auf DVD, Blu-ray und 4K UHD Blu-ray bei Sony Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

Sharing is Caring:

Kommentare (2)

  1. bullion 2. März 2018

Hinterlasse einen Kommentar