Marvel Cinematic Universe
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Während heute das zweite Solo-Abenteuer von Doctor Strange nach kurzem Kino-Abstecher bei Disney+ landet, hole ich jetzt erst einmal die multidimensionale Chose nach, bei der der gute Zauberer nur die zweite Geige spielt. Und auch wenn die Geheimnisse mittlerweile gemeinhin bekannt sein dürften (und meine Rezension gewohnt spoilerfrei daherkommt) sei darauf hingewiesen, dass die gleich folgende Besetzungsliste an sich natürlich schon ein gravierender Spoiler sein kann, wenn man sich gewisse Überraschungen nicht verderben will.
Spider-Man:
No Way Home
Spider-Man: No Way Home, USA 2021, 148 Min.
© Sony Pictures
Jon Watts
Chris McKenna
Erik Sommers
Zendaya (MJ)
Benedict Cumberbatch (Doctor Strange)
Jacob Batalon (Ned Leeds)
Jon Favreau (Happy Hogan)
Jamie Foxx (Max Dillon / Electro)
Willem Dafoe (Norman Osborn / Green Goblin)
Benedict Wong (Wong)
Tony Revolori (Flash Thompson)
Marisa Tomei (May Parker)
Andrew Garfield (Peter Parker / Spider-Man)
Tobey Maguire (Peter Parker / Spider-Man)
Action | Abenteuer | Science-Fiction
Trailer:
Inhalt:
© Sony Pictures
Peter Parker ist fassungslos, dass J. Jonah Jameson tatsächlich der Öffentlichkeit verkündet hat, dass er Spider-Man ist. Schnell werden erste Passanten auf den Netzschwinger aufmerksam und gemeinsam mit MJ tritt er die Flucht nach vorn an. Dumm nur, dass natürlich schnell ermittelt ist, wo Peter mit seiner Tante May wohnt und bald kreisen die ersten Helikopter am Himmel. Anwaltliche Konsultation fördert zwar schnell zutage, dass Peter zumindest juristisch kaum etwas zu befürchten hat, doch ändert das natürlich nichts daran, dass nun die gesamte Welt seine Geheimidentität kennt. Weit schwerer wiegt dann aber, dass nicht nur er, sondern auch MJ und Ned vom MIT aufgrund der "aktuellen Situation" abgewiesen werden, denn die können ja schließlich wirklich nichts für sein Superheldendasein. Entsprechend wendet sich Peter in seiner Verzweiflung an den Zauberer seines Vertrauens, seinen Avengers-Kollegen Doctor Strange. Der hat schnell den passenden Spruch zur Hand, die Leute vergessen zu lassen, dass Peter Parker Spider-Man ist, doch letztlich geht der Zauber gehörig schief und lockt interdimensionale Bekanntschaft von Peter Parker an, angefangen mit dem tentakelbewehrten Doc Ock, der sich allerdings an einen ganz anderen Peter zu erinnern meint…
Rezension:
Mit der Doppelspitze aus Infinity War und Endgame hat Marvel bekanntermaßen einen Höhepunkt der mehr als eine Dekade währenden Erfolgsgeschichte kreiert, der sich schwerlich toppen, geschweige denn so einfach wiederholen lassen würde. Man könnte meinen, es nun erst einmal wieder etwas ruhiger angehen zu lassen, wäre das Mittel der Wahl, doch machte bereits das Finale von Spider-Man: Far From Home mehr als deutlich, dass man andere Wege zu gehen gedenkt. Auch wenn zu diesem Zeitpunkt – der Film ist zugleich offizielles Ende der fulminanten dritten Phase des MCU – noch niemand ahnen konnte, dass man einerseits pandemiebedingt zu einer durchaus signifikanten Durststrecke verdammt sein würde, andererseits, was die Verantwortlichen rund um Mastermind Kevin Feige für Spider-Man: No Way Home als Abschluss der Trilogie wirklich planen würden. Und auch wenn im Vorfeld viele Gerüchte die Runde gemacht haben, sich manches als wahr, manches als haltlos entpuppt hat, neige ich natürlich zu einer spoilerfreien Betrachtung des Films, wobei zumindest die Tatsache, dass sich der Film nunmehr dem Multiversum öffnet, mit dem wir uns seit und dank Loki "herumschlagen", ein offenes Geheimnis ist und quasi unabdingbar, um überhaupt ein paar Worte zu dem Film verlieren zu können.
© Sony Pictures
Dieser wurde übrigens – und das ist für sich schon bemerkenswert – erneut von Jon Watts inszeniert, der auch schon bei beiden Vorgängern auf dem Regiestuhl Platz genommen und somit die gesamte Trilogie betreut hat. Gleiches gilt für das Drehbuch-Duo Chris McKenna und Erik Sommers, die sich – unter Beibehaltung ihres flapsig-leichtfüßigen Erzählstils im Geiste einer Teenie-Komödie – auch dramaturgisch mehrfach zu übertreffen wissen, denn was als beinahe hektisch geschnittene Screwball-Comedy beginnt, wächst sich schnell zu einem veritablen Drama aus. Dabei wirkt sich begünstigend aus, dass No Way Home beginnt, wo Far From Home endet, denn quasi vom ersten Moment an ist sprichwörtlich die Kacke am Dampfen und Peter auf der Flucht, was natürlich sehr dem Tempo und Verve des Ganzen zugutekommt. Von diesem beschwingten ersten Teil (der auch schon die eine oder andere Überraschung parat hält) wird man sich zwar beizeiten ein wenig verabschieden müssen, doch wird es von da an im selben Maße episch wie packend. Schon der erste richtige Trailer seinerzeit dürfte bei vielen Gänsehaut verursacht haben, als der erneut von Alfred Molina (Whiskey Tango Foxtrot) verkörperte Doc Ock in Erscheinung trat und mit einem simplen "Hallo Peter" die Brücke zu der gefeierten Spider-Man-Trilogie von Sam Raimi schlug, was auch im Film noch einen mehr als denkwürdigen, unter die Haut gehenden Moment darstellt.
© Sony Pictures
Damit an Vorab-Informationen nicht genug, war ebenso im Vorfeld klar, dass auch Jamie Foxx zurückkehren würde und somit auch die auf halber Strecke mit Rise of Electro Schiffbruch erlittene Filmreihe The Amazing Spider-Man aus der Mottenkiste holt. Da allein kommt natürlich schon einiges an Fan-Service zusammen und ohnehin scheint sich Spider-Man: No Way Home auf die Fahnen geschrieben zu haben, Dinge im Film zu realisieren, die früher nur in Comic-Form möglich gewesen wären, denn diese Art Crossover, noch dazu mit durchaus namhafter – und nicht neu besetzter! – Beteiligung, wäre bis vor kurzem undenkbar gewesen, gerade, wenn man dann noch die prekäre Rechte-Situation im speziellen Fall des Spinnenmannes berücksichtigt, der sozusagen halb zu Sony, halb zu Marvel gehört (weshalb es seine Filme auch noch nicht bei Disney+ zu sehen gibt). Wer nun aber meint, Kniffe wie der, Doc Ock und Electro zurückzubringen, verkämen zum reinen Selbstzweck oder würden keiner im Kontext der Erzählung logischen Narrative folgen, wird sich schnell eines Besseren belehrt sehen, auch wenn natürlich die Rückkehr gleich mehrerer ikonischer Schurken freilich genutzt wird, um es ab und an auch mal ordentlich krachen zu lassen.
Wie schon bei den Vorgänger-Spider-Man-Filmen aber liegt da gar nicht mal unbedingt der Fokus und Schwerpunkt der Geschichte (wenn man einmal vom obligatorisch-krawalligen Finale absieht, dass es in jedem Marvel-Film wohl auch einfach geben muss), denn im Kern handelt es sich auch hier, obwohl Peter bereits im All und an der Seite von Zauberern und Helden gegen Außerirdische gekämpft hat, um eine Coming-of-Age-Geschichte. Und da stehen dann eben Sorgen des Erwachsenwerdens – der Begriff trägt es ja in sich – weit mehr im Vordergrund als Wunsch und Wille, die Welt zu retten, zumal das hier ja gar nicht vonnöten ist und sich Spider-Man: No Way Home trotz imposanter Aufmachung und Inszenierung bedeutend kleinteiliger gibt, denn im Grunde geht es um eine persönliche Fehde, welche die Spider-Man-Kontrahenten zu bestreiten gedenken, derweil es für Peter darum geht, seinem ausgeprägten moralischen Kompass treu zu bleiben. Das führt schnell zu einer Art kleinerem Zerwürfnis mit einem gewissen Zauberer, der doch deutlich rabiatere Schritte beim interdimensionalen Besuch zu ergreifen trachtet, was für Peter allerdings keine Option darstellt, als er deren (drohendes) Schicksal zu begreifen beginnt. Allein dieser Plot-Aufhänger hätte anderswo schnell aufgesetzt und fadenscheinig wirken können, doch im Kontext von Spider-Man – Stichwort "Aus großer Kraft folgt große Verantwortung." – passt es, weil sich der Netzschwinger schon immer auch darüber definiert hat, wie er mit seinen Kräften umgeht und was er mit ihnen zu erreichen versucht. Und angesichts der brisanten Lage muss Peter Parker nun schließlich und endlich – man möchte fast sagen notgedrungen – erwachsen werden, was einerseits über den Zeitraum von drei Filmen hinweg eine wirklich klare, nachvollziehbare Entwicklung ergibt, andererseits nun endlich auch diesem Peter Parker sozusagen seinen Onkel-Ben-Moment spendiert, ohne dass der dafür in dieser Realität überhaupt existieren muss.
© Sony Pictures
Apropos Realität, kokettiert der Film natürlich ansonsten enorm mit den Möglichkeiten, die sich ihm bieten und so ist es Insbesondere Watts, McKenna und Sommers hoch anzurechnen, dass er an diesem Ansatz nicht zerschellt und zerbricht, denn wie schnell hätte aus dem Projekt ein seelenloses, auf den reinen Selbstzweck bedachtes Schaulaufen werden können? Diese Frage bleibt zum Glück rhetorisch, derweil ich für meinen Teil – ungeachtet der Wendungen, Überraschungen, Auftritte und Ereignisse – am meisten davon beeindruckt gewesen bin, welch emotionale Wucht Spider-Man: No Way Home im letzten Drittel entfaltet. Da wirkt dann der reißerisch inszenierte Endkampf, ohne den man halt nicht auskommt, eher wie ein Hintergrundrauschen für Szenen, die ungleich intimer und gewichtiger sind, ganz so, wie auch der Film als solcher auf einer eher nachdenklichen Note endet, gleichsam nicht verhehlend, dass die Pforten zum Multiversum nunmehr weit offenstehen, was immer das auch für die Zukunft bedeuten mag.
Spider-Man: No Way Home
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Draufgängerische Heldentaten - 9.5/10
9.5/10
Fazit & Wertung:
Allein die Gerüchteküche hat natürlich im Vorfeld die Erwartungen an Spider-Man: No Way Home in unermessliche Höhen geschraubt und es spricht doch sehr für das erneut von Jon Watts inszenierte Ergebnis, dass diese Erwartungen teils noch übertroffen werden. Denn was als harmlose Screwball-Comedy beginnt, wandelt sich schnell zu einem rund zweieinhalbstündigen Reigen purer Kino-Magie, nicht nur voller Witz und Action, sondern vor allem auch reichlich Emotion!
Spider-Man: No Way Home ist am 12.04.22 auf DVD, Blu-ray und 4K UHD Blu-ray bei Sony Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
DVD:
Blu-ray:
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