Review: November Criminals (Film)

Auch für diesen Donnerstag habe ich mal wieder einen mittelprächtigen Film rausgesucht, über den wir mal kurz sprechen können, bevor es morgen wieder weit lohnender wird, was meine persönliche Filmauswahl betrifft.

November Criminals

November Criminals, USA 2017, 86 Min.

November Criminals | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

Regisseur:
Sacha Gervasi
Autoren:
Steven Knight (Drehbuch)
Sacha Gervasi (Drehbuch)
Sam Munson (Buch-Vorlage)

Main-Cast:
Ansel Elgort (Addison Schacht)
Chloë Grace Moretz (Phoebe)
in weiteren Rollen:
David Strathairn (Theo Schacht)
Catherine Keener (Fiona)

Genre:
Krimi | Drama | Mystery

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus November Criminals | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

Vor einem guten halben Jahr hat der eigenbrötlerische Teenager Addison seine Mutter verloren und schickt sich nun an, von der Highschool aufs College zu wechseln, doch diese Tage werden überschattet von dem Mord an Mitschüler Kevin Broadus, der in einem Coffee Shop erschossen wird, kurz nachdem Addison von ihm dort noch bedient worden ist. Obwohl sich die beiden kaum näher kannten, nimmt er die Sache persönlich und stößt sich vor allem daran, dass die Angelegenheit seitens Polizei als Gang-Verbrechen abgetan wird. Gemeinsam mit seiner Freundin Phoebe beginnt er, auf eigene Faust zu ermitteln und auch an seiner Schule auf das Thema aufmerksam zu machen. Während Phoebe ich aber noch zu bremsen versucht, zieht er sich sowohl den Unmut seines Rektors als auch des ermittelnden Beamten zu, derweil er drauf und dran ist, sich selbst in Gefahr zu bringen, als er zunehmend in die kriminelle Unterwelt vorstößt, um zu erfahren, warum Kevin hat sterben müssen…

Rezension:

Nach der Betrachtung von November Criminals kann ich wieder einmal ruhigen Gewissens attestieren, dass ein hübsches Cover und zwei vielversprechende HauptdarstellerInnen leider noch lange keinen guten Film ergeben, was hier wohl mehr denn je daran gelegen haben mag, dass Regisseur Sacha Gervasi fünf Jahre nach seinem letzten Film Hitchcock nicht so recht gewusst hat, wohin er mit seiner Geschichte eigentlich konkret will. Zudem scheint mir diese für ihre zahlreichen Themen mit unter 90 Minuten Laufzeit doch arg knapp bemessen, wodurch das Geschehen arg komprimiert und verkappt wirkt, wenn man versucht, einerseits Coming-of-Age-Story, andererseits Teenie-Krimi sein zu wollen, der mit seinem gefälligen Look eher bemüht cool und retro wirkt, als es wirklich zu sein. So hat beispielsweise Hauptfigur Addison Schacht ein ausgeprägtes Faible für alte Camcorder und benutzt lieber Pager, während er sich einem eigenen Handy verweigert, obwohl er gut eins gebrauchen könnte, was dem Film vielleicht einen zeitlosen oder altmodischen Anstrich hat verleihen sollen, stattdessen aber nur aufgesetzt und undefiniert wirkt.

Szenenbild aus November Criminals | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

Ebenso aufgesetzt und mehr durch Taten demonstriert wird die Beziehung zwischen ihm und Phoebe, so dass es dort kaum so etwas wie Prickeln oder echte Chemie zu entdecken gibt, zumal die gegenseitige Zuneigung ohnehin zunehmend in den Hintergrund rückt, wenn mehr Platz für den gefälligen Part der Ermittlungen auf eigene Faust benötigt wird, wodurch dann auch gleich Phoebe-Darstellerin Chloë Grace Moretz (Let Me In) zeitweilig von der Bildfläche verschwindet. Der Fall als solcher wirkt allerdings auch eher profan und reißt nicht wirklich vom Hocker, wenn Addison sich – wie schon Dutzende Male erlebt – mit dubiosen Dealern und Gangstern einlassen muss, um bei seiner privaten Detektivarbeit voranzukommen, zumal der spät offenbarte Grund, weshalb sich Retro-Fan und Freizeit-Rebell Addison so in die Sache hineinsteigert, doch reichlich konstruiert und ungelenk wirkt. Dieses Thema zieht sich so leider durch die gesamte Dramaturgie und während November Criminals gerne von Familien-Drama über Teenie-Romanze bis hin atmosphärischem Crime-Thriller gerne einmal alles wäre, ist er doch nichts davon so richtig und überzeugt folglich nur in einzelnen Szenen und Einstellungen, nie aber als Ganzes.

Umso verwunderlicher ist das für mich einmal mehr, da hier neben Gervasi – der zum Regieposten auch gleich noch am Drehbuch mitgemischt hat – auch Steven Knight als Drehbuchautor an Bord gewesen ist, der von No Turning Back über Im Netz der Versuchung bis hin zu Taboo schon einiges an interessanten und spannenden Skripts rausgehauen hat. Vor allem aber basiert November Criminals auf dem gleichnamigen Bestseller von Sam Munson oder hat sich zumindest von selbigem inspirieren lassen und da würde man doch meinen, dass die Verantwortlichen das nötige Handwerkszeug an der Hand gehabt hätten, um einen überzeugenden und funktionierenden Streifen zu produzieren. Tatsächlich aber ist es im Grunde einzig die Besetzung, die hier so manches Mal den Karren gerade noch so aus dem Dreck zu ziehen vermag, allen voran natürlich Ansel Elgort (Baby Driver), der nonchalant über die klischeehafte Ausgestaltung seiner Figur hinwegtäuscht und routiniert die durchwachsene Story zu schultern vermag. Mehr noch als das Zusammenspiel zwischen ihm und Moretz vermögen allerdings die gemeinsamen Szenen mit David Strathairn (The Expanse) zu überzeugen, der hier als Addisons alleinerziehender Vater Theo in Erscheinung tritt, denn ihm und Elgort gelingt es tatsächlich in nur wenigen Szenen und oft genug ohne Worte, die schwierige und von Trauer über die verstorbene Mutter beziehungsweise Ehefrau überschattete Beziehung spürbar zu machen, was eines der gelungensten Elemente des Films darstellt.

Szenenbild aus November Criminals | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

Ansonsten aber gibt es wenig Überraschendes und auch wenig Innovatives an der Film-Front und die meiste Zeit präsentiert sich November Criminals eben mehr als Konglomerat diverser anderer Filme, die allerdings dahingehend weit überzeugender geraten sind, dass sie sich einem einzigen Thema verschreiben und eben nicht versuchen, binnen anderthalb Stunden quasi sämtliche Genres und Ansätze durchzuexerzieren. So wirkt die von Gervasi inszenierte Buch-Adaption die meiste Zeit dramaturgisch wie inhaltlich ungemein bemüht und verspielt durch diese verkopft-konstruierte Art der Darbietung natürlich genau die Dynamik und Authentizität, die aus dem Film etwas Lohnens- und Sehenswertes hätten machen können, der so leider nur wie schlecht kopiert und arrangiert wirkt.

Fazit & Wertung:

Regisseur Sacha Gervasi bemüht sich in November Criminals gemeinsam mit seinem Co-Drehbuchautor Steven Knight so sehr darum, von Teenie-Romanze über Coming-of-Age-Drama bis hin zu düsterem Thriller möglichst viele Ansätze unter einen Hut zu bringen und das Ganze noch mit reichlich Retro-Charme zu veredeln, dass das Endergebnis selten wie aus einem Guss, reichlich überfrachtet und deutlich zu gewollt wirkt. Was bleibt, sind gelungene Einzelszenen und eine überzeugende Besetzung.

5 von 10 mit dem Camcorder festgehaltene Momente

November Criminals

  • Mit dem Camcorder festgehaltene Momente - 5/10
    5/10

Fazit & Wertung:

Regisseur Sacha Gervasi bemüht sich in November Criminals gemeinsam mit seinem Co-Drehbuchautor Steven Knight so sehr darum, von Teenie-Romanze über Coming-of-Age-Drama bis hin zu düsterem Thriller möglichst viele Ansätze unter einen Hut zu bringen und das Ganze noch mit reichlich Retro-Charme zu veredeln, dass das Endergebnis selten wie aus einem Guss, reichlich überfrachtet und deutlich zu gewollt wirkt. Was bleibt, sind gelungene Einzelszenen und eine überzeugende Besetzung.

5.0/10
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November Criminals ist am 25.01.18 auf DVD und Blu-ray bei Sony Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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