Review: The World’s End (Film)

Wie ihr euch denken könnt, habe ich in den vergangenen Tagen wieder fleißig in der neuen Wohnung gewerkelt und deshalb nichts von mir hören lassen, aber sonntags muss es natürlich standesgemäß einen neuen Artikel geben und auch der nächste Media Monday harrt freilich seiner Entwicklung, wobei ich hoffe, dass es nun zu weniger Problemen beim Kommentieren kommen wird als noch in der letzten Woche. Und für alle die sich das fragen, mit dem Umzug liege ich nicht in den letzten Zügen, denn einem glücklichen Umstand zum Dank haben wir einige Zeit, selbigen zu planen und durchzuführen, weshalb all das, was ich in den letzten Wochen gewerkelt und geschleppt habe noch unter Vorarbeit zu verbuchen ist. Jetzt aber genug mit dem Gerede, widmen wir uns:

The World’s End

The World’s End, UK 2013, 109 Min.

The World's End | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Regisseur:
Edgar Wright
Autoren:
Simon Pegg
Edgar Wright

Main-Cast:
Simon Pegg (Gary King)
Nick Frost (Andy Knightley)
in weiteren Rollen:
Paddy Considine (Steven Prince)
Martin Freeman (Oliver Chamberlain)
Eddie Marsan (Peter Page)
Rosamund Pike (Sam Chamberlain)

Genre:
Komödie | Science-Fiction | Action

Trailer:

 

Inhalt:

Gary King, früher wortwörtlich der King seiner kleinen Gang liebevoller Loser an der Schule, ist mittlerweile um die vierzig, hat ein Alkoholproblem und hängt noch immer der Vergangenheit nach, ohne je erwachsen geworden zu sein. So bereut er auch immer noch, mit seinen Freunden und Saufkumpanen nie die berüchtigte Goldene Meile in ihrer Heimat Newton Haven beendet zu haben, bei der es darum geht, zwölf Pubs zu besuchen bis hin zum World’s End-Pub als letzte Station der Reise. Kurz entschlossen reaktiviert er seine früheren Freunde Peter, Steven, Oliver und Andy, allesamt im bürgerlichen Leben verwurzelt und sesshaft geworden und überredet sie, einen zweiten Versuch zu starten. Mittlerweile als Autoverkäufer, Architekt, Immobilienmakler und Anwalt tätig, sind seine einstigen Weggefährten zwar alles andere als begeistert, doch dennoch lockt das Abenteuer und selbst Gary früherer bester Freund Andy lässt sich schließlich überreden.

Szenenbild aus The World's End | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Gemeinsam trifft man sich an einem Freitagnachmittag in Newton Haven und beginnt die etappenreiche Reise zum World’s End, doch das Auftauchen von Olivers Schwester Sam, für die sowohl Steven als auch Gary seit Ewigkeiten schwärmen, erweist sich noch als das geringste Übel für die Truppe, denn alsbald gerät Gary in eine Auseinandersetzung mit einem merkwürdigen Jugendlichen auf dem Herrenklo und bald wird den Freunden bewusst, dass die Menschen um sie herum längst unterwandert sind von einer Schar Aliens, die nichts weniger planen, als die gesamte Menschheit zu ihrem eigenen Besten gleichzuschalten. Ihre einzige Chance zu überleben, besteht darin, so zu tun, als würde ihnen nichts auffallen und so setzen die ungleichen Freunde ihre Tour unbeirrt fort, wenn sie insgeheim doch längst der drohenden Apokalypse ins Auge sehen.

Rezension:

Lange Jahre habe ich auf ihn gewartet, den Abschluss der Blood-and-Ice-Cream-Trilogie des genialen Trios Pegg, Frost und Wright und nun endlich hat es The World’s End im vergangenen September hierzulande ins Kino und nun auch ins Heimkino geschafft und einer Sichtung stand nichts mehr im Wege. Die in Fan-Kreisen auch liebevoll als Three Flavours Cornetto Trilogy (diesmal ist es das Mint-choc-chip-Cornetto in einer denkwürdigen, Szene) betitelte Reihe widmet sich nun also im letzten Teil den Außerirdischen und Drehbuchschreiber Simon Pegg und Edgar Wright stellen eindrucksvoll unter Beweis, dass sie es nicht verlernt haben, einen ganzen Film mit Anspielungen und Reminiszenzen vollzupacken, ohne dabei die eigene – und gewohnt abgedrehte – Geschichte je aus den Augen zu verlieren. Die Freundschaft zwischen Peggs und Frosts Figuren wird hier erneut liebevoll variiert und gar um eine Menagerie von Freunden bereichert, die man in dieser Konstellation gerne öfter bewundert hätte, wenn auch manche der Figuren gerade gegen Ende dem sich zuspitzenden Showdown geopfert werden.

Szenenbild aus The World's End | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Auch fällt auf, dass sich The World’s End ein Stück weit erwachsener, ja beinahe ernsthafter präsentiert als seine Vorgänger und mehr denn je Themen wie Freundschaft, falscher Nostalgie und enttäuschten Erwartungen, ebenso wie der Witz nicht ganz so derbe wirkt, aber natürlich trotzdem unverkennbar vorhanden und großartig ist. Zahlreiche Motive, wie etwa der Hürdenlauf über die Gartenzäune wie auch das obligatorische Bier- (und Wasser!)Zapfen finden sich ebenso in dem Streifen wie ein weiterer dankbarer Gastauftritt eines Ex-Bond-Darstellers. Wenn es dem Film auch nicht gelungen ist, mich auf den ersten Hieb ebenso zu begeistern wie Jahre zuvor noch Shaun of the Dead oder Hot Fuzz, so kristallisieren sich doch in der Rückschau genügend memorable Szenen heraus, um einen gelungenen Abschluss der Trilogie zu konstatieren, wie etwa die gnadenlos gut choreographierte Mär des Antihelden Gary, wie er trotz stetiger Attacken seitens angriffslustiger Aliens sein Glas Bier ein ums andere Mal vorm Fallen bewahrt, ohne es indes zu schaffen, einen Schluck von dem verheißungsvollen Gebräu zu nehmen, ebenso wie »Uns bleibt immer noch die Behindertentoilette« und natürlich die um sich greifende Starbuckisierung der hiesigen Pub-Szene, die ganz wie die Aliens auf Gleichschaltung und Indifferenz abzielt.

Szenenbild aus The World's End | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Manch einem mag das zu blöd sein, aber das wäre dann auch genau die Klientel, der auch schon die ersten beiden Blood-and-Ice-Cream-Filme kaum gefallen haben dürften. In dem Fall kann man sich eine Sichtung natürlich von vornherein schenken, wer allerdings dem Charme der englischen Provinz, wie sie in den Filmen dargestellt wird, verfallen ist, darf auch getrost bei The World’s End einen Blick riskieren und sich – insbesondere bei Kenntnis einschlägiger Genre-Vertreter auf ein Feuerwerk an Hommagen freuen, wie sie liebevoller nicht in die abstruse Handlung hätten eingeflochten werden können. Dennoch ist der Film ernster geraten, als es manchem lieb sein dürfte und mehr denn je sind die vermeintlichen Helden auch tragisch angelegt, kaum je so leichtfüßig wie gewohnt, aber genauso liebenswert wie erhofft. Damit schlägt der Film ungewohnte Seiten an, beeindruckt allerdings durch diesen Umstand nicht nur als reines Gag-Feuerwerk, sondern auch als tatsächlich berührender Film um eine Gruppe Freunde, die sich im Laufe der Jahre mehr auseinandergelebt haben, als es ihnen vielleicht zunächst bewusst ist.

Nein, The World’s End kommt nicht an die komödiantische Größe der Vorgänger heran, besticht aber durch eine neu gewonnene Tiefe in der Charakterisierung der Figuren und deren Beziehung untereinander, so dass er zwar einen geringfügig anderen, aber keineswegs schlechteren Weg geht, zumal wie gesagt der Kern des Reizes der Blood-and-Ice-Cream-Trilogie unumwunden erhalten bleibt. Einzig, dass Bill Nighy diesmal nur mit seiner Stimme, nicht als Charakter mit von der Partie ist, empfand ich als ein wenig traurig, immerhin wird man durch Martin Freemans erneutes Mitwirken ein wenig entschädigt, der eine großartige (und diesmal größere) Rolle bekleidet, wenn er auch nicht ganz an die beiden Hauptattraktionen Pegg und Frost anzuspielen vermag.

Szenenbild aus The World's End | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Wenn der Film also nicht auf den ersten Blick über dieselben Qualitäten verfügt, reiht er sich doch nahtlos in eine rundherum überzeugende Trilogie, wobei ich hier definitiv festhalten muss, dass es einer Zweitsichtung binnen kürzester Zeit bedurft hat, um mit dem Film richtig warm zu werden. Nach rund sechs Jahren Wartezeit erscheint es aber nun einmal auch folgerichtig, dass das Trio Pegg, Frost und Wright unweigerlich auch ein wenig gereift ist und womöglich wäre meine Enttäuschung größer gewesen, wenn The World’s End eben nur ein weiterer, brüllend komischer Aufguss des im Grunde immer selben Themas geworden wäre. So merke ich dem Werk aber deutlich die Liebe an, die in ihm steckt, zumal es sich trotz ernsterer Ambitionen und offensichtlicher Gesellschaftskritik seinen anarchischen Kern bewahrt hat. Es mag sein, dass er dadurch ein wenig ungelenker wirkt, man sich nicht so schnell in die Erzählung findet und im ersten Moment ob der geringeren Gag-Dichte enttäuscht sein mag, dennoch ist es ein schönes Beispiel, wie man eine Trilogie kongenial zu ihrem zufriedenstellenden Abschluss führt (wenn ich mir doch immer noch uneins bin, was ich von der abschließenden Einstellung halten soll).

Fazit & Wertung:

Peggs und Wrights The World’s End, der lang erwartete Abschluss der Blood-and-Ice-Cream-Trilogie wird sicherlich nicht jedermanns Geschmack treffen und auch dem einen oder anderen Fan der Reihe vor den Kopf stoßen, doch offenbaren sich hier ganz andere Qualitäten des filmischen Erzählens, die den Film zwar nicht ganz so witzig wie erhofft haben werden lassen, dafür aber emotionaler als erwartet. Und emotional darf es doch zum Abschluss einer solch großartigen Trilogie durchaus mal werden, oder!?!

8,5 von 10 gleichgeschalteten Menschenrobotern

The World's End

  • Gleichgeschaltete Menschenroboter - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

Peggs und Wrights The World's End, der lang erwartete Abschluss der Blood-and-Ice-Cream-Trilogie wird sicherlich nicht jedermanns Geschmack treffen und auch dem einen oder anderen Fan der Reihe vor den Kopf stoßen, doch offenbaren sich hier ganz andere Qualitäten des filmischen Erzählens, die den Film zwar nicht ganz so witzig wie erhofft haben werden lassen, dafür aber emotionaler als erwartet. Und emotional darf es doch zum Abschluss einer solch großartigen Trilogie durchaus mal werden, oder!?!

8.5/10
Leser-Wertung 8/10 (2 Stimmen)
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Meinungen aus der Blogosphäre:
CineKie: 7/10 Punkte

The World’s End ist am 16.01.14 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Universal Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

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Eine Reaktion

  1. bullion 28. Januar 2014

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